Eigentlich sollte Anfang Juli dieses Jahres endlich das Goldene Zeitalter der legalen Online Casinos in Deutschland beginnen oder besser absurd, aber rechtlich richtig ausgedrückt, dass der virtuellen Spielhallen. Nun jedoch schreiben wir bereits fast Mitte November und noch immer fehlt von den versprochenen deutschen Online Casino Lizenzen jede Spur. Zum Glück hat die „Wirtschaftswoche“ einmal beim betreffenden Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt nachgefragt und fand heraus, dass es wohl nicht vor Anfang 2022 die ersten Konzessionen geben wird.
Was für virtuelle Spielhallen gilt scheint für klassische Spielotheken nicht zu gelten
Der Großteil des Artikels der „Wirtschaftswoche“ dreht sich um die desaströse Entwicklung des terrestrischen Automatenspiels in Deutschland in diesem Jahr. Laut Georg Stecker, dem Vorstandssprecher der Deutschen Automatenwirtschaft, werden die Spielhallen und Spielotheken in diesem Jahr gerade einmal rund 3 Milliarden Euro umsetzen. Ein desaströses Ergebnis, welches vor allem zwei Faktoren geschuldet ist. Zum einen haben monatelange Lockdowns für bundesweite Schließungen gesorgt und zum anderen traten im Zuge des neuen Glücksspielstaatsvertrags in vielen Bundesländern neue Abstandsregeln für Spielhallen in Kraft. Die politisch gewollte Ausdünnung und die gleichzeitig noch andauernde Coronapandemie sorgten dafür, dass ein Drittel sämtlicher in Deutschland aufgestellten Spielautomaten verschwunden ist. Während jedoch bei den klassischen Spielotheken der Kahlschlag durch die Politik verordnet wurde, sind virtuelle Spielhallen wiederum seit 1. Juli 2021 auch nach nationalem Recht in der Bundesrepublik legal. Mit deutschen Online Casino Lizenzen sollen Betreiber und deren Kunden in die Legalität überführt werden, denn in der Politik hatte sich nach einem Jahrzehnt der Verweigerung des Offensichtlichen eine wichtige Erkenntnis durchgesetzt. Ein Verbot ist wirkungslos und nur mit einem qualitativ und nominal ausreichenden Glücksspielangebot kann der Schwarzmarkt begrenzt oder gar ausgetrocknet werden. Zudem ist nur über diesen Weg ein hoher Spielerschutz für den Großteil der Konsumenten möglich. So logisch dieser Zusammenhang auch ist, so stellt sich doch die Frage, warum diese Weisheit für die deutschen Online Casinos gilt, die Lizenzen nach qualitativen Kriterien erteilt bekommen, aber für die klassischen Spielotheken an der Ecke nicht. Wie lassen sich Abstandsregeln in Sachen Spielerschutz sinnvoll begründen, wenn es gleichzeitig im Internet gar keine Grenzen gibt und der Wechsel zwischen den Anbietern nur einen Klick entfernt ist? Auf sinnvolle Antworten auf diese Frage warten viele betroffene Spielhallenbesitzer bis heute.
In diesem Jahr erwartet der Verband der Deutschen Automatenwirtschaft rund 3 Milliarden Euro Umsatz für alle deutschen Spielhallen zusammen. 2019, vor Corona und den Abstandsregeln, waren es noch rund 6,1 Milliarden Euro.
Die deutschen Online Casino Lizenzen lassen weiter auf sich warten
Auch wenn zurecht auf die gewisse Ungleichbehandlung zwischen den deutschen Online Casinos und ihren Lizenzen sowie den klassischen Spielotheken mit ihren Konzessionen verwiesen wird, läuft bei den Internetbetreibern ebenfalls nicht alles rund. Bis heute wurde nämlich weder eine der viel gepriesenen Lizenzen für das virtuelle Automatenspiel, noch für Online-Poker, geschweige denn für das klassische Tischspiel erteilt. Auf Nachfrage der Wirtschaftswoche erklärt diesen unhaltbaren Zustand das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt damit, dass der Glücksspielstaatsvertrag sehr komplexe Anforderungen stellen würde. Ebenfalls gäbe es bei der Überprüfung der eingereichten Bewerbungsunterlagen bislang keine Routine und so seien oft weitere Dokumente anzufordern oder die Betreiber müssten gewisse Sachverhalte näher erklären. All dies führt dazu, dass nach jetzigem Stand und Aussagen des Landesverwaltungsamtes frühestens Ende dieses Jahres oder erst Anfang 2022 mit den ersten deutschen Online Casino Lizenzen zu rechnen sein wird. Wer deutsche Behörden kennt, dem dürfte wohl 2022 deutlich wahrscheinlicher erscheinen. Damit einhergehend bleiben weiterhin zahlreiche Probleme bestehen, die mit laufenden Bewerbungsverfahren zusammenhängen. Zahlreiche Online Casinos haben bis zum Erhalt ihrer Konzession beispielsweise ihren Bonus ohne Einzahlung oder anderweitige Angebote für deutsche Kunden eingestellt. Andere Online Casinos wiederum nehmen sogar gar keine Neukunden mehr für das Automatenspiel auf, um wegen der schon erteilten Sportwettenlizenz erst einmal auf der sicheren Seiten zu sein. Denn es herrscht zwar eine gewisse behördliche Übergangsfrist zur Nichtverfolgung, die jedoch nicht die weiterhin gültige Illegalität und theoretische Strafverfolgung aufhebt. So lange nämlich der Betreiber noch nicht über eine der deutschen Online Casino Lizenzen verfügt, bewegt er sich rein rechtlich auf sehr dünnem Eis.
Laut den Aussagen der Sprecherin des Landesverwaltungsamtes Sachsen-Anhalt wurden bislang insgesamt 44 Bewerbungen um Lizenzen von 41 Glücksspielkonzernen eingereicht. Hierbei betreffen 40 das virtuelle Automatenspiel sowie 4 das Angebot von Poker im Internet.
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