CASAG Sazka Group LogoWie schön lasen sich noch vor Wochen all die Interviews und Aussagen führender Manager der beiden Unternehmen Novomatic und der Sazka Group. Von einer Art Freundschaft zwischen den beiden ehemaligen Kontrahenten, die sich mehr als ein Jahr lang eine Übernahmeschlacht um die Casinos Austria AG lieferten, war sogar zu lesen. Allerdings scheint diese traute Harmonie nun schon wieder dahin zu sein, denn in der letzten Hauptversammlung der CASAG lies Novomatic die Sazka Group regelrecht auflaufen. Letztere erwägt nun sogar rechtliche Schritte gegen den Novoline Spielautomatenhersteller.

Novomatic stimmt gegen Sazka trotz Stimmrechtsbindung

Schon seit längerem brodelt es innerhalb der Casinos Austria AG wie in einem kurz vor der Eruption stehenden Vulkan. Und diese sich abzeichnenden Entladung der Spannung zwischen den drei Hauptaktionären Novomatic, Sazka Group und der staatlichen ÖBIB geschah nun bei Hauptversammlung der CASAG vor wenigen Tagen. Nach dem die Sitzung bereits in der Vergangenheit mehrfach verschoben wurde, stimmte der Novoline Spielautomatenhersteller bei der Wahl der neuen Aufsichtsräte gegen die Pläne der Sazka Group. Diese hatte das ehrgeizigen Anliegen gefasst, die staatliche ÖBIB komplett aus dem Aufsichtsrat der CASAG zu entfernen. Auf den 12 zu vergebenden Posten sollte keiner mehr vom Staat Österreich platz nehmen dürfen. Eigentlich hätte dieser ehrgeizige Plan, das Land aus der CASAG herauszudrängen, sogar aufgehen können, schließlich gibt es eine Stimmbindung zwischen der Sazka Group und Novomatic. Mit dieser hätten die Tschechen die einfache Mehrheit in der Hauptversammlung gehabt und hätten somit ihren Kandidaten auch durchbringen können. Doch die Österreicher, denen wir den Klassiker Book of Ra zu verdanken haben, fühlten sich nicht an ihre Stimmbindung gebunden, verweigerten der Sazka Group ihre Gefolgschaft und stimmten gegen deren Pläne. Zusätzlich unterstützte Novomatic auch noch die ÖBIB, so dass am Ende nach der Anteilgewichtung nur 5 Posten für Sazka Group heraussprangen. 4 weitere gingen an die ÖBIB, 2 an Novomatic und einer vertritt in Zukunft die Kleinaktionäre. Durch dieses Zusammenarbeit, die getrost als „Österreichische Lösung“ bezeichnet werden kann, wurde die Machtübernahme innerhalb der Casinos Austria durch die Sazka Group vorerst verhindert. Diese jedoch hat bereits angekündigt, rechtliche Schritte gegen Novomatic einleiten zu wollen, denn ihrer Auffassung nach hätte der Spielautomatenhersteller im Sinne der Tschechen abstimmen müssen. Vor einigen Wochen kam heraus, dass beiden Unternehmen einen Vertrag abgeschlossen hatten, der die Stimmen von Novomatic der Sazka Group zusichert. Von einem klaren Vertragsbruch ist hier vonseiten der Tschechen die Rede. Anders sieht dies jedoch das Unternehmen Novomatic selbst, welches durch den CEO Harald Neumann persönlich zum offenen Affront gegenüber der Sazka Group gegenüber Trend.at Stellung bezog. So lies er mitteilen: „Die Sazka konnte nicht plausibel darstellen, warum niemand von der ÖBIB im Aufsichtsrat sein sollte. Es ist aus unserer Sicht nicht zum Wohl des Unternehmens, wenn der zweitgrößte Aktionär nicht vertreten ist.“ Weiterhin lies er durchblicken, dass sich Novomatic bei Entscheidungen, die sich negativ auf die CASAG auswirken könnten, nicht an das Stimmbindungsrecht gebunden fühlt. Wer schlussendlich jedoch im Recht ist, wird wohl erst eine Klage und damit verbunden eine Veröffentlichung der Vertragsdetails zwischen den beiden Unternehmen ans Tageslicht bringen.

Wie das Nachrichtenmagazin Trend.at erfahren haben will, soll die Initiative für eine „Österreichische Lösung“ um die Kontrolle über die CASAG nicht an die Tschechen zu verlieren, von Finanzminister Hartwig Löger ausgegangen sein. Hierbei sollen intensive Gespräche zwischen Vertretern der Bundesregierung von Österreich und dem Gründer und Besitzer von Novomatic, Johann Graf, geführt worden sein.

Der Dolchstoß von Novomatic durchkreuzt die großen Pläne der Sazka Group

Die Entscheidung Novomatics in der Hauptversammlung trotz Stimmbindung gegen die Sazka Group zu votieren, dürfte den Verantwortlichen im tschechischen Konzern wenig schmecken. Denn die Erringung der Kontrolle über die Casinos Austria war bisher ein wichtiger Baustein innerhalb der Strategie der Sazka Group. Diese würde nämlich gern weiter wachsen und zur unangefochtenen Nummer Eins im Lotto innerhalb von Europa werden. Allerdings verschlingen die ehrgeizigen Pläne der Tschechen, sich in große Lotterien einzukaufen oder diese zu übernehmen, gewaltige Summen. Mit dem Vermelden der vollständigen Kontrolle über die CASAG wäre ein geplanter Börsengang der Sazka Group wohl äußerst positiv ausgefallen, schließlich sind die Casinos Austria so etwas wie das Prunkstück. Nun jedoch sorgte der offene Affront durch Novomatic dafür, dass die Börsenpläne der Tschechen erst einmal auf Eis gelegt werden könnten. Damit wird es für den Konzern ebenfalls deutlich schwieriger sich einfach frisches Kapital für weitere Expansion und Übernahmen zu besorgen. Aus diesen Gründen bekundete die Sazka Group auch nach der Abstimmung recht deutlich ihren Ärger über Novomatic und droht mit Klage. Die ganze Situation verzögert die Strategie enorm und die derzeitige „Österreichische Lösung“ lassen es nahezu unmöglich erscheinen, dass die Sazka Group in nächste Zeit die Kontrolle über die CASAG erhält. Der Konzern Novomatic, welcher als drittgrößter Aktionär trotzdem das Zünglein an der Waage bildet, scheint sich damit endgültig positioniert zu haben und stellt sich offen gegen die Tschechen. Hier dürfte wohl das Finanzministerium dem Novoline Spielautomatenhersteller ein paar kleine Bonbons für das Mitwirken in diesem Stück in Aussicht gestellt haben.

Ob jedoch die Abstimmung über die Aufsichtsräte bestand haben wird, muss sich noch zeigen, da die Sazka Group Einspruch erhoben hat, aufgrund der Stimmrechtsbindung mit Novomatic. Sollten die Tschechen hier den Kürzeren ziehen und eine vollständige Kontrolle der CASAG würde unmöglich erscheinen, dann könnte dies womöglich sogar zu einem Ausstieg des Konzerns führen. Allerdings müsste hier der Staat Österreich wohl einen mittleren Millionenbetrag für die Anteile der Sazka Group hinblättern.

 

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