Der Artikel “Novomatic Korruption: Wie weiß ist die Weste wirklich?” wird ständig aktualisiert!
Wer sich intensiver mit den letzten 20 Jahren Geschichte des Glücksspiels in Österreich beschäftigt, dem fallen zwei bestimmte Wörter immer wieder in regelmäßigem Zusammenhang auf, nämlich Novomatic und Korruption. Mal ging es hierbei um angebliche versteckte Parteienfinanzierung, mal um den vermuteten Einfluss auf die Gesetzgebung. Im neusten Fall, die Bestellung Peter Sidlos in den Vorstand der CASAG, geht es sogar um einen angeblichen schmutzigen Deal zischen der FPÖ und dem Hersteller der Novoline Spielautomaten. Wer sich in diesem langen Zeitraum auf Spurensuche begibt, dem fallen immer wieder die gleichen Namen auf, die in Anschuldigungen und Gerichtsprozessen auftauchen und Knotenpunkte im gigantischen Netzwerk aus Beratern, Bekannten und Lobbyisten bilden. Viele Schlachten in Zusammenhang mit Vorwürfen zur Korruption konnte Novomatic in der Vergangenheit gewinnen, doch wie weiß ist die Weste des österreichischen Vorzeigekonzerns tatsächlich?
Die neuste Causa über Novomatic und Korruption besitzt Ähnlichkeiten mit 2006
In Österreich ist es nicht gerade leicht für Glücksspielunternehmen im staatlich abgeschotteten Markt Fuß zu fassen. Über allem thront die Casinos Austria AG, die sowohl bei den Online Casinos wie auch bei den Spielbanken ein mehr als lukratives Monopol besitzt. Hinzukommt über die Österreichischen Lotterien sogar noch die Cash-Cow schlechthin, deren Umsätze im Milliardenbereich liegen. In der derzeitigen Affäre um Novomatic und Korruption steht der Vorwurf im Raum, dass der Spielautomatenhersteller Peter Sidlo für die FPÖ in die CASAG brachte, um hierfür eine Konzessionen für Online Casinos zu erhalten. Interessanterweise ist dies nicht das erste Mal, dass dieser Zusammenhang, Lizenz für das Internet gegen Gefälligkeiten für eine politische Partei, vermutet und behauptet wird.
Bereits 2006 soll sich Novomatic über Lobbyisten stark um eine Neufassung des Glücksspielgesetzes bemüht haben. Ziel soll es laut den damaligen Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gewesen sein, das Monopol der CASAG zu brechen. Über den Einfluss auf die Politik sollte zudem nicht nur eine Online Casino Lizenz neue Märkte für Novomatic eröffnen, sondern ebenso war ein Einstieg in das lukrative Lotto geplant. Als wichtigen Partner hatte hierbei der Novoline Spielautomatenhersteller mit der Telekom Austria ein Schwergewicht in der österreichischen Wirtschaft an der Seite. Gemeinsam sollte in Zukunft der Rubel beim Glücksspiel in Sektoren rollen, die vormals allein der CASAG vorbehalten waren.
Wie die WKStA damals vermutete, soll Novomatic 2006 angeblich 100.000 Euro an den damaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser bezahlt haben, um sich seine Hilfe beim geplanten, neuen Glücksspielgesetz zu sichern. Involviert waren damals neben dem Ex-Finanzminister der damalige CEO von Novomatic, Franz Wohlfahrt, sowie der bekannte Lobbyist Walter Meischberger, der noch deutlich öfters auftauchen wird. Neben dem Vorwurf der Bestechung standen ebenso noch Scheinrechnungen und illegale Parteienfinanzierung im Raum. Die Ermittlungen in diesem Fall über Novomatic und Korruption dauerten rund sieben Jahre von 2010 bis 2017 an und endeten mit der Einstellung des Ermittlungsverfahrens. Sämtlichen Beteiligten konnte kein strafbares Handeln nachgewiesen werden.
Interessant an der Einstellung des Ermittlungsverfahrens gegen Novomatic in 2017 war, dass es die WKStA damals nicht für notwendig erachtete, eine offizielle Stellungnahme über die Gründer der Einstellung zu veröffentlichen. Laut Addendum war zum damaligen Zeitpunkt Wolfgang Brandstetter Justizminister und besaß die oberste Weisungsbefugnis. Pikanterweise war er zuvor Strafverteidiger von Franz Wohlfahrt, dem CEO von Novomatic und vertrat diesen sogar in dieser Causa um das Glücksspielgesetz.
Auch am Lotto schien Novomatic immer wieder großes Interesse zu haben
Bei fast allen Fälle, bei denen es um mögliche Korruption durch Novomatic in der Vergangenheit ging, drehte es sich dabei meist um einen von drei Themenkomplexen. Neben der Online Casino Lizenz in Österreich betraf dies beispielsweise des Weiteren das gute alte Lotto. Über diese Schiene gibt es in Österreich nämlich die mächtige Konzession, mit der sogenannte VLT’s, vernetzte Spielautomaten, aufgestellt werden können, die jedes Verbot des „Kleinen Glücksspiels“ aushebeln. Rund um den damaligen Skandal um Tal Silberstein, den Wahlkampfberater von SPÖ-Kanzler Christian Kern, kochte eine interessante, damals vermutete Verbindung zu Novomatic hoch.
Seit einigen Jahren sind in einigen Bundesländer Spielautomaten verboten und nur sogenannte VLT’s dürfen mit Bundeslizenzen in diesen Regionen aufgestellt werden. Mit Wien betrifft dies ebenso eine der wichtigsten Städte im Land. Ein Artikel von Addendum legt nahe, dass bereits 2014 Novomatic zusammen mit Tal Silberstein versucht haben könnten, sich das lukrative Geschäft mit den VLT’s der CASAG zu krallen. Die Firma Novia Technologies B.V. aus den Niederlanden sollte für die Casinos Austria endlich die maximale Anzahl an Video Lottery Terminals ausschöpfen und diese betreiben und im Gegenzug der CASAG 15 Prozent der Nettoeinnahmen überlassen. Die restlichen 85 Prozent wären in die Tasche von Novia gewandert.
Interessanterweise war hier nicht nur Tal Silberstein, der als Kanzlerberater versuchte ins Lotteriegeschäft einzusteigen, in die Firma Novia involviert, sondern auch Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer von der SPÖ. Er gründete diese sogar selbst. Zusammen mit Benny Steinmetz verhandelten alle drei mit dem damaligen CEO der CASAG, Karl Stoss, der allerdings später die Offerte ausschlug. Trotz der engen Verbindung zu Alfred Gusenbauer, der lange Zeit als Berater für Novomatic fugierte und im Vorstand von Löwen Entertainment saß, stritt der Novoline Spielautomaten Korruption oder eine anderweitige Involvierung in diese Geschichte ab. Auch der Fakt, dass zwei ehemalige Manager des Konzerns ebenfalls an Novia beteiligt waren, änderte nichts an der Stellungnahme.
Aufgrund der Ablehnung des Deals durch Karl Stoss verklagte schließlich Tal Silberstein die Österreichischen Lotterien der CASAG. Die Geschichte über den versuchten Einstieg kochte im Zuge der Verhaftung von Tal Silberstein und Beny Steinmetz in Israel auf. Wegen Ermittlungen in Rumänien zu Korruption, Novomatic hatte im Land ebenfalls mit solchen Anschuldigungen zu kämpfen, lag hier gegen Silberstein ein Haftbefehl vor.
Novomatic Korruption in Rumänien oder pures Negativ-Lobbying?
Nicht immer muss es das heimische Österreich sein, wenn wieder einmal Novomatic der Korruption verdächtigt wird. Osteuropa ist beispielsweise seit dem Ende des Ostblocks eine Spielwiese, in der der Hersteller der Novoline Automatenspiele zu allzu gern sich Marktanteile oder gar Monopole krallt. Auch hier ist wieder das lukrativste Glücksspiel Gegenstand der Begierde, das Lotto.
2015 sorgten plötzlich die ersten Nachrichten über die Verwicklung von Novomatic in mögliche Korruption von Politikern in Rumänien für negative Schlagzeilen. Der ganze Fall begann Wellen zu schlagen, nachdem die Antikorruptionsagentur anfing, den alten Vertrag zwischen den Österreichern und der staatlichen Loteria Romana unter die Lupe zu nehmen. Dieser enthielt Klauseln und Konditionen, die nach Meinung der Staatsanwaltschaft sich sehr ungünstig für den staatlichen Betreiber auswirken würden.
Bestandteil des Vertrags waren beispielsweise das Aufstellen von bis zu 10.000 Spielautomaten im Land. Zusätzlich sollten ebenso die Öffnungszeiten ausgedehnt und rund 2.000 Spielhallen renoviert werden. Anstatt der zugesicherten 75 Millionen Euro flossen am Ende lediglich nur gerade einmal knapp 14 Millionen Euro an die Loteria Romana. Ein Geschäft, welches sich anscheinend nur für Novomatic gelohnt zu haben scheint.
In der Vergangenheit wurden ebenfalls in anderen Ländern auf dem Balkans immer wieder Vorwürfe gegen Novomatic in Zusammenhang mit Korruption erhoben. Das Magazin „ZickZack“ stellte hier die Monopolstellung des Spielautomatenherstellers beispielsweise in Serbien, Albanien oder Nordmazedonien heraus. Weiterhin spricht das Magazin von einer „Plünderung“ der staatlichen Lotterie in Bosnien-Herzigowina in der Vergangenheit. Vor dem Vertrag mit Novomatic nahm die staatliche Lotterie noch jährlich rund 2,15 Millionen Euro ein, danach gerade einmal noch 193.000 Euro.
Die Zeit der illegalen Novoline Spielautomaten in Wien
In Wien ist nicht nur das Croissant oder der Kaffee bei Touristen und Einheimischen beliebt. Der gemeine Spielautomat genießt ebenfalls eine große Zahl an Fans, die sich auch durch das restriktive Verbot des „Kleinen Glücksspiels“ nicht besonders deutlich reduziert hat. Mit Anzeigen und Razzien versucht vor allem die Finanzpolizei dem illegalen Glücksspiel Einhalt zu gebieten, welches die Lücke füllte. Doch schon vor dem Verbot der Geldspielgeräte blühten illegale Spielautomaten in der Stadt, die allerdings damals noch als korrekt eingestuft waren. Die Rede ist von den Novoline Automatenspielen, die vor allem am Prater zum Einsatz kamen.
2017 überraschte ein Urteil, in dem es allerdings einmal nicht um Korruption bei Novomatic ging. Die Richter gaben einem ehemaligen Kunden der Spielhalle am Prater recht, der seine verlorenen Einsätze vom Spielautomatenhersteller und Betreiber zurückverlangte. Als Begründung hieß es dabei, dass vor dem Verbot des „Kleinen Glücksspiels“ die aufgestellten Slots als illegal zu betrachten sind, da diese nicht den damaligen gesetzlichen Vorschriften entsprachen. Während das Oberlandesgericht sich noch auf die Seite von Novomatic schlug und das Urteil der Vorinstanz kassierte, verlor der Glücksspielkonzern hingegen schlussendlich vor dem OGH. Dessen Richter folgten der Argumentation des Klägers und verdonnerte Novomatic zur Zahlung. Seit dieser Grundsatzentscheidung sind weitere zahlreiche Verfahren immer noch anhängig.
In diesem Fall waren es vor allem die besonderen Features, an denen sich die Richter des OGH bei den Novoline Spielautomaten störten. Über „Action Games“ und „Wiener Würfel“ war es nach Meinung des OGH möglich, die damals gesetzlich festgelegten Limitierungen beim Einsatz sowie beim Gewinn auszuhebeln. Novomatic berief sich bei der gerichtlichen Auseinandersetzung immer wieder auf die zuvor erhaltene Genehmigung durch die Wiener Magistratsabteilung M36, geholfen hatte es dem Unternehmen jedoch nicht. Der bislang entstandene Schaden durch die Rückzahlung diverser Verluste an Kunden beläuft sich für den Spielautomatenhersteller bereits auf einen hohen einstelligen Millionenbetrag.
Seit vielen Jahren ist Thomas Sochowsky so etwas wie der Stachel im Fleisch von Novomatic. Zahlreiche Gerichtsprozesse hat dieser bereits für viele ehemalige Kunden der Spielhallen des Glücksspielkonzerns geführt. Immer wieder kann Sochowsky Erfolge vor Gericht erzielen, auch wenn dieser öfters zurückschlägt. Über die Jahre hat sich hierbei vor allem eine ganz besondere Fehde zwischen ihm und Gert Schmid herausgebildet, dem gefürchteten Bluthund von Novomatic.
Der Fall Barthold und die angebliche Drehscheibe für Korruption bei Novomatic
Bis zum Ibiza-Video und den vielen Fragen rund um die Bestellung von FPÖ-Politiker Peter Sidlo in den Vorstand der CASAG war ein anderes Ereignis, der bis dahin größte Fall über vermutete Korruption bei Novomatic. Insgesamt 7 Jahr ermittelte die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft in dem Komplex, in dem zahlreiche bekannte Namen auftauchten und es um illegale Parteienspenden ging. Am Ende konnte Novomatic wieder mit ziemlich Weißer Weste aus der Auseinandersetzung hervorgehen, auch wenn einige brisante Fragen offenblieben. Doch der Reihe nach.
Über viele Jahre ermittelte die WKStA in der Frage, ob Novomatic über Peter Westenthaler illegal Gelder der FPÖ und BZÖ hat zukommen lassen. Belastend in diesem Zusammenhang waren auch die Aussagen des ehemaligen Fußballprofis Peter Barthold, der sich selbst bezichtigte, als Drehscheibe für Zahlungen an Westenthaler durch den Glücksspielkonzern fungiert zu haben. Umschläge mit Bargeld sollen unter Tischen den Besitzer gewechselt haben und geheime Absprachen zwischen dem ehemaligen CEO von Novomatic, Franz Wohlfahrt und Barthold standen im Raum.
Eine ganz besonders überraschende Wende in diesem Fall der vermuteten Novomatic Korruption ergab sich später, den aus dem Ankläger Peter Barthold wurde schließlich der Beklagte. Der Ex-Torhüter agierte vor Gericht wenig glaubwürdig und so wurden schlussendlich die Ermittlungen gegen den Konzern wieder einmal eingestellt. Barthold hingegen sah sich plötzlich mit einer Anzeige konfrontiert, die behauptete, dass dieser Novomatic hätte erpressen wollen. Der hierdurch entstandene Spin verlagerte zunehmend den Fokus von den womöglichen Machenschaften von Novomatic auf den Ex-Torhüter von Rapid Wien und Gert Schmids Artikel gegen Barthold hatten ihren Anteil dran.
Aus dieser Auseinandersetzung über vermutete Korruption bei Novomatic konnte niemand wirklich als Sieger hervorgehen. Sowohl die für die Beschuldigungen gegen den Spielautomatenhersteller als auch für die Erpressungsvorwürfe gegen Barthold fanden sich laut WKStA keine belastbaren Beweise.
Wird der Fall Peter Sidlo und FPÖ erstmals Flecke auf die weiße Weste von Novomatic zaubern?
Ob ebenfalls rund 7 Jahre vergehen werden, bis die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft im neuesten Fall rund um mögliche Korruption durch Novomatic zum Abschluss kommt, wird sich zeigen müssen. Iimmerhin dauern die Ermittlungen ja bereits schon fast ein Jahr an. Noch immer vermutet die WKStA, dass es womöglich eine geheime Absprache zwischen dem Spielautomatenhersteller und der FPÖ gab. Angeblich sollte Novomatic Hilfe bei der Erlangung einer Online Casinos Lizenz durch die Partei angeboten worden sein, wenn der Glücksspielkonzern im Gegenzug Peter Sidlo in den Vorstand der CASAG hievt.
Neu an diesem noch unabgeschlossenen Fall ist, dass es dieses Mal für Novomatic durchaus eng werden könnte, mit einer Weißen Weste davonzukommen. Schon bis jetzt sind zudem auch die Auswirkungen des möglichen Skandals um Novomatic Korruption deutlich gravierender. Zum einen fanden Razzien gleich bei mehreren Politikern sowie bei Harald Neumann, dem CEO von Novomatic und bei Johann f. Graf, dem Gründer des Unternehmens statt. Zum anderen wiederum zerbrach sogar über diesen Skandal in Zusammenhang mit dem Ibiza-Video, dem Stein des Anstoßes, die österreichische Regierung.
Trotz vieler Indizien stehen momentan belastbare Beweise, die Novomatic tatsächlich mit Korruption in Verbindung bringen, noch aus, zumindest wenn die bislang durchgesickerten Fakten betrachtet werden. Doch egal, ob der Novoline Spielautomatenhersteller nun am Ende tatsächlich verurteilt wird oder nicht, hat sich jedoch eines deutlich gezeigt. Österreich hat ein massives Problem bei der engen Verbindung zwischen Wirtschaft und Politik, die vielleicht nicht gleich als Korruption bezeichnet werden können, aber zumindest als moralisch fragwürdiges Gebaren. Der Fall Peter Sidlo zeigt nämlich wie eng tatsächlich die Abstimmung zwischen Parteien und Managern auch in Personalfragen in der Alpenrepublik ist und wie die Übergänger dazwischen äußerst fließend sind.
Update Februar 2020: Harald Neumann streicht die Segel und Österreich fällt in Ungnade
Der ganze Komplex aus Sidlo, CASAG und FPÖ ist bereits jetzt, noch vor dem Abschluss der Ermittlungen durch die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, der wohl größte Skandal in der Geschichte von Novomatic. Im Wochentakt kommen immer weitere Details ans Licht, die es immer schwerer machen, noch an die Unschuld des Novoline Spielautomatenherstellers zu glauben. Wenig hilfreich in diesem Zusammenhang war der überraschende Rücktritt vom langjährigen Geschäftsführer Harald Neumann am 29. Februar 2020.
Als Grund für den Rückzug gab der Glücksspielkonzern persönliche und familiäre Motive des CEO’s an, was jedoch aufgrund der noch laufenden Ermittlungen gegen seine Person eher vorgeschoben wirkte. Vielmehr wurde spekuliert, dass Harald Neumann aufgrund des Vorwurfs der Korruption mit seinem Rücktritt in Zukunft weitere negative Schlagzeilen vom Unternehmen fernhalten wollte. Laut einigen österreichischen Medien sollen sich Firmengründer Johann F. Graf und Harald Neumann sogar nicht gerade im besten Verhältnis getrennt haben.
Nur wenige Tage vor dem überraschenden Rücktritt von Harald Neumann im Zuge der Ermittlungen zu möglicher Novomatic Korruption, erklärte der Konzern noch einen weiteren Rückzug, nämlich aus Österreich. Was über Jahre immer wieder angekündigt wurde, wenn wieder einmal gegen den Novoline Spielautomatenhersteller vorgegangen wurde, solle nun tatsächlich wie eine Art Strafe vollzogen werden. Laut Novomatic wolle sich der Glücksspielkonzern in Zukunft nicht mehr um seine gehaltenen Lizenzen für das „Kleine Glücksspiel“ in verschiedenen Bundesländern bewerben und sie somit auslaufen lassen. Sollte es dazu wirklich kommen, dürfte dies Hunderte Arbeitsplätze bei den Admiral Casinos in der Alpenrepublik kosten oder ein Verkauf der gesamten Tochterfirma in Österreich bedeuten.
Trotz der Verlautbarung, dass sich Harald Neumann aus persönlichen Gründen vom Chefposten von Novomatic zurückgezogen hat, lässt sich über den Zusammenhang mit den Ermittlungen durch die WKStA spekulieren. Der ehemalige CEO des Spielautomatenherstellers ist einer der wenigen direkt beschuldigten Manager des Konzerns und hatte großes Interesse an eine Online Casino Lizenz in diversen veröffentlichten Chatprotokollen gezeigt.
Update März 2020: Neue Razzien rücken Pressesprecher Bernhard Krumpel in den Fokus
Im März 2020, als gerade die Corona-Pandemie anfing das gesamte öffentliche und wirtschaftliche Leben in Europa lahmzulegen, standen wieder einmal die Ermittler der WKStA vor den Türen Novomatics. Die zweite Razzia in nur sieben Monaten beim Spielautomatenhersteller hatte dieses Mal jedoch nicht den Beschuldigten CEO Harald Neumann im Visier, der ja Ende Februar zurückgetreten war, sondern Bernhard Krumpel. Dem Pressesprecher des Glücksspielkonzerns wurden nun seine engen Verbindungen zu diversen FPÖ-Politikern zum Verhängnis, die jetzt ebenfalls Gegenstand der Ermittlungen in diesem möglichen Fall von Korruption durch Novomatic sind.
Bernhard Krumpel, Markus Tschank, Markus Braun und Peter Sidlo sind die Namen eines kleinen Netzwerks an Managern, die sich seit vielen Jahren kennen. Erstere Beiden leiteten in der Vergangenheit das Unternehmen Polimedia, zudem später noch Peter Sidlo hinzustieß, der FPÖ-Politiker, der später Neumann von Krumpel für den Vorstandsposten der CASAG empfohlen wurde. Markus Braun wiederum, ebenfalls FPÖ, ist der Schwager von Peter Sidlo, mit dem der Skandal um Novomatic, CASAG, FPÖ und mögliche Korruption seinen Anfang nahm. Dieses Netzwerk findet sich jedoch nicht nur in der Vergangenheit wieder, sondern lässt sich ebenfalls zwischen Novomatic und dem ISP, dem Institut für Sicherheitspolitik ausmachen.
Das ISP ist ein der FPÖ nahe stehender Verein, der laut WKStA als Drehscheibe für illegale Parteienfinanzierung gedient haben könnte und von Markus Tschank gegründet wurde. Markus Braun war hier Kassierer. Novomatic wiederum zahlte für drei Jahre rund 200.000 Euro an das Institut und sollte hierfür Gegenleistungen in Form von Veranstaltungen erhalten. Ob hier tatsächlich Gegenleistungen erbracht wurden, muss die WKStA untersuchen. Interessanterweise profitierte Pressesprecher Bernhard Krumpel, auf dem diese Zusammenarbeit womöglich ebenso zurückgeht wie die Bestellung Peter Sidlos, sogar persönlich von dem Deal zwischen dem Novoline Spielautomatenhersteller und dem ISP. Die Firma Unlimited Communications übernahm nämlich zahlreiche Leistungen im Bereich Öffentlichkeitsarbeit für das Institut für Sicherheitspolitik, an der Bernhard Krumpel rein zufällig 30 Prozent über sein Unternehmen Krumpel GmbH hält.
Novomatic Korruption bei Staatssekretär Hubert Fuchs?
Wenige Tage nach der Razzia gegen Novomatic wegen Verdacht auf Korruption, erklärte die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, dass zur gleichen Zeit auch eine Hausdurchsuchung bei einem Steuerberater in Linz stattfand. Dieser sollte laut den Ermittlern auf den damaligen Staatssekretär im Finanzministerium angesetzt worden sein. Ziel war es, diesen im Sinne des Novoline Spielautomatenherstellers zu beeinflussen, um am Ende an eine Online Casino Lizenz in Österreich zu gelangen. Der betreffende Staatssekretär war zu dieser Zeit Hubert Fuchs von der FPÖ. Ausgerechnet der Fuchs, der laut WKStA auf der ICE London im Februar 2019 Novomatic-Gründer Johann F. Graf getroffen hatte. Damals soll der Deal Sidlo gegen eine Online Casino Lizenz zwischen den beiden Personen wasserdicht gemacht worden sein.
Zeitlich soll die versuchte Einflussnahme auf Staatssekretär Hubert Fuchs bereits 2018 in Gang gesetzt worden sein. Ein Linzer Steuerberater, der den FPÖ-Politiker kannte und früher für Novomatic arbeitete, stellte den Kontakt her. Die WKStA fand eine Zahlung in Höhe von 280.000 Euro vonseiten des Novoline Spielautomatenherstellers an den Steuerberater heraus und hatte hierzu die Vermutung, dass es sich um eine versuchte Korruption durch Novomatic handeln könnte. So geht sie davon aus, dass ein Teil des Geldes womöglich bei Hubert Fuchs landete, um später hierfür eine Online Casino Lizenz zu erhalten. Laut durchgesickerte Chatprotokollen stand sogar für den erfolgreichen Vermittler ein lukrativer Aufsichtsratsposten bei einem Tochterunternehmen im Raum. Dem damaligen CEO Harald Neumann war dies jedoch zu firmennah.
Werden diese neuen Fakten und Vermutungen eingefügt, verdichten sich die Hinweise immer stärker, dass Novomatic tatsächlich hinter einer Online Casino Lizenz her war, wie der Teufel hinter der Seele. Auf wichtige Entscheidungsträger und Beamte sollte Einfluss ausgeübt werden. Ein Pressesprecher, der ein altes Netzwerk an Geschäftskollegen aus FPÖ-Politikern dafür nutzt, Verbindungen zwischen dem Spielautomatenhersteller und der Partei um Heinz-Christian Strache zu knüpfen. All dies macht es Novomatic immer schwerer, den Vorwurf der Korruption mit Weißer Weste glaubhaft aus dem Feld zu räumen.
Update April 2020: Nun stolpert auch noch Bernhard Krumpel über den Skandal
Nachdem im Zuge um mögliche Novomatic Korruption der langjährige Chef Harald Neumann überraschend im Februar das Handtuch warf, folgte ihm im April Pressesprecher Bernhard Krumpel. Das ewig gut gelaunte Sprachrohr des Spielautomatenherstellers verkündete, von nun an sich wieder seinem zweiten Leben als Berater widmen zu wollen. Ein erster Kunde wurde recht schnell gefunden, es ist Novomatic. Auch dieser Rücktritt ist im Lichte des Skandals zu betrachten. Ein Pressesprecher, der als Beschuldigter im Rampenlicht steht und zu dem immer neue Details an die Presse durchsickern, ist bestimmt nicht gerade das beste Aushängeschild für den Konzern. Allerdings scheint der Glücksspielkonzern ebenso wenig auf seine geschätzten Dienste verzichten zu wollen, weshalb man ihn anscheinend als Berater extern im Boot belässt. Ob dies jedoch ausreicht die Verbindung zwischen den Beschuldigten und Novomatic weit genug zu reduzieren, darf bezweifelt werden.
Bekam Harald Neumann 2 Millionen Euro für seine Dienste?
Ein weiteres Detail erblickte ebenfalls im April 2020 das Licht der Öffentlichkeit, dass Johann F. Graf, der die Medien scheut, ein Mann mit großem Herzen und dicker Brieftasche zu sein scheint. In nur wenigen Jahren ließ er aus seinem Privatvermögen rund 160 Mal andere Menschen an seinem Reichtum mit Geldgeschenken teilhaben. Rein zufälligerweise war einer davon Harald Neumann, der gleich zweimal eine Million Euro vom Gründer und Besitzer des Spielautomatenherstellers erhielt. Zwei hohe Geldsummen für den eigenen Geschäftsführer, der ein üppiges Gehalt bezog, werfen Fragen auf. Handelte es sich hierbei um keine Schenkung, sondern einen Bonus? Womöglich im Zusammenhang mit dem Projekt Online Casino Lizenz in Österreich?
Harald Neumann war jedoch nicht die einzige, dem Unternehmen äußerst nahe stehende Person, die mit Geld von Johann F. Graf bedacht wurde. Laut den österreichischen Medien waren unter den Glückspilzen ebenso Aufsichtsräte, die ja eine gewisse Kontrollfunktion innerhalb des Konzerns einnehmen sollen. Doch nicht nur für sie wurde gesorgt, auch ihre Frauen kamen in den Genuss edler Spenden. Die WKStA vermutet hier, dass die Geschenke von Novomatic durchaus der Korruption gedient haben können und weitergeleitet werden sollten. Ob sich dieser Verdacht jedoch beweisen lässt, steht auf einem anderen Blatt. Es müsste schon klar nachvollziehbar sein, dass für die Geldzahlungen auch Gegenleistungen erbracht wurden.
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