Novomatic macht ernst

Novomatic macht ernst und gibt den zukünftigen Verzicht auf alle Lizenzen in Österreich bekannt. Dies kommt einem Rückzug aus dem Heimatland gleich. (Bildquelle: Pixabay by Klinkow)

Nach mehreren Aussagen in den letzten Wochen, die den Heimatstandort Österreich infrage stellten, macht Novomatic nun ernst. Wie der CEO Harald Neumann am Rande der größten Glücksspielmesse ICE London bekannt gab, wird sich Europas größter Glücksspielkonzern zu einem großen Teil aus der Alpenrepublik zurückziehen. Vor allem das Geschäftsfeld mit den eigens betriebenen Glücksspieltempeln unter der Tochterfirma Admiral Casinos & Entertainment steht vor einem Ende. Novomatic will sich nicht länger vorwerfen lassen, auf gewisse Weise eigene Interessen zu verfolgen und wird in Zukunft den Fokus noch stärker aufs Ausland richten.

Novomatic macht bei den eigenen Spielhallen ernst und will keine neuen Lizenzen

Noch immer schwebt der Skandal um mögliche Korruption zwischen Novomatic und der FPÖ wie ein Damoklesschwert über dem Spielautomatenhersteller. Hat Europas größter Glücksspielkonzern tatsächlich versucht, durch einen Hinterzimmerdeal sich in Zukunft die Unterstützung der FPÖ bei der Erteilung einer Online Casino Lizenz durch einen Gefallen zu erkaufen? Wurde deshalb Peter Sidlo trotz negativer Einschätzung über seine Fähigkeiten als Manager durch den Personalberater neuer Finanzvorstand bei der CASAG? So lange es darauf keine eindeutigen Antworten gibt, steht Novomatic weiterhin im Kreuzfeuer von Medien, Politik und Öffentlichkeit. Allerdings dürfte noch viel Wasser die Donau hinabfließen, bevor hier die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft mit Beweisen für die Schuld oder Unschuld des Novoline Spielautomatenherstellers aufwarten kann.

Diese ständige negative Berichterstattung scheint jetzt jedoch dazu zu führen, dass der Glücksspielkonzern seinen Drohungen aus der Vergangenheit nun Taten folgen lassen will. Wie Harald Neumann bestätigte, will sich der Hersteller der bekannten Novoline Spielautomaten rund um Book of Ra in Österreich in Zukunft um keine Lizenz für das Glücksspiel mehr bewerben. Damit macht Novomatic nun ernst und stellt den Heimatmarkt aufs Abstellgleis. Bei den Lizenzen handelt es vordergründig um die lukrativen Konzessionen für das Betreiben von Spielhallen in insgesamt 5 Bundesländern, in denen das „Kleine Glücksspiel“ noch erlaubt ist. Diese laufen in den nächsten Jahren aus und Novomatic will diese nicht verlängern. Dies bedeutet nichts Geringeres, als das der Glücksspielkonzern im eigenen Heimatland sich komplett vom Geschäft mit eigens betriebenen Spielautomaten trennen will. An andere Aufsteller hingegen will Novomatic weiterhin seine Novoline Automatenspiele verkaufen oder verleihen.

Die noch gehaltenen Lizenzen von Novomatic in Österreich beim „Kleinen Glücksspiel“:

  • Oberösterreich bis 2023
  • Burgenland bis 2024
  • Kärnten bis 2025
  • Niederösterreich bis 2027
  • Steiermark bis 2027

Admiral Casinos & Entertainment dürfte wohl bald zum Verkauf stehen

Dadurch, dass Novomatic nun ernst macht und keine neuen Lizenzen mehr für das „Kleine Glücksspiel“ verlängern oder beantragen will, steht auch die Zukunft der Admiral Casinos & Entertainment auf der Kippe. Über die Tochterfirma werden zur Zeit in der Alpenrepublik sämtliche stationären Novoline Casinos betrieben. Im Falle der Umsetzung der nun angekündigten Pläne, würde deren Anteil am Gesamtumsatz im Konzern in den nächsten Jahren immer weiter schrumpfen. Vor diesem Hintergrund ist wohl deshalb davon auszugehen, dass schon bald die Admiral Casinos & Entertainment zum Verkauf angeboten wird. Hierfür spricht, dass mit einer frühen Veräußerung ebenfalls die begehrten, noch aktiven Konzessionen in Ober- und Niederösterreich sowie im Burgenland, Kärnten und in der Steiermark den Besitzer wechseln würden. Dies dürfte sich positiv auf den zu erzielenden Preis für die Sparte niederschlagen.

Gleichzeitig mit dem Rückzug aus diesem Geschäftsfeld in Österreich durch Novomatic könnten wiederum andere Glücksspielunternehmen profitieren. Dies kann entweder durch den Kauf der Tochterfirma geschehen oder durch eine Bewerbung auf die dann frei werdenden Lizenzen. In Österreich selbst könnte hierbei wohl Amatic Industries einer der Kandidaten sein, der sich, nachdem Novomatic ernst macht, sich einen Teil der Beute einverleiben könnte. Ob jedoch die finanziellen Mittel für eine komplette Übernahme des gesamten Geschäfts unter der Admiral Casinos & Entertainment reichen, ist jedoch alles andere als sicher. Weniger Probleme mit finanziellen Ressourcen für so einen Coup dürfte allerdings Gauselmann aus Deutschland haben. Bereits seit Jahren versuchte Deutschlands größter Spielautomatenhersteller und Spielhallenbetreiber vergeblich in Österreich Fuß zu fassen. Immer wieder scheiterte der Konzern jedoch bei der Verteilung der begehrten Konzessionen, die regelmäßig an Novomatic gingen. Mit einer Übernahme der Admiral Casinos & Entertainment könnte Gauslemann jedoch über Nacht quasi zum Marktführer in der Alpenrepublik aufsteigen. Zusammen mit den Wettshops der eigenen Marke Cashpoint wäre der deutsche Glücksspielriese dann hervorragend aufgestellt.

Nicht nur bei den Konzessionen für das „Kleine Glücksspiel“ macht Novomatic ernst. Wie Harald Neumann weiterhin mitteilte, betrifft dies ebenso eine mögliche Online Casino Lizenz. Sollte jemals eine weitere ausgeschrieben werden, will sich der Konzern auch hierfür nicht bewerben. Zusätzlich soll ebenso keinerlei Interesse mehr an Konzessionen für große Casinos bestehen, bei denen die CASAG momentan ein Monopol besitzt. Am Hauptsitz will Novomatic allerdings weiterhin festhalten und brav seine Steuern in Österreich abführen.

Novomatic will durch den Verkauf der Anteile an der CASAG schuldenfrei werden

Ein weiterer Punkt, der einen möglichen Verkauf der Admiral Casinos & Entertainment sehr wahrscheinlich werden lässt, war eine weitere Ankündigung von Harald Neumann am Rande der ICE London. Novomatic strebt nichts Geringeres an, als in den nächsten ein bis zwei Jahren fast eine Milliarde Euro an Schulden in Form von Anleihen zurückzahlen zu wollen. Damit wäre Europas größter Glücksspielkonzern nahezu schuldenfrei und könnte sich noch stärker auf die Expansion in lukrative Zukunftsmärkte fokussieren. Genannt wurden hierbei sowohl Deutschland wie auch die USA als Schlüsselmärkte. In der Bundesrepublik dürfte dies die Rückkehr der deutschen Novoline Casinos ab Mitte 2021 bedeuten, nachdem nun klar ist, das deutsche Online Casinos legalisiert werden. In den USA wiederum lockt sowohl auf dem terrestrischen Sektor wie auch im Onlinebereich großes Potenzial. Strategische Zukäufe sind deshalb nach erfolgter Schuldentilgung nicht ausgeschlossen.

Neben dem möglichen Verkauf aller eigenen Spielhallen in Österreich werden ebenso die noch gehaltenen Anteile an der CASAG weiteres Geld in die Kassen von Novomatic spülen. Obwohl bislang der Wert nur geschätzt werden kann, dürfte sich dieser jedoch wohl im mittleren dreistelligen Millionenbereich bewegen. Wer sich jedoch tatsächlich die rund 17 Prozent unter den Nagel reißen wird, dürfte erst am 12. Februar bekannt werden. An diesem Tag kommen sämtliche Aktionäre der Casinos Austria AG zusammen und es wird dann deutlich, wer vom eigenen Vorkaufsrecht wirklich Gebrauch machen wird. Einzig die staatliche Beteiligungsgesellschaft ÖBAG könnte hier der Sazka Gruppe noch einen Strich durch die Rechnung machen. Verzichtet die ÖBAG hingegen auf ihr Recht, ist der Weg für die vollständige Kontrolle über die CASAG durch die Tschechien endgültig frei. Während Novomatic auch beim Verkauf der Anteile ernst macht, kündigte Harald Neumann jedoch im Gegenzug an, die Beteiligung an den Österreichischen Lotterien, die äußerst lukrativ ist, behalten zu wollen.

Sollte es der Sazka Gruppe tatsächlich gelingen die Anteile von Novomatic an der CASAG zu kaufen und somit die vollständige Kontrolle zu erlangen, ist sogar ein Börsengang der Casinos Austria AG im Gespräch. Hierbei könnte der Staat der Österreich seinen Anteil von mehr als 30 Prozent auf etwas über 25 Prozent durch Verkäufe absenken. Zum einen würde dies am Einfluss nichts ändern, da immer noch eine Sperrminorität vorliegen würde, zum anderen jedoch könnte der Staat zusätzlich mit hohen Einnahmen rechnen.

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.