Grindel gegen eSportsNeben den Online Casinos gehört der Bereich der Sportwetten auf eSports zu den am schnellsten wachsenden Feldern im Bereich des modernen Glücksspiels. Denn kaum ein andere Sportart oder besser gesagt ein Sammelsurium aus verschiedenen Disziplinen und Spielen erfreut sich solchem Zulauf wie die Wettkämpfe am Computer. Diese Entwicklung scheint jedoch nicht jeder zu begrüßen. Jüngstes Mitglied in diesem Club, der dem eSports den Status als echte Sportart anerkannt zu werden auf gar keinen Fall erteilen will, ist der DFB-Boss Reinhard Grindel höchstpersönlich. In der vor kurzem abgehaltenen Talkshow des „Weser Kuriers“ bestätigte er wohl so ziemlich alle Vorteile, die die hauptsächlich jüngere und technikbegeisterte Jugend wohl so im Köpfchen hat. Frei nach den Worten der Kanzlerin ausgedrückt ist eSports anscheinend Neuland für ihn. Oder steckt womöglich hinter dem Frontallangriff auf den digitalen Emporkömmling viel eher der zukünftig zu erwartende Kampf um die Fleischtöpfe aus Sportförderung und medialer Aufmerksamkeit und kombinierten Werbeeinnahmen?

DFB-Boss Grindel attackiert eSports

In der Talkshow sprach sich DFB-Boss Reinhard Grindel äußerst vehement dagegen aus, in Zukunft den Bereich des eSports als offizielle Sportart einzustufen mit all den daraus resultierenden Konsequenzen. So würde beispielsweise die Anerkennung zur Bildung eines klaren Vereins- und Verbandsrechts führen. Für Reinhard Grindel ist eSports jedoch kein echter Sport und zudem habe der Fußball in den Stadien auf dem grünen Rasen überhaupt nichts mit dem Gedaddel am PC zu tun. Ein altbekannter Vorwurf. Zudem sprach er von einer Verarmung, weil Kinder heute lieber am PC Videospiele zocken als auf dem grünen Rasen zu Bolzen. Während über diesen Fakt noch durchaus hätte konstruktiv diskutiert werden können, so wurden die weiteren Aussagen zum eSports doch eher merkwürdig. So sprach DFB-Boss Grindel in der Talkshow davon, dass es falsch sei, den Vereinen dieser dann offiziellen Sportart die Gemeinnützigkeit zu erteilen. Schließlich wäre dies, seiner Meinung nach, nur ein Steuervorteil für die Unterhaltungsindustrie. Hier schien im allerdings völlig aus dem Sinn gekommen zu sein, dass er als Chef des DFB einem gigantischen Dachverband vorsteht, dem Fußballvereine angehören, die mehr Umsatz genieren als so manch ein Mittelständler. Ebenso bezeichnete er es als „absurd“ jemals den eSports olympisch zu machen. Doch warum eigentlich keilt der DFB-Boss Grindel so hat gegen den neuen Emporkömmling aus und klingt in der generellen Ablehnung wie die legendäre Rede von Walter Ulbricht über die verachtete „Westliche Musik“? Frei interpretiert: Ist es denn wirklich so, dass wir jeden Dreck, der aus dem Internet kommt, akzeptieren müssen? Mit der Monotonie des Klick, Klick, Klick und was die da so machen, sollte man Schluss machen!

Während DFB-Boss Grindel dem eSports immer noch den Status einer echten Sportart abspricht, sind zahlreiche Bundesligavereine schon deutlich weiter und haben die Wachstumspotentiale in diesem Bereich erkannt. So besitzen zum Beispiele die Clubs von Schalke 04, dem VfB Stuttgart, von Hertha BSC, dem VfL Wolfsburg, vom RB Leipzig, dem 1. FC Köln oder von Bayer Leverkusen eigene eSports-Teams.

Könnte eSports langfristig den Fußball schaden?

Der Grund für den verbalen Rundumschlag gegen den eSports durch DFB-Boss Grindel findet sich auf Seite 48 des Koalitionsvertrages der neuen und gewissermaßen auch alten schwarz-roten Regierung.  Denn hier findet sich erstmals ein klar positives Bekenntnis dazu, den Wettkampf am PC endlich mit anderen Sportarten gleichzustellen und dies sowohl in Verbands- wie auch im Vereinsrecht. Zusätzlich will, laut dem Papier, die Regierung den eSports bei der „olympischen Perspektive“ helfen. Und genau hierin könnte der wahre Grund für die extrem ablehnende Haltung des DFB-Bosses liegen. Denn eSports hat wahrscheinlich als einzige Sportart langfristig das Potential König Fußball massiv zu schaden.

Schon jetzt nimmt das Interesse an den Turnieren jedes Jahr in rasantem Ausmaß zu. Laut dem Online-Portal „Die Welt“ schätzen Experten, dass momentan auf diesem Planeten rund 2 Milliarden Menschen in irgendeiner Form im eSports aktiv sind. Diese Zahl soll sogar bis 2020 auf 3 Milliarden anwachsen. Die ersten Anzeichen, dass dieses Potential nun so langsam auch in finanzieller Form Gestalt annimmt, zeigt sich ebenfalls bei den Buchmachern und Online Casino Betreibern. Immer mehr nehmen die Sportwetten auf Esports ins eigene Portfolio auf und bieten sogar zum Teil schon einen speziellen Esports Bonus an. Vorreiter wie Betway treten zudem mittlerweile  selbst als Sponsoren oder mit eigenen Mannschaften in Erscheinung. Hier sitzt wohl DFB-Boss Grindel der Gedanke im Nacken, dass die Anerkennung der elektronischen Wettkämpfe diese aus der niederschwelligen Wahrnehmung herausholen und somit weiteren Gruppen zugänglich machen könnte. Schon jetzt hat sich hinter den Vorhängen der klassischen Medien ein gigantischer Markt entwickelt mit Preisgeldern in zweistelliger Millionenhöhe. Trainingslager, Gehälter die den Zweitligaprofis im Fußball entsprechen und Massen an Fans sind längst im eSports normal. Die ESL allein hatte nach eigenen Angaben im Jahr 2016 bereits 172 Millionen Zuschauer über alle Partien hinweg. Kein Wunder also das DFB-Boss Grindel sich über die neue Wertschätzung eines Konkurrenten wenig erfreut zeigte.

Besonders erfreut über den Passus zu Thema eSports im Koalitionspapier der zukünftigen Regierung zeigte sich der erst im vergangenen November gegründete Dachverband eSport-Bund Deutschland. Hans Jagnow, Präsident der neuen Organisation fasste die große Bedeutung der Anerkennung als Sortart gegenüber der ARD Sportschau in nur wenige Worte. So sagte er hierzu: “Das ist ein massiver Schritt nach vorne für den eSport in Deutschland. Die Anerkennung als Sportart ermöglicht die Integration in die Sportförderung der Länder, die Reisefreiheit für Berufs-eSportler und Coaches und den Aufbau einer breiten Amateurstruktur.”

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