Auswirkung gesetzlicher Regulierung auf die Kanalisierungsquote gewerblichen Automatenspiels in Deutschland! (Bildquelle: Erik Mclean auf Unsplash)
Laut einer im März 2023 veröffentlichten Studie des Verbands der Deutschen Automatenindustrie (VDA) ist die Kanalisierungsquote von illegalem Glücksspiel in den legalen und regulierten Markt auf einen neuen Tiefstand gefallen. Insbesondere im gewerblichen Geldspielbereich lag die Kanalisierungsrate im Jahr 2022 niedriger als je zuvor. Gleichzeitig stieg der Schwarzmarktanteil auf 30 bis 46 Prozent an. Die Untersuchung des Geldspielmarktes zeigt, dass die seit 2014 ergriffenen Regulierungsmaßnahmen direkte Auswirkungen auf den Rückgang der Quote an Spielern haben, die in das legale Geldspiel gelenkt werden. Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, dass weiterhin Anstrengungen unternommen werden müssen, um den illegalen Glücksspielmarkt einzudämmen und den legalen und regulierten Markt zu stärken.
Entwicklung der zentralen regulatorischen Vorgaben für das gewerbliche Automatenspiel
Die Einführung von Regulierungen im Glücksspielbereich hat das Ziel, Spieler zu schützen. Dazu gehört vor allem der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Glücksspiel, die Vermeidung von Spielsucht sowie die Prävention von Manipulation und Betrug. Es ist wichtig, dass sich regulatorische Vorschriften kontinuierlich weiterentwickeln und an technologische und gesellschaftliche Entwicklungen anpassen.
In Deutschland lassen sich drei verschiedene Regulierungsregime für das gewerbliche Automatenspiel unterscheiden: Vor 2006, zwischen 2006 und 2014 sowie seit 2014. In dieser Zeit haben sich die gesetzlichen Vorgaben teilweise erheblich verändert und insbesondere seit 2014 wurden die Anforderungen an die Betreiber von Glücksspielangeboten deutlich verschärft. Dies zeigt, dass der Gesetzgeber bemüht ist, den Schutz der Spieler kontinuierlich zu verbessern und den Entwicklungen im Glücksspielmarkt Rechnung zu tragen. Was letztlich auch legale Online Casinos Deutschland ermöglicht hat, da dieser Trend trotz einer großen konservativen Front nicht mehr wegzudebattieren war.
Merkmal | Regulierungsregime I (vor 2006) | Regulierungsregime II (2006 – 2014) | Regulierungsregime III (2014 – Jetzt) |
---|---|---|
Mindestspieldauer | Zwölf Sekunden | Fünf Sekunden | Fünf Sekunden |
Maximaler durschnittlicher Stundenverlust | 28,96 € | 33 € | 20 € |
Maximaler Stundengewinn | 600 € | 500 € | 400 € |
Maximaler Stundenverlust | 60 € | 80 € | 60 € |
Einsatzgrenze je Spiel | 0,20 € | 0,20 € | 0,20 € |
Gewinngrenze je Spiel | 2 € | 2 € | 2 € |
Spielpause | – | Fünf Minuten nach einer Stunde Spiel | Fünf Minuten nach einer Stunde Spiel, Spielabbruch nach drei Stunden Spiel |
Aufstellung von Geldspielgeräten in Spielhallenkonzessionen | Ein Geldspielgerät pro 15 Quadratmeter Grundfläche – maximal zehn Geräte | Ein Geldspielgerät pro zwölf Quadratmeter Grundfläche – maximal zwölf Geräte | Ein Geldspielgerät pro zwölf Quadratmeter Grundfläche – maximal zwölf Geräte |
Aufstellung von Geldspielgeräten in Gastronomiebetrieben | Maximal zwei Geräte | Maximal drei Geräte | Maximal zwei Geräte |
Fun-Game-Automaten | – | Verboten | Verboten |
Maximal gespeicherter Geldbetrag bei der Geldannahme | – | 20 € | 10 € |
Automatischer Geldeinsatz | Ja | Ja | Nein |
Verwendung gerätegebundener und personenungebundener Identifikationsmittel | Nein | Nein | Ja |
Die Tabelle zeigt, dass die Regulierungen im Glücksspielbereich in Deutschland seit 2014 teilweise deutlich verschärft wurden. Einige der Lockerungen, die 2006 eingeführt wurden, sind wieder zurückgenommen, während in anderen Bereichen die Regelungen deutlich strikter wurden. Beispielsweise ist die Zahl der erlaubten Geräte in gastronomischen Betrieben auf maximal zwei reduziert worden, was zu einer Verringerung der Anzahl legaler Automaten geführt hat. Auch die Vorgabe, dass die Automaten nach drei Stunden Spiel automatisch abbrechen und zurückgesetzt werden müssen, erscheint auf den ersten Blick unverhältnismäßig.
Durch Überregulierung verliert das gewerbliche Geldspiel an Attraktivität, was wiederum dem Schwarzmarkt in die Karten spielt. Nicht ohne Grund kritisieren Dachverbände der Sportwettenanbieter und Online Casinos punktuell die Glücksspielgesetze. Mehr dazu lesen Sie in diesem Artikel.
Schwarzmarktanteil 2014 nach Paradigmenwechsel auf nur noch 4 Prozent
Ob der Gesetzgeber 2014 über das Ziel hinausgeschossen ist, lässt sich zwar nicht pauschal beantworten, erscheint aber wahrscheinlich. Die verschärften Regulierungen haben das Ziel, den Spielerschutz zu verbessern und das Risiko von Glücksspielabhängigkeit zu minimieren. Es ist jedoch wichtig, dass die Regulierungen auch praxisgerecht und verhältnismäßig sind, um den Spielbetrieb nicht unverhältnismäßig zu beeinträchtigen. Eine sorgfältige Evaluierung der Auswirkungen der Regulierungen auf den Glücksspielmarkt und den Spielerschutz kann hierzu beitragen und gegebenenfalls notwendige Anpassungen ermöglichen.
Im zweiten Regulierungsregime scheint der Staat die richtige Balance gefunden zu haben. Mit Einführung der fünften Novelle der Spielverordnung im Jahr 2006 verringerte sich der Anteil des illegalen Glücksspiels schlagartig von zuvor massiven 41 Prozent auf nur noch 11 Prozent, und in den weiteren Jahren auf nur noch 4 Prozent. Grund hierfür war ein Paradigmenwechsel in der Gesetzgebung, der nicht nur illegales Spielen verhindern, sondern gerade legales Spielen attraktiver machen sollte.
Dadurch konnte der weitverbreitete Fun-Game-Markt weitgehend ausgetrocknet werden. Es zeigt sich also, dass eine praxisgerechte Regelung, die auf den Schutz der Spieler und Jugendlichen ausgelegt ist und gleichzeitig legales Spielen attraktiv gestaltet, langfristig eine höhere Kanalisierungsquote und weniger illegale Angebote bewirken kann.
Verstetigung des nicht erlaubten Geldspiels. In Deutschland ist neuesten Untersuchungen zu Folge jedes vierte Geldspielger%C3%A4t nicht zugelassen und diese Entwicklung schein noch lange nicht zu Ende zu sein. Mehr dazu lesen Sie in diesem Artikel.
Die bedeutende Weisheit der Informatik heißt: „Never Change A Running System“. Beziehen wir diese Aussage auf den gewerblichen Geldspielmarkt, dann müssen wie uns Fragen, warum hat die Politik ein gut laufendes System mit hoher Kanalisierungsquote offensichtlich nachteilig verändert, sodass seit einigen Jahren das illegale Glücksspiel wieder in diese Erfolgsspur zurückfindet?
Stetiger Rückgang der Kanalisierungsquote seit 2012
Die Kanalisierungsquote des gewerblichen Automatenspiels in Deutschland erreichte im Zeitraum von 2012 bis 2014 mit etwa 96 Prozent ihren Höchststand. Seitdem ist sie jedoch stark rückläufig und lag im Jahr 2022 nur noch bei etwa 70 Prozent. Der führende Autor der Studie, Prof. Justus Haucap von Dice Consult, führt diesen Rückgang auf die verstärkte Regulierung des Glücksspielmarktes mit der Novellierung der Spielverordnung 2014 zurück.
Nach seiner Ansicht machen die neuen Regelungen das Spielen auf legalen Geräten zunehmend unattraktiv und drängen Verbraucher so in illegale Angebote. Der Staat schaffte so selbst eine Lücke im Angebot an Geldspielgeräten, die der Schwarzmarkt nun zu decken versucht.
Ende des Trends noch nicht erreicht
Die Studie zeigt auch, dass sich der Trend voraussichtlich weiter verschlechtern wird. Denn viele der Restriktionen sind noch gar nicht umgesetzt und es gibt bisher noch eine Übergangsregelung bezüglich Mehrfachkonzessionen und Mindestabstandsregeln für Bestandsspielhallen. Die Studie prognostiziert einen weiteren Rückgang der Kanalisierungsquote auf nur noch 38 bis 55 Prozent bis zum Jahr 2026, wenn die Politik nicht früher handelt.
Das würde bedeuten, dass bereits über die Hälfte der Gesamtnachfrage an Automatenspielen durch illegale Schwarzmarktangebote bedient werden könnte. Diese Prognose zeigt die dringende Notwendigkeit, den Glücksspielmarkt in Deutschland stärker zu regulieren und gleichzeitig die Attraktivität des legalen Glücksspiels zu erhöhen. Der Anreiz am Glücksspielautomaten legal spielen zu können braucht mehr Unterstützung aus der Politik.
Entwicklung legaler und illegaler Glücksspielautomaten
Quelle der Grafik: DICE Consult basierend auf Vieweg (2022, S. 23) und Arbeitskreis gegen Spielsucht e.V. (1997 bis 2022) sowie eigene Berechnungen. Zu sehen ist die Anzahl erlaubter Spielgeräte sowie der Entwicklung nicht erlaubter Geldspielgeräte in Deutschland zwischen den Jahren 1997 und Prognosen bis 2026.
Es ist wichtig, dass die Politik schnell handelt und Maßnahmen ergreift, um den illegalen Glücksspielmarkt zu bekämpfen und den Spielerschutz zu verbessern. Dazu gehört auch eine regelmäßige Evaluierung und Anpassung der Regulierungen, um sicherzustellen, dass sie den aktuellen Bedürfnissen und Trends des Glücksspielmarktes gerecht werden.
Spieler und Jugendschutz finden nur im regulierten Bereich Anwendung
Die Autoren der Studie betonen in ihrem Fazit erneut die Wichtigkeit einer praxisgerechten Regelung, insbesondere im Hinblick auf den Schutz von Spielern und Jugendlichen. Nur im regulierten, legalen Bereich seien die Verbraucher ausreichend geschützt. Daher sollte die Kanalisierung der Verbrauchernachfrage in legale Angebote das primäre Ziel der Gesetzgebung sein. Zu restriktive Maßnahmen können zu einer gegenteiligen Bewegung in Richtung illegaler Angebote führen.
Die Studie hebt das Regulierungsregime II, also den Zeitraum zwischen 2006 und 2012, als positives Beispiel hervor, da zu dem Zeitpunkt der Schwarzmarkt auf nur noch 4 Prozent reduziert und damit praktisch eliminiert wurde. Eine höhere Kanalisierungsquote würde auch dem Staat selbst zugutekommen. Laut Studie verlor der deutsche Staat durch restriktive Maßnahmen von 2014 bis 2022 etwa 3,7 Milliarden Euro an den Schwarzmarkt.
Diese Summe wird aufgrund des weiteren Abwärtstrends weiter steigen. Letztendlich würden von einer hohen Kanalisierungsquote sämtliche Akteure im legalen Markt und insbesondere die Spieler im geschützten Rahmen profitieren, während nur die Betreiber illegaler Glücksspielautomaten als Verlierer zurückbleiben würden.
Der Europäische Verbraucherschutzzentraum hat sich bereits mit den Entwicklungen des legalen Glücksspielmarktes in Deutschland befasst und äußerst kritisch geurteilt. Lesen Sie in diesem Artikel mehr zu diesem Sachverhalt.
DICE Consult Fazit zur Feldstudie: „Von einer hohen Kanalisierungsquote würden schlussendlich sämtliche Akteure im legalen Markt und vor allem die in einem geschützten Rahmen Spielenden profitieren. Einzige Verlierer wären die kriminellen Betreiber von illegalen Glücksspielautomaten.“
Die komplette Studie der Deutschen Automatenindustrie mit dem Titel „Entwicklung der Kanalisierungsquote des gewerblichen Automatenspiels in Deutschland“ gibt es hier als PDF-Download!
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