Playtech Bilanz 2020

Der Hersteller der bekannten Playtech Spielautomaten musste heftige Rückgänge bei Umsatz und Gewinn in seiner Bilanz für 2020 hinnehmen. (Bildquelle: playtech.com)

So schnell können sich in Zeiten einer weltweiten Pandemie mit verheerenden Auswirkungen auf das soziale und wirtschaftliche Leben die Vorzeichen ändern. Während in den letzten Jahren die italienische Tochtergesellschaft Snaitech noch als großer Wachstumstreiber von Playtech auf sich aufmerksam machte, so entpuppt sich diese nun in der Bilanz für 2020 als große Bremse. Kein Wunder, hatte der Online Casino Betreiber doch mit monatelangen Schließungen seiner zahlreichen Wettshops in Italien zu kämpfen. Da konnte selbst das brummende Online-Geschäft nicht sämtliche Rückgänge kompensieren. Doch abseits dessen schwächelte selbst das Kerngeschäft als Lieferant für Spielautomaten und von Softwarelösungen im Internet unerwartet, was zu einem dicken Minus in nahezu allen Geschäftsbereichen führte.

Die Playtech Bilanz 2020 zeugt von einer großen Verwundbarkeit

Dass Playtech für 2020 keine tolle Bilanz vorlegen wird, war allen Analysten klar, schließlich kommt normalerweise ein großer Teil des Umsatzes von Snaitech, dem Online Casino Betreiber und Anbieter von Sportwetten in Italien. Dort ist die Tochter sogar Marktführer, wenn die Umsätze aus dem stationären Geschäft sowie aus dem Internet zusammengezählt werden. Genau hierin liegt allerdings zugleich Segen wie auch Fluch. Nach monatelangen Schließungen des Einzelhandels war bereits frühzeitig klar, dass dies für einen großen Rückgang sorgen dürfte und so kam es schließlich auch. Im vergangenen Jahr fiel der Umsatz von Playtech um gehörige 25 Prozent von zuvor rund 1,441 Milliarden Euro auf nun nur noch 1,079 Milliarden Euro. Während hierbei der Rückgang im Endkundengeschäft aufgrund der geschlossenen Wettshops erwartet wurde, überraschende hingegen das schlechte Ergebnis im B2B-Geschäft als Lieferant dann doch. Der enorme Umsatzverlust wirkte sich ebenfalls negativ auf das bereinigte EBITDA aus. Dieses sackte in 2020 in der Playtech Bilanz gegenüber dem Jahr zuvor um gleich 32 Prozent ab und fiel von ehemals 375,3 Millionen Euro auf 253,6 Millionen Euro. Während diese Zahlen noch einigermaßen zu verkraften waren, kam der bereinigte Gewinn nach Steuern allerdings regelrecht unter die Räder und sackte um gewaltige 80 Prozent ab. Verdiente der Spielautomatenhersteller noch in 2019 rund 137,4 Millionen Euro, waren es jetzt gerade einmal noch 27,3 Millionen Euro.

Ein klein wenig freundlicher sah die Playtech Bilanz für 2020 aus, wenn die Zahlen der eigenen Tochter Finalto, ehemals TradeTech, mit einbezogen werden. Diese wurde jedoch gesondert ausgewiesen, da das Finanzunternehmen noch in diesem Jahr definitiv verkauft werden soll. Aufgrund der hohen Volatilität an der Börse im ersten Halbjahr durch die Pandemie, verzeichnete Finalto in diesen 6 Monaten ein bärenstarkes Rekordergebnis.

Die Zahlen von Playtech inklusive Finalto im Überblick:

  • Der Umsatz fiel um 21 Prozent von zuvor 1,525 Milliarden Euro auf 1,208 Milliarden Euro
  • Das bereinigt EBITDA sank von ehemals 378,5 Millionen Euro um 18 Prozent auf 310,4 Millionen Euro
  • Der bereinigte Gewinn nach Steuern sackte auf 47,4 Millionen Euro um 62 Prozent gegenüber 124,5 Millionen Euro ab

Die Online Casinos mit Lizenz aus Malta trotzten dem Trend

Nach all den negativen Zahlen in der Playtech Bilanz für 2020 lohnte sich ein etwas genauerer Blick auf die unterschiedlichen Regionen, in denen der Spielautomatenhersteller seinen Geschäften nachgeht. Zuvor jedoch noch die Zahlen für das Endkundengeschäft sowie für B2B als Lieferant. Ersteres kam wegen Snaitech deutlich unter die Räder und so viel hier der Umsatz im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2019 um gewaltige 44 Prozent. Gegenüber noch 900,5 Millionen Euro bedeutete diese einen heftigen Rückgang auf nun nur noch 596,3 Millionen Euro. Ebenfalls im Minus, aber mit 11 Prozent deutlich geringer, war auch das Lieferantengeschäft für Online Casinos und Buchmacher im vergangenen Jahr unterwegs. Hier ging es von zuvor 553,9 Millionen Euro auf jetzt 494,8 Millionen Euro nach unten.

Um auf die Regionen zurückzukommen, in denen Playtech weltweit aktiv ist, gab es in der Bilanz für 2020 viele Verlierer, aber auch einige wenige Gewinner. Bei den Online Casinos und Buchmachern mit einer Lizenz aus Malta als Kunden, die nicht explizit in einem Land mit einer nationalen Konzession operieren, ging es um starke 36 Prozent nach oben. Hier stieg der Umsatz von zuvor 40,2 Millionen Euro auf nun 54,7 Millionen Euro. Die gleichen positive Entwicklung gelang Playtech ebenfalls bei den Kunden mit Lizenz aus Curacao. Hier kletterte der Umsatz von ehemals 7 Millionen Euro sogar um 51 Prozent auf jetzt 10,6 Millionen Euro. Gibraltar hingegen verschlechterte sich um rund 2 Prozent von zuvor 16,9 Millionen Euro auf nur noch 16,5 Millionen Euro. Dies lag vor allem an der abnehmenden Bedeutung der Lizenz aus Gibraltar durch den Brexit.

Deutscher Glücksspielmarkt wird zunehmend wichtiger

Bei den nationalen Glücksspielmärkten zeigte sich ebenfalls ein recht unterschiedliches Bild. Das große Zugpferd Italien musste vor allem wegen Snaitech herben Verluste beim Umsatz hinnehmen. Hier ging es gleich um 36 Prozent von ehemals 850,8 Millionen Euro auf 543,6 Millionen kräftig in den Keller. In Großbritannien, dem zweitwichtigsten Markt für Playtech, fiel der Umsatzrückgang mit einem Minus von nur einem Prozent moderat aus, was jedoch nur auf das exorbitant gute Ergebnis von Finalto zurückzuführen war. Hierdurch sank der Umsatz insgesamt nur von 280,2 Millionen Euro auf nun 276,9 Millionen Euro. Ohne Finalto hätte der Rückgang mit einem Minus von rund 19 Prozent deutlich höher gelegen. Der wichtigste asiatische Markt, die Philippinen, kamen aufgrund von Corona ebenfalls unter die Räder. Hier ging es auf nur noch 70,3 Millionen Euro herunter, was einem Minus von 28 Prozent gegenüber den noch 97,7 Millionen Euro aus dem Jahr 2019 entsprach.

Neben den großen Verlierern gab es in der Playtech Bilanz für 2020 auch zwei große Gewinner, nämlich Mexiko und Deutschland. Im größten Glücksspielmarkt für den Hersteller der bekannten Playtech Spielautomaten in Lateinamerika ging es gegen den negativen Trend gleich um bärenstarke 84 Prozent nach oben. Gegenüber noch 30 Millionen Euro ein Jahr zuvor konnte der Glücksspielkonzern in 2020 bereits 55,3 Millionen Euro umsetzen. Dieses starke Wachstum dürfte auch in diesem Jahr weiterhin anhalten. Der deutsche Glücksspielmarkt gehört im letzten Jahr ebenfalls zu den wenigen Gewinnern und konnte ein Plus in Höhe von rund 11 Prozent einfahren. Die eigene Marke HPYBET für Sportwetten kommt immer mehr ins Rollen und dürfte in den nächsten Jahren ebenfalls zum Wachstum beitragen.

Ob die Playtech Bilanz für dieses Jahr besser ausfallen wird als noch für 2020 lässt sich zu diesem Zeitpunkt schwer abschätzen. Italien ist hier mit der Tochter Snaitech das Zünglein an der Waage, da hier rund 50 Prozent des Gesamtumsatzes generiert werden. Je länger der Einzelhandel wegen der Pandemie geschlossen bleibt, umso unwahrscheinlicher wird eine kurzfristige Rückkehr zum Wachstum. Allerdings wird der Gewinn deutlich ansteigen, da der geplante Verkauf von Finalto mehr als 200 Millionen Euro in die Kasse spülen wird. Beide Ereignisse sind jedoch langfristig als Sonderfälle zu betrachten.

Hier finden Sie die kompletten Zahlen für den Spielautomatenhersteller!

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