
Österreichs Spielerhilfe-Verein deckt auf: Casinos Austria Jugend- und Spielerschutz auf unterirdischem Niveau! (Bildquelle: cottonbro studio auf Pexels)
Der ehrenamtliche Spielerhilfe-Verein Österreich hat im Rahmen einer Pressekonferenz am 18.4.2023 mit ihrem Sprecher Christoph Holubar schonungslos das mögliche Versagen der Casinos Austria (CASAG) im Hinblick auf Jugend- und Spielerschutz aufgedeckt. Durch mehrere Dutzend Mystery-Shopping-Vorgänge in den Spielstätten sowie Testkäufe in lizenzierten Lottoverkaufsstellen kamen verschiedene Mängel beim Spielerschutz zum Vorschein sowie grobe Verletzungen von geltenden Jugendschutzgesetzen. In diesem Kontext machte die Spielerhilfe ernst und überreichte, wie schon wenige Wochen zuvor gegen die Amatic Industries, einen Stapel voller Anzeigen gegen die CASAG sowie die zum Glücksspielkonzern dazugehörenden Österreichischen Lotterien. Alarmierend kommt hinzu, dass die österreichische Republik an der Unternehmensgruppe beteiligt ist.
Frisiert die teilstaatliche Casinos Austria AG möglicherweise Daten in der Sperrliste?
Schon in der Ankündigung der österreichischen Spielerhilfe zum Thema „Casinos Austria – Das Ende“ hat Christoph Holubar auf Fakten aus Insiderinformationen verwiesen. In der Berichterstattung wurde nun klar, warum der CASAG Spielerschutz in den Medien immer als das einzig wahre Erfolgsmodell dargestellt wird. Immerhin füllt sich die Spielerdatenbank regelmäßig, somit werden Problemspieler von den Spielstätten ferngehalten und können ihre potenziell finanzielle Notlage nicht noch weiter verschlimmern.
Allerdings bezeichnet der Spielerschutzverein diese Praxis als „Greenwashing“. Das Unternehmen stellt es medial so da, als würde es seine Kunden vor den Gefahren des Glücksspiels allumfassend schützen. Daher auch die ständig steigende Zahl gesperrter Spieler. Die Sperrliste der Casinos Austria und Österreichischen Lotterien erfasst jedoch nicht ausschließlich jene Kunden, die durch das interne Spielersperrsystem eine Selbstsperre vorgenommen haben oder im Einzelfall durch den Betreiber gesperrt wurden, sondern erhält Updates durch Privatinsolvenzen.
Vielmehr landen auf der Liste also immer wieder Personen, die beispielsweise im Zuge einer Privatinsolvenz durch den Staat erfasst wurden. Das heißt aber noch lange nicht, dass diese Menschen Glücksspielautomaten der Casinos Austria spielen oder von anderen Spielformen Gebrauch machen. Dies dient einfach dazu, in der Öffentlichkeit als vertrauenswürdiges Unternehmen wahrgenommen zu werden, welches ein großes Engagement bei der Suchtprävention und Spielerschutz an den Tag legt.
Ein CASAG-Insider, der anonym bleiben will erklärt hierzu: „Dieser Vorgang läuft schon über sehr viele Jahre so. Es handelt sich um einen simplen Trick. Die Casinos und Lotterien wollen damit den Spielerschutz als öffentlich gut verkaufen, obwohl er es in Wahrheit gar nicht ist.“
Steinzeit-Spielerschutz und Soziale Verantwortung Fehlanzeige?
Wenn ein teilstaatliches Glücksspielmonopol es in einem Land wie Österreich für notwendig erachtet, für eine bessere Außendarstellung die Spielerdatenbank zu beschönigen, dann stellt sich natürlich die Frage, ob der Spielerschutz in den Spielotheken, Spielbanken und dem einzigen staatlich lizenzierten Online Casino wirksam ist. Christoph Holubar führt in der Pressekonferenz ein Beispiel an, welches an der Seriosität der Casinos Austria zweifeln lässt. Zumindest was die Umsetzung von Spielerschutzbestimmungen in den Spielstätten sowie beim parallelen Angebot von Online-Glücksspiel betrifft.
In einem anonym geführten Interview belegte die spielerhilfe.at die gravierenden Mängel beim Spielerschutz. Ein Mann beschreibt darin, dass er über Jahre Abertausende Euro verzockt hat und lediglich in drei kurzen Beratungsgesprächen, die mit „Gesetzlich müssen wir hier ein kurzes Gespräch führen“ durch einen Mitarbeiter der Spielstätte angekündigt wurden. Der interviewte Glücksspielsuchtkranke war in diesen Situationen nach eigener Aussage bereits „massiv spielsüchtig“.
Ihm wurde allerdings nicht eine Sperre empfohlen oder gar Schritte durch den Spielbetrieb eingeleitet. Vielmehr gab es einen kurzen Abriss zum Suchtpotenzial des Glücksspiels und den entsprechenden im Eingangsbereich ausgelegten Broschüren zu diesen Themen. Wie es um seine finanzielle Lage steht, wurde nie geprüft, obwohl er Abertausende Euro in den Geldspielgeräten verzockt hat. Später kam es zu einer Sperre, die jedoch nicht im Online Casino win2day.at greift. Das virtuelle Tool zum Spielerschutz, welches das Spielverhalten überwacht und bei einer Abweichung warnen soll, können Spieler einfach abschalten.

(Bildquelle: win2day.at)
Der mangelhafte Spielerschutz im Casinos Austria Online Casino steht seit Jahren in der Kritik, doch geändert hat sich nichts. Tools, die zum Beispiel in Deutschland verpflichtend sind, um ein konsequentes Spieler-Tracking zu gewährleisten, können Kunden anscheinend im Win2day Casino in Eigenregie ab- und einschalten. Mehr dazu lesen Sie in diesem Artikel.
In einem Video auf der Pressekonferenz behauptet ein Spielsüchtiger die Vorgehensweise bei auffälligen Spielverhalten: „Ich konnte tagein, tagaus da reingehen. Es hat sich keiner für mich interessiert. Wenn ich Tausende Euro in diese Glücksspielautomaten gesteckt und verspielt habe, war das kein Problem. Ich habe in den vielen Jahren, in denen ich bei den Casinos Austria gespielt habe, zwei oder drei sogenannte Beratungsgespräche gehabt. Da ist ein Croupier auf mich zugekommen und hat gesagt: ‘Gesetzlich müssen wir hier ein kurzes Gespräch führen’.“
Spielerschutz nur für EU-Bürger?
Diskriminierung beim Spielerschutz ist per Glücksspielgesetz in Österreich notifiziert! Wie der Spielerverein erklärt, gelten die Spielerschutzbestimmungen ausschließlich für EU/EWR-Staatsbürger. Dabei leben und arbeiten Tausende Personen seit vielen Jahren in Österreich sowie auch in Deutschland oder der Schweiz, die wie im vorliegenden Fall beispielsweise aus Bosnien stammen. Von einem Unternehmen wie der Casinos Austria Gruppe ist bei all der Werbung für verantwortungsvolles Spielen und dem hohen Stellenwert des Spielerschutzes davon auszugehen, dass jeder Mensch gleichbehandelt wird.
Das ist aber nachweislich nicht so. In den Spielbetrieben wird ganz klar zwischen EU und Nicht-EU unterschieden. Durch die Anmeldung mit einer Spielerkarte ist die Staatszugehörigkeit dem Betreiber bekannt und dieser braucht gemäß den Vorschriften im Glücksspielgesetz keine Maßnahmen ergreifen, wenn bei einem nicht EU-Bürger problematisches Spielerverhalten auftritt. Der aufgerollte Fall der Spielerhilfe mit einem Betroffenen gebürtigen Bosnier, der seit Jahren in Österreich wohnhaft ist und auch arbeitet, führten diese Verfehlungen anscheinend zu Verlusten von knapp 400.000 Euro.
Der Mann zockte angeblich in WINWIN Spielstätten der Österreichischen Lotterien und wurde in keiner Weise durch den Service auf sein kritisches Spielerverhalten angesprochen. Hierzu hat der Verein-Spielerhilfe ein Dokument öffentlich gemacht, welches einen Auszug seiner Spielerkarte zeigt unter andere die erlittenen Verluste und Anzahl der Besuche sowie die Maßnahmen, um gegenüber dem Spielgast aufzuzeigen, in welcher Weise er suchtgefährdet ist.
(Bildquelle: spielerhilfe.at)
Das Bild gewährt angeblich einen Einblick in die Spielerkarte bei österreichischen WINWIN Filialen und belegt, dass trotz hoher Verluste im 6-stelligen Bereich bei einem Nicht-EU-Bürger keine Spielerschutz-Maßnahmen eingeleitet wurden.
Auch wenn die Rechtslage keine Spielerschutz-Instrumente verlangt, aus moralischer Sicht hat die Casinos Austria Gruppe versagt. Diesen Gesichtspunkt unterstreicht die Spielerhilfe in ihrem Beitrag „Casinos & Lotterien – Ungleichheit beim Spielerschutz“. Und auf der Homepage erklärt das Unternehmen: „Wir übernehmen Verantwortung und unterstützen, was für viele Menschen in Österreich maßgeblich relevant und wichtig ist. Playsponsible vereint alle Handlungsfelder der Casinos Austria und Österreichische Lotterien Unternehmensgruppe, die für Glücksspiel und gesellschaftliche Verantwortung stehen.“ Der Begriff „Greenwashing§ triff hier voll zu.
Zu diesen Fällen, in denen Nicht-EU-Bürger offensichtlich problematisches Spielverhalten aufzeigen äußerst sich ein Insider wie folgt: „Am schönsten ist es für den Konzern, wenn Nicht-EU-Bürger kommen. Sie brauchen hier überhaupt keine Spielerschutz-Maßnahmen anwenden, weil sie im Gesetz nicht vorgesehen sind. Ganz egal, wie oft die Person zu Gast ist oder welche Beträge sie verliert.”
Jugendschutzverstöße bei den Österreichischen Lotterien aufgedeckt?
Abseits der Mängelliste in den CASAG Spielbetrieben hat sich die Spielerhilfe auch mit den Lottogeschäften auseinandergesetzt. Hierbei wurden für Testzwecke Heranwachsende im Alter von zwölf bis 14 Jahren in die Kontrollen der Verkaufsstellen mit einbezogen. Wie Christoph Holubar es in der Spielerhilfe Pressekonferenz schildert, kam es insgesamt zu 135 Testkäufen durch Kinder und Jugendliche. Konkret wurden in den Bundesländern Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg Mystery-Shopping-Vorgänge durchgeführt.
Erschreckenderweise war es den Minderjährigen mit einer Trefferquote von 62 Prozent möglich, Rubbellose und Lottoscheine zu kaufen. In der Folge meldete der Spielerhilfe-Verein 70 Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz und brachte diese zur Anzeige. Diese laufen gegen die Österreichischen Lotterien als Lizenzhalter sowie auch gegen die einzelnen Verkaufsstellen wie Tankstellen, Kioske (Trafiken) und Postfilialen. In Österreich unterliegen Brieflose sowie auch Rubbellose einer Altersbegrenzung von 16 Jahren, was der Spielerhilfe-Sprecher entschieden bemängelt und vom Gesetzgeber ein Mindestalter von 18 Jahren erfordert.
Mit wahrscheinlich derart groben Verletzungen beim Jugendschutz und ebenso moralisch fragwürdigen Auftreten beim Spielerschutz stellt sich die Frage, ob ein Monopol im Hinblick auf zuverlässige Sicherheitsstandards einem freien Markt vorzuziehen ist. Eine neutrale Glücksspielaufsicht zu installieren, die dem Lobbyismus in der österreichischen Glücksspielindustrie die klare Kante zeigt, scheint das einzig probate Mittel, um Spielerschutz auf höchstem Niveau gewährleisten zu können.
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