Urteil Softwarefehler Online Casinos

Nach einem Urteil in Großbritannien steht die unbeliebte Klausel über Softwarefehler in den AGB’s der Online Casinos unter Beschuss. (Bildquelle: pixabay by geralt)

Bei fast jeder Art von Verträgen kommen Kunden mit den sogenannten AGB’s in Kontakt, den Allgemeinen Geschäftsbedingungen oder im englischen Terms an Conditions. Hierin sind zum einen die Pflichten der jeweiligen Vertragspartner, aber eben auch deren Rechte verankert. In der Welt der Online Casinos gibt es immer wieder Kritik vonseiten der Kunden, dass beispielsweise bestimmte Abschnitte und Punkte in ihrer Formulierung zu unpräzise wären und somit den Betreiber zu stark bevorteilen würden. Ein Gericht in Großbritannien sah dies in einem äußerst interessanten und womöglich wegweisenden Urteil in Bezug auf eine Klausel über Softwarefehler in Online Casinos genauso und verdonnerte Betfred zur Auszahlung eines millionenschweren Gewinns.

Einige Punkte in den AGB’s sind zu einseitig

Obwohl die AGB’s gerade im Streitfall über Erfolg oder Misserfolg des Kunden entscheiden können, lesen sich nur die wenigsten Menschen all die vielen und meist klein geschriebenen Punkte überhaupt durch. Diejenigen hingegen, die dies tatsächlich auf sich nehmen, finden immer wieder Punkte und Formulierung, die äußerst schwammig gehalten sind und sich deshalb äußerst negativ für den Kunden herausstellen können. In der Welt der Online Casinos ist dies beispielsweise der Verweis auf etwaige Softwarefehler, die zu einer Annullierung des Spieles führen und somit auch einen vermeintlichen Millionengewinn schnell in Rauch aufgehen lassen können. Hierbei stellt sich jedoch die Frage, was ist eigentlich ein Softwarefehler und wie sich aus Sicht der Kunden beweisen lässt, dass es im Streitfall um einen Gewinn eben keinen solchen gegeben hat. Erschwert wird die ganze Problematik zudem noch, dass fast alle Casinospiele, ob nun Spielautomaten oder Live Casino Games, fast immer von Lieferanten stammen und über deren eigene Server laufen. Dies schließt zwar aus, dass ein Online Casino einfach einen Softwarefehler behaupten kann, schließlich muss der Lieferant diesen ja ebenfalls bekannt geben, doch profitieren beiden Parteien schlussendlich am Verlust des Kunden. Eine unheilvolle Allianz gegen den Kunden ist somit nicht immer komplett auszuschließen, vor allem wenn es um Millionen geht.

Echte oder angebliche Softwarefehler als Begründung für die Weigerung von Auszahlungen betreffen nicht nur Online Casinos, sondern kommen immer wieder auch in stationären Spielbanken vor. Bislang hatten Kunden solchen Behauptungen nur wenig entgegenzusetzen. Das neuste Urteil aus Großbritannien in Bezug auf Softwarefehler könnte zumindest für eine deutlichere engere Formulierung in den Klauseln der AGB’s der Online Casinos sorgen und deren Macht zu Ungunsten der Kunden deutlich eingrenzen.

Urteil in Großbritannien könnte die Klausel über Softwarefehler in Online Casinos verändern

In 2018 soll es genau zu solch einem angeblichen Softwarefehler in den Online Casinos gekommen sein, zudem nun ein bemerkenswertes Urteil gesprochen wurde. Andy Green gewann insgesamt dreimal den Jackpot am RNG-Tischspiel Frankie Dettori’s Magic Seven Blackjack und räumte dabei weit mehr als eine Million Pfund im Betfred Casino ab. Um auf Nummer sicherzugehen, kontaktierte er zudem den Kundenservice, der ihm bestätigte, dass seine Leidenschaft für das Kartenspiel ihn zum Millionär gemacht hätte. Nach fünf Tagen und einer kleinen Gewinnparty für schlappe 2.500 Pfund kam jedoch für Andy Green das böse Erwachen. Betfred behauptete von Playtech, dem Hersteller von Frankie Dettori’s Magic Seven Blackjack, informiert worden zu sein, dass es eine Fehlfunktion gegeben hätte und das Spiel nicht ordnungsgemäß zurückgesetzt wurde. Dies hätte zu deutlich höheren Gewinnen geführt. Als Entschädigung für seine Umstände wurden Andy Green vonseiten Betfreds 60.000 Pfund angeboten, ein durchaus nicht unbekanntes Muster, wenn hohe Auszahlungen mit fadenscheinigen Begründungen abgelehnt werden. Andy Green ging auf die Offerte jedoch nicht ein und zog vor Gericht. Nach rund drei Jahren fiel hierzu nun im High Court in Großbritannien endlich das Urteil und hebelte die bei Online Casinos so beliebte schwammige Klausel über Softwarefehler komplett aus. Das Gericht bemängelte die Intransparenz und mangelnde Fairness gegenüber dem Kunden, weshalb sie in diesem Fall nicht greifen würde. Für die Zukunft könnte diese Entscheidung durchaus als Präzedenzfall dienen, wenn wieder einmal Betreiber sich mit schwammigen AGB’s aus ihrer Verantwortung stehlen wollen.

Insgesamt muss Betfred Andy Green laut dem Urteil zur intransparenten Klausel über Softwarefehler in Online Casinos 1.722.500,24 Pfund auszahlen. Die Summe beinhaltet sowohl den millionenschweren Gewinn in 2018 sowie die bis heute angefallenen Zinsen. Wie ein Sprecher von Betfred gegenüber den Medien erklärte, wird der Online Casino Betreiber nicht in Berufung gehen und das Urteil akzeptieren. Außerdem entschuldigte sich das Unternehmen bei Andy Green für die lange Wartezeit auf seinen Millionengewinn.

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