Casinokonzern Genting stoppt Zahlungen

Das Tochterunternehmen vom Casinokonzern Genting aus Malaysia stoppt alle Zahlungen und bringt die MV Werften in Deutschland in große Not. (Bildquelle: genting.com)

Noch im letzten Jahr blickten die Manager und Angestellten der MV Werften in Mecklenburg-Vorpommern äußert optimistisch in die Zukunft, doch dann kam die Pandemie und nun herrscht plötzlich große Not. Wie der Casinokonzern Genting, der Besitzer der MV Werften nun mitteilte, stoppt dieser auf unbestimmte Zeit alle Zahlungen an seine Gläubiger und so fließt ebenfalls kein Geld mehr für die in der Produktion befindlichen Kreuzfahrtschiffe. Durch die Pandemie brachen die beiden wichtigsten Geschäftsfelder von Genting nahezu komplett ein, nämlich das Glücksspiel sowie der Tourismus mit Kreuzfahrtschiffen. Die weltweiten Lockdowns und die damit verbundenen Schließungen von Casinos zeigen deutlich, wie in einer globalisierten Welt die negativen Auswirkungen in Asien und Amerika bis nach Mecklenburg-Vorpommern schwappen.

Casinokonzern Genting stoppt alle Zahlungen um sich über Wasser zu halten

Auf einem Schuldenberg von fast 3,4 Milliarden US-Dollar sitzt die Genting Group aus Malaysia und täglich wächst dieser weiter an. Allein für das erste Halbjahr erwartet der Casinokonzern einen Verlust von rund 600 Millionen US-Dollar und stoppt deshalb bis auf Weiteres nun alle Zahlungen an Gläubiger. Das Unternehmen möchte die noch verfügbaren finanziellen Mittel zusammenhalten, um wenigsten die überlebenswichtigen Kernbereiche weiter betreiben zu können und nicht über Nacht in den Bankrott zu schlittern. Diese Zeit mit dem Stopp aller Zahlungen an Banken und Gläubiger möchte der Casinokonzern Genting für eine Umschuldung nutzen, heißt es in der Pressemeldung. Womöglich sind ebenfalls Verkäufe von ganzen Geschäftsbereichen zur Sicherung des Überlebens oder um eine Umschuldung zu ermöglichen nicht ausgeschlossen.

Der nie da gewesene internationale Einbruch beim landgestützten Glücksspiel in den Casinos sowie mit Kreuzfahrten pulverisierte förmlich das gesamte einst so lukrative Geschäft der Malaien. Ausgerechnet in den Ländern, die am längsten unter Lockdowns und Schließungen der Spielbanken zu leiden hatten, war das Unternehmen stark aufgestellt. Dies betrifft zum Beispiel die Philippinen, Singapur, das heimische Malaysia oder Hong Kong in Asien. Ebenfalls gehört die Genting Group zu einem der größten Betreiber von Casinos in Großbritannien mit rund 40 Etablissements. Diese durften gerade erst am 15. August nach vielen Monaten ohne Einnahmen wieder eröffnen, viel später als in anderen europäischen Ländern. Zudem liegt die einzigen bereits existierenden Casinos der Genting Group in den USA ausgerechnet in New York, der Stadt, die am frühesten und zugleich am heftigsten von der Pandemie getroffen wurde. Viele bereits geplante Glücksspieltempel wie in Macao oder in den USA dürften nun außerdem ebenfalls vorerst auf Eis liegen.

In der Pressemeldung der Genting Hong Kong Limited, das auf Kreuzfahrten und Schiffsbau ausgerichtete Tochterunternehmen der Gruppe, kündigte der Casinokonzern an, alle Zahlungen bis auf Weiteres zu stoppen. Zu den Hauptgeschäftsfeldern gehören mit den Marken Star Cruises, Crystal Cruises und Dream Cruises vor allem Luxuskreuzfahrten in Asien sowie in Amerika.

Die MV Werften standen vor einer goldenen Zukunft

Dass jetzt der Casinokonzern Genting alle Zahlungen stoppt, hat immense Auswirkungen auf die drei MV Werften in Wismar, Stralsund und Rostock sowie die ehemalige Lloyd Werft in Bremerhaven. Erst in 2016 kaufte das Unternehmen aus Malaysia Nordic Yards für seine Tochter Genting Hong Kong Limited für rund 230 Millionen Euro, dem die drei Standorte in Mecklenburg-Vorpommern gehörten. Diese sollten in Zukunft für den eigenen Konzern neue Kreuzfahrtschiffe entwickeln und auch bauen. Für nächstes Jahr war bereits der Stapellauf für die Global Dream, das bis dato größte Kreuzfahrtschiff der Welt und Namensgeber einer neuen Klasse geplant. Ebenfalls sollte nur ein Jahr später in 2022 mit der Crystal Endeavor eine weitere Neuentwicklung in etwas kleinerem Maßstab für die eigene Marke Crystal Cruises in Dienst gestellt werden. Ob es tatsächlich jedoch noch dazu kommt, hängt nun aufgrund der Ankündigung, dass der Casinokonzern Genting alle Zahlung stoppt, von zwei Faktoren ab.

Zum einen muss nun der Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes einspringen und eine Finanzspritze in Höhe von 570 Millionen Euro bereitstellen. Ein entsprechender Antrag wurde von den MV Werften bereits gestellt. Zum anderen muss die Genting Hong Kong Limnited sowie die Genting Group als Ganzes den Überlebenskampf gewinnen. In nur wenigen Jahren bereits könnte nach der Pandemie die gesamte Kreuzfahrtindustrie zurück ins vormals so boomende Geschäft zurückkehren. Zudem würden wieder steigende Einnahmen aus dem Glücksspiel dabei helfen, dieses Geschäftsfeld über Wasser zu halten. Ob dies jedoch gelingen wird, hängt davon ab, ob der nun angekündigte Versuch einer Umschuldung funktionieren wird. Der Casinokonzern Genting hatte genau diesen Plan als einen weiteren Grund benannt, warum dieser sämtliche Zahlungen vorübergehend stoppt.

Bislang konzentrierte sich der Casinokonzern Genting, der nun seine Zahlungen stoppt, vor allem auf stationäre Spielbanken und Kreuzfahrtschiffe mit großen Spielhallen sowie deren Bau für die eigenen Gesellschaften. Erst vor wenigen Jahren stieg das Unternehmen auch in den modernen Glücksspielsektor ein und war gerade dabei, in den Sektor mit Online Casinos in Europa einzutreten. Hierfür kaufte Genting erst im Oktober 2019 zudem den Live Casino Anbieter Authentic Gaming für rund 15 Millionen Euro von LeoVegas.

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