plant Novomatic den Rückzug

Plant Novomatic den Rückzug aus der CASAG oder gar womöglich aus ganz Österreich? In der Staatsaffäre scheinen die Nerven wohl so langsam blank zu liegen. (Bildquelle: pixabay by Mediamodifier)

Es lässt sich nur darüber spekulieren, inwieweit der bekannten Novoline Spielautomatenhersteller Novomatic das eigene Engagement innerhalb der CASAG als Erfolg betrachtet oder nicht. Allerdings lässt sich so ziemlich sicher annehmen, dass der österreichische Glücksspielkonzern seinen Einstieg in den Konkurrenten wohl weitaus positiver ausgemalt haben dürfte, als es am Ende tatsächlich in der Realität gekommen ist. Bis auf eine jährliche Dividende, ein paar Verkäufe von Video Lottery Terminals und der Lieferung der eigenen Novoline Slots an das Online Casino der CASAG sprang bislang wenig Großes für Novomatic heraus. Deshalb sollte es wohl nicht verwundern, dass erste Gerüchte die Runde in den österreichischen Medien machen. Demnach plant Novomatic den Rückzug aus der CASAG und stellt sogar den Standort Österreich als Ganzes in Frage.

Warum plant Novomatic den Rückzug aus der CASAG und was wären die Folgen

Gut rund drei Jahre ist es nun her, dass der Novoline Spielautomatenhersteller und Erfinder von Book of Ra wie ein Löwe um seine Beute in Bezug auf jedes Prozent an Anteilen bei der CASAG gekämpft hatte. Am Ende verhindern nur die Wettbewerbshüter wegen kartellrechtlicher Bedenken eine komplette Übernahme der Casinos Austria AG durch den Spielautomatenhersteller und so wurde die tschechische Sazka Gruppe zum Mehrheitseigentümer. Trotz der nun weniger gehaltenen Anteile, sollte sich eigentlich der Einstieg bei der CASAG für Novomatic zu einem lohnenden Investment entwickeln. Immerhin konnte hierdurch der Konzern Gewinn in Geschäftsfeldern abschöpfen, bei denen die Casinos Austria AG ein Monopol besitzt. Doch nun im Zuge des großen Skandals rund um FPÖ, CASAG und Novomatic selbst, erscheint das zuvor so hochgelobte Investment plötzlich in einem anderen Licht. Der bereits jetzt schon entstandene Schaden im eigenen Image ist enorm und dies, obwohl die Ermittlungen um die mysteriöse Bestellung von Peter Sidlo in den Vorstand der Casinos Austria AG noch lange nicht abgeschlossen sind.

Bei diesen negativen Voraussetzungen ist es kein Wunder, dass nun bereits die ersten Gerüchte in Umlauf kommen. Nach Aussage des Magazins „Kurier“ plant Novomatic den Rückzug aus der CASAG. All zu abwegig erscheint dies nicht mehr, auch wenn der Spielautomatenhersteller in der Vergangenheit alles unternommen hatte, beim Konkurrenten einsteigen zu können. Ein Investment, welches offensichtlich das eigene Image extrem beschädigt und noch nicht abzusehen ist, ob hochrangige Manager des Konzerns womöglich vor Gericht landen, ist nicht gerade dazu geeignet, weitergeführt zu werden. Zusätzlich könnte sich Novomatic aus der unumgänglichen Nähe der Politik befreien, die ein Unternehmen in zum Teil staatlicher Hand mit sich bringt. Auf der anderen Seite würde solch ein Schritt jedoch ebenso zu Verwerfungen führen. Plant Novomatic den Rückzug aus der CASAG tatsächlich, dann könnten als Käufer der bisher gehaltenen Anteile sowohl die Sazka Gruppe wie auch der Staat Österreich mit seiner ÖBAG infrage kommen. Pikanterweise würde der neue Besitzer der Anteile von Novomatic dann mehr als 50 Prozent halten und somit auch die Kontrolle über die CASAG übernehmen. Dies würde in einem solchen Fall bedeuten, dass die Casinos Austria AG entweder voll unter die Kontrolle des Staates fällt oder in die Hände der Tschechen, der Albtraum der österreichischen Politik.

Der CEO der Sazka Gruppe Robert Chvatal zeigte sich in einem Interview entsetzt über die CASAG-Affäre:

  • Chavatal zeigte sich schockiert über die neusten, veröffentlichten Chatprotokolle von Mitgliedern des Aufsichtsrats der CASAG wie Harald Neumann, Walter Rothensteiner und Josef Pröll
  • er erklärte, dass alle Vorgänge hinter dem Rücken der Sazka Gruppe abliefen und diese von nichts gewusst hätte
  • Chavatal forderte auch persönliche Konsequenzen
  • gleich beim ersten Gespräch mit Sidlo erklärte dieser gegenüber Chvatal, dass sich die CASAG auf mehrere Besitzer von Online Casino Lizenzen in Österreich einstellen sollte
  • die Sazka Gruppe wurde bedrängt, nicht all zu viel Aufhebens wegen der Bestellung von Sidlo zu machen
  • nach eigenen Angaben hat Chvatal das Ausmaß des Postenschacherns schockiert und so etwas hätte er zuvor noch nie erlebt
  • Chvatal bestreitet weiterhin Urheber der erste anonymen Anzeige zu sein, die den CASAG-Skandal in Rollen brachte und zu Razzien führte
  • die Zusammenarbeit mit der ÖBAG in der CASAG wird von der Sazka Gruppe favorisiert
  • Chvatal würde sich entsetzt zeigen, wenn die ÖBAG Peter Sidlo nicht bei der kommenden Hauptversammlung am 10. Dezember zusammen mit den Tschechen abberufen würde

Österreich als Standort steht ebenfalls auf dem Spiel

Wie das Magazin „heute“ weiterhin berichtet und sich hierzu auf einen Artikel im „Kurier“ beruft, scheint der Spielautomatenhersteller nicht nur mit dem eigenen Investment in der CASAG unzufrieden zu sein. Vielmehr könnte sogar das gesamte operative Geschäft in Österreich auf dem Spiel stehen. Doch plant Novomatic den Rückzug tatsächlich auch aus ganz Österreich und was würde dies schlussendlich bedeuten? Vor allem, was könnte bei solch einer tief greifenden Entscheidung abseits der CASAG-Causa noch eine Rolle spielen? Auch wenn die Wahrscheinlichkeit eines geplanten Rückzugs aus dem Heimatland gegenüber einem Ausscheiden aus der Casinos Austria AG deutlich geringer ist, sie jedoch nicht ganz auszuschließen. Seit einigen Jahren weht Novomatic nämlich ein immer rauerer Wind um die Nase. Fast alle lukrativen Bereiche des österreichischen Glücksspielmarktes sind entweder stark eingeschränkt oder darf hier exklusiv die CASAG als Konkurrent den Rahm von der Butter abschöpfen. Zum einen sind dies die Spielbanken, bei der die Casinos Austria AG ein Monopol besitzt. Zwar gewann in der Vergangenheit Novomatic 2 von 3 neu ausgeschriebenen Konzessionen, allerdings wurde diese später wiederum von Gereichten annulliert. Zum anderen hingegen lässt sich auch mit den eigenen Novoline Spielautomaten weniger in Österreich verdienen als möglich. Schuld hieran ist das Verbot des „Kleinen Glücksspiels“ in zahlreichen Bundesländern.

Beide Faktoren, das Monopol der CASAG bei den Spielbanken sowie das Verbot des „Kleinen Glücksspiels“, welches wiederum nur die CASAG mit ihren Bundeslizenzen für VLT’s umgehen kann, sorgen bereits für ein ordentliches Ausbremsen. Dieses wird sogar noch verstärkt durch ein weiteres Monopol bei den Online Casinos. Auch hier konnte Novomatic bislang keine Erfolge erzielen. Viel schlimmer noch, dass jetzt der Novoline Spielautomatenhersteller verdächtig wird, illegale Deals mit der FPÖ hierüber ausgehandelt zu haben. Wären allein diese drei Bereiche schon ein gehöriges Problem im Heimatmarkt, bei dem immer der Konkurrent CASAG die Filetstücke vonseiten des Finanzministeriums zugeschlagen bekam, zieht nun weiterer Ungemach heran. So plant beispielsweise Österreich die Sportwetten zu regulieren und die Anforderungen und Regeln deutlich hochzuschrauben. Ausgerechnet der letzte Geschäftsbereich, in dem Novomatic noch einigermaßen frei Schalten kann, ohne dass dem Konzern die lukrativsten Einnahmemöglichkeiten zum Wohle der CASAG vorenthalten werden. All dies zusammen genügt theoretisch schon allein, um sich die Frage zu stellen, ob Österreich als Heimatland wirklich zukunftsträchtig ist. Vielleicht wäre tatsächlich Novomatic in den Niederlanden oder gar auf Malta besser aufgehoben und die Steuern und Arbeitsplätze dürften sicherlich beiden Ländern gelegen kommen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Novomatic tatsächlich den Rückzug aus der CASAG plant, kann durchaus als recht groß beurteilt werden. Hierbei wird es vor allem auf die Entwicklung innerhalb der CASAG-Causa ankommen und wie stark der Novoline Spielautomatenhersteller noch ins Kreuzfeuer gerät. Ein geplanter Rückzug des operativen Geschäfts im Heimatland Österreich hingegen dürfte trotz aller Querelen recht unwahrscheinlich sein. Viel mehr dürfte es sich hierbei um eine Warnung handeln, nicht zu vergessen, welchen Stellenwert Novomatic im Land als Arbeitgeber und Steuerzahler besitzt.

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