Nach unserer ausführlichen Berichterstattung zum Versagen bei Amatic in Österreich kommt es am 18. April 2023 zur zweiten ereignisreichen Pressekonferenz beim Verein Spielerhilfe in Österreich. Auf der Anklagebank sitzt die Casinos Austria AG (CASAG) und die Vorwürfe werden nach den ersten Eindrücken im Zuge der Ankündigung durch den Spielerhilfe Sprecher Christoph Holubar noch schwerwiegender ausfallen. Dabei scheint der Termin recht knapp bemessen, denn es wird buchstäblich Anzeigen gegen den teilstaatlichen Glücksspielbetreiber regnen. Das Firmengeflecht und die Verquickung mit der Politik werden sicher ein Thema sein, denn schließlich gehen die strategischen Ziele wohl ein wenig auseinander, was vor allem den Spielerschutz negativ beeinflusst. Auf der einen Seite ist der globale Glücksspielkonzern Allwyn (ehem. Sazka) mit seinen Aktionären im Rücken, die immer mehr wollen, und dem gegenüber steht der österreichische Staat, der offensichtlich seit Jahren ein Monopol mit Argumenten wie vorbildlichen Spielerschutz verteidigt und dabei eigentlich versagt hat.
Ist die Casinos Austria Gruppe als alleiniger Lizenznehmer unwürdig?
Noch kennen wir keine Details, allerdings lassen sich allein aus der Ankündigung zur Pressekonferenz der Spielerhilfe in Österreich viele Dinge ableiten. Schon der Arbeitstitel „Eigener Bumerang fliegt zu Casinos Austria zurück“ verspricht eine brisante Offenlegung von Missständen von enormer Tragweite. Schon im Jahr 2021 gab es dazu ein paar interessante Meldungen, die auf casinoplusbonus.com im November in einem spannenden Artikel zusammengefasst worden. Im Grunde baut die kommende Zerlegung der CASAG genau auf diesen ersten Maßnahmen auf, denn trotz eindeutig belegter Vergehen und mehr als unzureichender Umsetzung von Spielerschutzbestimmungen hat sich bis heute nichts wirklich geändert.
Es ging vor weniger als zwei Jahren um „Das System Casinos Austria“ und wurde mehr oder weniger totgeschwiegen. Die Erkenntnisse waren schon damals erschütternd, doch hat die Führungsetage es einfach ausgesessen und eine weitere intensive Verfolgung hat aus vielerlei Gründen nur zögerlich stattfinden können. Pandemiebedingt gab es viele Schließungen von Spielstätten, das Glücksspiel hat sich in den Untergrund bewegt sowie in die Online Casinos, wo die Casinos Austria mit dem win2day Angebot ebenfalls vertreten sind.
Daher rollt der Verein Spielerhilfe alles noch mal neu auf und setzt dem Ganzen noch einen drauf. Aus diesem Grund läuten bei den Betreibergesellschaften, angefangen mit dem größten Anteilseigner Allwyn sowie den Österreichischen Lotterien über die Österreichische Beteiligungs AG (ÖBAG), die Alarmglocken. Prinzipiell lässt sich schon jetzt festhalten, wenn der Spielerschutz mangelhaft ist und österreichische Kunden unkontrolliert in die Spielsucht getrieben werden, dann darf ein Unternehmen, welches der Staat mitkontrolliert, sein Monopol nicht aufrechterhalten.
Spielerhilfe Sprecher Christoph Holubar merkt an: „Die Casinos Austria hatten bereits unzählige Existenzen auf dem Gewissen. Dank äußerst mangelhaftem Spielerschutz. Das Unternehmen denkt, über all diese Themen erhaben zu sein, doch es irrt. Dies werden wir am 18. April zeigen.”
Verschachtelte Strukturen schützen vor der Spielerhilfe nicht
Mittlerweile macht sich Nervosität unter den Vorständen breit, so der Verein in einer Pressemitteilung. Legt Christoph Holubar einmal los, dann nimmt er kein Blatt vor den Mund. Und in den aktuellen Fällen kam es zu vielen neuen, teils groben Verletzungen des Spielerschutzes und der Schritt an die Öffentlichkeit wird den besagten Bumerang zurück zum Ausgangspunkt bugsieren. Dabei werden wohl alle Glücksspielprodukte des Konzerns in Mitleidenschaft gezogen. Den Anfang macht hierbei der größte Umsatzbringer, die Österreichischen Lotterien, das Lieblingskind des Mehrheitseigentümers Allwyn. Das hat auch seinen Grund, denn mit Rubbellosen, klassischem Lotto sowie auch Brieflosen und WINWIN-Angeboten lässt sich ungeachtet höherer steuerlicher Abführungen das meiste Geld verdienen.
Dazu gehört auch das Internet-Glücksspielangebot des Online Casinos Österreich unter der Marke win2day, dem einzigen legalen Anbieter mit Austria Lizenz. Und das legale Online Casino Österreich war schon oft in der Kritik. An diesem Portfolio zeigt Allwyn großes Engagement, während die Casinos Austria Gruppe laut Presseerklärung des Spielerschutz-Vereins nicht die erforderliche Aufmerksamkeit erhält. Wahrscheinlich ist die Gewinnmarge der zwölf österreichischen Spielbanken und dazugehörigen Beteiligungen an Spielbetrieben im Ausland nicht so hoch, wie es die Lotterien hergeben.
Bei der Buchmacherei läuft alles über die Österreichische Sportwetten GmbH und deren Besitzverhältnisse sind auf viele Köpfe verteilt. So stehen hinter dem Wettanbieter tipp3 Unternehmen wie Mediaprint, mit einem Anteil von 26 Prozent. Das Verlagshaus verwaltet unter anderem große österreichische Zeitungen wie den Kurier und die Kronen Zeitung. Weitere Medienunternehmen sind 18 Prozent über die Bundesländerverlage GmbH involviert, darunter die Tiroler Tageszeitung und Oberösterreichische Nachrichten. Die Entertainment Glücks- und Unterhaltungsspiel GmbH als Betreiber von WINWIN und win2day hat ebenfalls eine interessante Gesellschafterstruktur zu bieten. Denn: Dies sind Joint Venture, an dem die CASAG und die Österreichischen Lotterien jeweils mit 50 Prozent beteiligt sind. An tipp3 hält das Unternehmen immerhin 56 Prozent.
Bei der engen Verflechtung mit dem Staat darf es keine Ausreden mehr geben, was den mangelnden Spielerschutz sowie auch Datenschutzlecks betrifft. Insbesondere durch neue Sachverhalte, die Insider ans Tageslicht gebracht haben im Hinblick auf ein zerrissenes Unternehmen aufgrund unterschiedlicher Strategien, die privatwirtschaftliche Interessen womöglich über die Interessen der österreichischen Republik stellen, gilt es aufzudecken und bei Lizenzfragen zu berücksichtigen.
Whistleblower decken Missstände auf
Mit den Erfahrungen aus der letzten medialen Offensive will der Verein Spielerschutz jetzt richtig angreifen und die vielen Probleme offenlegen. Mit mehreren Dutzend Anzeigen will der Interessenverein österreichischer Spieler verhindern, dass die obersten Etagen der Konzerne sowie auch die Politik einfach wieder auf Hinhaltetaktik setzen. Das Thema totschweigen wird nicht mehr funktionieren. Es gibt klar belegbare Fälle, in denen die Spielerschutzbestimmungen überhaupt nicht zur Anwendung gekommen sind und nach wie vor gegen einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Glücksspiel sprechen.
Es wird mehr deutlich werden, dass ein Glücksspielmonopol unter diesen Voraussetzungen nicht mehr Sicherheit bietet, denn das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Auch unter der Maßgabe, dass der Staat die Kontrolle mehrheitlich in die Hände eines tschechischen Konzerns übergibt, scheint nicht der Sinn und Zweck eines staatlichen Glücksspielmonopols zu sein. Die Verflechtungen mit Medienunternehmen und Ministerien haben nichts genützt, denn die Spielerhilfe ist wieder da und legt den Finger in die Wunde.
Es gibt viele Spielerschutzfragen zu klären, denn dank mutiger Whistleblower hat die Spielerhilfe viele Erkenntnisse erlangen können, die Verantwortliche bei Casinos Austria nicht gern in der Öffentlichkeit sehen wollen. Brisant wird es werden, wenn aufgeschlüsselt wird, dass die CASAG gespalten ist, da der Mehrheitseigentümer Allwyn mit seinen Plänen wohl zwei getrennte Lager geschaffen hat. Der neue mediale Ansatz, den der designierte CASAG Chef Erwin Van Lambaart vertritt, dass der Spielschutz höchsten Ansprüchen gerecht und ständig optimiert wird, will der Spielerhilfe-Verein entkräften.
(Videoquelle: spielerhilfe.at)
Wie schon bei der Amatic hat der Verein Spielerhilfe durch viele Mystery Shopping Vorgänge Beweise sammeln können, welche belegen, dass der Spielerschutz bei Casinos Austria mangelhaft ist. Konkret heißt es hierzu in der Pressenachricht: „Mit einem Ergebnis, welches jeder Beschreibung spottet.“! Wir sind gespannt auf die Ausführungen von Christoph Holubar am 18.4.2023 ab 10 Uhr im Presseclub Concordia (Wien) und die Antwort auf die Frage: Ist das staatliche Glücksspielmonopol Casinos Austria noch tragbar?
Die jahrelange Austria-Connection von der ehemaligen Chefin Bettina Glatz-Kremsner, welche bei der ÖVP unter Regierung-Kurz mitwirkte und bei der CASAG als Generaldirektorin fungierte sowie bei den Österreichischen Lotterien den Vorstandsvorsitz inne hatte, wird zusätzlich aufzeigen, welche Tragweite das aktuelle Konstrukt hat. Gleichzeitig erhofft sich der Spielerschutzverein, dass bei den Entscheidern für Glücksspiellizenzen ein Umdenken stattfindet, wenn die Casinos Austria Bombe medial hochgeht!
Zum Abschluss gibt Christoph Holubar folgende Worte mit: „Geschädigte werden von ihren eigenen Erlebnissen erzählen. Es wird das klare Bild von einem Versagen bestätigen, was der Konzern bis heute öffentlich zu beschönigen versucht. Eine einfache Google-Abfrage mit dem Suchbegriff „Casinos Austria Spielerschutz“ zeigt ein ebenso klares Bild. Etwa 2/3 aller Ergebnisse haben den Ursprung in unserer Arbeit.”