KW 12/2020: Wie tief können Glücksspielaktien fallen?

Bis zu 50% Wochenverlust für Online Casino Anbieter an den Börsen. Jedoch zwei Anbieter trotzen dem beängstigendem Trend… (Bild: Pexels von Pixabay)

Der März 2020 war bisher ein blutiger Monat für alle Echtgeld-Casino-Anleger. Die Verluste überwogen die Gewinne des Vorjahres bei Weitem und ein Ende ist nicht in Sicht. Auch in der zwölften Handelswoche blieb kaum ein Stein auf dem anderen. Bis auf zwei Aktien gaben alle anderen auf unserer Watchlist nochmals deutlich nach. Dabei stellt sich die Frage: Wie tief kann es noch abwärts gehen? Wann ist der Boden erreicht? Für Anleger in Wertpapieren gehen Experten davon aus, dass die Marktturbulenzen anhalten werden, bis die Rate der Neuinfektionen und Todesfälle im Zusammenhang mit dem Corona-Virus zurückgeht. Wann dieser Zeitpunkt eintritt ist allerdings völlig offen. Den Kopf in den Sand stecken sollte man trotzdem nicht. Denn nach jedem Tief kommt auch wieder ein Hoch, wenn man breit gestreut und langfristig anlegt.

Die grüne Laterne geht an: Gamesys

Das britische Unternehmen Gamesys hat sich der Spieleentwicklung verschrieben. Gleichzeitig tritt es als Anbieter für Glücksspielplattformen wie die Vera & John Casinos auf. In dieser Woche veröffentlichte es die Ergebnisse für das abgelaufene Jahr und begeisterte die Börse – trotz Corona.

Der Umsatz stieg im Vorjahresvergleich um sagenhafte 35 %. Das entspricht einem Anstieg von 335 auf 456,1 Millionen Euro. Trotzdem ging der Nettogewinn zurück – die Ausgaben stiegen an und der Währungskurs tat sein Übriges. Ein wichtiger Einfluss auf die Ausgabenseite dürfte die Übernahme und Integration von JackpotJoy haben, die erst im September 2019 abgeschlossen war. Hinzu kamen höhere Werbeausgaben, gestiegene Lizenzgebühren und die Glücksspielsteuer. In absoluten Zahlen ausgedrückt, fiel der Nettogewinn um 41 % auf 8,5 Millionen Euro. Berücksichtigt man die Währungseffekte, sank der Nettogewinn sogar auf 2 Millionen Euro. Das entspricht einer Verringerung von 85 % im Vergleich zum Vorjahr.

Lee Fenton, CEO bei Gamesys, stellte das Jahresergebnis in den Zusammenhang: „Ich bin begeistert von der starken finanziellen Leistung der Gruppe im Jahr 2019 – besonders im Hinblick auf die geleistete Arbeit im Zusammenhang mit der Übernahme und der Integration in die Unternehmensgruppe. Es war besonders befriedigend, dass wir im Vereinigten Königreich ein leichtes Wachstum feststellen konnten. Gründe dafür sind, unter anderen, die Einführung unserer erweiterten jährlichen Spielauswertungen. Wir gehen davon aus, dass sich der Trend 2020 fortsetzen wird. Wir sind zuversichtlich, dass unsere Herangehensweise mit mehreren bekannten Marken und der Fokus auf unsere Kunden und die Qualität unseres Angebots dazu führen werden, dass wir in einer guten Position verbleiben werden, um unsere Marktanteile auszubauen.“

Analysten von Regulus Partners pflichten dieser Selbsteinschätzung bei. Auch sie sehen weiterhin Wachstumspotenzial für Gamesys in Großbritannien. Weiterhin loben sie das Engagement in Japan, das sich operational sehr gut entwickelt. An der Börse kam das Umsatzwachstum gut an. Die Gamesys-Aktie gewann 15 %.

Die William Hill-Aktie halbiert sich

Der britische Buchmacher kündigte in dieser Woche an, seine Dividende bis auf Weiteres zu streichen. Grund dafür ist die Corona-Krise. Sie wird sich deutlich auf den Umsatz und den Gewinn von William Hill auswirken. Um die Folgen abschätzen zu können, erstellte das Unternehmen verschiedene Szenarien, die eintreffen könnten. Beispiele hierfür sind unter anderem: die Wiederaufnahme von Fußballspielen im Vereinigten Königreich und weltweit schon im August, die Verschiebung der Fußball-Europameisterschaft auf 2021, die Schließung von Wettbüros in Großbritannien für einen Monat.

Ulrik Bengtsson, CEO bei William Hill, begründete die Entscheidung: „Das sind wirklich noch nie da gewesene Zeiten, aber William Hill besteht schon seit 86 Jahren. Im Laufe der Zeit haben wir Erfahrungen gesammelt und herausgefunden, was unsere Kunden möchten. Leute wollen auf Sportereignisse wetten und sie werden das tun, sofern es ihnen möglich ist. In den letzten Tagen haben wir Wetten auf Pferde- und Hunderennen sowie auf E-Sports-Tourniere beobachtet. Nichtsdestotrotz treffen wir Maßnahmen, um unsere operationelle Handlungsfähigkeit und Liquidität zu erhalten. So werden wir in einer guten Lage sein, wenn die sportlichen Veranstaltungen wiederaufgenommen werden.“

Allen guten Absichten zum Trotz kam die Dividendenstreichung nicht gut bei den Anlegern an. Die William Hill-Aktie verlor innerhalb von nur fünf Handelstagen mehr als 50 % an Wert. Damit rollt der Wettspezialist in dieser Woche das Feld von hinten auf.

Gaming Innovation Group blickt entspannt auf Corona

Im Gegensatz zu Glücksspielanbietern, die ihren Fokus auf Sportwetten setzten, blickt die Gaming Innovation Group(Guts.com, Rizk.com, Betspin.com, Thrills.com und Kaboo.com) relativ entspannt auf die Corona-Krise. Während etablierte Buchmacher Sondermeldungen absetzen und Gewinnwarnungen aussprechen, veröffentlichte die GiG ein komplett gegensätzliches Statement.

Stand heute geht das Unternehmen nicht davon aus, dass die Absage von Sportveranstaltungen irgendeinen Effekt auf die GiG haben wird. Das liegt zum einen daran, dass das Unternehmen bisher keinen Schwerpunkt auf Sportwetten gelegt hat. Andererseits, hat sich die GiG erst vor Kurzem von seinem B2C-Geschäft getrennt. In Zukunft fokussieren sich die Amerikaner auf ihr GiG-Core und Dienstleistungen für andere Glücksspielunternehmen.

An der Börse wurde die Entwarnung sehr gut aufgenommen. Nach einem beinahe ungebremsten Fall scheint die GiG-Aktie doch noch Boden unter die Füße zu bekommen. Das Papier gewann 2 % an Wert.

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