Coin Master

Nach der verrauchten ersten Welle der Kritik an der Spiele-App Coin Master führte nun der Aufruf von Jahn Böhmermann in seiner Sendung zur Indizierungsprüfung. (Foto: NEO MAGAZIN ROYALE / YouTube Video)

Bereits im August hatten wir uns in einem großen Artikel mit der Problematik von Spiele-Apps wie Coin Master auseinandergesetzt, die Glücksspiele wie Slots simulieren. Aufgrund der laschen Altersbeschränkungen und Schlupflöcher in der Definition von echten Glücksspielen ziehen diese vor allem Kindern und Jugendlichen das Geld aus der Tasche. Zudem verschwimmen durch Apps wie Coin Master zunehmend die Grenzen zwischen dem streng regulierten echten Glücksspiel und der simulierten Variante. Nach Monaten der Untätigkeit ist nun jedoch auch der bekannte Satiriker Jahn Böhmermann auf das Problem mit Coin Master gestoßen und seine Kritik an der Spiele-App sorgt nun für eine Indizierungsprüfung.

Coin Master führt Kinder und Jugendliche an Spielautomaten heran

Einige Monate mussten seit dem August erst ins Land gehen, bis ebenfalls andere Medien auf die Problematik mit Spiele-Apps wie Coin Master wirklich aufmerksam wurden. Jahn Böhmermann, der umstrittene Satiriker, der in der Vergangenheit den türkischen Präsidenten Erdogan indirekt als „Ziegenficker“ aufs übelste beleidigte, widmete in seiner Sendung Neo Magazin Royal Coin Master rund 20 Minuten Sendezeit. Hierin zeigte er gleich mehrere Probleme mit dieser Spiele-App auf, die wir bereits zuvor ebenfalls herausstellten. Bei Coin Master dreht sich alles um einen Spielautomaten, der das Herzstück des gesamten Games darstellt. Alle anderen Spielelemente drumherum dienen nur dazu, möglichst viel Geld für weitere Spins an diesem Slot auszugeben. Der Nutzer wird zudem permanent mit Werbung bombardiert, die ihn zu weiteren Ausgaben animieren sollen. Neben der Problematik, dass es sich hier um simuliertes Glücksspiel handelt und ständig Aufforderungen für Sonderangebote aufploppen, ist vor allem der Zugriff auf Coin Master durch Minderjähriger das Hauptproblem.

Kinder und Jugendliche können hier problemlos an einem Spielautomaten echtes Geld investieren und dies ohne große Kontrolle. Das gesamte Spiel Coin Master ist im Aufbau, der Grafik und seinen Animationen auf kindlichen Comik-Look getrimmt, was eindeutig die Zielgruppe des Games herausstellt. Zusätzlich werben zahlreiche bekannte Influencer für das Spiel im Fernsehen oder auf ihren eigenen Blogs und Kanälen auf Youtube. Darunter befinden sich illustre Personen wie Dieter Bohlen, Daniela Katzenberger, Pietro Lombardi oder Bibi von BibisBeautyPalace. Gerade Letztere ist ein weiterer Beweis, für das bewusste Ansprechen von Kindern und Jugendlichen durch Coin Master. Bibi ist die mit Abstand bekannteste Influencerin bei Kindern unter 14 Jahren und verfügt laut Jahn Böhmermanns Sendung über einen Bekanntheitsgrad von etwas mehr als 23 Prozent in dieser Gruppe. Wenn Personen wie Bibi oder eben Dieter Bohlen und Daniela Katzenberger exzessiv Coin Master bewerben, dann ist es nicht verwunderlich, dass gerade das minderjährige Publikum zu diesem fragwürdigen Game strömt.

Prominente die für Coin Master Werbung machen:

  • Dieter Bohlen
  • Daniela Katzenberger
  • Pietro Lombardi
  • Bibi von BibisBeautyPalace
  • Simon Desue
  • Kelvin und Marvin

Social Casinos wie Merkur24 und GameTwist von Novomatic sind ein weiteres Problem

Abseits der Spiele-Apps wie Coin Master mit simuliertem Glücksspiel betrifft die Problematik ebenfalls die sogenannten Social Casino wie beispielsweise Merkur24 von Gauselmann oder GameTwist von Novomatic. Auch hier sind die Schutzmaßnahmen gegen das Spielen von Minderjährigen sehr lasch. Zwar steht in den AGB’S, dass nur Personen ab 18 Jahren hier spielen dürfen, doch bis auf eine freiwillige Angabe des Alters findet keine weitere Verifizierung der Person wie in einem echten Online Casino statt. Dies ist laut der Gesetzeslage auch nicht nötig, da bei Merkur24 oder GameTwist ja keine Gewinne in Echtgeld ausgezahlt werden. Gleichzeitig kann jedoch mit wenigen Klicks echtes Guthaben ohne Altersprüfung zum Kauf der Ingamewährung transferiert werden. Problematisch ist hierbei nicht nur der mangelnde Kinder- und Jugendschutz, sondern ebenso die Heranführung von Minderjährigen an das Glücksspiel. Zusätzlich, wie die Studie zur Regulierung deutscher Online Casino aufzeigte, weichen die Gewinnausschüttungen durchaus von den realen Spielautomaten in den Online Casino ab. Dies wiederum kann zu völlig falschen Gewinnerwartungen beim echten Glücksspiel führen.

Ebenfalls in diese Kategorie gehören noch einige Partnerseiten von Online Casinos, die mit sogenannten Demoversionen bekannter Slots werben. Auch hier kann die Ausschüttung der Gewinne von den Echtgeld Automatenspielen abweichen. Zusammen mit der direkten Weiterleitung in echte Online Casinos kann dies ebenso zu einem starken Unterschätzen der realistischen Gewinnmöglichkeiten führen. Zwar können sich hier immerhin Minderjährige bei einer Weiterleitung in einem Echtgeld Casino nicht anmelden oder durch die Verifizierung nicht Gelder auszahlen lassen, doch in Kontakt mit Spielautomaten kommen sie trotzdem. Während also die Politik immer wieder schnell mit neuen Restriktionen bei echten Glücksspielen zur Hand ist, blieb bis jetzt der Bereich der Social Casinos, Spiele-Apps mit simuliertem Glücksspiel sowie Demoversionen völlig unbehelligt.

Unterschiede zwischen Echtgeld Casino und Social Casino wie Merkur24 und GameTwist

Echtgeld Casinos:

  • Einsatz von Echtgeld oder Bonusguthaben
  • unabhängig geprüfte Zufallsgeneratoren sorgen für Ergebnis
  • Gewinne sind Echtgeld

Social Casinos:

  • Einsatz von Ingamewährung, welche erspielt oder gekauft werden kann
  • keine geprüften Zufallsgeneratoren
  • Gewinn sind in Form von Ingamewährung und können nicht in Echtgeld umgewandelt werden
Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien leitet Indizierungsprüfung von Coin Master ein

Bereits im Sommer führte die erste Welle an Kritik zu Coin Master zu einer Prüfung durch die Medienaufsichtsbehörden. Diese konnten allerdings aufgrund der Gesetzeslage zur Definition von Glücksspielen rechtlich keine Verstöße feststellen. Da bei Coin Master keine Gewinne in Form von echten Werten erhalten werden könne und zudem Algorithmen und nicht Zufallsgeneratoren über das Spielgeschehen entscheiden, handelt es sich nicht um ein Glücksspiel. Jahn Böhmermann wiederum wies nun in seiner Sendung Neo Magazin Royal daraufhin, dass hier wohl allein die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien dem Treiben dieser fragwürdigen Spiele-Apps Einhalt gebieten könnte. Diese dürfte womöglich sehr wohl zu der Erkenntnis gelangen, dass simuliertes Glücksspiel gepaart mit exzessivem Animieren zu Ingamekäufen eine Gefahr für Kinder und Jugendliche darstellen könnte. Bevor diese jedoch überhaupt Einschreiten kann, muss zuvor ein Antrag auf Indizierung bei der BPjM eingehen und diese muss entweder von einer Behörde oder einer Bildungseinrichtung stammen.

Genau zu solcherlei Anträgen auf Indizierung von Coin Master rief Jahn Böhmermann in seiner Sendung auf und durch seine enorme Reichweite im deutschen Fernsehen folgten diesem zahlreiche Personen aus Behörden und Bildungseinrichtungen. Dies führte nun dazu, dass die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien nun eine Prüfung dieser Spiele-App auf sein Gefahrenpotenzial eingeleitet hat. Sollte die Behörde hierbei entscheiden, dass von Coin Master eine hohe Gefahr ausgeht, hätte dies weitreichende Konsequenzen für das Game. Diese dürfte dann nicht mehr Personen unter 18 Jahren angeboten werden und was noch schlimmer wiegt, zumindest für die fragwürdigen Influencer um Dieter Bohlen und Bibi, es dürfte auch nicht mehr beworben werden. Sämtliche Promis würden plötzlich eine ihrer Einnahmequellen verlieren, dafür jedoch würden Kinder und Jugendliche nicht mehr durch falsche Vorbilder auf solch zwielichtige Spiele-Apps gelotst.

Einen Haken hat das ganze jedoch. Die Indizierungsprüfung gilt bislang nur für Coin Master selbst, aber nicht für Hunderte weitere Spiele-Apps, die einen ähnlichen Aufbau mit simuliertem Glücksspiel besitzen. Ebenfalls betrifft dies nicht die sogenannten Social Casino wie Merkur24 oder Gametwist von Novomatic in denen ebenfalls Minderjährigen mit Spielautomaten in Kontakt kommen können. Sollte dieser fragwürdige Bereich tatsächlich vor dem Zugriff von Kindern und Jugendlichen geschützt werden sollen, wären dringend Änderungen bei der Gesetzgebung notwendig.

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