Der angeschlagene Buchmacher und Online Casino Betreiber bet-at-home zieht nach seinem anhaltenden Sinkflug erstmals drastische Konsequenzen und wird nach eigenen Angaben 65 Stellen in Österreich streichen. Dies kommt wenig überraschend, schließlich hatte der Glücksspielkonzern bereits im Oktober seinen Rückzug in Sachen Automatenspiele und Live Casino in der Alpenrepublik angekündigt und vollzogen. Der Schritt wurde nötig, um die Risiken zu begrenzen, da nach zahlreichen Gerichtsurteilen bet-at-home in Österreich millionenschwere Rückzahlungen an seine Kunden drohen.
Womöglich sind 65 Stellen bei bet-at-home in Österreich erst der Anfang
Einst profitierte bet-at-home von seiner starken Ausrichtung auf die deutschsprachigen Glücksspielmärkte Deutschland und Österreich und vermeldete über viele Jahre starke Ergebnisse. Anleger profitierten in dieser Zeit von stetig steigenden Kursen der Aktie und von üppigen Dividenden. Diese goldenen Zeiten sind allerdings seit gut zwei Jahren vorbei, denn mittlerweile befindet sich bet-at-home im Sinkflug und ist nun sogar gezwungen, in Österreich rund 65 Stellen bei der dortigen Tochtergesellschaft abzubauen. Dieser Schritt scheint bitternötig, schließlich wurde bereits das eigenen Online Casino in der Alpenrepublik vom Netz genommen und der Glücksspielkonzern operiert momentan nur noch mit Sportwetten. Dies dürfte zu insgesamt 60 Prozent beim Umsatz im Land geführt haben. Wäre dies nicht alles schon schlimm genug, sieht sich bet-at-home in Österreich zudem zahlreichen Klagen ehemaliger Kunden gegenüber, die ihre Verluste zurückerstattet haben wollen. Hauptargument ist, dass das Anbieten der Automatenspiele und der Live Casino Games illegal war, da nur die CASAG in Österreich allein über eine nationale Lizenz für Online Casinos verfügt. Obwohl bet-at-home die Sache anders sieht und sich auf die EU-Dienstleistungsfreiheit und seine Konzession aus Malta beruft, urteilten bislang fast alle Gerichte in der Alpenrepublik gegen bet-at-home und andere Glücksspielunternehmen. Da bislang keine Abkehr von dieser Rechtsprechung möglich erscheint und ebenso nicht absehbar ist, wann und ob schließlich letztinstanzlich vor dem Europäischen Gerichtshof ein anderes Urteil ergeht, zog sich der Konzern lieber zurück. Die potenziellen Kosten, die sich schon jetzt in einem zweistelligen Rückstellungsbetrag in der Bilanz niederschlagen, sind einfach unkalkulierbar, hieß vonseiten des Buchmachers. Vor diesem Hintergrund scheint die Streichung von 65 Stellen in Österreich durch bet-at-home nur folgerichtig.
Die Entwicklung von bet-at-home in den letzten beiden Jahren:
Wegen stetig sinkenden Umsätzen und millionenschweren Klagen durch Kunden streicht Buchmacher bet-at-home in Österreich nun 65 Stellen. (Bildquelle: bet-at-home.ag)
Halbjahreszahlen 2021:
- Umsatz: 56,8 Millionen Euro
- EBITDA: 5,4 Millionen Euro
Halbjahreszahlen 2019:
- Umsatz: 71,1 Millionen Euro
- EBITDA: 21,3 Millionen Euro
Böse Erinnerungen an Mybet werden wach
Wer die letzten zwei Jahre aufmerksam die Bilanzen von bet-at-home gelesen hat, dem kommen unweigerlich böse Erinnerungen in Bezug auf den Buchmacher Mybet hoch. Damals ging der renommierte Online Casino Betreiber nach einem gut drei Jahre anhaltenden Sinkflug in Konkurs, nachdem zuvor mehr oder weniger erfolglos das ganze Tafelsilber verscherbelt wurde. Zum Glück ist bet-at-home trotz der Streichung von 65 Stellen in Österreich noch weit von einer Pleite entfernt, muss jedoch so langsam eine Trendwende schaffen. Allein mit einer Kostensenkung wird es nicht getan sein, denn beide Hauptmärkte werden langfristig kaum großes Wachstumspotenzial für bet-at-home bieten. In Deutschland sorgt die Neuregulierung für massive Umsatzrückgänge im virtuellen Automatenspiel von bis zu 85 Prozent und in Österreich wird so schnell das eigene Online Casino aufgrund der rechtlichen Probleme nicht wieder ans Netz gehen. Erfolgversprechender wäre wohl deshalb eher eine Neuorientierung in andere Länder sowie größere Investitionen des Besitzers von bet-at-home, der Betclic Everest Group aus Frankreich. Ohne frisches Kapital wird es schwer werden, mit immer geringeren Mitteln beim Marketing verlorene Marktanteile zurückzuerobern. Dass der Weg zurück zum Erfolg noch steiniger werden könnte, zeigen die letzten Prognosen für das Gesamtjahr, die mehrmals in den letzten Monaten nach unten korrigiert werden mussten. Ging der Glücksspielkonzern noch in der ersten Jahreshälfte beim Umsatz für 2021 von 106 bis 118 Millionen Euro aus, wurde im Juli daraus nur noch 100 bis 110 Millionen Euro. Im Oktober, nach der angekündigten Schließung des Online Casinos in Österreich, folgte schließlich die Korrektur auf nur noch 93 bis 98 Millionen Euro. Beim EBITDA erwartet bet-at-home mittlerweile sogar ein Minus in Höhe zwischen 10 und 14 Millionen Euro.
Der Abbau von 65 Stellen in Österreich ist Teil eines Restrukturierungsplans des Glücksspielkonzerns. Hierdurch sollen zum einen die Kosten gesenkt und zum anderen die Effizienz verbessert werden. Mit den verbliebenen rund 200 Mitarbeitern hofft der Buchmacher und Online Casino Betreiber weiter auf eine Trendumkehr und damit in Zukunft wieder auf eine positive Entwicklung.
Die vollständige Pressemitteilung von bet-at-home finden Sie hier unter Ad-hoc-Mitteilungen als PDF zum Download!
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