Der bekannte österreichische Hersteller der Novoline Spielautomaten lässt seinen Ankündigungen nun tatsächlich Taten folgen. Wie jetzt in einer Pressemeldung in Bezug auf die seit Monaten schwelenden Probleme bei der CASAG öffentlich verkündet wurde, steigt Novomatic aus. Die bislang gehaltenen Anteile am Monopolisten bei den Spielbanken und im Bereich der Online Casinos in Österreich werden verkauft. Die tschechische Sazka Gruppe wird zwar als neuer Eigentümer der Anteile an der Casinos Austria AG benannt, allerdings dürften noch Monaten vergehen, bevor der Deal tatsächlich über die Bühne gehen kann. Zudem könnten Vorverkaufsrechte der anderen Eigentümer, hier vor allem die staatliche ÖBAG, womöglich die Tschechen noch ein wenig ausbremsen.
Novomatic steigt aus der CASAG aus und der Konzern könnte in die Hände der Sazka Gruppe fallen
Die neuste Entwicklung in der Novomatic-Affäre rund um den durch die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft vermuteten schmutzigen Deal zwischen dem Konzern und der FPÖ treibt seltsame Blüten. Zuerst stritten sich der Novoline Spielautomatenhersteller und der tschechische Lotterieanbieter über mehr als ein Jahr um jedes noch so kleine Prozent an Anteilen an der CASAG. Ein harter Kampf, der mit allen Mitteln geführt wurde und die Situation entstand, dass beide Konkurrenten sowie die staatliche ÖBAG keine eigene Mehrheit von über 50 Prozent erreichen konnten. Nun allerdings steigt Novomatic nach eigenen Bekunden aus der Casinos Austria AG aus und so werden die Karten völlig neu gemischt. Der Spielautomatenhersteller würde gern seine Anteile in Höhe von 17,19 Prozent, um die zuvor so hart gekämpft wurde, nun ausgerechnet an die Sazka Gruppe verkaufen, die damit endlich ihr Ziel erreicht hätte. Seit dem Einstieg der Tschechen machten diese unmissverständlich klar, dass der Lotterieanbieter nichts Geringeres als die alleinige Kontrolle des österreichischen Monopolisten bei den Casinos anstrebt. Obwohl sich über lange Zeit die beiden privaten Konzerne spinnefeind waren und sogar eine Klage vor dem Schiedsgericht in Paris anhängig ist, bevorzugt Novomatic den Verkauf an die Sazka Gruppe und nicht an die staatliche ÖBAG. Wie dies tatsächlich einzuordnen ist, wird sich wohl erst die nächsten Monate offenbaren.
Zu den Hintergründen um den geplanten Ausstieg von Novomatic aus der CASAG äußerte sich Harald Neumann, der CEO des Novoline Spielautomatenherstellers, persönlich in der Pressemeldung. Er erklärte: “Die bisherige Eigentümerstruktur hat zu keiner zufriedenstellenden Entwicklung der Casinos Austria geführt. Als kleinster Großaktionär haben wir uns daher entschlossen, unsere Anteile zu verkaufen, um der CASAG eine klare und nachhaltige Eigentümerstruktur zu ermöglichen, damit das Unternehmen langfristig für die zukünftigen Herausforderungen der nationalen und globalen Märkte gewappnet ist”.
Die Sazka Gruppe dürfte kaum noch aufzuhalten sein
Novomatic steigt aus der CASAG aus und setzt damit vor allem den Staat Österreich unter enormen Druck, denn seit jeher war es dessen Hauptanliegen zu verhindern, dass der Konzern in ausländische Hände fällt. Mit dem nun verkündeten Verkaufsinteresse an die Sazka Gruppe wird dieser Albtraums allerdings kaum noch zu verhindern sein. Mit rund 38 Prozent eigener Anteile und den geplanten rund 17 Prozent von Novomatic hätte der Lotterieanbieter locker über 50 Prozent und somit auch die Kontrolle über den Monopolisten. Ob es jedoch tatsächlich dann insgesamt 55 Prozent werden, hängt vor allem von zwei weiteren Eigentümer ab. Sowohl die ÖBAG wie auch das Bankhaus Schelhammer & Schattera besitzen ein Vorkaufsrecht genau wie die Sazka Gruppe. Dies bedeutet, falls sich alle drei Parteien für eine Kauf der Anteile von Novomatic entscheiden, diese unter den Eigentümer prozentual in Abhängigkeit der eigenen Anteile aufgeteilt würden. Hierbei ist zudem zu beachten, dass es eine Vereinbarung zwischen dem Bankhaus und den Tschechen geben soll. Deren Anteile könnten dadurch ebenfalls an die Sazka Gruppe fallen, die deshalb dann ebenfalls über 50 Prozent der Anteile erlangen könnte. Trotz des Vorkaufsrechts der ÖBAG würde somit die seit langem angestrebte Kontrolle der Tschechen über die CASAG kaum noch aufzuhalten sein. Der Lotterieanbieter wäre dann endlich am Ziel angelangt und könnte die eigenen Pläne für einen lukrativen, milliardenschweren Börsengang wieder aus der Schublade hohlen.
Eine weitere Möglichkeit die alleinige Kontrolle der Sazka Gruppe noch zu verhindern hätte die Medial Beteiligungs-GmbH darstellen können. Bislang hielten die Tschechen nämlich den Großteil ihrer Anteile an der CASAG über diese Firma. An dieser besitzt jedoch auch die Casinos Austria AG einen kleinen Anteil von 0,3 Prozent. Da jedoch sämtliche Beschlüsse bei der Medial einstimmig getroffen werden müssen, hätte somit die CASAG selbst die Kontrolle der Tschechen verhindern können. Allerdings hat die Sazka Gruppe genau wegen diesem Problem bereits verkündet, die Prozente von Novomatic direkt erwerben zu wollen.
Novomatic steigt aus und Österreich ist nicht handlungsfähig
Neben dem bereits skizzierten Problem mit der Vereinbarung zwischen der Sazka Gruppe und dem Bankhaus, welche trotz eines Vorkaufsrechts die alleinige Kontrolle der Tschechen ermöglichen könnte, gibt es noch ein weiteres. Momentan wird Österreich von einer Übergangsregierung mehr oder weniger verwaltet, die sich kaum dazu berufen fühlen dürfte, solch eine millionenschwere Entscheidung über den Erwerb von Anteilen an der CASAG von Novomatic zu treffen. Dies könnte sogar dazu führen, sofern die Regierungsbildung noch Monaten benötigen sollte, dass womöglich sogar die kompletten 17,19 Prozent in die Hände der Sazka Gruppe fallen könnten. In diesem Fall könnten, nachdem Novomatic ausgestiegen ist, nur noch diverse Regulierungsbehörden für Österreich in die Bresche springen. Denn wie bereits beim Einstieg in der Vergangenheit müssen diese aus wettbewerbsrechtlichen Gründen ihr Einverständnis erteilen. Hierbei stehen die Karten jedoch ebenfalls schlecht, die alleinige Kontrolle der Sazka Gruppe über die CASAG noch verhindern zu können. Anders als Novomatic sind die Tschechen nämlich anderweitig nicht aktiv im Land und so sollte es kaum Bedenken wegen einer marktbeherrschenden Stellung geben. Deshalb dürften die Forderungen einiger Politiker, unbedingt den Ausverkauf des Monopolisten ins Ausland zu verhindern, wohl im Sande verlaufen. Sowohl die SPÖ wie auch Helga Krismer von den Grünen hatten zuvor erklärt, dass die ÖBAG alles erdenklich unternehmen sollte, die Anteile von Novomatic zu erwerben.
Novomatic steigt aus der CASAG aus und die Sazka Gruppe wähnt sich am Ziel. Gleichzeitig reichte jedoch Robert Chvatal, CEO der Sazka Gruppe und 1. Vizepräsident des Aufsichtsrats der CASAG, der ÖBAG die Friedenspfeife. Ob jedoch Österreich das Kriegsbeil begraben wird, welches durch den Versuch der Tschechen entstand, die ÖBAG aus dem Aufsichtsrat hinauszuwerfen, darf bezweifelt werden. Robert Chvatal äußerte sich hierzu wie folgt: „Wir sind überzeugt, dass dies die beste Lösung für das Unternehmen ist. Wir wollen der CASAG eine stabile positive Entwicklung in einer langfristigen Partnerschaft ihrer beiden größten Aktionäre sichern. Wir fühlen uns verpflichtet, gemeinsam mit der ÖBAG und dem CASAG-Team für eine nachhaltige Entwicklung zum Wohle unserer Kunden, Mitarbeiter und Geschäftspartner zu sorgen. Wir sind darauf vorbereitet, uns auf das Kerngeschäft der CASAG zu konzentrieren und Innovationen auf den Markt zu bringen.”
Hinterlasse einen Kommentar