Genting Hong Kong Insolvenz

Die Global Dream ist bereits zu 75 Prozent fertig, doch durch die Insolvenz von Genting Hong Kong ist die Fertigstellung mehr als ungewiss. (Bildquelle: mv-werften.com)

Rund anderthalb Jahr hat der Überlebenskampf von Genting Hong Kong gedauert und nun scheint es, als hätte die Tochtergesellschaft des malaysischen Glücksspielkonzerns Genting Group die Schlacht endgültig verloren. Nachdem bereits vor einigen Tagen die MV-Werften sowie die Lloyd-Werften in Deutschland Insolvenz anmelden mussten, reichten nun auch der Besitzer aus Fernost seine Liquidation beim Gerichtshof in Bermuda ein. Der völlige Zusammenbruch des Kreuzfahrttourismus durch die Coronapandemie konnte nicht länger durch den Mutterkonzern kompensiert werden. Dieser hatte selbst viele Monate mit enormen Verlusten durch die weltweiten Schließungen der terrestrischen Casinos zu kämpfen, dem zweiten wichtigen Geschäftsfeld der Unternehmensgruppe.

Ohne Corona gäbe es keine Insolvenz von Genting Hong Kong

Wir schreiben den Beginn des Jahres 2022. Deutschlands Wirtschaft wächst seit vielen Jahren und seit 2021 ist das Land bekannt als der Herstellungsort des größten Kreuzfahrtschiffes der Welt, der Global Dream. Gerade wird der Koloss, der schon bald in Asien rund 9.500 Passagiere durch die Ozeane befördern wird, an seinen Standort in Hong Kong überführt. Gebaut wurde der Rekordhalter in den MV-Werften in Deutschland für den eigenen Eigentümer Genting Hong Kong, der mit gleich drei eigenen Kreuzfahrtunternehmen von stetig anhaltenden Boom in diesem Feld des Tourismus profitiert. Die Global Dream als erstes Schiff einer ganz neuen Klasse trägt den großen Ambitionen des Eigentümers der MV-Werften Rechnung und beweist zugleich, dass Deutschland in Sachen Schiffsbau noch immer zu den führenden Nationen zählt. Die Milliarden Euro an Investition, die Verdopplung der Belegschaft im Strukturschwachen Mecklenburg-Vorpommern und das größte Kreuzfahrtschiff der Welt sind wahrlich eine Erfolgsstory. Wie wir jedoch alle wissen, ist es zu dieser leider nie gekommen, denn gerade eben erst hat nun auch Genting Hong Kong genau wie zuvor die eigenen MV-Werften und Lloyd-Werften Insolvenz angemeldet. Schuld daran ist der Schwarze Schwan Corona, der Ende 2019 im chinesischen Wuhan erstmals auftauchte und dessen Schwingen auch nach gut zwei Jahren den gesamten Globus immer noch fest im Griff haben.

Jahresgewinne und Jahresverluste von Genting Hong Kong und der Genting Group in US-Dollar:

Genting Group (Mutterkonzern):

  • 2018: 573 Millionen US-Dollar Gewinn
  • 2019: 884 Millionen US-Dollar Gewinn
  • 2020: 501 Millionen US-Dollar Verlust

Genting Hong Kong:

  • 2018: 213,3 Millionen US-Dollar Verlust
  • 2019: 158,6 Millionen US-Dollar Verlust
  • 2020: 1.715,6 Milliarden US-Dollar Verlust

Ohne Einnahmen aus dem Glücksspiel keine Rettung

Beim Mutterkonzern von Genting Hong Kong, der Genting Group, handelt es sich um einen malaysischen Mischkonzern, der in vielen Wirtschaftszweigen sein Geld verdient. Allerdings bestehen die zwei wichtigsten Säulen aus Glücksspiel mit Casinos und Resorts sowie aus dem Geschäft mit Kreuzfahrten. Letzteres war gebündelt in der nun in die Insolvenz geschickten Tochter Genting Hong Kong, die neben den Werften auch Star Cruises, Dream Cruises und Crystal Cruises in Asien betreibt. Aufgrund des völligen Zusammenbruchs des Geschäfts mit Kreuzfahrten stoppte die Tochter bereits im August 2020 vorübergehend sämtliche Zahlungen an Gläubiger und weigerte sich Kredite zu bedienen. Schon damals erklärte der Konzern, dass diese Schritte nötig wären, um eine Überleben des Unternehmens zu gewährleisten. Wie hart tatsächlich der Zusammenbruch der Kreuzfahrten den Glücksspielkonzern getroffen hatte, zeigt ein einfacher Vergleich. Noch in 2019 lag der Verlust der Tochter Genting Hong Kong aufgrund starker Expansion im ersten Halbjahr bei rund 56,5 Millionen US-Dollar. Eine Summe, die der Mutterkonzern über seine Glücksspielgeschäfte mit Casinos in Großbritannien, Singapur, den USA und Malaysia locker aus der Portokasse ausgleichen konnte. Nur ein Jahr später durch Corona wuchs sich der Verlust allerdings bereits auf 742,6 Millionen US-Dollar aus und der Mutterkonzern geriet aufgrund der weltweiten Schließungen selbst gefährlich ins Strudeln. Ende 2020 explodierte der Jahresverlust schließlich auf rund 1,716 Milliarden US-Dollar. Bis Mitte 2021 hatte sich der Markt zwar wieder etwas erholt, doch musste Genting Hong Kong mit einem Minus in Höhe von 238,3 Millionen US-Dollar erneut einen Verlust im dreistelligen Millionenbereich hinnehmen. Bei allein rund 2 Milliarden US-Dollar Verlust in nur anderthalb Jahren, ist es wenig überraschend, dass die Insolvenz von Genting Hong Kong zum Leidwesen der deutschen Werften nicht mehr aufzuhalten war.

Hier finden Sie die Jahresbilanz der Genting Group für 2020!

Hier finden Sie die Jahresbilanz der Tochter Genting Hong Kong für 2020!

Auch die Online Casino Ambitionen schlugen fehl!

  • 2018: Gründung von Genting Malta Limited
  • 2019: Kauf von Authentic Gaming von LeoVegas
  • 2021: Verkauf von Authentic Gaming an Scientific Games

2016 kaufte Genting Hong Kong die MV-Werften für rund 230 Millionen Euro und galt als großer Retter. Hier sollten, genau wie in den Lloyd-Werften in Bremerhaven, die größten und modernsten Kreuzfahrtschiffe der Welt für den neuen Eigentümer und seine insgesamt drei Kreuzfahrtunternehmen gebaut werden. Bis zur Coronakrise galt das Unternehmen als Vorzeigeinvestor, investierte Milliarden in die Standorte und schaffte zahlreiche neue Jobs in den Werften. Wie es mit den gut 2.000 Arbeitsplätzen nach der Insolvenz der MV-Werften, der Lloyd-Werften und des Besitzers Genting Hong Kong weitergeht, ist bislang noch völlig ungewiss.

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