Entain Bilanz 2020

Erstmals in der Firmengeschichte wurde der starke Wachstumskurs von Entain gebrochen, wie die Zahlen aus der Bilanz für 2020 aufzeigen. (Bildquelle: entaingroup.com)

Erst vor wenigen Tagen hatte Flutter Entertainment, der große Konkurrent von Entain im Bereich Online Casinos und Sportwetten, seine Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr 2020 vorgelegt. Trotz Coronakrise konnten Umsatz, EBITDA und Gewinn nach Steuern kräftig zulegen. Für Entain allerdings verlief das vergangenen Jahr alles andere als berauschend, denn Corona brachte erstmals in der Firmengeschichte das Wachstum des Glücksspielkonzerns komplett zum Erliegen. Dies lag vor allem am starken Einbruch der Sportwetten im terrestrischen Sektor.

Die Entain Bilanz 2020 ist ein Sonderfall

Auch für den Online Casino Betreiber Entain hätte 2020 ein Rekordjahr werden können, wenn nicht die Coronapandemie das komplette Geschäft mit Sportwetten über Monate lahmgelegt hätte. Zusätzlich wirkten sich die Schließungen des Einzelhandels im vergangenen Jahr ebenfalls nicht besonders positiv aus. Unterm Strich musste deshalb Entain in seiner Bilanz für 2020 erstmals das Ende des sonst so starken Wachstumstrends vermelden. Gegenüber noch 3,633 Milliarden Pfund in 2019 ging es sogar minimal auf 3,629 Milliarden Pfund bei den Netto Gaming Umsätzen nach unten. Dass Entain anders als Flutter Entertainment im letzten Jahr stagnierte, lag vor allem an der unterschiedlichen Gewichtung der terrestrischen Sportwetten innerhalb der beiden Glücksspielkonzern. Zwar hatte auch der große Konkurrent einen starken Umsatzeinbruch im terrestrischen Bereich hinzunehmen, doch betreibt das Unternehmen Wettshops nur in Großbritannien und Irland. Entain hingegen besitzt deutlich mehr Wettbüros und dies nicht nur in Großbritannien und Irland, sondern ebenso über seine Marken bwin und Ladbrokes in Belgien oder in Italien. Dies führte bei ähnlichem Umsatzrückgang in diesem Geschäftsbereich, Entain Minus 40 Prozent gegenüber Minus 36 Prozent bei Flutter Entertainment, zu stark unterschiedlichen Belastungen. So hatte der große Konkurrent von Entain nur ein Abschmelzen der Umsätze aus dem terrestrischen Sektor von 312 Millionen Pfund auf 200 Millionen zu verkraften. Für Entain hingegen betrug der Verlust in diesem Bereich von 1,418 Milliarden Pfund auf nun nur noch 0,857 Milliarden Pfund gewaltige rund 560 Millionen Pfund.

Bei diesem starken Rückgang ist es nicht verwunderlich, dass es dem enorm stark laufenden Online-Geschäft im vergangenen Jahr trotzdem nicht gelang die Bilanz für 2020 für Entain noch ins positive zu drehen. Zu gewaltig war der Einschlag im terrestrischen Wettgeschäft. Zum Glück jedoch sah das bereinigte EBITDA dann schon wieder deutlich freundlicher aus als der Umsatz. Hier konnte der Besitzer von bwin, Ladbrokes und CasinoClub immerhin ein Plus von 11 Prozent vermelden. Gegenüber noch 761 Millionen Pfund war dies ein ordentlicher Anstieg auf jetzt 843 Millionen Pfund. Ebenfalls recht freundlich zeigte sich auch der Gewinn nach Steuern, der gegenüber 2019 wieder in die Schwarzen Zahlen drehte. Anstatt noch einem Verlust in Höhe 131 Millionen Pfund gab es in 2020 mit 114 Millionen Pfund einen satten Gewinn.

Die beiden größten Online Casino Betreiber im Vergleich:

Entain:

  • Umsatz – 3,629 Milliarden Pfund
  • EBITDA – 843,1 Millionen Pfund
  • Gewinn – 114 Millionen Pfund
  • Umsatz – unverändert
  • EBITDA – Plus 11 Prozent
  • Gewinn – Plus 245 Millionen Pfund

Flutter Entertainment:

  • Umsatz – 5,264 Milliarden Pfund
  • EBITDA – 1,231 Milliarden Pfund
  • Gewinn – Minus 35 Millionen Pfund
  • Umsatz – Plus 28 Prozent
  • EBITDA – Plus 16 Prozent
  • Gewinn – Minus 131 Prozent

Online Casinos auf der Überholspur

Ach wären doch nur nicht die monatelangen Lockdwons gewesen, die Bilanz für 2020 von Entain hätte so gut aussehen können, wie ein Blick auf das Online-Geschäft verrät. Dessen Umsatz ging nämlich gleich um satte 27 Prozent nach oben. Standen hier noch ein Jahr zuvor 2,171 Milliarden Pfund auf dem Papier, so kletterte der Wert in 2020 auf stolze 2,748 Milliarden Pfund. Hierbei zeigten sich vor allem die Online Casinos wie der CasinoClub oder das PartyCasino von ihrer besten Seite. Mit einem Plus in Höhe von 29 Prozent von zuvor 1,189 Milliarden Pfund auf nun 1,535 Milliarden Pfund wurden die Sportwetten ganz klar auf den zweiten Platz verwiesen. Diese konnten allerdings zumindest im Internet mit einem Plus von 24 Prozent ebenfalls stark zulegen. Anders als bei den Wettshops gab es nur einen Einbruch in der ersten Jahreshälfte durch die Stilllegung des Profisports. In der zweiten Jahreshälfte konnte dieser dann mehr als kompensiert werden. Das satte Plus sowohl bei den Sportwetten wie auch bei den Online Casinos wirkte sich natürlich ebenfalls sehr gut auf das bereinigte EBITDA in der Bilanz für 2020 für Entain aus. Dieses kletterte im Online-Geschäft um starke 50 Prozent. Gegenüber noch 533,9 Millionen Pfund in 2019 bedeutete dies eine Verbesserung auf jetzt 804 Millionen Pfund.

In Deutschland lief das Geschäft mit bwin, dem PartyCasino sowie dem SlotClub sehr unterschiedlich. Bis Oktober wuchs der Umsatz um starke 12 Prozent und brach dann jedoch deutlich ein. Die neuen Regeln aus dem kommenden Glücksspielstaatsvertrag, die bereits am 15. Oktober umgesetzt werden mussten, sorgten für starke Umsatzrückgänge. Dies führte dazu, dass unterm Strich für das Gesamtjahr nur noch ein Wachstum von gerade einmal noch 3 Prozent übrig blieb. Wegen der Einführung eines monatlichen Einzahlungslimits sowie der Begrenzung des maximalen Einsatzes pro Spin bei den Spielautomaten erwartet Entain für dieses Jahr in Deutschland sogar insgesamt einen deutlichen Umsatzrückgang. Trotz dieser negativen Entwicklung will der Online Casino Betreiber in Deutschland allerdings weiter in seine Hauptmarke bwin investieren.

Das Endkundengeschäft mit Wettbüros wurde schwer getroffen

Hätte es in 2020 nicht den weltweiten Ausbruch der Coronapandemie gegeben und das stationäre Geschäft mit den Wettbüros wäre einigermaßen normal gelaufen, hätte Entain sicherlich die 4 Milliarden Pfund beim Umsatz locker geschafft. So jedoch konnte selbst das starke Online-Glücksspiel nur gerade einmal die Verluste ausgleichen. Wie heftig der Einbruch im physischen Endkundengeschäft war, zeigt allein der Umsatz aus diesem Geschäftsbereich in der Bilanz für 2020 von Entain. Gleich um 40 Prozent von zuvor 1,418 Millionen Pfund auf nur noch 857 Millionen Pfund sackte dieser gegenüber 2019 ab. Kein Wunder, dass auch das EBITDA mächtig unter die Räder kam. Hier ging es ebenfalls mit einem Minus von rund 64 Prozent steil bergab. Mit nur noch 98 Millionen Pfund lag der Wert deutlich unter den zuvor erzielten 274 Millionen Pfund aus dem Vorjahr.

Im heimischen Großbritannien fiel der Umsatz um 40 Prozent von ehemals 1,128 Milliarden Pfund auf nur noch 679 Millionen Pfund. Daran waren vor allem die monatelangen Schließungen durch den Lockdown schuld, der sowohl die Sportwetten in den Wettshops wie auch die dort aufgestellten Spielautomaten betraf. Bei den Sportwetten sackte der Umsatz von 566 Millionen Pfund um 37 Prozent auf 355 Millionen Pfund ab. Bei den Automatenspielen sah es ebenfalls nicht besser aus, denn hier ging es sogar um 42 Prozent noch stärker nach unten. Gegenüber 562 Millionen Pfund in 2019 gab es nun in der Bilanz für 2020 für Entain nur noch 324 Millionen Pfund zu vermelden. Das EBITDA schließlich fiel um 63 Prozent von 208 Millionen Pfund auf 77,2 Millionen Pfund.

Die 905 Wettbüros in Italien sowie die 304 Wettshops und 402 Outlets in Belgien mussten in 2020 genauso unter Schließungen leiden wie die Etablissements in Großbritannien oder in Irland. So ging es auch hier beim Umsatz mit einem Minus von 38 Prozent tief in den Keller. In Zahlen bedeutete dies einen Rückgang von vormals 290 Millionen Pfund auf nur noch 179 Millionen Pfund. Da in diesen Ländern die eigenen Filialen als reine Sportwettenshops betrieben werden, entfiel der starke Umsatzrückgang allein auf die Wetten. Genau wie zuvor in Großbritannien machte sich der heftige Einbruch ebenso negativ auf das EBITDA im restlichen Europa bemerkbar. Dieses sackte um rund 68 Prozent von ehemals 66 Millionen Pfund auf nur noch gerade einmal 21 Millionen Pfund ab.

In diesem Jahr dürfte Entain trotz zahlreicher Lockdonws in Europa wieder zum alten Wachstumskurs zurückfinden. Zum einen stehen die Fußballeuropameisterschaft sowie die Olympischen Sommerspiele an, auch wenn hier noch einige Fragezeichen über den Veranstaltungen stehen. Zum anderen schreiten die Impfungen vor allem im heimischen Großbritannien voran und sollten für eine gewisse Normalisierung in der zweiten Jahreshälfte sorgen. Zu guter Letzt sind außerdem noch zwei große Übernahmen geplant, die den Umsatz stark erhöhen werden. In Portugal ist dies Bet pt und im Baltikum Enlabs.

Die gesamte Bilanz 2020 von Entain finden Sie hier als PDF!

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