Generaldirektor Labak

Nach diversen Chatprotokollen wurde nun eine E-Mail vom ehemaligen Generaldirektor Labak veröffentlicht. Auch hier kommt der Novomatic-FPÖ-Deal zur Sprache. (Bildquelle: pixabay by rawpixel)

Über die letzten Wochen hat sich der Verdacht in Bezug auf die Novomatic-Affäre durch diverse Aussagen in Chatprotokollen, die den Medien zugespielt und veröffentlicht wurden, zunehmend erhärtet. Immer wieder fielen in der Kommunikation zwischen hochrangigen Managern des Novoline Spielautomatenherstellers und Politikern der FPÖ und ÖVP kleine Andeutungen über den Deal, der seit geraumer Zeit Österreich in Atem hält. Nun fügt sich zusätzlich noch eine veröffentlichte E-Mail in die ganze Geschichte ein, in der der damalige Generaldirektor Labak bereits frühzeitig den Aufsichtsratspräsidenten der CASAG Walter Rothensteiner vor Sidlo warnte. Zusätzlich verweist der frühere Chef des Glücksspielkonzerns auf den Deal zwischen Novomatic und der FPÖ.

Generaldirektor Labak sah hinter der Nominierung von Sidlo durch Novomatic ein „klares Ziel“

Nach einer regelrechten Ära unter dem Chef Karl Stoss, übernahm im Jahr 2017 Generaldirektor Labak das Zepter bei der CASAG. Eine Ära wie sein Vorgänger konnte dieser jedoch nicht begründen, zu sehr wurde er wohl zwischen den diametral unterschiedlichen Interessen der großen Eigentümer Novomatic, Sazka Gruppe und dem Staat Österreich aufgerieben. Am Ende stellte sich sogar noch der eigene Betriebsrat gegen ihn und attackierte Generaldirektor Labak sogar öffentlich für seine getroffenen Entscheidungen und seinen Führungsstil. Trotz des über die zwei Jahre aufgebauten schlechten Images, scheint Alexander Labak durchaus eine ehrliche Haut zu sein, dem das Wohlergehen der Casinos Austria AG tatsächlich am Herzen lag. Zumindest kann dies aus der neusten durchgesickerten E-Mail, die aus dem beschlagnahmten Fundus der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft stammt, so herausgelesen werden. Diese interessante E-Mail vom 16. Februar 2019 gibt jedoch nicht nur einen kleinen Einblick in die Gedankenwelt von Generaldirektor Labak, der seinen Vertrag nicht verlängern wollte, sondern beinhaltet richtigen Zündstoff. Denn der damalige noch amtierende Chef spricht in dem Schreiben an Walter Rothensteiner, dem Aufsichtsratspräsidenten der CASAG, auch über Peter Sidlo, bevor dieser später als Vorstand gewählt wurde. Die mitgeteilten Gedanken können durchaus als Warnung vor dem FPÖ-Politiker verstanden werden.

Über die merkwürdige Nominierung von Peter Sidlo für den Vorstandsposten innerhalb der CASAG durch die Novomatic AG äußerst sich Generaldirektor Labak nicht gerade verblümt. Seiner Meinung nach würde diese „ganz offensichtlich“ einem klaren Ziel dienen, nämlich von der FPÖ im Gegenzug politische Unterstützung beim Thema Konzessionen zu erhalten. In Klammern gesetzt ist hier die Rede vom online-gaming, was nichts anderes als eine Online Casino Lizenz bedeutet, bei der die CASAG seit Jahren ein Monopol in Österreich besitzt und extreme Umsätze generiert. Weiterhin spekuliert der damalige Generaldirektor Labak in seiner E-Mail an Walter Rothensteiner, dass Peter Sidlo von der FPÖ deshalb wohl kaum in dieser Frage sich für die Beibehaltung des Monopols bei den Online Casinos in der Alpenrepublik einsetzen würde. Dies wäre dann logischerweise den Interessen der Casinos Austria AG, in der Sidlo dann selbst Vorstand ist, entgegengesetzt. Des Weiteren spricht Alexander Labak im Schreiben dem FPÖ-Politiker, wie später auch der externe Personalberater Zehnder, die Qualifikation für den Posten des CFO ab. Ginge es nach dem damaligen Generaldirektor, hätte die CASAG sogar auf einen dritten Vorstand komplett verzichten können, da es für drei Manager „einfach nicht genug zu tun“ gäbe. Vielmehr würden sich diese sogar gegenseitig auf die Füße treten. Zusätzlich wäre eine Verkleinerung des Vorstands von drei auf zwei Personen ebenso ein starkes Zeichen an die Mitarbeiter gewesen. Diese hatten nämlich zuvor ein Sparprogramm über sich ergehen lassen müssen.

Die neuste Enthüllung der E-Mail von Generaldirektor Labak an den Aufsichtsratspräsidenten Walter Rothensteiner vom 16. Februar 2019 stammt von Florian Klenk, dem Chefredakteur des Magazins Falter. Die zweiseitige Kopie des Schreibens veröffentlichte dieser über seinen Account bei Twitter.

Warum der Posten als CFO im Vorstand der CASAG hochsensibel ist

Trotz der klaren Bedenken gegen Peter Sidlo durch den ausscheidenden Generaldirektor Labak im Februar dieses Jahres, wurde nur wenig später dieser bekanntlich auch gegen den Willen von Rothensteiner durchgedrückt. Hierzu sorgte bislang eine Aktennotiz des Aufsichtsratspräsidenten für Schlagzeilen, in der von politischem Druck die Rede war sowie vom ominösen Deal zwischen der FPÖ und Novomatic. In der nun veröffentlichten E-Mail, die über den Twitter-Account des Chefredakteurs des Magazins Falter in die Öffentlichkeit gelangte, taucht hier ebenfalls wieder dieser Vorwurf auf. Zugleich könnte das Schreiben, neben dem ominösen Deal, noch weitere Fragen um die Bestellung von Peter Sidlo beantworten. Die Position des CFO ist in jedem Unternehmen hochsensibel, denn der Chief Financal Officer ist der Herr über die Finanzen und damit verbunden verantwortlich für eine ganze Reihe wichtiger Bereiche. In Zusammenhang mit einem weiteren Namen, Merwald, über den Generaldirektor Labak seine Gedanken ausbreitet, wird deutlich, warum eine ordentliche Besetzung so wichtig für die CASAG ist. Der CFO innerhalb der Casinos Austria AG ist nämlich ebenso verantwortlich für die Beschaffung neuer Spielautomaten für die 12 Casinos in Österreich und weiterer Spielbanken im Ausland. Ein der Novomatic AG freundschaftlich verbundener CFO, könnte hier direkten Einfluss nehmen und hauptsächlich die bekannten Novoline Spielautomaten einkaufen.

All diese Bedenken äußerte Generaldirektor Labak in Bezug auf die mögliche Bestellung von Merwald als neuen CFO im Vorstand der CASAG. Zwar erscheint hier kein Vorname in der E-Mail, da es sich jedoch um einen Mann von Novomatic handeln soll, dürfte es sich hier wahrscheinlich um Alexander Merwald drehen. Dieser ist beim Spielautomatenhersteller in der Funktion des Head of Group M&A tätig. Labak sah in seiner Person noch weitere mögliche Probleme. Wie er ausführt, ist dessen „Loyalität strikt an den Professor gebunden“, womit eigentlich nur Johann F. Graf, der Gründer und Besitzer von Novomatic, gemeint sein kann. Auch hier wäre ein Interessenskonflikt zwischen dem Wohl der CASAG sowie dem Spielautomatenhersteller vorprogrammiert. Um dies zu verdeutlichen, wies Generaldirektor Labak noch einmal daraufhin, dass in vielen Glücksspielmärkten und Geschäftsbereichen die Casinos Austria AG sowie Novomatic Konkurrenten sind. Ein CFO, dessen Loyalität Johann F. Graf gehört, dürfte sich wohl kaum vollumfänglich für die Belange der CASAG einsetzen, wenn diese im Widerspruch zu den Wünschen des Konzerns aus Gumpoldskirchen stehen. Zu guter Letzt weist Alexander Labak ebenfalls Rothensteiner in seiner E-Mail noch daraufhin, das ein direkter Kandidat für den Vorstandsposten von Novomatic wohl zu Problemen mit den Wettbewerbsbehörden führen könnte. In der Vergangenheit hatte das Kartellgericht eine Übernahme der CASAG durch den Spielautomatenhersteller verboten und dessen Einfluss auf maximal 25 Prozent begrenzt.

Bekanntlich wurde Merwald nicht der neue Vorstand für Finanzen in der CASAG, sondern der FPÖ-Politiker Peter Sidlo. Doch lassen sich die Bedenken gegen Ersteren bis auf die Probleme mit der Wettbewerbsaufsicht ebenso auf Letzteren projizieren. Sollten sich nämlich die Vorwürfe über den Deal zwischen der FPÖ und Novomatic bewahrheiten, dann würde Sidlo sicherlich zuerst im Sinne von Novomatic handeln und erst zweitrangig die Interessen der CASAG vertreten. Für einen Konzern gibt es wohl nicht Schlimmeres, als einen Vorstand zu beschäftigen, der die Agenda eines Konkurrenten verfolgt.

Der damalige noch amtierende Vorstand Dietmar Hoscher war Generaldirektor Labak zu eigensinnig

Schon kurz nach der Regierungsbildung zwischen ÖVP und FPÖ war vielen Beobachtern klar, dass die Tage vom damaligen Vorstand Dietmar Hoscher innerhalb der CASAG wohl gezählt sein dürften. Der ehemalige Politiker der SPÖ stand erstens der Opposition zu nahe und zweitens ist es lang gelebte Tradition in Österreich, dass neue Vorstände in staatsnahen Unternehmen gern mit Personen neu besetzt werden, die den Regierungsparteien wohlgesonnen sind. Allerdings ist die nicht erfolgte Verlängerung des Vertrags von Dietmar Hoscher als Vorstand der CASAG wohl nicht nur dem typischen Geschachere um lukrative Pöstchen geschuldet gewesen, was zumindest die E-Mail von Generaldirektor Labak vermuten lässt. Hierin lässt dieser nämlich, bis auf die unwidersprochen fachliche Kompetenz, kein gutes Haar an Hoscher. Dieser wäre zu eigensinnig und würde nicht mehr in ein modernes Unternehmen passen. Zudem bezeichnete er ihn als „survivor“, als Überlebenden, dem es nur um die Absicherung seines Postens gehen würde. Außerdem beschwerte sich Generaldirektor Labak bei Rothensteiner über dessen ständiges Abtauchen, wenn wichtige Entscheidungen anstehen würden. Entweder wäre er krank oder gar nicht erst erreichbar. Dieses Verhalten soll Dietmar Hoscher bereits in der Ära unter Karl Stoss an den Tag gelegt haben. Ebenfalls für Ungemach bei Generaldirektor Labak sorgte seine ständige Gegenwehr, wenn es um Kostensynergien ging.

Die ausgebreiteten Gedanken von Generaldirektor Labak zeugen nicht gerade von einer echten Geschlossenheit im Vorstand der CASAG zu Beginn dieses Jahres, sofern all diese geäußerten Gedanken zutreffen. Der bemerkenswerteste Punkt in der E-Mail ist jedoch, dass Dietmar Hoscher seine Abteilung wie eine Art „black box“ führte, wie Labak selbst schrieb. Ohne die ausdrücklich persönliche Zustimmung durften seine Mitarbeiter angeblich nicht einmal mit den damals anderen zwei Vorständen, Generaldirektor Labak und Vorstand Bettina Glatz-Kremsner, sprechen. Ebenso soll er sogar Einblicke in das Budget seiner Abteilung verhindert haben. Zustände, die wohl nur in einem staatsnahen Konzern in der Form möglich sind. Wegen all dieser Faktoren hielt Labak den Wert von Dietmar Hoscher als Manager innerhalb der Casino Austria AG als „nur noch beschränkt“. Vom zweiten damaligen Vorstand, Bettina Glatz-Kremsner, die mittlerweile zum Generaldirektor ernannt wurde, hielt er hingegen viel und sprach sogar von einem fast freundschaftlichen Verhältnis. Bei ihr hatte er nur ihre damalige Funktion als stellvertretende Vorsitzende der ÖVP zu bemängeln und riet ihr, dieses Engagement für ihren neuen Chefposten bei der CASAG aufzugeben. Abschließend schrieb er über sie, dass sie die „institutionelle politische Nähe zu Politik“ aufgrund ihrer Qualifikation gar nicht nötig hätte. Später folgte Bettina Glatz-Kremsner diesem Rat und gab ihre Position bei der ÖVP für den Posten des Generaldirektors auf.

Nicht nur über Peter Sidlo, Merwald, Dietmar Hoscher und Bettina Glatz-Kremsner äußerte sich der damalige Generaldirektor Labak in der E-Mail gegenüber Walter Rothensteiner. So bezeichnete er beispielsweise den heute amtierenden Vorstand der CASAG, Martin Skopek, als „Vasall“ der tschechischen Sazka Gruppe. Angeblich soll dieser in der Vergangenheit einmal klargemacht haben, dass dieser nur 80 Prozent seiner Zeit für die CASAG opfern würde. Die restlichen 20 Prozent wiederum würde er für Komarek zur Verfügung stehen, dem Besitzer der tschechischen Sazka Gruppe. Seine Loyalität, so machte Generaldirektor Labak deutlich, würde „exklusiv“ Komrarek und somit nicht der Casinos Austria AG gehören.

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.