Religion und GlücksspielIm zweiten Teil Glücksspiel und Religion schauen wir dieses Mal auf die in der Wahrnehmung manchmal etwas abseits stehenden Glaubensrichtungen: Neben Judentum, Islam und Christentum glauben Milliarden Leute auch an die Verkündungen etwa der Heiligen der letzten Tage, das sind die Mormonen oder halten als Hindus auch schon mal 20 Jahre den linken Arm hoch und nennen es Meditation. Und wenn Sie schon mal in den Grenz-Casinos von Kambodscha waren oder in Macau, dann wissen Sie um die Leidenschaft der Ostasiaten um Spielautomaten, um Casino Spiele mit hohem Einsatz und bombastischen Gewinnmöglichkeiten vor Ort.

Aber wie geht das zusammen mit Religion, die gerade im Fernen Osten den Menschen eher als Insekt betrachtet? Bei Christen und Muslimen ist Glücksspiel verwerflich, das haben wir schon gesehen, während die Juden Automatenspiele und Poker nicht selten mit einfallsreichen Interpretationen aus der Thora gestatten. Wie also stehen die Gläubigen in Salt Lake City und auf dem indischen Subkontinent ihren Konfessionen nach zum Casino und zocken eigentlich die nach ewiger Ruhe und Verlöschen strebenden Buddhisten? Ein ganz spezieller Fall ist darüber hinaus Scientology, wo persönliche Bereicherung bekanntlich ein Selbstzweck ist – gilt das auch am Spielautomaten?

Mormonen: Glücksspiel und die Heiligen der Letzten Tage

Diese Glaubensrichtung ist vor allem im US-Bundesstaat Utah am Start und die Mormonen gehen von einer besonderen Rolle Amerikas und der Amerikaner im großen Gottesplan aus. Da gibt’s mit dem Buch Mormon sogar eine Art eigene Bibel! Faktisch bezeichnet man sich als Heilige der Letzten Tage, erwartet also das Weltende und angesichts dieses großen Gerichts ist Glücksspiel und sind Casinos bei den Mormonen selbstverständlich verboten. Auch Lotterien unterliegen dem Tabu und immer wieder gibt’s Berichte von führenden Heiligen, die sich öffentlich mit viel Geld gegen Spielautomaten und Co einsetzen – eine Art Lobbyarbeit für den verehrten Vater, Sohn und Spiritus Sancti?

Das Problem: Glücksspiel schüttet aus, ohne dass man dafür etwas tun muss! Streng betrachtet stimmt das zwar nicht – wir müssen ja das Geld für die Einsätze haben und Risiken eingehen – aber Arbeit, Sparsamkeit und Ehrlichkeit sind bei den Mormonen angeblich hohe Tugenden. Wer spielt am Slot, der gibt seine Ehre auf, auch die der Familie und der vielen Ehefrauen, die dort erlaubt sind.

Casinos und Spielautomaten als Versuchung

Die Versuchung ist zentrales Thema und die Abwehr dergleichen so eine Art Tugendschwert, das stets über Salt Lake City und angeschlossene Gemeinden kreist. Ohnehin sind die letzten Tage, bevor dann endlich das Weltgericht gehalten wird, schwierig und voller Versuchung! Daher lohnt es sich statt auf Glücksspiel doch besser auf den Herrn zu setzen und Mormonen empfehlen hier beispielsweise ein tägliches Studium der Heiligen Schrift. Beten um Kraft wider die Versuchung – das ist eine wichtige Grundlage und weil auch im Casino der Satan lauert, sind versuchende, verführerische Orte unbedingt zu vermeiden.

Man denke hier an Jesus selbst, der in der Wüste vom Teufel versucht wurde – auch wenn der keine Spielautomaten dabei hatte, fiel es dem Herrn doch auch schon etwas schwer, den Verheißungen zu widerstehen, angeblich jedenfalls. Aktiver Widerstand gegen die Versuchung, das schließt besonders die Belehrung und Bekehrung anderer mit ein – die Mormonen als Heilige der Letzten Tage gelten als sehr streng in der Gemeinde und nur Gott selbst weiß, welches erzieherische Grauen sich dort in so manchem schmucken, weißgetünchten Eigenheim von Salt Lake City abspielt.

Buddhismus: Casino Spiele und Nirwana?

Der Widerspruch im Buddhismus ist bekannt und sorgt unter Philosophen mit dem Sinn zur Genauigkeit stets für gute Witze am Kaffeeautomaten: Wenn das Endziel die Erlösung ist und das Verlöschen, warum müssen sich Gläubige dann dem achtfachen Pfad und ähnlichem unterwerfen? Die gleiche Frage hatte damals Martin Luther zu prüfen und der wählte bekanntlich die völlig unbekannte Gnade Gottes, die es bei den Buddhisten nicht gibt. Aber gut, wir wollen nicht in den Erbsen rühren – der Buddhismus jedenfalls ist gegen das Glücksspiel und lehnt Casinos aus verschiedenen Gründen ab.

Viele Zahlen und die sechs Gefahren des Glücksspiels

Wir können hier nicht all die fünffachen Versuchungen, achtfachen Wegen, neunfachen Tugenden und was es noch alles an Zahlenmystik und Symboliken gibt diskutieren – Buddhisten jonglieren hier sehr gerne und so gibt es auch die sechs Gefahren, die sich aus dem Spielen in Casinos ergeben. In den Veden, uralten Schriftsammlungen, wird von der „Qual des Spielers“ berichtet, der seine eigene Frau verwettet – Blödheit muss ja auch benannt werden, oder? Der Buddha bezeichnet daher folgende Probleme rund um Spielautomaten und Poker Games:

  • Gewinner werden verachtet und gehasst
  • Verlierer büßen das Vermögen ein
  • Generell wird Vermögen vernichtet (Was eigentlich nicht zählt auf dem Weg ins Nichts 😊)
  • Spieler zählen vor Gericht nicht
  • Freunde und Verwandte wenden sich ab von den Spielern
  • Ein Spieler kann keine Frau versorgen

Auch hält der Buddha das Legen des Schicksals in die Kanten des Würfels für verwerflich und es gäbe drei Typen von Zockern am Automatenspiel:

  • Spieler aus Genuss
  • Spieler aus Leidenschaft
  • Spielsüchtige Zocker

Immer geht es um Gier, um den Glauben an das Glück, was für Buddhisten alles nichtig und Zeitverschwendung ist. Natürlich erkennen wir mit scharfem Blick hier die Hoffnung, möglichst alle Leute auf diese Pfade zu zwingen, damit die gesamte Gesellschaft vor Ort sich in Meditation statt in Tatenkraft versenkt und das eigentliche Glück liegt dann nach deren Auffassung auch in der Kontemplation, dem reinen Nichtstun. Wer hoch zockt und gewinnt, der ist vor dem Fall nicht gefeit – wozu also überhaupt Zeit mit dem Glücksspiel verschwenden?

Hinduismus: Heilige Kühe oder Spielautomaten?

Glücksspiel und Religion

Der kleine Zocker?

Hindus glauben an einen Bezug des Menschen zu quasi Heiligen Abläufen, Gesetzen und Erscheinungen dieses Zirkels, was dann auch in solch bekannten Termini wie dem mittlerweile inflationär verwendeten Karma resultiert. Was wir tun, das ist immer eine Vergeltung für Taten in vergangenen Leben, zugleich aber auch Grundlage für die folgenden Existenzen – aus dieser kruden Moral und Logik folgt dann eine Religion, die sich selbst in unendlich viele Strömungen und Ansichten aufsplittern muss. Die Wiedergeburt ist Gesetz und erscheint als Geschenk und als Fluch, was dann später der eben beschriebene Buddhismus versuchte zu überwinden durch die totale Ablehnung der Welt, des Kosmos und dieser vorgeblichen Kausalitäten. Und wie zu erwarten ist Glücksspiel und sind Automatenspiele im Hinduismus durchaus in Ordnung – es kommt nur auf den Raum, auf die Zeit und auf die jeweilige Ausrichtung des Glaubens an!

Bestimmte Festivals erlauben Glücksspiels für Hindus

Ein bisschen Spielen am Slot ist ok für das Karma? Was genau führt zu negativen Effekten im nächsten Leben? Meistens ist Glücksspiel daher verboten, wird aber zu Festen wie dem berühmten Divali im Norden von Indien erlaubt. Erinnert uns ein bisschen an die Griechen und deren erotische Partys, die einmal im Jahr den ganzen Frust… Ok lassen wir das – beim Divali Fest spielen sogar Kinder mit Karten und die Eltern schauen zu, religiös ist das völlig in Ordnung. Auf diese Weise sollen die Zöglinge lernen, dass Casino Spiele ab und zu in bestimmten Zeiträumen akzeptiert werden – Spaß, aber kein Frust heißt die Devise!

Auch sollten andere Gläubige Spieler beobachten, aus purem Selbstzweck und um zu lernen, dass das Leben clever strukturiert werden muss aus Strenge und Ausgelassenheit. Die verrückten Festivals in Indien mit Kostümen, Kunstblut und allem, was die Staffage zu bieten hat, sind weltberühmt und offenbar hat diese Religion in allen ihren Ausrichtungen zumindest eine gewisse Gelassenheit gegenüber dem Glücksspiel entwickelt. Solange keine Spielsucht vorliegt, ist es nachvollziehbar und darf praktiziert werden – aber eben nur im religiösen Rahmen!

Ferner Osten: Konfuzius, Taoismus und die Slots von Sihanoukville

Die Sittenstrenge in China oder auch Korea und Vietnam ist zum großen Teil extrem heuchlerisch wie es die Jahrtausende alte Tradition ist im Fernen Osten: Überall ist Glücksspiel verboten, aber es gibt Sonderzonen wie Macau und gerne fährt der Chinese in besonders arme Länder wie Kambodscha, um sich dort so richtig an den Spielautomaten gehen zu lassen. Die Ostasiaten spielen äußerst gerne, lehnen es aber öffentlich ab – ein Erbe des Konfuzius, der sein Idealbild von den untergegangenen Shou-Dynastien vor gut 2500 Jahren dauerhaft mittels einer Art Staatstheorie in die Köpfe der Leute vor Ort pressen wollte. „Du bist nichts – dein Volk ist alles“ kennen wir von den Nazis und was hierzulande zu Recht verurteilt wird, ist im Reich der Mitte bis heute Staatsräson.

Der Zwang zur Kollektivität: Casino spielen für andere?

Exakt das ist der Punkt: Spielautomaten sind verwerflich und schlecht für die Moral, aber wer den Jackpot gewinnt, der kann seine Familie versorgen und sich besser stellen als die Nachbarn, die wiederum diesem Beispiel nacheifern werden. In China und Co gab es keine Aufklärung, wohl aber die Devise selbst durch angebliche Kommunisten „Reich werden für alle.“ Ethisch ist das ziemlich komisch und führt zu den schrecklichen Verwerfungen, die dann Städte wie Sihanoukville oder eben die Grenzcasinos in Kambodscha zum Herz der Finsternis macht.

Glücksspiel bei anderen Völkern ist also ok und weil hier beispielsweise die bitterarmen Khmer kaum Möglichkeiten haben Devisen zu verdienen, lässt sich der Chinese vor Ort am Slot Automaten so richtig gehen! Natürlich alles nur für die Sippe – es geht bei dieser Form der Asiaten immer nur um das kleine, traute Heim in Gold, was Konfuzius in seinen Ausführungen als Grundlagen für das Funktionieren des Staates bezeichnet. Moral zählt nur für die eigenen Leute, gleich ob das zunächst die Familie und dann eben das Land in der Summe ist – mit dieser Form des Rassismus wird sich die Welt in den nächsten Jahrzehnten sicher noch beschäftigen müssen.

Und was ist mit Glücksspiel im Taoismus?

Taoismus ist ein wenig entfernt verwandt mit Buddhismus, weil es ebenfalls um Reflektion, um einen bestimmten Weg, um Harmonie und solcherlei geht. Der Rhythmus der Natur ist wie eine Art Flow und Energiefluss, der uns alle erfüllt – Stichworte sind Yin und Yang, auch bei uns. Zum Thema Casino Spiele werden wir hier nichts direkt finden, aber es ist klar: Laut Taoismus ist jeder Mensch für sein Glück und Schicksal selbst verantwortlich – zugleich müssen die Leute aber diesen Fluss der Welt respektieren.

Das Casino wird daher durchaus zu einem höchst lehrreichen Ort: Was passiert mit dem Fluss der Welt, wenn wir gewinnen? Was wenn wie verlieren? Wie sind die Reaktionen? Das Unvorhersagbare des Glücksspiels könnte für Taoisten einen gewissen Reiz bieten und jeder Einsatz, den wir etwa am Spielautomaten tätigen, könnte uns den Jackpot bringen. Genauso ist es mit der Welt und dem Leben im Ganzen – der Lauf ist nicht genau abzuschätzen und nur durch Beobachtung, sollen wir hier vergleichend Casino Tricks nennen, ist ein erfolgreiches und glückliches Leben möglich.

Scientology: Reich werden im Casino als Option für Tom Cruise und Co?

Zum Abschluss noch der Blick auf die absurden Ansichten von Scientology. Der Kern und Umschluss dieser „Religion“ ist für sich genommen bereits eine schlichtweg ausgedachte Fantasie, zumal der Gründer Hubbard bekannterweise auch erfolgreich als Schriftsteller im Bereich Science-Fiction tätig war. Die meistens als Sekte bezeichnete Glaubensrichtung ist vor allem in den USA erfolgreich und hat eine elitäre Struktur sowie einen schlechten Ruf, was auch an den grotesken Praktiken wie dem Clearing, das ist die Reinigung von angeblich belastenden Erinnerungen, liegen mag. Vom Hautwiderstandmesser bis zum Auditing mit entwürdigender Selbstentblößung ist alles dabei. Aber wie steht Scientology nun zum Thema Casino Spiele?

Das Streben nach Gewinn – auch im Online Casino?

Es gibt keine konkreten Texte, die sich Scientologen zuordnen lassen zum Thema Glücksspiel, aber ein Blick auf die Grundlagen dieser Scheinreligion zeigt deutlich: Hier geht es um Gewinnstreben der ganzen „Kirche“ und das Ziel liegt im Vermehren des Vermögens sowohl von Scientology wie auch der Gläubigen in der Summe – ausbeuterische Praxis hin oder her. So können Sie heute bequem online all die faszinierend-illustren Produkte kaufen oder studieren, die wie auch die Dienstleistungen unter das Volk gebracht werden sollen. Es ist also denkbar, dass Scientologen dem Glücksspiel solange einen Wert zumessen, solange das Zocken an Spielautomaten der Religion Geld einbringt – etwa wenn Tom Cruise in Las Vegas beim Roulette Millionen gewinnt und diese dann an seine Kirche spendet!

Vielleicht wollte der alte Hubbard einfach nur stumpfe Jünger um sich und dazu viel Geld, das würde auch passen zu einer amerikanischen Schöpfung, deren theoretische Quellen aus Kapitalismus und eben Sci-Fi als Kunstrichtung in der Literatur speisen. Möglicherweise sind also hochmoderne 3D-Spielautomaten mit ihren vielen Features und der dicken Auswahl in den Online Casinos eine Art Abziehbild von Scientology als Maschine, aber dazu können wir nur spekulieren – das Konzept ist schlicht zu absurd, um daraus wirklich Schlüsse auch für das Glücksspiel ziehen zu können.

 

Hier geht es zum ersten Teil – Wie zocken Juden, Christen und Muslime?

 

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