Insolvenz bei MybetMit dem angestrebten Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens scheint der vorläufige Schlusspunkt für den deutschen Online Casino Betreiber Mybet erreicht zu sein. Ein Unternehmen, welches einmal auszog den Markt in Deutschland mit Spielautomaten und Sportwetten zu erobern, flog wie einst Ikarus der Sonne entgegen, nur um zu verbrennen und am Ende abzustürzen. Und nun fragen sich zurecht viele, wie dies nur passieren konnte, hatte doch Mybet mit einer Lizenz von Schleswig-Holstein im Rücken hervorragend Voraussetzungen eine Erfolgsgeschichte zu werden.

Wie Mybet bekanntgab, hat der sich der mögliche Verkauf des eigenen Online Casinos und des Bereichs der Sportwetten im Internet an einen potentiellen Käufer zerschlagen. Zudem wurde einem Zahlungsaufschub der rückständigen Sportwettensteuer in Höhe von rund 4 Millionen Euro vom Finanzamt Frankfurt am Main II  abgelehnt. Dadurch sieht sich Mybet nicht mehr in der Lage seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen und bereitet deshalb einen Antrag zu Erteilung eines Insolvenzverfahrens vor, welches am Freitag eingereicht werden soll.

Bis 2014 lief es für Mybet gut

Wer sich ein wenig mit der Geschichte des Online Casino Betreibers und Buchmachers Mybet auseinandersetzt, der kann die Historie des Konzern leicht in zwei Abschnitte einteilen, nämlich in die Zeit vor und nach 2014. Die erste Phase, die mit der Gründung von ANYBET 1986 beginnt, war vor allem geprägt von der Expansion in neue Geschäftsfelder und diversen Übernahmen mit daraus resultierenden Namensänderungen. 1998, mit dem immer stärker aufkommenden, billigen Internet, kam der Einstieg ins Glücksspiel für die JAXX GmbH, wie das Unternehmen mittlerweile hieß. Erfolgreich wurden die ersten virtuellen Lottoannahmestellen im Netz aufgebaut und mit dann neuem Namen fluxx.com AG, schon wieder eine Umfirmierung, lag theoretisch eine goldene Zukunft vor dem Konzern. Ein Jahr später folgte der Börsengang und frisches Kapital für kommende Übernahmen wurde hierdurch eingesammelt. Das spätere Mybet expandierte nach Spanien, kaufte einen maltesischen Sportwettenanbieter und übernahm 2008 die Pferdewetten AG. 2012 schließlich wurde der Konzern zu Mybet, wie wir es heute kennen. Der vorstand entschied sich im selben Jahr, sich von seinem Lottogeschäft für 12,5 Millionen Euro zu trennen und sich in Zukunft auf Online Casino und Sportwetten zu konzentrieren. Dann jedoch folgten 2014 Personalentscheidungen, die den Wendepunkt zu schleichenden Siechtum für Mybet darstellten.

An sich war die Entscheidung von Mybet in 2012, sich von nun an hauptsächlich auf die Bereiche Online Casino und Sportwetten zu konzentrieren nicht schlecht. Die Voraussetzungen mit dem Erhalt der beiden Lizenzen aus Schleswig-Holstein waren sehr gut und notwendiges Kapital zum Aufbau einer starken Marke vorhanden.

Das Jahr 2014 markierte den Wendepunkt für Mybet

Das Jahr 2014 wird rückblickend für Mybet wohl als Schicksalsjahr gelten, schließlich wurden hier Weichenstellungen vorgenommen, die sich nicht gerade positiv auf den weiteren Verlauf der Historie auswirkten. Gleich zu beginn des Jahres übernahm Sven Ivo Brink den Vorstand. Unter seiner Führung wurde noch im selben Jahr die beiden Tochterunternehmen in Spanien sowie Mybet Italia verkauft. Gerade letzte Entscheidung zeugte womöglich nicht von großer Weitsicht, immerhin ist das Land von Wein und Pasta einer der größten Glücksspielmärkte in Europa und besaß lange Zeit eine recht liberalen Umgang mit dem Glücksspiel. Ein guter Aufbau eines Angebots aus Online Casino und Sportwetten hätte hier enormes Wachstumspotential bedeuten können. Das letztes große Ereignis in 2014 folgte mit dem Eintritt von Markus Peuler als Finanzvorstand bei Mybet, der von nun an dabei zuschauen durfte, wie sich die Bilanzzahlen jedes Jahr immer schnell verschlechterten. Nach gerade einmal anderthalb Jahren warf bereits Sven Ivo Brink wieder das Handtuch und gab den Vorsitz des Vorstands an Zeno Ossko weiter, der es dann gerade einmal rund ein Jahr aushielt. Schlussendlich blieb es nun Peuler vorbehalten, Mybet in den Konkurs zu schicken, nachdem er erst im September 2016 zum Vorstandssprecher wurde.

Es wäre sicherlich zu einfach Markus Peuler die alleinige Schuld an der Misere von Mybet zu geben, vielmehr hatte jeder der drei letzten Chefs seinen Anteil daran. Peuler hatte zudem kaum noch Chancen und ausreichend Zeit die zuvor getroffenen falschen Unternehmensentscheidungen noch zu korrigieren und den Turnaround einzuleiten.

Eklatante Fehlentscheidungen besiegeln das Ende von Mybet

Seit dem Wendejahr 2014 reihten sich viele unternehmerische Fehlentscheidungen aneinander. Der Verkauf von Mybet Italia war da nur der Startschuss. Der wohl größte Fehler war jedoch das sehr lange Ignorieren von Veränderungen in der Welt der Online Casinos und dem daraus resultierende, verändertem Nutzerverhalten. Bereits 2014 zeigte die große Diskussion über das mobile Casino und die ständig wachsenden Zahlen von Kunden, die lieber zum Smartphone greifen, dass ein Wandel in der Industrie bevorsteht. Zudem gesellte sich die beginnende Ablösung des Standard Flash bei den Spielautomaten in den Online Casinos hin zu Html5 hinzu. Fast jeder größere Entwickler, von Microgaming bis NetEnt und sämtliche neuen, aufstrebenden Studios machten mehr als deutlich, in Zukunft auf Basis von Html5 zu programmieren. Denn Flash war für die Ansprüche des modernen, mobilen Casinos nicht geeignet und machte permanent mit Sicherheitslücken negativ auf sich aufmerksam. Viele Anbieter von Online Casinos begannen deshalb ihre Software-Plattformen anzupassen oder selbst neu zu entwickeln. Mybet jedoch verschlief diesen Trend völlig und pumpte lieber das eigene Kapital in Werbung, was eine gewisse Zeit noch einigermaßen gut lief und den Verlust von vielen Stammkunden etwas kompensierte.

Ab 2016 jedoch wuchs die Anzahl an Kunden, die per Smartphone zocken exorbitant und liegt heute mittlerweile sogar bei vielen Anbietern über 50 Prozent der Gesamtzahl an Nutzern. Mybet erkannte dies viel zu spät und konnte mit der alten Software weder die mobile Generation anlocken, noch moderne Spielautomaten großer Hersteller implementieren. Und so gab es lange Zeit im Mybet Casino nur noch alte Slots im Flash-Format und vom ebenfalls stark wachsenden Live Casino fehlte ebenso jede Spur. Hauptverantwortlich an der Misere war auch, dass es dem Unternehmen nicht gelang zeitnah eine moderne Software-Plattform zu entwickeln. Diese sollte eigentlich schon Anfang 2016 an den Start gehen, tatsächlich jedoch wurde daraus erst Mitte 2017, also fast anderthalb Jahre später als geplant. Hier wäre es besser gewesen schon bei den ersten Schwierigkeiten das Projekt einzustampfen und eine fertige Lösung eines anderen Herstellers zu verwenden. Viele Online Casinos gingen diesen Weg und ließen sich in kürzester Zeit moderne White Label Casinos von SkillOnNet oder EveryMatrix liefern. Mybet jedoch wollte es selbst hinbekommen und ist damit sprichwörtlich voll auf die Nase gefallen, mit dem Ergebnis nun Insolvenz anmelden zu müssen.

Über die letzten drei Jahre wurden die Zeichen für einen Kollaps von Mybet immer stärker. Dies verdeutlichten schon die Entwicklung der wichtigen Bilanzzahlen. Während 2015 noch fast 63 Millionen Euro umgesetzt wurden, waren es 2016 bereits nur noch 45 Millionen Euro und für 2017 wurden nur noch rund 35 Millionen Euro erwartet. Den Geschäftsbericht für 2017 hat der Konzern  bis heute nicht einmal mehr veröffentlicht, obwohl dies bereits im April hätte geschehen sollen. Hätte sich Mybet nicht bereits von der Pferdewetten AG sowie seiner Beteiligung an der C4U-Malta für hohe Millionenbeiträge getrennt und weitere Millionen aus dem Gerichtsverfahren gegen Westlotto erhalten, wären die Lichter wohl schon eher ausgegangen.

Hier geht es zum ersten Teil – Mybet Insolvenz! – Was wird aus meinem Geld?

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