KW 11/2020: Glücksspielaktien im Sog der Schwarzen Börsenwoche

Evolution Gaming mit blauem Auge, Betfred bei William Hill, GVC Holding auf Spielerschutz und GIG verliert mehr Federn … (Bild: Alexas_Fotos auf Pixabay)

Die KW 11/2020 wird in die Geschichtsbücher eingehen. Nur selten zuvor verloren die weltweiten Börsen so schnell und so viel. Es blieb kein Stein auf dem anderen – sogar etablierte Bluechips wie große Industrieunternehmen verloren an einem Handelstag mehr als 20 %. Kein Wunder, dass die Woche bei eher spekulativen Online-Glücksspielunternehmen eine tiefe Schneise schlug. Auf unserer Watchlist war kein einziger Wert im Plus. Der „Wochensieger“ verlor „nur“ 8 % an Wert. Es waren allerdings Verluste von um die 40 % möglich. So gab es gleich mehrere Unternehmen, die ihren Börsenwert in den letzten fünf Handelstagen beinahe halbierten.

Evolution Gaming kommt mit einem blauen Auge davon

Die Horror-Handelswoche überstand Evolution Gaming mit einem Kursminus in Höhe von 8 %. In Anbetracht der übrigen Wertentwicklungen der Konkurrenz ist das eine beachtliche Leistung. Dabei sorgte die schwedische Spieleschmiede nicht mit guten Nachrichten für verhältnismäßige Stabilität. Vielmehr kam Evolution schon besonders gut durch die Berichtssaison und steigerte 2019 sowohl den Umsatz als auch den Gewinn deutlich. Das führt dazu, dass das Unternehmen insgesamt zukunftsfähiger eingeschätzt wird, als es bei den Branchenkollegen der Fall ist.

Dabei handelt es sich bei Evolution Gaming um einen absoluten Börsenneuling. Erst im Oktober 2019 wagten sich die Skandinavier auf das Börsenparkett. Bisher hat die Aktie seit Börsenstart mehr als 23 % zugelegt und notiert bei 32,10 Euro. Daran konnte auch der eher schwierige, letzte Monat (-13,3 %) nichts ändern. Es bleibt abzuwarten, ob Evolution Gaming auch in Zukunft den Erwartungen seiner Investoren gerecht wird. Denn die Historie ist mit nur etwa einem Quartal sehr überschaubar.

Betfred kauft sich bei William Hill ein

Fred Done, Inhaber des William Hill-Konkurrenten Betfred, kaufte sich in dieser Woche mit 3 % in das Unternehmen ein.

Er kommentierte seine Entscheidung: „Ich habe Hills Aktien gekauft, weil sie massiv unterschätzt sind. Im US-Markt sind sie Vorreiter.“

Es ist nicht bekannt, was genau er mit dem Geschäft bezwecken will. Auch, ob er in Zukunft plant, sein Investment aufzustocken, verriet er nicht. Solche Handelsbewegungen sind für fundamentale Analysten dennoch sehr wichtig und können einer Aktie einen Höhenflug verschaffen. Für einen solchen war die wirtschaftliche Umgebung in Zeiten von Corona nicht gemacht. Die William Hill-Aktie verlor in der KW 10/2020 weitere 36 % und ist nur noch 1 Euro wert.

GVC: Gut gemeint ist nicht gut gemacht

Die britische GVC Holding ist eins der größten Glücksspielunternehmen der Welt. Zu ihren Marken zählen unter anderem bwin, Ladbrokes und Party Casino. Neben dem wirtschaftlichen Erfolg setzt sich die GVC besonders für den Spielerschutz ein. Am Donnerstag wurde bekannt, dass das Unternehmen sich für den US-Markt mit Epic Risk Management zusammengetan hat, um problematischem Spielverhalten jenseits des Atlantiks vorzubeugen. Die Kooperation wird von der Stiftung GVC Foundation US getragen. Diese gemeinnützige Einrichtung hat sich zum Ziel gesetzt, in den USA über Spielsucht und problematisches Spielverhalten aufzuklären und dem vorzubeugen. Vorbild für das Programm sind die Maßnahmen und Regeln, die in Europa bereits Anwendung finden. Die Stiftung kommt mit 2,5 Millionen US-Dollar für das Programm auf. Das Geld soll über zwei Jahre verteilt ausgegeben werden.

Martin Lycka, Treuhänder der Stiftung und Compliance-Chef bei GVC, erklärte den Schritt: „Als führender Anbieter für Beratungen und Schulungen zu problematischen Spielverhalten hat Epic Risk Management in Europa hervorragende Arbeit geleistet. Unsere Zusammenarbeit mit Epic an Standorten in den ganzen USA, wird die Fortführung dieser wichtigen Mission unterstützen.“

Die Schulungen richten sich an angehende und professionelle Sportler. Im Fokus sollen ihre eigenen Erfahrungen mit problematischem Spielverhalten stehen und verantwortungsvolles Spielen gefördert werden. Diese gelten als besonders gefährdet für Spielsucht. Im Grunde möchte die GVC mit der Partnerschaft zwei Ziele gleichzeitig erreichen: Negative Schlagzeilen wegen unzureichenden Maßnahmen zur Glücksspielsucht-Prävention sollen vermieden werden. Gleichzeitig soll das Geschäft nachhaltig gesichert werden.

Die Wohltätigkeit der GVC half ihr in dieser Woche an der Börse nicht weiter. Die Aktie verlor innerhalb der letzten fünf Handelstage 39 % an Wert und notiert nun bei 5,80 Euro. Das ist der tiefste Stand aller Zeiten.

Die Gaming Innovation Group wird wieder gerupft

Die maltesische Gaming Innovation Group (Guts.com, Rizk.com, Betspin.com, Thrills.com) hat sich erst vor wenigen Wochen von ihrem Privatkundengeschäft getrennt. Nun will sie sich auf ihre Plattform konzentrieren. Auf dieser können alle gewerblichen GiG-Kunden aus einem großen Portfolio von Spielinhalten wählen. Um das Angebot weiter auszubauen, bindet GiG regelmäßig neue Spieleentwickler an. So auch am Freitag. Der neuste Partner ist Hacksaw Gaming, das sich auf virtuelle Rubbellose und mobile Spiele spezialisiert.

Ashley Boor, Leiterin der Spieleabteilung bei GiG, nahm Stellung: „Wir freuen uns sehr darüber, dass wir unseren Kunden neuen und interessanten Content von Hacksaw anbieten können. Im Gegenzug können wir unser Portfolio an Spielen ausweiten.“

Die gute Nachricht zur Wochenmitte half GiG leider überhaupt nicht weiter. Schon länger befindet sich die Aktie mehr oder minder im freien Fall. In dieser Woche ist sie unser Wochenverlierer mit einem Minus von 40 %. Damit ist ein Unternehmensanteil nur noch 24 Cent wert. Auf Jahressicht ist die Aktie beinahe wertlos geworden. Von einem Vorjahresstand bei 2,10 Euro verlor sie mehr als 88 %.

Folgende börsentotierte Casino-Unternehmen werden derzeit von uns beobachtet.