Online Casinos in MaltaVor kurzem berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ in einem ausführlichen Artikel über die Verbindungen der italienischen Mafia zum Glücksspielsektor von Malta. Und so stellt sich die Frage, inwieweit die Online Casinos mit einer Lizenz des Inselstaates womöglich von diesen kriminellen Organisationen unterwandert oder gar selbst von ihnen betrieben wurden und womöglich noch werden. Abseits dieses Komplexes um das lukrative Glücksspiel mit Spielautomaten im Internet ziehen die Autoren zudem Verbindungen zur maltesischen Politik, die anscheinend kaum Interesse hat, sich dieses Problems tatsächlich anzunehmen. Die neusten Recherchen und Enthüllungen kamen durch den tragischen Tod der Journalistin Daphne Caruana Galizia ins Rollen, die im vergangenen Jahr durch eine Autobombe in Malta in die Luft gesprengt wurde.

Warum sind die Online Casinos in Malta für die italienische Mafia so interessant?

Nach dem Bombenattentat auf die Journalistin Daphne Caruana Galizia am 16. Oktober 2017, bei dem diese verstarb, setzten sich rund 45 Journalisten aus 15 verschiedenen Ländern zusammen. Unter den insgesamt 18 Medienhäusern, die gemeinsam unter der Plattform Forbidden Stories recherchieren, befinden sich beispielsweise auch deutsche Kollegen der „Süddeutschen Zeitung“, „Der Zeit“ und von WDR und NDR. Diese gründeten gemeinsam das Daphne-Projekt, um die Arbeit der ermordeten Journalistin fortzuführen. Und die bisherigen Ergebnisse dieser weitergehenden Recherchen werfen kein besonders positives Licht auf maltesische Politik sowie auf die Arbeit der Malta Gaming Autorithy, die die Online Casino Lizenzen vergibt. Denn wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, unterwanderte die italienische Mafia seit Jahren den Inselstaat und hier vor allem den Glücksspielsektor. Von Malta aus wurden einige Online Casinos von den kriminellen Organisationen entweder betreiben oder waren mit diesen verbunden. Hauptsächlich handelte es sich dabei um virtuelle Spielhallen, die ihre Angebot überwiegend auf den italienischen Markt ausgerichtet hatten und deshalb deutschsprachige Spieler hiervon kaum betroffen sind. Allein in den letzten 12 Monaten gab es mehrere Fälle von aufgedeckten Verbindungen zur Mafia, die zu zahlreichen Suspendierungen von Online Casino Lizenzen führten. Erinnert sei hier an den letzten Fall mit der Phoenix International Ltd über den wir ausführlich berichteten. Allein hieran war zu sehen, dass die Verbindungen zu organisierten Kriminalität nach Italien in Malta tatsächlich existent waren und wahrscheinlich immer noch sind. Dabei sind vor allem die laschen Kontrollen, der Mangel an Interesse zur Aufklärung und die engen Verbindungen der Politik im Land die Gründe, warum Malt zum Eldorado der Mafia wurde.

Malta war 2004 das erste Land innerhalb der EU, welches seinen Glücksspielmarkt umfassend liberalisierte und Online Casino Lizenz für den grenzüberschreitenden Dienstleistungsverkehr vergab. Heute tummeln sich hier mehr als 300 Unternehmen, davon die meisten seriös, und erwirtschaften zusammen rund 1,2 Milliarden Euro. Mit rund 12 Prozent an der gesamten Wirtschaftsleistung, stellt der Glücksspielsektor, neben dem Tourismus, einen der wichtigsten Zweige der Wirtschaft auf der Insel dar. Eine Ausweitung des Skandals, rund um die Verbindungen der maltesischen Glücksspielindustrie mit der italienischen Mafia, könnte zu massiven Auswirkungen in diesem Sektor auf der Insel führen. Laut einem Bericht der „Times of Malta“ sollen bereits seriöse Glücksspielunternehmen damit gedroht haben, die Insel zu verlassen, wenn die mga, die Behörden und die Politik das Problem nicht in den Griff bekommen. Sie sollen gefordert haben, endlich den Sektor von den zwielichtigen Elementen zu säubern.

Verschleppen die Politik und die Behörden in Malta die Ermittlungen?

Das vereinte Team von Forbidden Stories sowie die „Süddeutsche Zeitung“ in ihrem Artikel werfen den Behörden in Malta vor, das ganze Thema weder ernst zu nehmen, noch wirklich dagegen etwas zu unternehmen. Vielmehr werfen sie vor, dass Ermittlungen der italienischen Anti-Mafia-Behörden verschleppt werden und die mga nur dann gegen Halter von Online Casino Lizenzen aus Malta aktiv wird, wenn der Fall bereits in der Presse landete. Und tatsächlich ist dieser Vorwurf scheinbar nicht aus der Luft gegriffen, wie die letzten Fälle zeigten. Während noch bei Online Casinos wie Mr. Ringo recht schnell reagiert und die Konzession damals sofort suspendiert wurde, passierte bei den Internetcasinos mit Verbindungen nach Italien lange Zeit gar nichts. Erst als ganze kriminelle Glücksspielringe in Italien zerschlagen, zahlreiche Verhaftungen durchgeführt wurden und die weltweite Presse anfing zu berichten, reagierte die mga mit Lizenzentzug. Doch die Schuld hier allein auf die Malta Gaming Autorithy abzuwälzen, wäre viel zu einfach, stellt sie doch das schwächste Glied der ganze Kette dar. Die mga hat weder die Befugnisse einer Polizei, noch einer Staatsanwaltschaft und erhält deshalb auch viele wichtige Informationen über Lizenznehmer tatsächlich erst aus der Presse. Vielmehr schuldig sind hier die Justizbehörden der Insel, die wichtige Untersuchungen verschleppen. So berichtet die „Süddeutsche Zeitung“ weiter, dass es zum Teil Monate dauerte, bevor maltesische Behörden Maßnahmen gegen Betreiber und Hintermänner einleiteten. In einem Fall erbat das oberste Anti-Mafia-Gericht in Italien die Behörden in Malta eine Untersuchung gegen eine dort ansässige Firma einzuleiten und Konten sowie Gelder einzufrieren. Monate lang passierte jedoch gar nichts und somit konnten weder Beweise noch sonst etwas gesichert werden. Generell zu dieser Politik der Verschleppung, die in vielen Fällen immer wieder gleich abläuft, äußerte sich der hochrangige Anti-Mafia Ermittler Nicola Gratteri. Er sagte voller Frust: “Es ist leichter, mit Peru oder Kolumbien zusammenzuarbeiten. Wenn Malta nicht kooperiert oder sechs Monate lang nicht antwortet, sind die Ermittlungen nutzlos.”

Der Artikel der „Süddeutschen Zeitung“ wirft der mga indirekt vor, dass Online Casinos, deren Lizenzen von der Malta Gaming Autorithy entzogen wurden, ihren Betrieb nachher nicht einstellten. Doch fairerweise muss hier gesagt werden, dass die mga bis auf diesen Schritt keinerlei Handhabe gegen diese Unternehmen hat. Es liegt nicht in der Macht der Glücksspielaufsicht strafrechtlich gegen diese vorzugehen. Es wäre vielmehr Aufgabe der maltesischen Staatsanwaltschaft und der Polizei Gelder einzufrieren, Vermögen zu beschlagnahmen und die Operationen diese mafiösen Online Casinos von der Insel aus zu unterbinden. Zudem erschweren extrem komplizierte Besitzverhältnisse bei diesen Unternehmen, die zur Verschleierung dienen, eine echte Verfolgung. Die italienische Mafia hat Jahrzehnte an Erfahrung, ihre dubiosen Geschäfte hinter einem Nebel von Offshore-Firmen, Mittelsmännern und Beteiligungen zu verstecken.

Ohne die Hilfe der Politik, steht die mga im Kampf gegen die mafiösen Online Casinos auf verlorenem Posten

Was der Malta Gaming Autorithy tatsächlich vorgeworfen werden kann, ist der Umstand, die Verbindungen der italienischen Mafia zu einigen Online Casinos und die Unterwanderung viel zu lange auf die leichte Schulter genommen zu haben. Und leider scheint dies immer noch der Fall zu sein. Erst letztens bezeichnete die mga die Medienberichte, dass Firmen die Insel verlassen wollen, wenn das Problem nicht gelöst wird, als Diffamierungskampagne. Die dazu erscheinen Artikel würde sich auf Fälle beziehen, wo die mga schon regiert hat, was tatsächlich stimmt und sie wären gespickt mit zum Teil falschen Informationen. Dies kann mehr oder weniger als der verzweifelte Versuch betrachtet werden, irgendwie den Schaden einigermaßen zu begrenzen, denn an sich führt die Glücksspielaufsicht auf der Insel einen aussichtslosen Kampf. Schuld daran sind die extremen Verflechtungen von Politik und kriminellen Machenschaften, die sich wie ein Krebsgeschwür durch fast alle Parteien des Landes fressen. Hauptsächlich aufgedeckt hatte dies die Journalistin Daphne Caruana Galizia. Sie stach mit ihren Recherchen förmlich in ein Wespennest aus Korruption, Vorteilsnahme und zwielichtigen Verbindungen, die bis in die höchsten Regierungsämter in Malta reichen. Und hiervon ist nicht nur der Glücksspielsektor der Insel mit seinen hunderten Online Casinos betroffen, sondern fast jeder Wirtschaftsbereich. Daphne brachte viele hochrangige Politiker in Bedrängnis, darunter der maltesischen Premierministers Joseph Muscat und diverse Figuren aus seinem Umfeld. Mal ging es um geschmuggeltes Öl aus Libyen, mal um die per Gesetz eingeführte Praxis die maltesische Staatsbürgerschaft an reiche, zwielichtige Personen zu verkaufen oder mal um die dubiose Vergabe von öffentlichen Aufträgen. Mit der Ermordung der zielstrebigen Journalistin sollten Kritiker zum Schweigen gebracht werden und ihre Recherchen torpediert werden. Doch der Zusammenschluss von 18 großen Medienhäusern zum Projekt-Daphne unter der Plattform Forbidden Stories zeigt, dass wohl das genau Gegenteil hiervon erreicht wurde. Denn viele Journalisten sagen sich nun: „Jetzt erst recht!“ Aus einem Stich ins Wespennest, um den Komplex Mafia, Online Casinos, Korruption und anderweitigen Verbrechen, sind derer hunderte geworden. Es bleibt dabei nur zu hoffen, dass die Recherchen der Journalisten und deren Ergebnisse endlich den Sumpf in Malta trocken legen werden. Dies wäre der letzter Sieg der ermordeten Daphne Caruana Galizia über ihren Widersacher, gegen dies sie viele Jahre mit scharfem Wort ins Feld zog.

Momentan sitzen drei Tatverdächtige in Haft, die das Bombenattentat an der Journalistin begangenen haben sollen. Allerdings schweigen diese weiterhin über ihre Auftraggeber und zum gesamten Vorfall. Ebenfalls kritisieren Europol und die EU-Kommission die schleppenden Ermittlungen zum Attentat. Ob der Falls jedoch jemals wirklich aufgeklärt wird, bleibt fraglich. Denn die schärfsten Gegner der getöteten Journalistin, über die ihre Recherchen handelten, sitzen wohl selbst in der Regierung.

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