Regulierte Glücksspielmärkte in Großbritannien und Dänemark im Vergleich zu Deutschland
Während der gesamte Bereich der Online Casinos, bis auf die virtuellen Spielhallen mit Lizenz aus Schleswig-Holstein, dem nicht-regulierten Markt zugeordnet werden, ist dies in anderen Ländern komplett anders. So gehören Großbritannien und Dänemark momentan zu den europäischen Statten, in denen vor allem das Glücksspiel im Internet aus Online Casinos und Sportwetten hervorragend reguliert ist. Wie sich dadurch der gesamte Markt verändert und welche Auswirkungen dies auf die etablierten Formen des Lotto oder stationären Casinos hat, erfahren Sie nun in unserem 2. Teil der Serie.
Der nicht-regulierte Online-Glücksspielmarkt in Deutschland und seine Zusammensetzung
Zur Erinnerung ordnet die Studie „Die Digitalisierung des Glücksspiels” des Handelsblatt Research Institut sämtliche Online Casino Anbieter mit einer Lizenz eines europäischen Mitgliedsstaates der EU dem nicht-regulierten Markt zu. In fast allen Fällen handelt es sich dabei um Betreiber, die über eine Konzession aus Malta verfügen. Dabei kommt diese Studie zu dem Ergebnis, dass sämtliche Anbieter im Jahr 2015 in Deutschland zusammen Bruttospielerträge in Höhe von 1,828 Milliarden Euro erwirtschafteten. Und zur großen Überraschung verteilen sich hier in Deutschland die Anteile der einzelnen Glücksspielformen völlig anders, als für die gesamte EU betrachtet. So stellen in Deutschland die Online Casinos, mit Bruttospielerträgen in Höhe 1,165 Milliarden Euro den absoluten Löwenanteil von mehr als 50 Prozent. Sportwetten übers Internet wiederum kommen gerade einmal mit 0,294 Milliarden Euro auf den zweiten Platz, gefolgt von Zweitlotterien mit 0,246 Milliarden Euro und Poker mit 0,123 Millionen Euro. Dieser eklatante Unterschied zu den durchschnittlichen Zahlen der EU folgt unmittelbar der unterschiedlichen Regulierung in den einzelnen Ländern und hier vor allem Deutschland.
Die rasante Entwicklung der Online Casinos in Deutschland sowie das verstärkte Aufkommen der Zweitlotterien setzen zunehmend die etablierten, vorwiegend staatlichen Anbieter unter Druck. Nicht wenige Experten sehen deshalb in den verschärften Regeln für Spielhallen und dem Festhalten am Verbot von Online Casinos, dass krampfhafte Bewahren des staatlichen Glücksspielmonopols.
Besonders deutlich wird noch einmal die ungeheure Diskrepanz zwischen Deutschland und dem EU-Durchschnitt bei den Anteilen der Glücksspielformen am gesamten Online-Markt, wenn die Zahlen miteinander verglichen werden. Hierin werden sowohl die Zahlen aus dem regulierten, wie auch aus dem nicht-regulierten Markt herangezogen. Während in der gesamten Welt die Online-Sportwetten rund 50 Prozent und im EU-Durchschnitt rund 33,6 Prozent ausmachen, kommen diese in Deutschland gerade einmal auf einen Anteil von 13,8 Prozent. Dafür jedoch liegen die Online Casinos mit 54,8 Prozent deutlich über den weltweiten 25 Prozent und den EU-weiten 21,4 Prozent. Dieser gewaltige Unterschied in den unterschiedlichen, bevorzugten Glücksspielformen wird ebenfalls deutlich an der Entwicklung über die letzten 10 Jahre. Während Online Sportwetten in Deutschland im Zeitraum von 2006 zu 2015 um rund 287 Prozent von rund 76 Millionen Euro auf nun 294 Millionen Euro anwuchsen, verlief die Entwicklung bei den Online Casinos noch stärker. Hier beliefen sich die Bruttospielerträge im Jahr 2006 noch rund 151 Millionen Euro. Im Jahr 2015 wiederum lagen diese nun bereits bei 1.165 Millionen Euro, was einer gigantischen Wachstumsrate von 672 Prozent entspricht und fast dreimal so hoch ist wie bei den Sportwetten.
Allein an Hand dieser Daten zeigt sich, dass die Ziele des Deutschen Glücksspielstaatsvertrags als gescheitert zu bezeichnen sind. Denn weder wurde der Spieltrieb der Bevölkerung in geordnete, regulierte Bahnen gelenkt, noch wurde das Wachstum des Glücksspielmarktes gebremst. Vielmehr sind die Bürger, aufgrund mangelnder, nach deutschem Recht legaler Alternativen, ins Internet ausgewichen. Dieser Zuzug von Spielern wird sogar noch durch die neuen Abstandregeln bei den Spielhallen weiter befeuert werden. Dieser Entwicklung muss endlich Rechnung getragen und das Zocken in den Online Casinos nach dem Vorbild von Ländern wie Großbritannien geregelt werden.
Großbritannien und Dänemark zeigen längst wie es geht
Wie ein regulierter, für alle Teilnehmer gleicher Glücksspielmarkt aussieht, bei dem sowohl staatliche wie auch private Anbieter die gleichen Rechte und Pflichten haben, zeigt sich in Großbritannien. Seit dem Gambling Act von 2005 wird das gesamte Glücksspiel in Casinos oder anderen stationären Etablissements reguliert. Im Jahr 2014 wiederum wurde dieser durch den Gambling (Licensing and Advertising) Act erweitert, der die Rahmenbedingungen und das Lizenzvergabeverfahren für die Online Casinos festlegt. Durch die volle Regulierung und Gleichstellung der Online Casinos und Online Sportwetten mit den etablierten Formen, setze sofort eine großer Run auf die zu vergebenden Lizenzen der UKGC ein. Dies wird deutlich wenn hier die beiden Jahre 2014 und 2015 miteinander verglichen werden. Während in Großbritannien 2014 noch 269 Stück für Online Glücksspiele vergeben wurden, sprang dieser Wert im Jahr 2015 bereits auf 701 Konzessionen. Dies zeigt deutlich, dass sich Glücksspielunternehmen liebend gern regulieren lassen würden, sofern ihnen die Politik im jeweiligen Land die Möglichkeit dafür eröffnet.
Dies würde in Deutschland, sofern hier die Politik endlich ein EU-konformes Glücksspielgesetz erlassen würde, ebenfalls in dieser Weise eintreten. Bisher haben bereits zahlreiche Anbieter von Sportwetten oder Online Casinos klargestellt, dass sie nur zu gern eine ordentliche Regulierung des deutschen Glücksspielmarktes mittragen würden. Dadurch müssten sich alle privaten oder staatlichen Anbieter an die gleichen Regeln halten, die zudem von den Behörden überwacht werden würden. Dies würde gerade den Spielerschutz in Deutschland enorm stärken.
Die seit 2005 angeschobene Liberalisierung und Regulierung des britischen Glücksspielmarktes hatte enormen Einfluss auf die Entwicklung des gesamten Geschäftsfeldes rund ums Glücksspiel auf der Insel. So stiegen allein die Bruttospielerträge von 8,1 Milliarden Pfund im Jahr 2009 auf jetzt rund 13,8 Milliarden Pfund im Jahr 2016, was einer Steigerungsrate von knapp 70 Prozent entspricht. Dabei fällt vor allem auf, dass sich das Glücksspiel im Internet mit seinen Online Casinos deutlich schneller entwickelt, als der klassische, stationäre Markt. Dies vor allem seit der Einbindung der Online Casinos 2014 und der Vergabe der Lizenzen. Belief sich der Anteil des Online Glücksspiels an den gesamten Bruttospielerträgen im Jahr 2014, zu Beginn des Prozesses, mit 1,1 Milliarden Pfund auf gerade einmal rund 10 Prozent, so liegt dieser Wert im Jahr 2016 bereits bei rund 32 Prozent. Und so stiegen hier die Bruttospielerträge von vormals 1,1 Milliarden auf nun bereits 4,4 Milliarden Pfund an. Dadurch hat sich ebenfalls die Gewichtung der einzelnen Spielformen deutlich verändert. Online Casinos und Sportwetten im Internet machen heute mit 32,3 Prozent den Löwenanteil an den gesamten Bruttospielerträgen aus. Währenddessen liegen die klassischen Geschäfte mit den Wettshops mit ihren 24,6 Prozent oder die staatlichen Lotterien mit ihren 23,6 Prozent mittlerweile deutlich hinter den Online Casinos. Genau diese Entwicklung, die sich hier in Großbritannien zeigt, würde das klassischen Glücksspielmonopol des deutschen Staates bedrohen. Und deshalb ist dies eines der Hauptgründe für die Bundesländer, das staatliche Monopol in diesem Bereich weiterhin aufrechterhalten zu wollen.
In Dänemark hat sich im Vergleich zu Großbritannien mit der Liberalisierung und Regulierung des Glücksspielmarktes an sich relativ wenig verändert. Allerdings ist auch hier die Verschiebung von klassischen, stationären Formen hinzu den Online Casinos und Online Sportwetten zu beobachten. Während 2012 hier die Bruttospielerträge aus dem Glücksspiel im Internet mit 178 Millionen Euro gerade einmal rund 18 Prozent ausmachten, liegt diese nun mit 399 Millionen Euro bei rund 34 Prozent.
Die extreme Verschiebung zu Online-Angeboten im Glücksspiel ist vor allem durch das veränderte Nutzungsverhalten getrieben. Dabei zeigt sich, dass der Bereich der Online Casinos am stärksten wächst und dies sowohl in regulierten wie auch in nicht-regulierten Märkten wie Deutschland. Allerdings können sich Spieler in Großbritannien auf eine Regulierungsbehörde verlassen, die für alle Anbieter die gleichen Regeln vorgibt. In Deutschland wiederum hat der Staat und die Politik, aus Mangel an der Regulierung des Glücksspiels im Internet, keinerlei Handhabe, die eigenen Ziele zum Spielerschutz nach eigenen Vorstellungen umzusetzen. Hierauf gehen wir im letzten und dritten Teil der Serie noch genauer ein und zeigen, welche Neuerungen und Entwicklungen über die nächsten Jahr im Allgemeinen auf uns zukommen werden.
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