Aristocrat Übernahme Playtech

Rund 3,2 Milliarden Euro will Aristocrat aus Australien für die Übernahme des europäischen Spielautomatenherstellers Playtech hinblättern. (Bildquelle: pixabay by kiquebg)

Seit dem Ausbruch der Coronapandemie befindet sich die globale Glücksspielindustrie in einer Phase gravierender Umwälzungen. Die monatelangen Schließungen stationärer Geschäfte wie Spielbanken Spielhallen haben die seit Jahren anhaltende Transformation hin zum Internet zu den Online Casinos noch einmal extrem verstärkt. Kein Wunder, dass nun immer mehr klassische Spielautomatenhersteller und Betreiber in die digitale Welt drängen und mit Zukäufen sich einen Teil des milliardenschweren Kuchens einverleiben wollen. Die neuste Übernahme, die sich vor diesem Hintergrund abzeichnet, nimmt gerade im fernen Australien Fahrt auf, denn Aristocrat bietet rund 3,2 Milliarden Euro für den bekannten europäischen Spielautomatenhersteller Playtech.

Aristocrat benötigt für die Übernahme 75 Prozent der Aktien von Playtech

Aristocrat, der australische Hersteller, von Automatenspielen plant die Übernahme des europäischen Entwicklers Playtech und ist bereit, insgesamt 3,2 Milliarden Euro in Cash auf den Tisch zu legen. Finanzieren wollen die Australier den Deal über eigene Barmittel sowie eine kleinere Kreditlinie. Bei einem Angebot von 680 Pence pro Aktie, war es wenig verwunderlich, dass der Vorstand von Playtech dem Angebot umgehend zustimmte. Immerhin liegt der Preis mehr als 58 Prozent über dem Schlusskurs des Papiers vom 15. Oktober. Im Zuge der Veröffentlichung des Angebots erklärte zudem ebenso der Vorstand von Aristocrat einstimmig hinter der Offerte zu stehen. Verläuft alles nach Plan, könnte der Deal bereits im zweiten Quartal 2022 abgeschlossen werden, sofern sämtliche Wettbewerbsbehörden zustimmen. Auch wenn es hier wohl kaum Einwände vonseiten der Aufsichten gäben dürfte, benötigen alle Genehmigungen ein erhebliches Maß an Zeit. Zusammengerechnet sind Playtech und Aristocrat nach der Übernahme immerhin in rund 24 Länder in 30 Regulierungsregionen aktiv und halten mehr als 170 Lizenzen. Ein weiterer potenzieller Stolperstein lauert bei den jeweiligen Aktionären, die ebenfalls dem Deal zustimmen müssen. Hier kommt es vor allem auf die Anteilseigner von Playtech an, da Aristocrat für eine erfolgreiche Übernahme mehr als 75 Prozent der Aktien des Spielautomatenherstellers von der Isle of Man einsammeln muss. Nach eigenen Angaben gibt es bereits wenige Tage nach der Veröffentlichung des Angebots bereits Zusagen von Aktionären, die rund 20,75 Prozent der Anteile besitzen.

Die letzten Bilanzen der beiden Unternehmen umgerechnet in Euro:

Aristocrat Bilanz 2020:

  • Umsatz: 2,642 Milliarden
  • EBITDA: 695 Millionen
  • Gewinn: 879 Millionen

Playtech Bilanz 2020:

  • Umsatz: 1,079 Milliarden
  • EBITDA: 254 Millionen
  • Gewinn: 27 Millionen

Die Australier werden globalen Glücksspielgiganten

Ein Vergleich der einzelnen Geschäftsfelder von Aristocrat und Playtech zeigt schnell, dass die Übernahme einen globalen neuen Glücksspielgiganten formen würde, der fast überall hervorragend positioniert wäre. Obwohl die Australier ebenfalls schon längere Zeit recht erfolgreich in den Online Casinos präsent sind, ist das Kerngeschäft noch immer physisch. In Nord- und Südamerika sowie in Asien gibt es kaum eine Spielbank, die nicht die Automatenspiele von Aristocrat seinen Kunden anbietet. Allerdings fehlte den Australiern bislang ein wichtiges Geschäftsfeld sowie eine entscheidende Region, um wirklich global überall gleichermaßen gut aufgestellt zu sein. Genau hier kommt nun die Übernahme von Playtech für Aristocrat ins Spiel. Der Entwickler von der Isle of Man stellt nämlich nicht nur erfolgreich digitale Slots her, sondern betreibt selbst auch Playtech Casinos und besitzt eigene Buchmacher. Zusätzlich verfügt Playtech über sämtliche Software zum Betrieb eigener Glücksspielplattformen. Durch eine Übernahme würde Aristocrat somit entlang der gesamten Wertschöpfungskette im Internet erstmals mitverdienen. Im stationären Geschäft wiederum bringt der Zukauf den Australiern ebenfalls einen entscheidenden Vorteil, nämlich den Marktzugang nach Europa. Die italienische Playtech-Tochter Snaitech ist der Schlüssel, denn diese gehört auch stationär zu den Marktführern in Italien und betreibt mit Happybet einen Buchmacher in Deutschland und Österreich. Somit ergeben sich sowohl im Internet wie auch stationär für Aristocrat zahlreiche neue Geschäftsfelder und Absatzregionen. Für Playtech selbst wiederum bringt die Übernahme einen einfacheren Marktzugang nach Nordamerika und schafft dank der Lizenzen von Aristocrat in Asien eine weitaus bessere rechtliche Situation.

Trevor Croker, der Chief Executive Officer von Aristocrat, legte noch einmal die wichtigsten Gründe für die geplante Übernahme von Playtech dar. Er erklärte hierzu: „Die vorgeschlagene Kombination würde die erstklassigen Spielinhalte, Kunden- und Regulierungsbeziehungen von Aristocrat mit der branchenführenden globalen Online-RMG-Plattform (B2B) von Playtech und der europäischen B2C-Präsenz zusammenbringen. Die kombinierte Gruppe würde ein breites Portfolio von End-to-End-Lösungen für Gaming-Kunden auf der ganzen Welt sowie nahtlose Spielererlebnisse anbieten, die durch einen gemeinsamen Fokus auf verantwortungsvolles Gameplay und Innovation untermauert werden. Darüber hinaus wird das Unternehmen ideal positioniert sein, um nachhaltigen Shareholder Value zu erschließen, indem es Chancen im schnell wachsenden globalen Online-RMG-Segment wahrnimmt, das sich weiter öffnet, insbesondere in Nordamerika. Das empfohlene Angebot ist ein vollständiger und fairer Wert und spiegelt das strategische Potenzial des Zusammenschlusses in einem globalen Glücksspielsektor wider, der aufgrund der Technologie und des tiefgreifenden verbraucherorientierten Wandels weiterhin online abwandert. Die Ergänzung des talentierten Teams von Playtech mit den etablierten Stärken und der Dynamik von Aristocrat wird einen echten Branchenführer im globalen Online-RMG-Bereich schaffen, insbesondere im Hinblick auf unsere B2B-Fähigkeiten. Die geplante Übernahme setzt den Ansatz von Aristocrat fort, in mittel- bis langfristiges Wachstum zu investieren, und wir freuen uns sehr über die Möglichkeiten, die sich daraus für unsere Aktionäre, Mitarbeiter, Kunden und Spieler ergeben.”

Hier finden Sie das komplette Übernahmeangebot!

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