Sportwetten-Anbieter JAXX stellt den Spielbetrieb in Deutschland ein. Die 5 Millionen Euro Sicherheitsleistung für die neue Lizenz zu hoch! (Bildquelle: JAXX Sportwetten)
Für kleine Unternehmen kann es schwierig werden, sich am neu regulierten Glücksspielmarkt in Deutschland zu etablieren. Das gilt für deutsche Online Casinos sowie auch für Sportwetten-Anbieter. Die staatlichen regulatorischen Vorschriften sind streng und darüber hinaus verlangt eine behördliche Lizenz eine Sicherheitsleistung in Höhe von 5 Millionen Euro. Diesen Betrag kann freilich nicht jedes Unternehmen stemmen. Viele greifen auf Fremdkapital zurück, um diese Millionensumme hinterlegen zu können. Bei JAXX Sportwetten, einem auf Deutschland fokussierten regionalen Wettveranstalter, sprengt diese Forderung alle verfügbaren Ressourcen, weshalb sich die Geschäftsführung schweren Herzens für den Rückzug entschieden hat, denn ohne 5 Millionen Euro gibt es keine Wettlizenz und ohne Lizenz kein legales Angebot.
Neue deutsche Lizenz kostet JAXX 5 Millionen Euro
Mit dem neuen in Kraft getretenen Glücksspielstaatsvertrag vom 1. Juli 2021 müssen Online Casinos in Deutschland eine Lizenz erwerben. Das damit einhergehende Erlaubnisverfahren ist aufwendig und durch viele Auflagen vom Gesetzgeber in der Vorbereitung auch kostspielig. Doch unabhängig von allen anfallenden Kosten ist die Hinterlegung von 5 Millionen Euro als Sicherheit sicherlich das schwierigste Unterfangen. Hierbei haben nicht nur kleine Anbieter wie JAXX zu knabbern.
Der Glücksspielkonzern bet-at-home hat ebenfalls seine Zeit gebraucht, um nach wirtschaftlich nicht gerade florierenden Jahren eine entsprechende Finanzierung auf die Beine zu stellen. Hierfür sind unterschiedliche Optionen verfügbar, wie beispielsweise eine Garantie durch Banken. Das Problem aktuell dürfte jedoch sein, dass die Zinspolitik kaum ein wirtschaftlich vertretbares Darlehen zulässt. Auf der anderen Seite wird ein Wettanbieter wie JAXX kaum so hohe Umsatzzahlen aus den letzten Geschäftsjahren vorlegen können, die einen millionenschweren Kredit zulassen würden.
Das einst lizenzierte Unternehmen war mit dem neuen Jahr wie auch alle anderen in Deutschland in Besitz einer Sportwettenlizenz befindlichen Unternehmen dazu gezwungen, eine neue Erlaubnis zu beantragen. Im Rahmen der durch den Glücksspielstaatsvertrag 2021 geltenden Übergangsbestimmungen hatten alle Wettanbieter ihre bestehende Lizenz über das Regierungspräsidium Darmstadt zu erneuern. Mit dem Jahr 2023 gehen die Kompetenzen an die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) über.
Aus den liquiden Mitteln eines regionalen Buchmachers mal eben 5 Millionen Euro abzuschöpfen, um die als Sicherheit für eine deutsche Lizenz zu parken, scheint nicht gerade im Bereich des Möglichen zu liegen.
Was müssen deutsche Kunden beachten?
Zunächst einmal ist es keine gewöhnliche Wettanbieter oder Online Casino Pleite. Der Betreiber hat sich dazu entschlossen, sein Angebot einzustellen, weil die Kosten einer millionenschweren Sicherheitsleistung nicht machbar sind. Kunden werden dennoch weiterhin die Website besuchen können. Der Login in das Spielkonto ist immer noch problemlos möglich und einstweilen ist auch nicht angedacht, die Seite vom Netz zu nehmen. Geld auszahlen ist somit kein Problem.
In Kooperation mit dem Sportwetten-Anbieter NEO.bet aus Deutschland versucht JAXX aktuell, seine Bestandskunden mit einem doppelten Wechselbonus aus gratis Echtgeld und Einzahlungsprämie auf das neue Angebot zu leiten. Damit können bestehende Kunden also sogar von einem Wechsel profitieren und landen bei einem staatlich lizenzieren Anbieter aus Deutschland.
Sowohl auf der Domain für deutsche Spieler sportwetten-jaxx.de als auch auf der internationalen Seite jaxx.com ist die Registrierung und Einzahlung nicht mehr möglich. Der Betreiber informiert hierzu mit: „Achtung: Aufgrund einer Umstellung sind Einzahlungen und Spielaktivitäten derzeit nicht möglich. Ihr Zugang zum Spielerkonto und Auszahlungen sind jedoch weiterhin verfügbar.“
Sind noch mehr Unternehmen betroffen?
Ein weiterer Faktor ist die noch ausstehende Zahlung der verpflichtenden Sicherheitsleistung in Höhe von fünf Millionen Euro. Auch wurden schon Lizenzen abgelehnt, da Anbieter sich nachweislich in der Vergangenheit nicht an die Gesetzeslage gehalten haben. Ein seit nun einigen Monaten bekannter Fall befasst sich mit einer Online Casino Insolvenz. Hierbei musste das aus Bautzen stammende Unternehmen OnlineCasino Deutschland AG die Zahlungsunfähigkeit gegenüber seinen Gläubigern erklären.
Das auf Deutschland ausgerichtete Angebot ist immer noch nicht bundesweit live geschalten und wartet laut Website auf die deutsche Lizenz, um mit Echtgeld-Onlineslots loslegen zu können. Bis dahin scheint der Glücksspielbetreiber von den Portalen ocd.de, slotilda.de und lilapaloma.de offline zu bleiben.
Ein in Deutschland produziertes Sportwetten- oder Glücksspielangebot staatlich lizenziert zu bekommen, ist für kleine Unternehmen offensichtlich mitunter aufgrund der finanziellen Hürden deutlich schwerer als für globale Glücksspielkonzerne. Nur vereinzelt haben sich lokale Betreiber vom stationären Markt in die virtuelle Welt gewagt, wie zum Beispiel die Kling Automaten GmbH mit dem Jokerstar Casino.
Hinterlasse einen Kommentar