Der in Stockholm börsennotierte Online-Glücksspielanbieter LeoVegas muss fortan unter verschärften Auflagen in Großbritannien agieren. Im Rahmen einer empfindlichen Strafzahlung in Höhe von 1,32 Millionen Pfund hat die britische Glücksspielkommission (UK Gambling Commission) neue Bedingungen erlassen, damit der Sportwetten und Online Casino Anbieter seine Lizenz behalten kann. Damit schließt sich der Konzern einer Reihe prominenter Vorgänger an, die in den letzten Monaten durch die britische Glücksspielbehörde UK Gambling Commission (UKGC) belangt wurden. Darunter renommierte Namen wie 888casino, Genesis Global und Greentube Aldenery (Novomatic). Dem Unternehmen bet-at-home wurde sogar im Juli 2022 die Lizenz entzogen! Die Aufsichtsbehörde hat zudem Änderungen im Glücksspielgesetz vorgenommen, um dem Spielerschutz eine höhere Priorität zukommen zulassen. Anlass hierfür sind in den letzten Jahren zunehmend mehr Fälle, in denen Wettanbieter und Online Casinos zu nachlässig mit ihrer Verantwortung gegenüber dem Spieler umgegangen sind.
LeoVegas muss beim Spielerschutz nachbessern
Die Sanktionen folgen auf eine Überprüfung der Geschäftstätigkeit von LeoVegas in Großbritannien zwischen Oktober 2019 und Oktober 2020. In diesem Zeitraum hat der Betreiber mehrerer Glücksspielportale es versäumt, angemessene Verfahren und Kontrollen anzuwenden, um die Ziele der Geldwäschebekämpfung und der sozialen Verantwortung zu erreichen. Demzufolge muss LeoVegas wegen mangelnder Sorgfalt im Bereich der gesellschaftlichen Verpflichtung und der Bekämpfung der Geldwäsche eine Strafe in Höhe von 1,32 Millionen Pfund (ca. 1,57 Millionen Euro) an die britische Glücksspielkommission zahlen.
Im Vergleich zu über 9 Millionen Pfund, zu denen die 888 Group verdonnert wurde, ein fast schon glimpfliches Ergebnis. Allerdings wird es sich mit der Strafe nicht getan haben. Das Unternehmen muss all seine Sportwetten und Casino Seiten, die für britische Kunden lizenziert sind, einem neuen Audit unterziehen, hierbei wird die Glücksspielaufsichtsbehörde prüfen lassen, ob die ergriffenen Maßnahmen ausreichen, um die Mängel zu beseitigen. Durch die Anpassung von Richtlinien werden die Online-Glücksspiel-Erfahrungen ohnehin neue Standards erhalten, die vermutlich direkt mit kontrolliert werden. Der Wett- und Casino-Test aller Seiten wird von einem externen Unternehmen durchgeführt und soll sich über 12 Monate erstrecken.
Mit der offiziellen Verwarnung agieren die Glücksspielmarken der LeoVegas Group so gesehen in Zukunft auf Bewährung. Kommt es erneut zu Missständen, dann ist es durchaus möglich, dass in einem der Kernmärkte die Lizenz weg ist. Das würde dem an der Börse notieren Glücksspielanbieter teuer zu stehen kommen, denn damit wäre wohl die zu erwartende Dividende für die Aktionäre dahin. Entsprechend leitet das Unternehmen alle erforderlichen Maßnahmen ein, um den strengen Kriterien der Glücksspielaufsicht in Großbritannien gerecht zu werden.
Die Gambling Commission befand unter anderem, dass LeoVegas bei der Überprüfung von Kundenaktivitäten Zahlungslimits ermöglicht hat, die deutlich über den Einkommensverhältnissen einiger Kunden gelegen haben. Vertrauenswürdige Online Casinos in UK sind jedoch dazu angehalten zu prüfen, inwieweit sich Spieler das Glücksspiel überhaupt leisten können.
UKGS vorläufig Lizenz auf Bewährung
Im Rahmen der gegen den Betreiber eingeleiteten Überprüfung gilt es jetzt festzustellen, dass dessen Strategien, Verfahren und Kontrollen zur Bekämpfung von Geldwäsche und sozialer Verantwortung wirksam umgesetzt werden. Es gilt sicherzustellen, dass Kunden durch die internen Prozesse verantwortungsvoll spielen können und bei einem Anzeichen auf kritische Verhaltensmuster von Seiten LeoVegas eine Reaktion erfolgt. Hierbei sieht die Regulierungsbehörde nicht nur die gleichnamige Website als bisher unzureichend an.
Die zur LeoVegas Gruppe gehörenden Online Casinos sowie Wettportale Betuk, Pink Casino, Slot Boss sowie auch 21.co.uk werden ebenfalls überprüft. Konkret wirft die Behörde dem Casino Anbieter vor, dass Obergrenzen für Einsätze deutlich höher angesetzt wurden, als die Durchschnittswerte der Kunden es zulassen würden. Außerdem wurde nach sechs Stunden eine 45 Minuten Spielpause eingeleitet, ohne zu erklären, warum dies jeweils angemessen war oder welche Gründe dafür vorlagen.
Weiterhin kam die Kommission zu dem Schluss, dass das Unternehmen „die Leitlinien der Kommission für den Umgang mit Kunden aus dem Jahr 2019 nicht hinreichend berücksichtigt“ und seine eigenen Richtlinien für den Umgang mit Kunden, die Anzeichen von problematischem Spielverhalten aufweisen, nicht befolgt hat. Beispiele dafür nennt die UKGC in der Pressemeldung: Anzeichen für kritische Spielmuster sind unter anderem stornierte Einzahlungen, abgebrochene Auszahlungen, eine lange Spieldauer und anhaltende Sessions, die spät, nachts oder früh am Morgen ausgeübt werden.
Dies ist das zweite Mal innerhalb von vier Jahren, dass LeoVegas von der UKGC mit einer Geldstrafe belegt wurde – schon 2018 hat die Behörde den Betreiber mit einer Geldstrafe in Höhe von 600.000 Pfunden (ca. 717.350 Euro) für Versäumnisse bei Werbung und Marketing belegt. Vor etwas mehr als einem Jahr bestrafte die schwedische Aufsichtsbehörde (Spelinspektionen) das Unternehmen, weil es Einzahlungen von Spielern mit Verbindungen zum organisierten Verbrechen zugelassen hatte.
In der Ankündigung der UKGC heißt es, dass zu den Fehlern im Bereich des verantwortungsvollen Glücksspiels folgende gehören:
- Festlegung falscher Auslöser für die Überprüfung von Kunden durch das Safer Gambling Team
- Festlegung des cooling-off Punktes auf sechs Stunden (Spielpause)
- Versäumnis, mit Kunden zu interagieren, die Anzeichen für problematisches Glücksspiel aufweisen
- Nichteinhaltung der UKGC-Leitlinien 2019 zur Kundeninteraktion
(Bildquelle: gamblingcommission.gov.uk)
Geldstrafen der UKGC gegen Casino Anbieter:
- Casumo Casino 6 Millionen Pfund (März 2021)
- Greentube Alderney Limited 685.000 Pfund (Dezember 2021)
- Genesis Global Limited 3,8 Millionen Pfund (Januar 2022)
- 888 Holdings 9,4 Millionen Pfund (Februar 2022)
- Jumpman Gaming Limited 500.000 (Mai 2022)
- Progress Play Limited 175.718 (Mai 2022)
- National Lottery Camelot UK Limited 3,15 Millionen Pfund (Juli 2022)
Anti-Geldwäsche Maßnahmen nicht ausreichend
Zu den aufgedeckten Schwachstellen bei der Geldwäschebekämpfung gehört, dass sich zu sehr auf unwirksame Anzeichen von Schwellenwerten verlassen wurde. Unzureichende Informationen darüber, wie viel ein Kunde auf der Grundlage seines Einkommens oder Vermögens oder eines anderen in Frage kommenden Faktors ausgeben darf, erfüllt nicht die Kriterien der UKGC. Oft hat LeoVegas die Höhe der festgelegten Grenzwerte zu hoch und unrealistisch gesetzt, um die damit verbundenen Risiken wirksam kontrollieren zu können.
Außerdem haben unzureichende Kontrollen dazu geführt, dass in kurzer Zeit erhebliche Geldbeträge für Glücksspiele ausgegeben werden konnten. Das wiederum verbindet die Probleme verantwortungsvolles Spielen und AML-Kriterien miteinander. Auf der einen Seite war es möglich, ohne ausreichendes Einkommen horrende Summen zu setzen und andererseits mit nicht aufgelöster Herkunft diverser Beträge beim Buchmacher oder im Casino online Einsätze zu tätigen.
Die UKGC teilte mit, dass zu den Versäumnissen im Bereich der Geldwäsche unter anderem folgende Punkte zählen:
- Festlegung unangemessen hoher Grenzwerte bei Geldwäscheverdacht
- Verlassen auf unwirksame Prüfkriterien und unzureichende Hinweise in Bezug auf das Vermögen des Kunden und seine Fähigkeit, hohe Beträge zu verspielen
- Zulassen, dass Kunden in kurzer Zeit hohe Beträge ausgeben, ohne den finanziellen Hintergrund zu prüfen
Leanne Oxley, UKGC Director of Enforcement and Intelligence, kommentierte die LeoVegas Strafe wie folgt in der UKGC Pressenachricht: „Wir haben dies durch gezielte Maßnahmen zur Einhaltung der Vorschriften aufgedeckt und werden auch weiterhin gegen andere Betreiber vorgehen, wenn sie nicht die Lehren aus unserer Aufklärungsarbeit ziehen. Dieser Fall ist ein weiteres Beispiel dafür, dass die Betreiber es versäumt haben, ihre Kunden zu schützen und die Geldwäscherisiken in ihrem Unternehmen zu erkennen.“
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