Die Pfingstferien schicken die Kurse auf Talfahrt

GVC gewinnt die Woche, 888 zeigt sich stabil, William Hill und PaddyPower haben troubles und über Bet-at-Home dürfen wir uns nun richtig Sorgen machen. Photo von Gerd Altmann (Pixapbay)

Die KW 24/2019 machte wahr, was die KW 23 schon angedeutet hatte: Ferienzeit ist Kursrutschzeit. Auf unserer Watchlist verloren fast alle Titel an Wert. Nur drei konnten sich über Wasser halten. Der Grund für die neuste Kurskorrektur könnte reichlich profan sein: Vor dem Jahresurlaub bringen Investoren ihre Schäfchen ins Trockene. Von dieser Strategie sind besonders schwankungsanfällige Aktien betroffen – und die Glücksspielbranche hat ausschließlich flattrige Titel im Angebot.

Wochensieger mit mageren 3,9 %

In den Ferien reichen zuweilen knappe 4 % Wochengewinn, um die Spitze unserer Watchlist für sich zu beanspruchen. Die britische GVC Holding sicherte sich auch diese Weise die grüne Laterne. Damit setze der Konzern hinter den Marken Ladsbrokes und bwin seine Erholung fort und schloss die die dritte Woche in Folge im Plus. Auf Monatssicht verdienten GVC-Aktionäre mit ihren Unternehmensanteilen 14,4 % – eine Performance, die sich durchaus sehen lassen kann. Konkrete Meldungen, die den Kursverlauf begünstigten, gab es in dieser Woche nicht. Dank dem Schwerpunkt auf Sportwetten könnte das Unternehmen von den laufenden Fußballmeisterschaften der Frauen und der Männer-Junioren profitieren.

888 Holdings: Ist der Trend stabil?

Neben der GVC Holding und Flutter (ehemals Paddy Power Betfair) kam auch die 888 Holding gut über die Feiertage. Das Papier gewann etwas mehr als 2 % und notiert nun bei 157,50 britischen Pfund. Im Juni 2019 gewannen die englischen Spezialisten für Onlinecasinos – bekannte Marken sind unter anderem 777 und 888 Casino, mehr als 17 % an Wert. Besonders negativ wirkte sich in der Jahresperformance bisher die Angst vor dem ungeregelten Brexit aus. Des Weiteren schlugen die herben Verluste in der Poker-Sparte Investoren aufs Gemüt.

Keinen großen Einfluss auf den Atkienpreis hatte die vom deutschen Bundesland Niedersachsen ausgegebene Blockade des Zahlungsanbieters Paypal. Gerüchteweise betrifft diese derzeit vor allem 888, die Firma hatte sich schon eine Schlacht mit den deutschen Behören geleistet.

888 verlor auf Jahressicht 40 % an Wert. Wählt man einen Beobachtungszeitraum von drei Jahren, mussten Anleger ein Kursminus von gut 30 % verkraften.

Eine große Chance bleibt den Briten jedoch: das US-Geschäft. Immer mehr amerikanische Staaten lockern derzeit ihre Glücksspielregeln. Von der vereinfachten Lizenzvergabe profitieren ausländische Unternehmen wie die 888 Holding. Diese stellt bereits seit Jahren die Weichen, um im großen Stil jenseits des Atlantiks zu expandieren. Sollten die Pläne aufgehen und die Aktie auch außerhalb Europas auf Interesse stoßen, könnten wir einige Kursüberraschungen erleben.

William Hill und Paddy Power im Visier der britischen Aufsicht

Für Schlagzeilen sorgten William Hill und Paddy Power Betfair (Flutter) am Mittwoch. Werbung beider Glücksspielunternehmen erschien in einer Spieleapp für Kinder im Grundschulalter. Allerdings ist Glückspielwerbung, die sich an Minderjährige richtet, illegal.

Der Fauxpas ereignete sich in der Umgebung der Spiele-App “Looney Tunes World of Mayhem”. Um Spielguthaben zu bekommen, sollten Nutzer sich Werbung ansehen. Diese kam von William Hill und war kindgerecht mit Charakteren der Looney Toons aufbereitet. Die Spieler sollten 10 britische Pfund in ein Glücksspielkonto einzahlen, um das zusätzliche Guthaben für das Ausgangsspiel zu erhalten.

Das farbenfrohe Marketing gefiel der Glücksspielaufsicht weniger gut: “Die Cartoon-Figuren, die cartoonhafte Aufmachung und die relative Einfachheit des Spiels führt uns zu der Annahme, dass die Werbung sich an Minderjährige richtete.” Zu den Kritikern gesellte sich auch die Ministerin Carolyn Harris: “Ich bin zutiefst besorgt darüber, dass Unternehmen ihre Produkte bei Minderjährigen bewerben und sie so zum Glücksspiel ermuntern. Das ist vollkommen unakzeptabel.”

Sowohl William Hill als auch Paddy Power schoben den schwarzen Peter sofort zu ihrem Dienstleister für In-App-Werbung, Tapjoy, weiter. Dieser räumte gegenüber der ASA seinen Fehler ein und nahm die Werbung sofort aus dem Programm. Nichtsdestotrotz haben beide Glücksspielanbieter im Vorfeld auf eine zielgerichtetere Werbung verzichtet. Mit der Festlegung von Parametern wie dem Alter der Zielgruppe, wäre die falsche Werbung nicht passiert – lautete die Verteidigung seitens Tapjoy. Ob und welche rechtlichen Konsequenzen für William Hill, Paddy Power und Tapjoy folgen, ist derzeit noch unklar.

An der Börse wirkte sich die Meldung für die beiden Onlinecasinos unterschiedlich aus. Während William Hill mit einem Minus von 0,7 % die Woche leicht negativ beendete, konnten sich Flutter-Aktionäre über ein angenehmes Plus von 3,3 % freuen.

Bet-at-Home: die neue Albtraum-Aktie?

Der deutsche Glücksspielanbieter Bet-at-Home reißt alle Marken nach unten. Schon letzte Woche warnten wir vor dem Durchbruch wichtiger charttechnischer Marken. Jetzt scheinen sich alle Befürchtungen zu bestätigen. Bet-at-Home verlor weitere 12 % an Wert und notiert nur noch bei 51,64 Euro. Anfang Mai kostete eine Bet-at-Home-Aktie noch mehr als 70 Euro.

Wie es nun weitergeht, ist offen. Einerseits deutet die Charttechnik auf ein Ende der Kopf-Schulter-Formation hin. Das würde den Weg freimachen für eine Erholungsrallye. Andererseits sind gebrochene Unterstützungslinien ein Indikator für fortgesetzte Kursverluste – möglicherweise sogar bei einem mittelfristigen Anlagehorizont.

Die Kopf-Schulter-Formation bezeichnet einen Kursverlauf, der zuerst leicht anstiegt. Anschließend begibt sich die Aktie in eine Seitwärtsbewegung, um plötzlich stark anzusteigen. Das hohe Niveau hält die Aktie eine kurze Zeit lang. Danach folgt ein relativ heftiger Kursverlust. Genau an diesem Punkt befindet sich Bet-at-Home aktuell.

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