Drogen- und Suchtbericht 2018Der neue Drogen- und Suchtbericht 2018 von der Bundesdrogenbeauftragten ist soeben erschienen und die gute Nachricht vorweg lautet, dass die Spielsucht bei den Bundesbürgern in Deutschland weiterhin auf einem niedrigen Niveau verharrt. Gegenüber Alkohol, Tabak sowie illegalen Drogen und Medikamenten und den damit verbundenen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen, schneidet die Spielsucht immer noch deutlich geringer in ihrer Schädlichkeit ab.

Zahl der Spielsüchtigen in Deutschland bleibt weiterhin niedrig

Nur auf wenigen Seiten wird dem Thema Spielsucht im neuen Drogen- und Suchtbericht 2018 Platz eingeräumt, was schon deutlich werden lässt, dass diese Form der Sucht wohl eher zu den weniger gravierenden Problemen zählt. Anhand der neusten Daten geht der Bericht davon aus, dass rund 500.000 Menschen in Deutschland entweder an einem pathologischen Spielverhalten mit vollem Kontrollverlust oder einem problematischen Spielverhalten mit teilweisem Kontrollverlust leiden. Während Erstere als spielsüchtig gelten, zählt letztere Gruppe zu den Menschen, die in Zukunft hieran erkranken können. Insgesamt macht die Anzahl aller Personen, die an einer der beiden Formen leiden, zusammen rund 0,87 Prozent der gesamten Bevölkerung aus. Gegenüber zwei Jahren zuvor stieg damit die Anzahl an spielsüchtigen Deutschen minimal von vormals 0,79 Prozent an, doch verharrt der neue Wert immer noch deutlich unter den Zahlen aus den Jahren zuvor. Hier erreichte die Anzahl an Spielsüchtigen oder problematischen Zockern im Jahr 2013 1,51 Prozent den bisherigen Höchststand. Festzuhalten bleibt hier weiterhin, dass die Anzahl der Spielsüchtigen Personen in Deutschland immer noch auf niedrigem Niveau verweilt.

Neben diesem konstant guten Wert ist jedoch die Entwicklung bei Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 17 Jahren weniger erfreulich, was vor allem den Jungen in dieser Altersgruppe geschuldet ist. Diese hat nämlich einen Anstieg an problematischen oder pathologischen Spielern von 0,13 Prozent im Jahr 2013 auf nun 0,63 Prozent im Jahr 2017 zu verkraften. Interessant ist hieran, dass dieser Zuwachs allein von Jungen im Alter zwischen 16 und 17 Jahren herrührt. Hier stieg der Prozentsatz gegenüber 2013 von vormals 0,17 auf nun gewaltige 1,21 an. Bei den Mädchen hingegen sank der Wert von 0,09 Prozent auf jetzt Null. Bei den Erwachsenen wiederum zeigte sich ein genau umgekehrter Trend. Hier sank der Anteil an spielsüchtigen und problematischen Männern von 2,48 Prozent im Jahr 2013 auf jetzt nur noch 1,19 Prozent, was einer erfreulichen Halbierung entspricht. Bei den Frauen hingegen gab es kaum eine Veränderung gegenüber 2013. hier stieg die Anzahl von ehemals 0,50 auf jetzt 0,53 Prozent. Allerdings, wenn die Werte von 2015 mit 2017 verglichen werden, ergibt sich hingegen ein starker Zuwachs von vormals 0,25 auf jetzt eben 0,53 Prozent und stellt somit nahezu eine Verdopplung dar.

Deutlich gegenüber 2007 ist in der langfristigen Entwicklung auch die Anzahl an Personen zurückgegangen, die in den letzten 12 Monaten an irgendeiner Form des Glücksspiels teilgenommen haben. Bei den Erwachsenen sank der Wert von vormals 55 auf jetzt nur noch 37,3 Prozent und bei den Jugendlichen von ehemals 26,6 auf nun 15,3 Prozent. Hierdurch bleibt festzuhalten, dass in Deutschland zwar die Anzahl der Spielsüchtigen leicht gestiegen ist, der Wert jedoch weiterhin auf konstant niedrigem Niveau verharrt. Nachholbedarf besteht jedoch beim Jugendschutz, vor allem bei männlichen Jugendlichen, bei denen die Anzahl der Süchtigen deutlich zugenommen hat. Laut der Berechnung der WHO-Richtlinie entsteht durch die Spielsucht ein volkswirtschaftlicher Gesamtschaden von etwas mehr als 400 Millionen Euro jährlich. Andere Erhebungen gehen wiederum von einem maximalen Schaden in Höhe von bis zu 7 Milliarden Euro aus.

Was bedeuten die Zahlen im Vergleich zu Alkohol und Tabak?

Um herauszufinden, in weit die Glücksspielsucht gegenüber anderen Süchten in der Problematik zu den volkswirtschaftlichen Schäden abschneidet, lohnt es sich diese zu vergleichen. Hierdurch lässt sich auch aufzeigen, ob dieses Problem tatsächlich so gravierend ist, dass die seit Jahren getroffenen Maßnahmen gegen Spielautomaten gerechtfertigt sind. Beim Alkohol beispielsweise kommt der Drogen- und Suchtbericht 2018 zu einem erschreckenden Ergebnis. Laut statistischen Erhebungen tranken rund 10,6 Prozent der Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren mindestens einmal die Woche Alkohol und bei jungen Erwachsenen von 18 bis 25 Jahre waren es sogar 30,8 Prozent. Bei den erwachsenen Bürgern bis 64 Jahren wiederum tranken sogar fast die Hälfte mindestens einmal pro Woche. Erschreckend sind hier die anteiligen Zahlen an problematischen Trinkern, die rund 12 g Reinalkohol pro Tag im Schnitt konsumieren. Hier liegen die Werte bei erwachsenen Frauen und Männern jeweils bei etwas über 20 Prozent. Somit hat jeder fünfte Konsument alkoholbedingte Probleme aufzuweisen. Dies führte allein im Jahr 2016 zu 111.150 stationären und ambulanten Behandlungen wegen Alkoholsucht und weiteren mehr als 300.000 Hauptdiagnosen im Bereich „Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol“. Letztere ist sogar auf dem dritten Platz aller jährlich gestellten Diagnosen hinter Geburt und Herzinsuffizienz zu finden.

Beim Tabak zeigt sich ein ähnlich düsteres Bild im Vergleich zur Spielsucht, die vor allem den Zock an den Spielautomaten betrifft. Hier liegt der Anteil an Jugendlichen die Rauchen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren bei 8,3 Prozent, was extrem deutlich über den 0,63 Prozent bei der Spielsucht liegt. Bei den Erwachsenen zeigt sich ein ähnliches Bild. Auch hier liegt der Anteil der Raucher mit fast 30 Prozent ebenfalls exorbitant über den 0,79 Prozent an spielsüchtigen und problematischen Personen. Besonders brisant am Rauchen ist zudem der enorme, negative Einfluss auf die Gesundheit, der so gravierend ist, dass im Schnitt jeder Raucher rund 10 Jahre seines Lebens verliert. Allein 90 Prozent aller Lungenkrankheiten und ein Großteil der Herz- und Kreislauferkrankungen resultieren aus dieser Sucht. Zwar ist seit Jahren die Anzahl der Raucher von Zigaretten rückläufig, doch steigt im gleichen Zeitraum die Nutzung von E-Zigaretten und Shishas vor allem unter Jugendlichen und Heranwachsenden deutlich an.

Eine besondere Bedeutung erhalten bei der Alkoholsucht auch die damit einhergehenden Todesfälle. Die letzten Daten, erhoben 2012, sprechen hier von 21.000 Toten, die direkt auf den Alkoholkonsum zurückzuführen sind. Dabei sind beispielsweise Unfälle unter Alkoholkonsum oder Gewaltdelikte noch nicht einmal mit eingerechnet. Gesamtwirtschaftlich ergibt sich aus allem ein Schaden in Höhe von etwas mehr als 9 Milliarden Euro direkter und rund 30 Milliarden Euro indirekter Kosten für die Gesellschaft. Bei der Tabaksucht sieht es nicht viel besser aus. Auch hier sterben pro Jahr rund 120.000 Menschen in Deutschland direkt an den Folgen dieser Sucht. Insgesamt beläuft sich der volkswirtschaftliche Schaden durch das Rauchen auf rund 79,1 Milliarden Euro, welcher sich aus 25,4 Milliarden Euro direkter und 53,7 Milliarden Euro indirekter Kosten zusammensetzt.

Volkswirtschaftliche Schäden im ungünstigsten Fall für jede Sucht:

  • Tabaksucht rund 79 Milliarden Euro und circa 120.000 Todesfälle
  • Alkoholsucht rund 39 Milliarden Euro und circa 21.000 Todesfälle
  • Glücksspielsucht rund 7 Milliarden Euro und einige Todesfälle meist durch Suizid aufgrund von Schulden

 

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