Lange galten die privaten Glücksspielunternehmen aus dem Ausland wohl als die größte Bedrohung für die Casinos Austria, den Monopolisten bei den Spielbanken und Online Casinos in Österreich. Mit dem Verein Spielerhilfe erwächst allerdings dem teilstaatlichen Glücksspielkonzern ein immer ernster zu nehmender Gegner, der die CASAG an ihrer empfindlichsten Stelle attackiert, nämlich beim Spielerschutz. Mit dem selbst behaupteten hohen Schutz der Kunden vor Spielsucht steht und fällt das Monopol der Casinos Austria in Österreich und genau gegen dieses Argument startet die Spielerhilfe nun eine Aufklärungskampagne in den sozialen Medien.
Aufklärungskampagne der Spielerhilfe richtet sich gegen vermeintlichen Spielerschutz der Casinos Austria
Am 10. November 2021 lud der Verein Spielerhilfe in den Presseclub Concordia in Wien zu einer Pressekonferenz, deren Thema eigentlich genug Zündstoff liefern sollte, um bei Politik und Medien in Österreich auf großes Interesse zu stoßen. Tatsächlich jedoch schienen sich nur wenige Zeitungen in der Alpenrepublik für „Das System Casinos Austria“ zu begeistern, wie Christoph Holubar als Vertreter der Spielerhilfe den seiner Meinung nach mangelnden Spielerschutz bei der CASAG bezeichnete. Von der so heftig kritisierten Casinos Austria AG und vonseiten der Politik wurde die Veranstaltung gleich komplett ignoriert, obwohl der Staat Österreich immerhin zweitgrößter Eigentümer des Glücksspielkonzerns ist. Vielleicht wurde die Devise ausgegeben, nach all den Skandalen rund um ÖVP, Novomatic und FPÖ und der Entlassung von Hunderten von Mitarbeitern die Pressekonferenz der Spielerhilfe nicht durch eigene Anwesenheit aufzuwerten. Würde die Politik das Thema mangelnder Spielerschutz bei der CASAG ernst nehmen, würde doch ein Versagen in den eigenen Reihen im Raum stehen, schließlich müsste doch das Finanzministerium den Glücksspielkonzern ordentlich kontrollieren.
Dieses Ignorieren eines für die Spielhilfe existenten und gravierenden Problems von allen Seiten führt nun dazu, dass der Verein mit einer Aufklärungskampagne einen weiteren Pfeil gegen die Casinos Austria AG schießt. In einem kurzen Spot wird mit prägnanten kurzen Einblendungen auf „Das System Casinos Austria“ hingewiesen, wie Christoph Holubar den mangelnden Spielerschutz beim Monopolisten bezeichnete. „Sie locken dich mit Hoffnung“, „Sie führen dich in die Spielsucht“, „Sie steuern das Glück“, “Überlassen das Glück nicht dem Zufall“, sind nur einige der schweren Vorwürfe, die die Spielerhilfe an den Glücksspielkonzern richtet. Abgeschlossen wird der Spot schließlich mit den Worten „Erfahre alles über das System Casinos Austria“, was wohl durchaus als Frontalangriff zu bewerten ist. Wer von der Casinos Austria AG mehr oder weniger ignoriert wird wie die Spielerhilfe, greift eben irgendwann zu etwas rabiateren Methoden und startet eine Aufklärungskampagne.
Die durch die Spielerhilfe bislang vorgebrachten Vorwürfe in Sachen Spielschutz gegenüber der CASAG:
- mangelnder Spielerschutz hat System
- mangelhaft geführte Gewinn- und Verlustprotokolle der Kunden
- Spielbeschränkungen werden ausgehebelt
- Selbstsperren erschwert
- Spielsuchtförderung durch VIP-Programme und andere Gefälligkeiten
- Ignorieren oder Nichterkennen von auffälligem Spielverhalten
- Steuerung der Ausschüttung der Spielautomaten durch „Hit-Frequenz“
Neue Pressekonferenz geplant
Seit der ersten Pressekonferenz der Spielerhilfe zum Thema „Das System Casinos Austria“ ist einiges passiert, warum der Verein nun mit einer Aufklärungskampagne in die nächste Runde geht. Zum einen wurden sämtliche Vorwürfe gegen die CASAG von allen Seiten bislang ignoriert. Dies betrifft das Finanzministeriums als Überwachungsinstanz, die ÖBAG als staatlichen Teilhaber sowie den Mehrheitseigentümer Sazka Entertainment, der mittlerweile als Allwyn firmiert. Des Weiteren hat ebenfalls der Aufsichtsrat der CASAG in den Augen des Vereins bislang versagt und keine der vorgebrachten Mängel abgestellt. Die nun gestartete Aufklärungskampagne der Spielerhilfe gegen die Casinos Austria kann deshalb Weckruf verstanden werden, sich endlich mit dem Thema angemessen zu beschäftigen. Um den Druck jedoch noch weiter zu erhöhen, wird es demnächst eine weitere Pressekonferenz zu diesem Thema geben, bei der erstmals Geschädigte persönlich von ihren Erfahrungen mit der CASAG berichten werden. Diese sollte bereits am 9. Dezember stattfinden, wurde jedoch wegen der Corona-Situation vorerst verschoben. Sobald sich die Lage in Österreich entspannt, wird diese nachgeholt, kündigte der Verein auf seiner Internetseite an.
Dass die Spielerhilfe und die Casinos Austria AG nach der nun gestarteten Aufklärungskampagne in den sozialen Medien keine Freunde mehr werden, davon ist auszugehen, denn der Ton wird auf beiden Seiten immer rauer. So soll beispielsweise dem Verein eine interne Mail des Glücksspielkonzerns vorliegen, in der der Pressesprecher seine Mitarbeiter vor der Spielerhilfe warnt. Hierin wird der Organisation vorgeworfen, dass es sich dabei überhaupt nicht um einen Verein handeln würde, der den Spielerschutz im Sinn hätte, sondern um das „Vehikel einer Einzelperson“. Gemeint ist hiermit Christoph Holubar, der die erste Pressekonferenz abhielt und sich in einem Rechtsstreit mit der CASAG befindet. Angeblich, so in der Mail an die Mitarbeiter zu lesen, wolle er mit seiner Medienarbeit den Glücksspielkonzern diskreditieren und seinen eigenen Stand vor Gericht verbessern. Die Vorwürfe gegenüber der Casinos Austria, die auch in der Aufklärungskampagne der Spielerhilfe erneut auftauchen, bezeichnet der Pressesprecher als „in Summe großteils falsch, verzerrend und irreführend.“
Welche der beiden Seite nun das Recht auf seiner Seite hat oder ob die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegt, wäre eigentlich durch das Bundesfinanzministerium als Glücksspielaufsicht zu klären. Immerhin sind die Vorwürfe schwerwiegend und der Verein Spielerhilfe behauptet, für alle Aussagen Dokumenten und Zeugen zu besitzen. Doch womöglich herrscht gar kein Interesse vonseiten der Politik an einer echten Aufklärung, immerhin hatte bereits zuvor im August das Institut für Glücksspiel und Abhängigkeit aus Salzburg gravierende Spielerschutzmängel bei win2day festgestellt. Ausgerechnet im einzigen Online Casino mit Lizenz aus Österreich, welches sich im Besitz der CASAG befindet. Dass die Politik hier bislang zu alldem schweigt, dürfte wohl darin begründet sein, dass bei einem Eingestehen, dass ein Glücksspielmonopol nicht zwangsläufig zu einem besseren Spielrschutz führt, das Monopol nicht mehr zu rechtfertigen wäre. Dieser Umstand soll wohl mit allen Mitteln verhindert werden, auch wenn dies anscheinend auf Kosten der eigenen Bürger geschieht.
An den bisherigen Reaktionen und der mehr oder weniger Nichtbeachtung durch die Verantwortlichen in Sachen Glücksspiel in Österreich lässt Christoph Holubar kein gutes Haar. Deshalb dürfte die nun gestartete Aufklärungskampagne gegen die Casinos Austria AG sowie die angekündigte zweite Pressekonferenz erst der Auftakt einer langen Auseinandersetzung sein. Über die bisherige Resonanz der CASAG und der Politik zeigte er sich enttäuscht und erklärte: “Das Verhalten aller Beteiligten ist an Peinlichkeit nicht zu überbieten. Es versagt sowohl die staatliche Kontrolle, als auch der hausinterne Aufsichtsrat komplett. Von Unwissenheit kann mittlerweile niemand mehr sprechen. Die Missstände sind offenbar völlig egal. Ein Menschenleben hat für das Unternehmen offensichtlich keinen Wert, das Geld dieser Menschen hingegen schon.” Weiter führte er aus: “Unsere Botschaft war schon sehr deutlich formuliert. Der Spielerschutz ist nachweislich in etlichen Fällen bewusst schlecht oder schlicht gar nicht betrieben worden. Da wurden bereits unzählige Existenzen vernichtet.”
Hier können sich Medienvertreter und Interessierte zur geplanten zweiten Pressekonferenz anmelden!
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