Spielautomaten in Österreich

Auf das Geschäft mit Spielautomaten kommt in Österreich schwere Zeiten zu, sollten die Vorschläge aus einem Geheimpapier umgesetzt werden. (Bildquelle: pixabay by StockSnap)

Über viele Jahre liefen die Geschäfte der beiden großen österreichischen Glücksspielkonzerne im Heimatland prächtig. Während Novomatic vor allem bei den Sportwetten und beim „Kleinen Glücksspiel“ mit Spielautomaten in den Bundesländern in Österreich zum Zuge kam, hatte die CASAG beim Lotto, Spielbanken sowie bei den Online Casinos ihr lukratives Monopol. Theoretisch hätte es bei dieser Aufteilung bleiben können, doch versuchte Novomatic seit vielen Jahren das Monopol der CASAG zu brechen und sich ein noch größeres Stück vom Kuchen einzuverleiben. Der Kampf führte schließlich zu jeder Menge Lobbyismus und möglicherweise sogar zu Bestechungen, sofern Vermutungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft zutreffen sollten. Vor dem Hintergrund der nun seit mehr als einem Jahr andauernden Ermittlungen scheint trotz vieler Skandale zuvor dieses Mal jedoch der Bogen überspannt worden zu sein. Die Regierung will deshalb das gesamte Glücksspiel in Österreich auf den Kopf stellen und vor allem das Geschäft mit Spielautomaten soll deutlich strenger reguliert werden. Wohin die Reise dabei gehen könnte, zeigt nun ein aufgetauchtes Dokument aus dem Finanzministerium, welches durch die Stabsstelle Spielerschutz ausgearbeitet wurde.

Die gesamte bisherige Regulierung Spielautomaten in Österreich steht auf dem Prüfstand

Die vor Wochen stattgefundene Razzia beim amtierenden Finanzminister Gernot Blümel von der ÖVP war der vorläufig traurige Höhepunkt in der seit mehr als einem Jahr andauernden Causa um Novomatic, CASAG und die österreichische Politik. Seitdem ist die ÖVP um Schadensbegrenzung bemüht und will nun vor allem beim Glücksspiel in die Offensive gehen und diesem deutlich engere Zügel anlegen. Für die Grünen, dem Koalitionspartner, ist dies eine ziemlich einmalige Chance, viele der eigenen Wünsche vor allem in Sachen Spielautomaten in Österreich in Bezug auf strengeren Spielerschutz in Gesetzesform gießen zu können. Allein was bislang das Finanzministerium an Plänen veröffentlichte, wird bereits einschneidende Veränderungen beim Automatenspiel mit sich bringen und die Glücksspiellandschaft in der Alpenrepublik nachhaltig verändern. Zum einen soll in Zukunft eine unabhängige Glücksspielaufsicht Lizenzen vergeben und die Einhaltung der Regeln überwachen. Zum anderen soll das Angebot an Spielautomaten in Österreich extrem ausgedünnt werden und dies sowohl im stationären Sektor wie auch im Internet. Im ersteren Bereich soll die bundesweite Konzession für die VLT’s gekippt werden, die es der CASAG bislang ermöglicht, auch in Bundesländer das Automatenspiel anzubieten, in denen es laut Landesgesetzen eigentlich verboten ist. Im Internet wiederum werden zukünftig Netzsperren sämtliche ausländischen Online Casino Betreiber aus dem heimischen Glücksspielmarkt fernhalten und das Monopol der Casinos Austria durchsetzen. Hiervon wären rund 60 Prozent des momentanen Angebots betroffen.

Bislang hat das Finanzministerium nur grobe Pläne zur Umgestaltung des Glücksspielgesetzes in Österreich bekannt gegeben. Erst im April sollen hierzu Details der Öffentlichkeit und dem Parlament vorgelegt werden. Dann wird spätestens klar, wie groß die Einschnitte tatsächlich werden könnten.

Die Regulierung könnte noch viel drastischer Ausfallen als Deutschland

Das Geschäft mit Spielautomaten in Österreich steht massiv unter Druck, seit der Ibiza-Skandal immer größere Kreise zieht und die engen Verhältnisse zwischen Novomatic und der CSAG zur Politik immer deutlicher zutage treten. Nicht nur soll die bundesweite Konzession für die VLT’s abgeschafft werden und Netzsperren gegen ausländische Online Casinos kommen, auch der Spielerschutz soll massiv gestärkt werden. Spielerschutz bedeutet in diesem Fall fast immer eine deutlich strengere Regulierung des Automatenspiels. In welche Richtung diese gehen könnte, zeigt nun ein eigentlich geheimes Papier aus dem Finanzministerium, welches von der Stabsstelle Spielerschutz im Jahr 2019 erstellt wurde. Hierin wird vorgeschlagen, Limits auf Einsätze sowie auf maximale Verluste und Gewinne einzuführen. Hierbei könnten beispielsweise ähnlich wie in Deutschland beschlossen die monatlichen Einzahlungen von Kunden anbieterübergreifend auf 1.000 Euro pro Monat begrenzt werden. Ebenfalls Parallelen zum großen Nachbarn finden sich bei der Spielerdauer. Hier wird genau wie in der Bundesrepublik eine Mindestdauer eines Spins von 5 Sekunden vorgeschlagen. Allerdings gehen die Ideen der Stabsstelle sogar noch über die Regeln im Nachbarland hinaus. So ist beispielsweise auch eine maximale Spieldauer von 3 Stunden am Tag im Gespräch. Besonders ärgerlich, zumindest aus Sicht der CASAG, dürfte zudem ein weiterer Hinweis aus der Abteilung im Finanzministerium sein. Diese sieht nämlich keinen Grund, warum in Casinos höhere Einsatzlimits gelten sollten als in Spielhallen oder bei den VLT’s. Anders als in den kleinen Glücksspieltempeln ist es nämlich in den Spielbanken des Monpolisten ohne Weiteres möglich, einen Tausender in einem einzigen Dreh einzusetzen. Dass oftmals von der CASAG vorgebrachte Argument, dass dies so wäre, weil in deren Casinos ein höherer Spielerschutz gelten würde, ergibt für die Stabsstelle keinen Sinn.

Sollten sich das Finanzministerium an dem Geheimpapier orientieren, könnte dies ebenfalls Auswirkungen auf das Online Casino der CASAG haben, welches dann wegen Netzsperren einzig für Kunden im Land verfügbar wäre. Auch hier würde ein höheres Einsatzlimit an Slots gegenüber den stationären Spielautomaten in Österreich ebenfalls keinen Sinn ergeben.

Womöglich stehen die stationären Spielautomaten in Österreich langfristig vor dem Aus

Sollte die geplante Neuregulierung des Glücksspiels und hier vor allem des Automatenspiels in die gleiche Richtung wie die Vorschläge der Stabsstelle Spielerschutz gehen, hätte dies massive Auswirkungen auf die CASAG und Novomatic. Sollte das Ende für die bundesweite Konzession für die VLT’s beschlossen werden, gäbe es zwei denkbare Wege. Zum einen könnte diese sofort aufgehoben werden, allerdings wären dann wohl milliardenschwere Schadensersatzzahlungen an die Casinos Austria fällig, da die Lizenz noch bis 2027 gilt. Zum anderen könnte diese bis zum Ende weiterlaufen und dann nicht mehr neu ausgeschrieben werden. In letzterem Fall könnten die Netzsperren bei den Online Casinos zu Umsatzwachstum bei der eigenen virtuellen Spielhalle win2day führen und so die Ausfälle aus dem Geschäft mit den VLT’s kompensieren. Sollte jedoch ein maximales Einsatzlimit auch in den Spielbanken und im Internet beschlossen werden, wäre der Vorteil dahin und unterm Strich gäbe es ein Minus. Womöglich würde die CASAG dann sogar einige Casinos wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit schließen müssen, schließlich ist das Automatenspiel mit hohen Einsätzen durch die sogenannten Highroller der größte Umsatzfaktor. Da die Sazka Gruppe als Haupteigentümer zudem auf Lotto fixiert ist, hätten die Tschechen wohl kaum großes Interesse die dann defizitären Spielbanken aus dem lukrativen Geschäft mit Lotto zu subventionieren. Eine starke Reduzierung der Casinos in Österreich hätte zudem dann wohl auch die Folge, dass ebenfalls das Auslandsgeschäft mit Spielbanken erneut zum Verkauf stehen könnte.

Für den großen Konkurrenten Novomatic hätte der Kahlschlag bei den Spielautomaten in Österreich ebenfalls massiv negative Auswirkungen. Noch ist das „Kleine Glücksspiel“ in fünf Bundesländern erlaubt, in vier weiteren jedoch bereits verboten. Bislang konnte sich der Hersteller der bekannten Novoline Automatenspiele beim Kampf gegen Verbote auf das Argument mit den bundesweit erlaubten VLT’s zurückziehen. Ein Verbot von Spielautomaten würde schließlich wenig Sinn ergeben, wenn gleichzeitig die CASAG über ihre Bundeslizenz diese überall im Land aushebelt. Fällt diese besondere Konzession nun allerdings weg, würde ein Verbot tatsächlich das Ende der Spielautomaten im betreffenden Bundesland in Österreich bedeuten. Mit den Grünen sitzt zudem der größte Verfechter einer Beseitigung des Automatenspiels im ganzen Land jetzt sogar in der Regierung. Die ÖVP wird zudem wegen ihren Verbindungen zu Novomatic immer stärker in die Skandale rund ums Glücksspiel hineingezogen. Gut möglich, dass die Partei von Kanzler Kurz über eine äußerst restriktive Glücksspielregulierung auf Kosten der CASAG und Novomatic ein Zeichen setzen will. Diese könnte signalisieren, dass die Partei eben nicht als Einfallstor für denn Lobbyismus der heimischen Glücksspielindustrie dastehen will.

Sollte es am Ende den Grünen gelingen, sich in der Regierung durchzusetzen und das Automatenspiel würde extrem restriktiv reguliert werden, könnte die Partei ein klares Zeichen setzen. Dieses würde tief bis in die Landesparlamente hineinwirken und womöglich noch mehr Länder dazu veranlassen, ein generelles Verbot zu erlassen. Das Ende von Spielautomaten in ganz Österreich wäre somit nicht mehr auszuschließen, vor allem wenn die ÖVP in den Grünen einen immer willkommeneren Mehrheitsbeschaffer sieht, der sie in der Regierung hält.

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