Gauselmann Paradies PapersRund ein Jahr nach der Veröffentlichungen der „Panama Papers“ sind nun die Paradies Papers die große Sau die durch das Dorf getrieben wird und mit dem Glücksspielunternehmen Gauselmann betrifft es dieses mal sogar uns Zocker. Denn in zahlreichen Medien, die die neuesten Enthüllungen um die „Paradies Papers“ aufarbeiten, wird suggeriert, dass Deutschlands größter Glücksspielkonzern zwielichtige Geschäfte mit den Merkur Casinos tätigt. Doch leider ersparen sich hier die Medien, wie zuvor in anderen Fällen, eine gründliche Recherche und verbreiten immer wieder die Mär vom ausdrücklichen Verbot von Online Casinos in Deutschland. Dabei stellt sich die Frage, warum wieder in diesem Sachverhalt der Kern des Problems, die Weigerung der deutschen Politik, den Glücksspielsektor zu regulieren, wieder einmal außer Acht gelassen wird.

Gauselmann besitzt eine Tochterfirma auf der Isle of Man! – Wo bitte ist jetzt das Problem?

Im Moment stürzen sich zahlreiche Medien wegen den Paradies Papers auf den deutschen Glücksspielkonzern Gauselmann, deren Spielautomaten wir Zocker ebenfalls aus den Merkur Casinos kennen. Dabei ist es für die Presse erst einmal unerheblich, ob Gauselmann überhaupt etwas illegales getan hat, Hauptsache die moralische Empörungswelle bleibt am Laufen. So berichtet beispielsweise das Westfalen-Blatt, dass der Konzern Gauselmann eine Tochterfirma auf der Isle of Man besitzt. Dabei wird auch nicht vergessen, die unterschwelligen Assoziationen aus Steueroase, Glücksspielunternehmen, mögliche Steuerumgehung miteinander zu verknüpfen. Und dies obwohl Gauselmann aus völlig anderen Gründen auf der Isle of Man eine Tochterfirma betreibt.

Bei dieser Tochterfirma handelt es sich um die Edict eGaming Isle of Man, die nicht mit der Edict eGaming GmbH in Deutschland zu verwechseln ist. Über diese Tochterfirma wurde vor allem auf der Isle of Man der Prozess der Lizenzierung der Merkur Spielautomaten für die Online Casinos in Europa abgewickelt. Denn seriöse Online Casinos nehmen nur Spiele ins Programm ,die zuvor von einer anerkannten Regulierungsbehörde, wie Malta, Isle of Man oder Gibraltar, überprüft wurden.

So schön wie sich dieser Vorfall, „Gauselmann besitzt geheime Tochterfirma in Steueroase“ auf den ersten Blick medial ausschlachten lässt, so bleibt auf dem zweiten Blick von der ganzen Story fast nicht mehr übrig. Natürlich besitzt Gauselmann eine Tochterfirma auf der Isle of Man, wie andere Glücksspielunternehmen wegen dem Geschäft mit den Online Casinos, ebenso welche besitzen. Viele Firmen haben sogar auf der Isle of Man ihren Hauptsitz wie Microgaming oder Playtech. Dies jedoch nicht in erster Linie wegen Steuervermeidung, wie viele Artikel zu dem Vorfall suggerieren, sondern wegen den regulatorischen Maßnahmen in der Branche. Es gibt mit der Isle of Man und Alderney, beide Kronbesitz der Queen von Großbritannien, mit Gibraltar und mit Malta nur wenige Regulierungsbehörden fürs länderübergreifende Glücksspiel. Dieser Umstand ist gerade in Deutschland nicht den Unternehmen anzulasten, sondern der Politik, die sich hartnäckig seit mehr als 10 Jahren weigert das Deutsche Glücksspielgesetz mit dem EU-Recht konform zu schalten. Wer seine Produkte, wie bei Gauselmann die Merkur Spielautomaten, an seriöse Online Casinos liefern möchte, der muss eine Lizenz dieser Regulierungsbehörden vorweisen. Ohne eine solche Erlaubnis kein Geschäft, nur kann sich Gauselmann diese nicht in Deutschland holen, um international seine Produkte online vertreiben zu können. Hier ist wohl der Fehler beim deutschen Gesetzgeber, genauer der deutschen Politik, zu suchen, die bis heute keine tragfähiges Konzept zur Regulierung der Online Casinos ausgearbeitet hat. Und zusätzlich sich hartnäckig weigert die eigenen Gesetze EU-konfom zu gestalten.

Immerhin kann dem Westfalen-Blatt zu Gute gehalten werden, dass sie relativ ausgewogen und sachlich berichten. Natürlich ergeben sich Fragen aus dem Umstand, warum Gauselmann seine Tochterfirma Edict Egaming Isle of Man Limited an Bruncaster als Treuhänder übergeben hat. Hier kann durchaus spekuliert werden, dass Gauselman diesen Schritt unternahm, um nicht offensichtlich mit dieser Tochterfirma in Verbindung gebracht zu werden. Möglicherweise wegen teils unsachlichen Diskussion in Sachen Glücksspiel in Deutschland. Dazu äußerte sich Presssprecher Mario Hoffmeister. „Das stimmt! Wir wollten nicht überall mit dem Namen Gauselmann agieren, damit die Konkurrenz nicht erfährt, was wir vorhaben. Da war nichts illegal.“ Mittlerweile hat die Firma Bruncaster ihren Namen in Alliance Gaming Solutions geändert.

Die Tagesschau macht es sich viel zu einfach und verbreitet Fake-News

Besonders auffällig war der Artikel der Tagesschau zum Thema Gauselmann und Online Casinos mit dem Titel „ Der Offshore-Automatenkönig“ durch die ARD, welcher ebenfalls die Tochterfirma des Konzerns beleuchtet. Und dieser will anscheinend unbedingt suggerieren, dass der Glücksspielkonzern mit der Lieferung seiner Spielautomaten an die Merkur Casinos irgendwas unrechtes getan hat. Ebenfalls heißt es mehrfach „illegale Online Casinos“, ohne dabei zu unterscheiden, wo den diese nun illegal sind und wo nicht. Ein Online Casinos mit einer Lizenz aus Malta ist in Malta registriert und wird dort kontrolliert. Nur weil dieses Online Casinos dann seinen Service in deutscher Sprache anbietet, macht es dieses vielleicht nach deutschem Glücksspielrecht illegal, nach europäischem Recht wiederum legal. Und genau hier liegt der Knackpunkt, dem niemanden der Schreiber dieses Artikels wirklich zu interessieren scheint. Es scheint einfach nur immer darum zu gehen, möglichst Gauselmann so hinzustellen, dass dieses Unternehmen seine Merkur Spielautomaten an „illegale“ Online Casinos verkauft oder lizenziert.

Von „illegalen Online Casinos“ zu sprechen ist falsch, denn diese, sofern sie über eine Lizenz eines Mitgliedsstaates der EU verfügen wie Malta, bewegen sich im sogenannten „grauen Markt“. Unter den regulierten Markt fallen alle Online Casinos mit der Lizenz aus Schleswig-Holstein, die auch nach deutschem Glücksspielgesetz in diesem Bundesland offiziell und legal ihre Spielautomaten anbieten dürfen. Alle Online Casinos mit einer Lizenz aus einem EU-Mitgliedsland sind im Bereich des „grauen Marktes“, da deutsches Glücksspielrecht diese verbietet, jedoch das höhere EU-Recht diese wiederum erlaubt. Nur Online Casinos ohne gültige Lizenz eines Mitgliedslandes der EU sind illegal und dies hat jedoch mit dem Fall im Artikel der Tagesschau überhaupt nichts zu tun.

Welche Auswirkungen haben die „Paradies Papers“ und die Hexenjagd auf die Merkur Casinos?

Alle Spieler unter uns, die schon vor dem geistigen Auge den Verlust aller Merkur Casinos im Netz befürchten, können erst einmal aufatmen. Denn die meisten der Merkur Casinos verfügen über eine Lizenz aus Malta oder einem anderen EU-Land. Zudem ist der Deutsche Glücksspielstaatsvertrag nicht EU-konform, wie die Presse in der Vergangenheit bereits mehrfach selbst darlegte. So beispielsweise die Süddeutsche Zeitung vom März diesen Jahres. Hier ging die Zeitung darauf ein, dass die EU-Kommission erneut Deutschland für das eigene Glücksspielgesetz gerügt hatte. Zum einen wurde bemängelt, dass private Anbieter in Deutschland benachteiligt werden, zu Gunsten der staatlichen. Zum anderen wurde das Konzept zum Thema Online Casinos, sollten nach wie vor verboten bleiben, als „nicht tragfähig“ bezeichnet.

Hier schriebt die SZ wörtlich“ Damit erneuern die Beamten ihre Kritik an den deutschen Glücksspielregeln. Weil diese aus Brüsseler Sicht gegen Europäisches Recht verstoßen, hat sie ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik vorbereitet. Bislang ist allerdings offen, ob und wann es eröffnet wird.“

Trotz mehrfachen Rügens und mehrfachen Androhungen von Vertragsverletzungsverfahren, hat es die deutsche Politik versäumt, den eigenen Glücksspielmarkt EU-konform zu gestalten. Dies ist nicht die Schuld der Unternehmen, wenn sie sich auf die europäischen Gesetze zur Dienstleistungsfreiheit beziehen, die schließlich der Kern des europäischen Binnenmarktes darstellt. Vielmehr muss endlich das staatliche Glücksspielmonopol fallen und privaten Anbieter Regeln auferlegt werden, nach denen sich alle zu richten haben. Dies wäre zum Wohl von uns Spielern. Oder der zweite Weg wäre, das Glücksspiel der staatlichen Anbieter nicht weiter auszubauen, während privaten Unternehmen der Zugang verwehrt wird. Denn jedes Land der EU darf nur dann den eigenen Glücksspielmarkt eingrenzen und Anbieter ausschließen, wenn der Grund der Kampf gegen die Spielsucht  ist. Dies geht jedoch nicht, wenn staatliche Anbieter wie Oddset werben dürfen, Spielhallen schließen müssen und gleichzeitig die staatlichen Spielbanken von NRW ein neues Casino in Köln bauen. Dies alles hat mit Kampf gegen die Spielsucht überhaupt nichts zu tun und deshalb hat die EU das Deutsche Glücksspielgesetz bereits mehrfach als inkonsistent gebrandmarkt. Die Politiker wissen von diesem Umstand und werden sich hüten den Streit um die Online Casinos eskalieren zu lassen, denn das dürfte am Ende wahrscheinlich ein Schuss werden, der durch die EU-Gesetze nach hinten losgeht.

Allerdings sollten wir Zocker uns noch nicht zu früh freuen, denn der Pressesprecher von Gauselmann,  Mario Hoffmeister, äußerte sich gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung folgendermaßen: „Wir werden noch einmal mit Nachdruck darauf hinweisen (gemeint sind hier die Betreiber der Merkur Casinos), die Spiele nur in lizenzierten Märkten anzubieten.“ Dies könnte dazu führen, dass in Zukunft ähnliche Ländersperren für Deutsche Spieler eingeführt werden wie bei den Novoline Casinos.

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.