Schwere Zeiten für Novomatic

Für Novomatic kommen wegen Corona und Ibiza schwere Zeiten zu, befinden die Analysten von Bloomberg und der Ratingagentur Standard & Poor. (Bildquelle: pixabay by skeeze)

Corona, Ibiza-Skandal und Ainsworth Game Technologies lauten bislang die tonangebenden Stichworte für das bisherige Jahr 2020 für Novomatic und vermitteln, dass für den Glücksspielkonzern wohl schwere Zeiten anbrechen. Das Nachrichtenmagazin Bloomberg sprach mit Vertrauten des Unternehmens, der Ratingagentur Standard & Poor sowie Besitzern von Anleihen des Novoline Spielautomatenherstellers. Die einhellige Meinung lautete dabei, dass die nächsten Monate entscheidend für die Zukunft von Novomatic sein werden. Wie diese ausgeht, wird davon abhängen, in welche Richtung der in die Schlagzeilen geratene Koloss von seinem Besitzer Johann Graf gesteuert wird und ob es gelingt, die vielfältigen, zumeist selbst verschuldeten Probleme zu lösen.

Fallende Einnahmen, hohe Schulden und Ermittlungen bringen schwere Zeiten für Novomatic

Novomatic, der Hersteller der bekannten Novoline Spielautomaten, gleicht momentan einer riesigen Baustelle, deren Teilbereiche fertigzustellen mehr als nur ein paar Monate in Anspruch nehmen dürfte. Die Analysten von Bloomberg sowie von der Ratingagentur Standard & Poor sehen deshalb schwere Zeiten auf Novomatic zukommen. Zuallererst betrifft dies die finanzielle Seite, die in diesem Jahr durch Corona und den monatelangen Schließungen fast aller Casinos und Spielhallen auf der Welt heftig unter Beschuss kommen wird. Standard & Poor geht für das Gesamtjahr 2020 beim Umsatz von einem Rückgang in Höhe von rund 20 Prozent gegenüber den noch rund 2,6 Milliarden Euro aus dem Vorjahr aus. Beim EBITDA wird es wohl noch schlimmer werden, denn hier prognostizieren die Analysten gar einen Rückgang in Höhe von bis zu 40 Prozent. In 2019 erwirtschafte Novomatic hier noch rund 685 Millionen Euro. Dem gegenüber steht die Tilgung von Anleihen in Höhe von 450 Millionen Euro, die in den nächsten 12 Monaten fällig werden. Zusätzlich kommen hier noch 500 Millionen Euro an Anleihen im Jahr 2023 hinzu. Es bedarf bei dieser Gegenüberstellung kaum einer prophetischen Gabe, um für Novomatic schwere Zeiten vorherzusehen. Die sich schon im letzten Jahr angedeutete Verschlechterung der Geschäftslage führt beispielsweise auch dazu, dass Standard & Poor den Daumen über Novomatic senkte und das Rating auf Spekulativ herunterschraubte. 2018 feierte der Spielautomatenhersteller noch sein Rating von BBB- als eines der besten in der Glücksspielbranche. Nun ja, das ist auf absehbare Zeit Geschichte.

Obwohl Novomatic auf finanzieller Seite recht gut ausgestattet ist und zudem, wenn nötig, auf eine Kreditlinie von mehr als einer Milliarde Euro zurückgreifen kann, wird diese Entwicklung die Kriegskasse deutlich schrumpfen lassen. Große Zukäufe wie beispielsweise Ende 2017, als 53 Prozent am australischen Spielautomatenhersteller Ainsworth Game Technologies für 300 Millionen Euro übernommen wurden, dürften nicht mehr drin sein. Gerade diese Übernahme war nicht besonders erfolgreich. Der ehemals als Türöffner für den US-amerikanischen Casino-Markt gepriesene Hersteller entpuppt sich immer stärker als echtes Millionengrab. Schon 2018 vermasselte die australische Tochter die eigene Bilanz aufgrund von Abschreibungen in dreistelliger Millionenhöhe. Stetig einbrechende Umsätze und mittlerweile ein Verlust von rund 30 Millionen Australischen Dollar lassen den damals entrichteten Kaufpreis immer mehr als brachiale Fehlentscheidung erscheinen. In den europäischen Kernmärkten wie Deutschland sieht es außerdem nicht mehr so rosig aus wie früher, was vor allem der politisch gewollten extremen Ausdünnung bei den Spielhallen geschuldet ist. Wenn es somit für Novomatic in den kommenden schweren Zeiten Wachstumschancen gibt, dann wohl eher außerhalb des heimischen Kontinents in Nord- und Südamerika, Asien und Afrika. Vor allem auf die USA und den sich immer weiter öffnenden Glücksspielsektor setzt der österreichische Glücksspielkonzern große Hoffnungen. In Zukunft sollen sogar die eigenen Novoline Spielautomaten nicht nur in den gigantischen Casino Resorts stehen, sondern ebenso in Bars und Inns zu finden sein. Selbst an Tankstellen soll Book of Ra die US-Amerikaner auf Schatzjagd einladen.

Während in den Kernmärkten im terrestrischen Sektor für Novomatic schwere Zeiten zukommen, setzt der Novoline Spielautomatenhersteller nicht nur auf Amerika, Asien und Afrika, sondern ebenso auf das Internet. Der Glücksspielkonzern plant in Zukunft über seine Tochter Greentube deutlich stärker im Bereich Online Casinos zu expandieren. Dies dürfte durch eine gemischte Strategie erfolgen. Zum eine wird Novomatic auf eigene Novoline Csasinos setzen, die als erste die brandneuen Spielautomaten erhalten und zum anderen auf die Lizenzierung der eigenen Slots für bekannte Online Casinos.

Die Ermittlungen in Österreich sind das große Damoklesschwert

Auch wenn nun schwere Zeiten für Novomatic auf finanzieller Seite zukommen, so wird es dem Glücksspielkonzern doch irgendwie gelingen, diese zu meistern. Zu gut ist der Novoline Spielautomatenhersteller global aufgestellt. Das wirkliche Hauptproblem liegt vielmehr im heimischen Österreich in den Ermittlungen wegen möglicher Bestechung und Korruption. Als global agierender Konzern in einem hoch sensiblen Geschäftsumfeld wie dem Glücksspiel steht und fällt alles mit der eigenen Reputation. Diese entscheidet darüber, ob Novomatic von den Glücksspielaufsichtsbehörden als zuverlässig und sauber eingeschätzt wird. Sollte dies nicht der Fall sein, kann diese im schlimmsten Fall dazu führen, dass benötigte Lizenzen nicht erteilt oder bereits erhaltene Konzessionen sogar entzogen werden. Allein die nun fast ein Jahr andauernden Ermittlungen im heimischen Österreich sorgen für enorme Verunsicherung. Dies wird schon daran deutlich, dass der Novoline Spielautomatenhersteller, falls er heute Anleihen herausbringen würde, einen deutlich höheren Risikoaufschlag zahlen müsste. Sollten beispielsweise in Zukunft zudem aus den Ermittlungen eine Anklage werden, könnten die Prozente für die Refinanzierung durch die Decke gehen. Bei einer Verurteilung wären sogar die Expansionspläne in die USA in Gefahr, denn die Aufsichtsbehörden verstehen hinter dem großen Teich in solchen Fragen überhaupt keinen Spaß. Außerdem wären in solch einem Szenario die Schadensersatzkosten sowie Strafzahlungen momentan überhaupt nicht zu beziffern. Dann würden für Novomatic nicht mehr nur schwere Zeiten anbrechen, sondern womöglich wäre das gesamte Lebenswerk von Johann Graf in Gefahr, mit Volldampf in den Abgrund zu steuern.

Vor diesem Hintergrund werden ab September die Analysten und Zeichner der Anleihen von Novomatic ganz genau hinhören, was die zahlreichen geladenen Manager des Glücksspielkonzerns vor dem Ibiza-Ausschuss aussagen werden. Die nächsten Monate, wenn nicht sogar ein bis zwei Jahre, sind für den Hersteller der beliebten Novoline Spielautomaten von enormer Bedeutung. Obwohl das heimische Österreich nur wenig zum Gesamtgeschäft beiträgt, wird sich hier das Schicksal für eine glanzvolle Zukunft oder noch schwerere Zeiten für Novomatic entscheiden.

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