Fellner Live OVWG Glücksspielreform

Bei Fellner Live kritisierten hochrangige Vertreter der OVWG die geplante Glücksspielreform mit Netzsperren und Glücksspielmonopol. (Bildquelle: youtube.com / Fellner! LIVE: OE24.TV Business-Talk)

Immer noch sind die Ermittlungen und der eingesetzte Untersuchungsausschuss zu den Themen Ibiza-Video, möglicher illegaler Parteispenden sowie CASAG in Österreich nicht abgeschlossen. Allerdings haben die aufgezeigten und zum Teil fragwürdigen Verbindungen zwischen der Wirtschaft und Politik schon jetzt zu gravierenden Veränderungen geführt. So ist beispielsweise in Österreich endlich eine unabhängige Glücksspielbehörde geplant, wie es sie längst in fast allen anderen europäischen Ländern bereits gibt. Österreich wäre jedoch nicht Österreich, wenn mit diesem Schritt nach vorn nicht auch zugleich zwei Schritte zurückgemacht würden. Hierzu kritisierte beispielsweise die OVWG an der geplanten Glücksspielreform bei der Fernsehsendung Fellner Live die Netzsperren, die nur das Glücksspielmonopol der CASAG zementieren werden. Warum ein Glücksspielunternehmen, welche sich mehrheitlich in den Händen der tschechischen Sazka Gruppe befindet, so hofiert wird, war für die drei Vertreter der Österreichischen Vereinigung für Wetten und Glücksspiel in der Sendung ein Rätsel.

Bei Fellner Live kritisierte die OVWG vor allem die Netzsperren in der geplanten Glücksspielreform

Wolfgang Fellner ist in der österreichischen Fernsehlandschaft vor allem für seinen doch manchmal recht ruppigen Interviewstil gegenüber seinen Gästen bekannt. Allerdings, so fair muss man sein, bleibt er dabei zumeist kritisch, unabhängig und legt den Finger allzu gern in gewisse Wunden. In der vergangenen Folge von Fellner! Live beschäftigte sich der Gründer von oe24TV mit der geplanten Glücksspielreform in Österreich und lud hierzu gleich drei hochrangige Vertreter der OVWG ein. Die Einleitung über die im Februar durch Finanzminister Gernot Blümel angekündigten Pläne zu einer Reform des Glücksspiels in Österreich übernahm natürlich Fellner selbst. Dabei unterließ er es natürlich nicht, auf den Umstand hinzuweisen, dass die Ankündigung Blümels ausgerechnet zu dem Zeitpunkt erfolgte, als der Finanzminister selbst immer stärker in die Affären um Novomatic hineingezogen wurde. In diesem Kontext sind die bislang angerissenen Eckpunkte der geplanten Glücksspielreform zu lesen, die vonseiten der Vertreter der OVWG bei Fellner Live zum Teil heftig kritisiert wurden. Die wichtigste Frage lautet nämlich: Warum soll das Glücksspielmonopol durch die Reform für einen Konzern in tschechischer Hand noch weiter ausgebaut und zementiert werden? Im gleichen Atemzug sollen dann noch zur Absicherung der Profite der Tschechen sämtliche privaten europäischen Anbieter von Online Casinos aus dem österreichischen Markt mit Netzsperren entfernt werden. All dies, obwohl viele Unternehmen einst im Land gegründet wurden und Tausende Arbeitsplätze schufen.

Die drei Vertreter der OVWG:

  • Claus Retschitzegger: Präsident der OVWG, Präsidiumsmitglied im DSWV, Legal Counsel und Konzernsprecher bei bet-at-home
  • Dr. Raffaela Zillner: Generalsekretärin der OVWG
  • Martin Beranek: Vizepräsident der OVWG, General Manager Region DACH bei der Kindred Group

Die Führungsriege der österreichischen Glücksspielbranche sieht durch die Reform nur Verlierer

Gleich zu Beginn der Sendung Fellner Live erklärte Dr. Raffaela Zillner, die Generalsekretärin der OVWG, dass die Glücksspielbranche durchaus Teile der geplanten Glücksspielreform in Österreich unterstützt. Hierzu gehören die Schaffung einer unabhängigen Glücksspielaufsichtsbehörde sowie die Implementierung einer anbieterübergreifenden Sperrdatei im Bereich Spielerschutz. Was jedoch auf massive Kritik bei allen drei Vertretern der Glücksspielbranche stieß, sind die geplanten Netzsperren. Mit diesen sollen Anbieter von Automatenspielen und Poker im Internet aus Österreich verbannt werden, die über keine Lizenz im Land verfügen. Da bislang nur die CASAG eine solche Konzession exklusiv hält und bis 2027 auch keine neuen Lizenzen geplant sind, würden Netzsperren das Monopol der Casinos Austria endgültig zementieren. Hier fragte zum Ende der Sendung beispielsweise zurecht Martin Beranek wozu eine unabhängige Glücksspielaufsichtsbehörde geschaffen werden soll, wenn es sowieso ein Monopol gibt und kein Lizenzsystem mit mehreren Anbietern. Schon vorher hatte er zudem ausgeführt, dass Spielautomaten und andere Online Casino Spiele in Österreich bei Betreibern wie Unibet rund 60 Prozent des Umsatzes generieren, gegenüber rund 40 Prozent aus Sportwetten. Ein Wegfall der Casinospiele würde somit für viele Glücksspielunternehmen die Rentabilität in Österreich infrage stellen und womöglich den kompletten Rückzug aus dem Land bedeuten.

Würden sich zahlreiche Buchmacher und Online Casino Betreiber aufgrund von Netzsperren und dem Verlust von fast 60 Prozent der Einnahmen aus dem österreichischen Markt zurückziehen, hätte dies ernste Konsequenzen für den Sport. Hierzu wies Claus Retschitzegger auf das enorme Sponsoring der Glücksspielbranche hin, das weit über den Profifußball hinaus geht. Während erstere Sportart womöglich den Wegfall einiger Sponsoren ersetzten und somit verkraften könnte, wäre die Situation für andere Sportarten und deren Ligen womöglich existenzbedrohend. Ein Großteil der Gelder zum Betrieb der österreichischen Eishockeyliga oder Basketballliga kommen beispielsweise von bet-at-home. Selbst der so wichtige Skisport in Österreich wäre ohne das Geld wie von Interwetten kaum noch in seiner gewohnten Form denkbar. Retschitzegger sprach hier von fast 50 Millionen Euro, die womöglich dem Sport in der Alpenrepublik verloren gehen würden, was rund die Hälfte des aktuellen Sponsorings ausmachen würde. All dies nur um einem tschechischen Unternehmen, welches Fellner in seiner Sendung selbst als dubios bezeichnete, ein Monopol zu sichern und gleichzeitig Unternehmen mit österreichischen Wurzeln aus dem Markt zu werfen.

Fellner Live mit Vertreter der OVWG zur geplanten Glücksspielreform!

Das große Fazit in der Sendung Fellner Live zur geplanten Glücksspielreform durch die Vertreter der OVWG fiel relativ ernüchternd aus. Schon in wenigen Tagen soll der erste Entwurf des Finanzministeriums dem Ministerrat vorgelegt werden und es wird befürchtet, dass sich die bislang kolportierten Punkte darin wiederfinden werden. Am Ende dürfte die Zementierung des Monopols der CASAG in den Händen der tschechischen Sazka Gruppe Kunden, Betreiber und den österreichischen Sport zu Verlierern degradieren. Profitieren werden hingegen vor allem die Milliardäre aus Tschechen als Haupteigentümer der CASAG sowie all die Online Casino Betreiber aus dem Schwarzmarkt, die sich schon jetzt die Hände reiben dürften.

Bei dieser Thematik rund um die Netzsperren, die der größte Kritikpunkt der OVWG in der Sendung Fellner Live gegen die geplante Glücksspielreform vorgebracht wurden, sollten ebenso nicht die Arbeitsplätze vergessen werden. Viele Buchmacher wie bet-at-home, bwin oder Interwetten haben ihre Wurzeln in Österreich und sind noch immer im Land mit eigenen Entwicklungszentren vertreten. Deshalb stehen nicht nur die Arbeitsplätze direkt im Online Casino Geschäft in Österreich durch die geplante Reform unter Druck, sondern noch zahlreiche weitere Jobs in Technologie und Forschung.

Österreich sperrt sich weiter gegen den Zeitgeist

Über viele Jahre konnte Österreich bis zu einem gewissen Grad bei der Rechtfertigung für sein Glücksspielmonopol auf den großen Nachbarn Deutschland verweisen. Auch hier schaffte es die Politik lange Zeit, Vorgaben aus dem EU-Recht zu ignorieren und Gerichtsurteile zur EU-Rechtswidrigkeit der eigenen Glücksspielgesetze möglichst lange auszusitzen. Doch wie besagt so schön ein Zitat von Gennadi Iwanowitsch Gerassimow, welches oftmals fälschlicherweise Michael Gorbatschow zugeschrieben wird: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!“ Die alte Führungsriege der DDR verweigerte sich dieser Weisheit 1989 und wurde nur einen Monat später mit dem Fall der Berliner Mauer hinweggefegt. Ganz so schlimm sieht es in Österreich zwar noch nicht aus, doch in Sachen Glücksspiel verweigert sich die Alpenrepublik noch immer dem Zeitgeist. Obwohl fast alle Länder in Europa den Schritt von einem Glücksspielmonopol zu einem Lizenzsystem vollzogen haben, will Gernot Blümel genau dieses noch zugunsten der Sazka Gruppe stärken. Dies, obwohl Netzsperren und ein damit erzwungener Rückzug vieler Anbieter nicht nur den Sport massiv gefährdet, sondern zudem noch einen großen Batzen an Steuern in den Wind schießt. Allein 2019 überwiesen die privaten Betreiber rund 123 Millionen Euro an den Fiskus. Auch diese Summe wird sich deutlich reduzieren, sollte die Glücksspielreform, die von Vertretern der OVWG bei Fellner Live so vehement kritisiert wurde, tatsächlich so umgesetzt werden.

Weitere Verlierer werden auch die Kunden sein, deren bislang großes Angebot an unterschiedlichsten Offerten zum Casino Bonus oder verschiedenen Spielautomatenherstellern plötzlich abgeschafft wird. Dann gibt es nur noch den Einheitsbrei von win2day und alle Kunden sind deren Gebaren auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Auch beim Glücksspiel gilt, dass Konkurrenz das Geschäft zum Vorteil der Kunden belebt. Nicht nur profitieren Kunden in einem Lizenzsystem von besseren Angeboten, auch der Spielerschutz profitiert. Dies machte erneut Martin Beranek deutlich und verwies auf die Statistiken von Dänemark und Finnland. In letzterem Land gilt wie in Österreich bis heute ein Glücksspielmonopol mit der Begründung, hiermit einen höheren Spielerschutz gewährleisten und besser überwachen zu können. Tatsächlich jedoch zeigen die Daten laut Beranek, dass in Finnland der Anteil der Spielsüchtigen an der Bevölkerung bei 3 Prozent liegt. In Dänemark hingegen legt dieser Anteil bei gerade einmal rund 0,6 Prozent, obwohl oder eben weil es ein offenes Lizenzsystem nach qualitativen Vorgaben für die privaten Betreiber gibt. Ebenfalls zeigte sich, dass es Dänemark mit einem großen Angebot gelang, rund 95 Prozent der Kunden in den legalen Markt zu kanalisieren. In Österreich schafft die CASAG hier gerade einmal zwischen 30 und 40 Prozent. Die ist auch nicht verwunderlich, denn Kunden möchten eine große Auswahl, aus der sie selbst für sich das beste Angebot auswählen können. Die Hauptaufgabe des Staates ist hierbei sicherzustellen, dass der Spielerschutz dann bei allen Betreibern durchgesetzt wird und die Kunden möglichst nur seriöse Angebote vorfinden. Schafft er dies nicht, wird am Ende der Schwarzmarkt am stärksten davon profitieren.

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