Jobs in Spielhallen

Trotz milliardenschwerer Umsätze der private Betreiber von Spielhallen und des Staates beim Lotto, glänzt die Branche mit den niedrigsten Durchschnittslöhnen. (Bild von Niek Verlaan auf Pixabay)

Seit der Einführung von Harz 4 und dem Ausbau der Leiharbeit durch die damalige rot-grüne Bundesregierung hat sich in Deutschland ein gewaltiger Niedriglohnsektor etabliert. Doch in welcher Branche werden eigentlich die mit Abstand niedrigsten Gehälter und Löhne gezahlt? Wie nun die Beantwortung des Bundesarbeitsministeriums auf eine Kleine Anfrage von Sabine Zimmermann von der Partei die Linke zeigte, werden im terrestrischen Glücksspielsektor in Deutschland die niedrigsten Gelder für die erbrachte Arbeitsleistung bezahlt. Dies betrifft vor allem die Spielhallen, Casinos sowie die Wettshops und Lotto-Annahmestellen.

Trotz milliardenschwerer Umsätze werden Mitarbeiter im Glücksspielsektor schlecht bezahlt

Seit 2009 ist Sabine Zimmermann die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linken im Bundestag und wollte deshalb einmal wissen, welche Jobs in Deutschland am schlechtesten bezahlt werden. Die Antwort des Bundesarbeitsministeriums ist dabei in vielerlei Hinsicht überraschend, denn es ist der terrestrische Glücksspielsektor mit Spielhallen, Casinos sowie Wettshops und Lotto-Annahmestellen. Gerade einmal 1.819 Euro brutto im Durchschnitt verdienen hier die Angestellten bundesweit, obwohl sie gerade wegen dem Problem der Glücksspielsucht ein hohes Maß an Verantwortung übernehmen müssen. Im Vergleich hierzu verdienen selbst die Beschäftigten aus den Dienstleistungsbranchen wie Friseure und Angestellte in Kosmetiksalons mit 1.843 Euro im Durchschnitt etwas mehr. Vermittler von Arbeitskräften verdienen beispielsweise durchschnittlich 1.866 Euro sowie Beschäftigte im Bereich der Gastronomie im Schnitt 1.889 Euro.

In den zuletzt genannten Branchen, in denen es hauptsächlich auf einen guten Service ankommt, ist vor allem der Unwille der Bevölkerung hohe Preise zu bezahlen für die niedrigen Löhne und Gehälter verantwortlich. Kaum ein Friseursalon oder eine Wäscherei setzt hier Milliarden an Euro um. Anders sieht dies hingegen bei den Betreibern von terrestrischen Casinos, Spielhallen, Wettshops und den Lotto-Annahmestellen aus. Viele Spielotheken befinden sich im Besitz großer Glücksspielkonzern wie Gauselmann mit seinen Merkur Casinos oder Novomatic mit seinen Spielhallen unter der Marke Admiral. Ebenso sind die meisten Wettshops in Franchisesysteme großer internationaler Anbieter wie Tipico, oder bwin eingegliedert. Trotz der milliardenschweren Umsätze, die der gesamte Sektor und die großen Glücksspielunternehmen hier jedes Jahr in Deutschland erreichen, werden die niedrigsten Durchschnittslöhne gezahlt.

Die durchschnittlichen Gehälter und Löhne nach Branchen in Deutschland:

  • In der terrestrischen Glücksspielbranche werden durchschnittlich 1.819 Euro gezahlt
  • In Kosmetik- und Friseursalons sowie Wäschereien, Bädern und Saunas werden durchschnittlich 1.843 Euro gezahlt
  • In der Branche der Arbeitsvermittler werden durchschnittlich 1.866 Euro gezahlt
  • In der Gastronomie werden 1.889 Euro im Durchschnitt bezahlt
  • In der Versicherungsbranche werden im Durchschnitt 5.172 Euro bezahlt
  • In Sektor der Mineralölverarbeitung kommen Beschäftigte auf einen Durchschnittsverdienst von 5.522 Euro
  • Angestellte in der Gewinnung von Erdöl und Erdgas werden mit durchschnittlich 5.800 Euro am besten bezahlt

Welche Auswirkungen haben die niedrigen Gehälter und Löhne in den Spielhallen auf den Spielerschutz?

Der terrestrische Glücksspielsektor aus Spielhallen, Casinos, Wettshops und Lotto-Annahmestellen sticht in der Beantwortung der Kleinen Anfrage von Sabine Zimmermann nicht nur mit den niedrigsten Durchschnittsgehältern heraus. Zugleich werden fast 70 Prozent der Jobs in dieser Branche zum Niedriglohnsektor gezählt, eine ungeheure Quote. Dies ist in mehrfacher Hinsicht problematisch. Zum Ersten wird der Glücksspielmarkt im Bereich der Spielhallen zum größten Teil von milliardenschweren Konzernen wie Gauselmann oder Novomatic dominiert. Gegenüber den beispielsweise recht kleinen Unternehmen aus den Branchen der Friseur- und Kosmetiksalons sowie der Gastronomie, könnte diese sehr wohl bessere Löhne und Gehälter zahlen. Zum Zweiten trägt das Servicepersonal gesellschaftlich eine deutlich höhere Verantwortung, nämlich die Einhaltung des Spielerschutzes sowie die damit verbundenen Bekämpfung der Glücksspielsucht.

Eine gerechte Entlohnung für die erbrachte Arbeitsleistung fördert die Motivation. Deshalb ist es nicht verwunderlich, wie erst die neue Studie zur Regulierung deutscher Online Casinos zeigte, dass es um dieses so wichtige Feld eher schlecht in den Spielhallen bestellt ist. Gerade einmal 1 Prozent der Kunden werden im Schnitt auf mögliches, problematisches Spielverhalten angesprochen. Die Gründe dürften hier in der dünnen Personaldecke, dem damit verbundenen Zeitmangel durch zu viele Aufgaben sowie der unzureichenden Motivation durch geringe Entlohnung liegen. Als terrestrische Glücksspielbranche die niedrigsten Durchschnittslöhne zu zahlen, bei gleichzeitig milliardenschweren Umsätzen vor dem Hintergrund der gleichzeitigen Bekämpfung der Glücksspielsucht, ist ein Armutszeugnis.

Die Jahresumsätze der beiden größten Betreiber von Spielhallen in Deutschland:

  • Die Novomatic AG setze im Geschäftsjahr 2018 mit dem Verkauf der Novoline Spielautomaten und dem Betrieb von Casino und Spielhallen rund 2,614 Milliarden Euro um
  • Die gesamte Novomatic-Gruppe wiederum kam in 2018 auf fast 5 Milliarden Umsatz
  • Gauselmann konnte im vergangenen Geschäftsjahr mit seinen Merkur Automatenspielen und Merkur Casinos insgesamt 2,414 Milliarden Euro umsetzen
  • Die gesamte Gauselmann-Gruppe mit allen Tochterunternehmen wiederum konnte in 2018 insgesamt rund 3,6 Milliarden Euro Gesamtumsatz erzielen

Der Staat selbst geht mit schlechtem Beispiel voran

Die Schuld an dieser miserablen Situation bei der Bezahlung im terrestrischen Glücksspielsektor mit einem Niedriglohnanteil von fast 70 Prozent nur den privaten Konzernen in die Schuhe zu schieben, wäre nur eine Hälfte der Wahrheit. Denn in der Tat geht auch der Staat selbst bei seinem Lottomonopol mit negativem Beispiel voran. Während in den Vorstandsetagen für Posten üppige Gehälter fließen, die gern auch noch mit Trägern des richtigen Parteibuchs besetzt werden, sieht es in den Lotto-Annahmestellen düster aus. Die geringen Zahlungen vonseiten des Staates an die Betreiber lassen hier wenig Spielraum. Ohne das zusätzliche Geschäft mit Zeitschriften, Tabakwaren und allerlei anderen Gütern, wären viele Lotto-Annahmestellen nicht einmal überlebensfähig.

Diese Situation ist besonders skandalös, wenn hier ebenfalls ein Vergleich zu den Umsätzen der gesamten Lottogesellschaften gezogen wird, die sich fast alle aufgrund des Monopols in staatlicher Hand befinden. Allein in 2018 setzte die Lottobranche in Deutschland gewaltige 7,36 Milliarden Euro um. Dies entspricht fast der gesamten Summe beim Umsatz der beiden Glücksspielkonzerne Novomatic und Gauselmann. Allerdings muss hier noch bedacht werden, dass beide einen großen Teil ihres Geschäfts im Ausland betreiben, während der Staat Lotto allein in der Bundesrepublik anbietet. Interessanterweise flossen allein im letzten Jahr durch die Rennwett- und Lotteriesteuer laut dem Bundesfinanzministerium fast 1,9 Milliarden Euro in das Staatssäckel. Warum deshalb nicht ein kleiner Teil der ungeheuren Einnahmen in Form von besseren Zahlungen für die Lotto-Annahmestellen ausgeschüttet wird, dass diese ihren Angestellten höhere Löhne zahlen können, bleibt ein Rätsel.

Eine Diskussion über bessere Löhne und Gehälter für das Personal in Spielhallen, Casinos sowie Wettshops und Lotto-Annahmestellen wäre sicherlich angebracht. Eine faire Entlohnung kann als Motivation den Spielerschutz erhöhen und zudem den Kampf gegen die Glücksspielsucht unterstützen. Hier sollte jedoch gerade der Staat in seinem Bereich des Lottomonopols als gutes Beispiel vorangehen und nicht allein auf die gut bezahlten Pöstchen in den Vorständen und auf exorbitanten Steuereinnahmen schielen.

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