Achterbahnfahrt bei den Echtgeld-Casino-AktienDie Osterfeiertage sind vorüber – die Aktienmärkte gönnen sich dennoch keine Verschnaufpause. Während die großen Indizes wie der DAX neue Höhen erklimmen, bietet sich in unserer Watchlist ein durchwachsenes Bild. In der KW 15/2019 war fast alles möglich: von zweistelligen Kursgewinnen bis hin zu Verlusten von beinahe 20 %. Damit wurden noch vor den Feiertagen wichtige Akzente für die folgenden Handelswochen gesetzt.

Managerverkauf rüttelt die 888 Holdings auf

Den Mittwoch nutzte der frühere CEO der 888 Holding (der Konzern hinter den 888 und 777 Online Casinos) dafür, ein großes Aktienpaket loszuwerden. Itai Friedeberger war bereits am 24. Januar dieses Jahres zurückgetreten – nach 15 Jahren im Unternehmen. Nun verkaufte er 2 Millionen Aktien zu einem Wert von 152 britischen Pfund. Das entspricht einem Verkaufswert von 304 Millionen Pfund – umgerechnet mehr als 350 Millionen Euro. Die Aktionäre reagierten verhältnismäßig gefasst auf die Verkaufsaktion. Das Papier verlor zwischenzeitlich nur knapp 2 % an Wert und steht nun bei 152,84 Pfund.

Friedeberg verpflichtete sich, in den nächsten 60 Tagen keine weiteren Verkäufe von Aktien seines Ex-Arbeitgebers zu platzieren. Die jüngste Abstoßung diente, seiner Aussage nach, der persönlichen Finanzplanung.

LeoVegas gerät in das Fadenkreuz der britischen Spielaufsicht

Das Schlusslicht in dieser Woche ging in dieser Woche klar an LeoVegas. Die Mutter der LeoVegas-Online-Casinos hatte sich erst in der Vorwoche merklich erholt. Nun sorgen Negativschlagzeilen für einen Fluchtreflex bei den Anlegern. Was war passiert? Am letzten Dienstag wurde bekannt, dass LeoVegas seinen Pflichten zur Spielsuchtvermeidung nicht nachkommt. Stattdessen scheint es, als würde das Unternehmen problematisches Spielverhalten eher fördern. So soll es einen Spielsüchtigen mit wiederholten Emails dazu ermuntert haben, weiteres Geld auf einer seiner Internetplattformen zu investieren. Um an weiteres Geld zu gelangen, stahl dieser seiner Mutter 20.000 britische Pfund – und verlor alles. Erst danach griffen die Sicherheitsmechanismen auf der Seite und sperrten seinen Account. Der Vorfall machte die staatliche Spieleaufsicht aufmerksam. Die Gambling Commission kündigte umfangreiche Ermittlungen an. Sie möchte prüfen, ob sich der schwedische Spiele- und Wettanbieter an die britischen Lizenzbedingungen hält.

Einen Vorgeschmack auf die Gründlichkeit, mit der die Gambling Commission solche Verfahren führt, gibt ein Fall von diesem Dienstag. Eine Frau, ebenfalls Britin, soll unter anderem bei LeoVegas mehre hunderttausend britische Pfund verloren haben. Statt Kontosperren und niederschwelligen Hilfsangeboten bekam sie einen VIP-Status und Freispiele. Erst als LeoVegas nicht mehr glaubhaft über das extreme Spielverhalten hinwegsehen konnte und die Kundin mit Suizid drohte, bot der Konzern psychische Hilfestellung an.

Wenn die Wettaufsicht an die Tür klopft, flüchten die Investoren in Scharen. LeoVegas verlor bereits nach der ersten Berichterstattung zu möglichen Verstößen gegen die Compliance 17,1 % an Wert. Die Aktie notiert nun bei 2,53 Euro. Ein weiterer Kursverfall ist wahrscheinlich. Denn sollten noch mehr Schadensfälle bekannt werden, droht der Entzug der Lizenz in ganz Großbritannien. Ein wichtiger Absatzmarkt könnte wegbrechen.

LeoVegas gab zu den Vorwürfen folgendes Statement ab: “Die Expansion im Vereinten Königreich hat die Komplexität erhöht – bei der Angleichung der Datenquellen, Routinen und Prozesse. Um diese Herausforderungen und die Regulatorik erfüllen zu können, hat LeoVegas bereits letztes Jahr einen Plan erstellt.” Ob ihnen der etwas nützen wird, wenn die Aufsicht zuschlägt, bleibt abzuwarten.

Unibet reagiert auf Regulierungsanstrengungen

Die Kindred Group (Unibet, Roxy Palace, iGame) beschäftigt sich derzeit ebenfalls mit rechtlichen Themen – glücklicherweise nicht aufgrund eines konkreten Anlasses. Der Unibet CEO Henrik Tjärnström, räumte bei einer Rede ein, dass neue Gesetze rund um das Glücksspiel in Europa nötig sind. Diese sollten jedoch nicht allzu geschäftsschädigend gestaltet werden. Immerhin seien die Absichten bei der Kindred Group stets gut und der Kunde im Fokus gewesen. Einengende Regeln wären demnach nicht nötig.

Die Aktionäre kauften dem CEO seine Imagekampagne nicht ab. Das Papier verlor 7,7 % und spiegelt die Befürchtung, dass die Glücksspielbranche in diesem Jahr härter reguliert werden könnte.

Bet-at-Home fährt Kursgewinne ein

Im Mai ist es so weit – Bet-at-Home ruft zur Hauptversammlung und stellt die ersten Quartalszahlen vor. Schon bei deren Ankündigung wiesen wir auf die geplanten, überdurchschnittlich hohen Dividendenzahlungen der Österreicher hin. Wir gingen in der Folge von einem Run auf die Bet-at-Home-Aktien aus, der nun eingetreten ist. In der KW 15/2019 gewann das Papier fast 15 % an Wert und notiert nun bei 70,50 Euro. Damit geraten bereits die optimistischen Analystenschätzungen in greifbare Nähe. Warburg Research sieht die Aktie bei 73 Euro, die Kollegen von Frankfurt Main Research setzen das Kursziel bei 75 Euro. Viel Luft ist also nicht mehr. Unserer Meinung nach wird sich der Kurssturm bis kurz vor der Hauptversammlung fortsetzen, danach jedoch merklich abflauen.

Bedrohlich für das weitere Wachstum von Bet-at-Home könnten neue Gesetze rund um die Spielaufsicht werden. Auf dem europäischen Heimatmarkt regen sich Ideen für strengere Regeln. Die Schweiz möchte beispielsweise, dass die Gewinne der Spielekonzerne in Zukunft im Land bleiben und nicht abfließen. Mit einer Entscheidung ist noch in diesem Jahr zu rechnen.

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