Regulierungsbedarf bei Online CasinosDie Zahlen der letzten 10 Jahre zeigen, dass die Digitalisierung des Glücksspiels nicht aufzuhalten ist

In der großangelegten Studie des Handelsblatt Research Institut „Die Digitalisierung des Glücksspiels” wurden nun endlich einmal belastbare Daten zur Entwicklung des deutschen Glücksspielmarkts und der Online Casinos vorgelegt. Und dabei kommen die Autoren zu dem klaren Ergebnis, dass die Politik nicht länger die Augen vor der Digitalisierung in diesem Bereich verschließen darf. Vielmehr wird es höchste Zeit endlich den eigenen Glücksspielmarkt EU-konform zu regulieren und somit dem veränderten Kundenverhalten endlich Rechnung zu tragen. In drei Teilen werden wir dabei den momentanen Stand abbilden, den unregulierten deutschen Glücksspielmarkt mit den Vorreitern Großbritannien und Dänemark vergleichen und zukünftige, mögliche Entwicklungen beleuchten.

In nur 10 Jahren hat sich der Markt der Online Casinos mehr als verdoppelt

Gleich zu Beginn der Studie „Die Digitalisierung des Glücksspiels” des HRI zeigen die Autoren auf, wie stark im Allgemeinen das Internet die Wirtschaft zunehmend verändert. Vor diesem umwälzenden Prozess ist ebenfalls der globale und deutsche Glücksspielmarkt nicht gefeilt. Deutlich wird diese bei den Daten zur Entwicklung der Bruttospielerträge, also die Einnahmen der Betreiber von Glücksspielen, von denen die ausgeschütteten Gewinne an uns Zocker abgezogen werden. Diese wuchsen global im Bereich des Internets aus Online Casinos, Sportwetten und Zweitlotterien von vormals rund 15 Milliarden Euro in 2006 auf mittlerweile knapp 40 Milliarden Euro in 2016. Dem gegenüber steigerten sich die Bruttospielerträge aus dem terrestrischen Geschäft aus Casinos, Wettbüros und Lottoannahmestellen von ehemals von 250 Milliarden Euro auf jetzt 330 Milliarden Euro.

An Hand dieser Daten wird deutlich, dass der Geschäftsbereich im Glücksspiel übers Internet mit Online Casinos deutlich stärker wächst als der terrestrische Sektor. Während das digitale Glücksspiel sich mehr als verdoppeln und jährliche Wachstumsraten von mehr als 10 Prozent erreichen konnte, ist die Dynamik im klassischen Sektor deutlich geringer. Doch anders als so oft vorgebracht, kommt es dabei nicht zu zu solch gravierenden Verdrängungseffekten, was die immer noch hohen Wachstumsraten bei den terrestrischen Angeboten aufzeigen.

In Prozentzahlen ausgedrückt, konnte das Glücksspiel im Internet aus Online Casinos und allen anderen Formen den eigenen Marktanteil von 5,7 Prozent in 2006 auf nun 10,6 Prozent im Jahr 2016 ausbauen. Diese Entwicklung zum vermehrten Zocken im World Wide Web wird vor allem durch Europa getrieben, denn sowohl in Deutschland, als auch in anderen Ländern des Kontinents liegt hier der Anteil deutlich höher. Europa kann somit im Bereich des Online Glücksspiels als echter Vorreiter bezeichnet werden. Denn alle Bruttospielerträge in Europa aus Online Casinos machen rund die Hälfte des gesamten, globalen Umsatzes aus, während Asien auf 28 Prozent, Nordamerika auf 13 Prozent und Ozeanien nur auf 7 Prozent kommen. Und so machen die Online Casino und Sportwetten im Internet in Europa bereits jetzt schon 15,3 Prozent aus, was deutlich über den globalen 10,6 Prozent liegt. Ebenfalls sind die jährlichen, durchschnittlichen Wachstumsraten mit rund 13 Prozent deutlich höher als im Rest der Welt. Durch diese Entwicklung, so die Studie „Die Digitalisierung des Glücksspiels”des HRI, ist Europa zum dominierenden Glücksspielmarkt im Bereich Online Casinos geworden. Nur scheint diese unaufhaltsame Entwicklung der deutschen Politik zum Großteil immer noch verbogen zu bleiben.

Ebenfalls geht die Studie auf die Verteilung der verschiedenen Glücksspiele im digitalen Bereich ein und zeigt die Unterschiede zwischen Europa und dem Rest der Welt auf. Weltweit machen die Sportwetten mit 50 Prozent den Löwenanteil am digitalen Glücksspielmarkt aus, gefolgt von Online Casinos mit 25 Prozent, Lotto 10 Prozent, Poker 6 Prozent und Bingo 4 Prozent. In Europa wiederum ist die Dominanz der Sportwetten im Internet mit 33,6 Prozent weitaus geringer. Online Casino kommen hier zwar mit 21,4 Prozent auf einen ähnlich Anteil wie global betrachtet, doch können hier vor allem Lotto mit 14,2 Prozent und Poker mit 16,7 Prozent stärker profitieren.

Der nicht-regulierte Online Glücksspielmarkt wuchs in Deutschland sogar noch stärker

Wie bereits in anderen Studien zuvor, benutzt das HRI zur Unterscheidung der Legalität der verschiedenen Online Casinos drei Definitionen. Dabei stellen regulierte Online Casinos staatliche Anbieter oder private Betreiber mit Lizenz aus Schleswig-Holstein dar, die nach deutschem Recht legal im Land operieren. Nicht-regulierte Anbieter werden als solche betrachtet, wenn sie über eine Lizenz eines Mitgliedsstaates der EU verfügen, wie beispielsweise aus Malta. Diese sind zwar nach deutschem Recht illegal, mit ihrem Angebot an uns deutsche Spieler, aber können von der Dienstleistungsfreiheit der EU Gebrauch machen. Alle anderen Betreiber wiederum gelten sowohl nach deutschem Recht, wie auch nach den Gesetzen der Europäischen Union als illegal und werden somit dem Schwarzmarkt zugeordnet. Diese Unterscheidung ist enorm wichtig, da sich der Großteil der Daten der Studie „Die Digitalisierung des Glücksspiels” auf den regulierten und nicht-regulierten Markt bezieht. Ebenso führt die Diskrepanz zwischen nationalem und europäischem Recht zur Quasi-Duldung und nicht Verfolgung nicht-regulierter Anbieter im deutschem Glückspsielmarkt.

In Deutschland bestehen erst seit 2013 verlässliche Daten über den nicht-regulierten Glücksspielmarkt in Deutschland. Und so hat sich allein in diesem geringen Zeitraum der gesamte Bruttospielertrag aus Online Casinos und Sportwetten im Internet von 1,5 Milliarden Euro in 2013 auf nun rund 2,1 Milliarden Euro erhöht. Demgegenüber steht ein Anstieg des terrestrischen Geschäftes von ehemals 9,7 Milliarden Euro auf jetzt 10,6 Milliarden Euro. Mit rund 17 Prozent liegt in Deutschland somit der Anteil des Online Glücksspiels am Gesamtmarkt sogar deutlich höher als im EU-Durchschnitt.

Die Studie des HRI zeigt auf, wie genau die Bruttospielerträge Online oder Offline verteilt sind und veranschaulicht dabei ebenfalls, wie viel dabei auf regulierte und nicht-regulierte Anbieter entfallen. Der restriktiv regulierte, stationäre Glücksspielmarkt in Deutschland generiert einen Umsatz von 10,15 Milliarden Euro und nur 0,44 Milliarden Euro kommen aus dem nicht-regulierten Bereich. Völlig anders im Internet. Hier macht der nicht-regulierte Sektor, also alle Online Casinos mit einer Lizenz eines Mitgliedslandes der EU, 1,83 Milliarden Euro aus, gegenüber den 0,3 Milliarden Euro aus dem regulierten Bereich. Hier zeigt sich bereits deutlich, wie wichtig es wäre, endlich den gesamten Wirtschaftssektor des Online Glücksspiels endlich zu regulieren und aus dem „grauen Markt“ herauszuholen. Denn damit würden nicht nur zusätzliche Steuereinnahmen ins Staatssäckel fließen, sondern zusätzlich könnte hier die Politik ebenfalls die notwendigen Regeln für einen konsequenten Spielerschutz durchsetzen.

Ebenfalls zeigt die Studie „Die Digitalisierung des Glücksspiels” des HRI die Entwicklung der Online Casinos und Sportwetten im Internet von 2006 bis 2016 auf, allerdings sind die Daten vor 2013 weniger belastbar. In diesem Zeitraum haben sich die Bruttospielerträge im nicht-regulierten Sektor sogar mehr als vervierfacht, von vormals 0,39 Milliarden Euro auf jetzt 1,83 Milliarden Euro. Dabei stechen vor allem die Online Casinos mit 1,165 Milliarden Euro als absoluter Wachstumstreiber hervor.

In unserem 2. Teil zur Studie „Die Digitalisierung des Glücksspiels” des HRI vergleichen wir die Entwicklung von Deutschland mit den regulierten Glücksspielmärkten wie Großbritannien und Dänemark. Hieran wird sich zeigen, warum eine Regulierung der Online Casino in EU-konformer Weise in Deutschland dringend geboten ist.

Hier geht es zum zweiten Teil.

 

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.