WKStA ermittelt gegen CASAG-Chefin

Im Ibiza-Ausschuss herrschte um Bettina Glatz-Kremsner noch Verwirrung, doch nun ist klar, dass die WKStA gegen die CASAG-Chefin ermittelt. (Bildquelle: casinos.at)

Die nun bereits seit Monaten andauernden Befragungen im Ibiza-Untersuchungsausschuss über mögliche schmutzige Deals zwischen FPÖ, ÖVP und Novomatic haben bislang wenig an neuen Erkenntnissen geliefert. Schuld daran sind vor allem Politiker und Manager, die entweder Aussagen verweigern oder das bekannte Spiel „Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts!“ spielen. Nun allerdings könnte der gern genutzte Verweis auf die eigene Unkenntnis gravierend negative Auswirkungen auf Bettina Glatz-Kremsner haben, die ehemalige stellvertretende Vorsitzende der ÖVP. Wie jetzt bekannt wurde, ermittelt nämlich die WKStA nun gegen die CASAG-Chefin wegen Falschaussage über ihr Verhältnis zu ÖBAG-Chef Thomas Schmidt sowie die damaligen Vorgänge bei der Vorstandswahl innerhalb der Casinos Austria AG.

WKStA ermittelt gegen die CASAG Chefin seit dem 30. September

Am 10. September stand Bettina Glatz-Kremsner im Ibiza-Untersuchungsausschuss Rede und Antwort. Hierbei blieben weniger ihre Aussagen im Gedächtnis, sondern die Verwirrung um eine mögliche Ermittlung durch die Justiz gegen sie, die fast die Befragung hätte platzenlassen. Zuerst hieß es, dass ein Schreiben des Justizministeriums über Ermittlungen vorliegen würde, dann wurde plötzlich zurückgerudert. Ob damals womöglich bereits durchgesickert war, dass die WKStA gegen die CASAG-Chefin gern ermitteln will, da sie begründeten Verdacht hegt, dass diese bei ihrer Vernehmung am 29. Juni falsche Aussagen gegenüber der Behörde gemacht hat? Dies lässt sich nicht zweifelsfrei beantworten, doch ist die zeitliche Nähe schon recht interessant. Laut den österreichischen Medien ermittelt nämlich die WKStA definitiv ab dem 30. September gegen die CASAG-Chefin in gleich mehreren Punkten. Dabei geht es um das von ihr geschilderte Verhältnis zum ÖBAG-Chef Thomas Schmid, gegen den die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ebenfalls ermittelt. Ebenso drehen sich die Untersuchungen der WKStA um ihre Aussagen zu der politischen Unterstützung für ihre Ernennung zur Generaldirektorin der CASAG sowie um die Vorgänge der Hauptversammlung am 20. Juni 2018.

Bettina Glatz-Kremsner gilt als eine der am besten vernetzten Manager in Österreich. Bevor sie 2018 zur neuen Generaldirektorin der CASAG bestellt wurde, war sie seit 1990 in verschiedenen leitenden Funktionen für den Glücksspielkonzern tätig. Zugleich bekleidet oder bekleidete sie wichtige Aufsichtsratsposten bei der Flughafen Wien AG, der EVN AG oder der Telekom Austria AG. Ebenfalls ist sie Generalrätin der Österreichischen Nationalbank und war bis Mai 2019 stellvertretenden Bundesvorsitzende der ÖVP.

Glatz-Kremsner und Thomas Schmidt kennen sich länger unter intensiver als dargestellt

In gleich zwei Punkten ermittelt die WKStA gegen die CASAG-Chefin wegen möglicher Falschaussagen in Bezug auf den ebenfalls Beschuldigten Thomas Schmid, den Chef der staatlichen ÖBAG. Bei ihm sieht die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft eine mögliche Verschränkung zwischen seiner Bestellung zum Alleinvorstand der ÖBAG sowie der Bestellung von FPÖ-Politiker Peter Sidlo zum Finanzvorstand der CASAG. Weiter geht die WKStA immer noch davon aus, dass Peter Sidlo den Job womöglich als Versprechen einer zukünftigen Gegenleistung seitens der FPÖ an Novmatic in Bezug auf Online Casino Lizenzen erhielt. Im Rahmen dieser Konstellation befragte die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft Bettina Glatz-Kremsner am 29. uni zu ihrem Verhältnis zu Thomas Schmidt, welches sie als nicht privat und rein formell beschrieb. Des Weiteren wurde Sie dazu befragt, ob es vonseiten der Politik Unterstützung für ihre Ernennung zu Generaldirektorin bei der Casinos Austria AG ab. Glatz-Kremsner vereinte hierzu, dass es ersichtliche Signale vonseiten ihrer damaligen Partei ÖVP oder aus dem Finanzministerium zu einer Unterstützung von ihr gegeben hätte.

Problematisch an dieser Darstellung ist, dass die Chatprotokolle von Thomas Schmid, die im Rahmen der Razzien gegen Beschuldigte sichergestellt wurden, etwas anderes nahelegen. Dies ist auch der Grund, warum die WKStA gegen die CASAG-Chefin in diesem Zusammenhang wegen möglicher Falschaussagen ermittelt. Zum einen legen diese Chatprotokolle und Nachrichten ein deutlich engeres Verhältnis der beiden Personen nahe, immerhin lud Schmid Glatz-Kremsner zum Essen in seine privaten Räumlichkeiten ein und diese lobte seine kredenzten Gaumenfreuden. Zudem anderen sicherte Thomas Schmidt der damals noch im Vorstand befindlichen Glatz-Kremsner Unterstützung bei der Erlangung des Postens der Generaldirektorin zu. Zudem ist auch von einem Treffen zwischen Kanzler Kurz und der heutigen CASAG-Chefin die Rede. Des Weiteren scheint die Managerin bei der WKStA falsche Auskunft darüber abgegeben zu haben, seit wann sie Thomas Schmid bereits kennt. Gegenüber den Ermittlern erklärte sie, ihn 2017 im Rahmen der damaligen Verhandlungen über die neue Regierung kennengelernt zu haben. Allerdings belegen die Chatnachrichten, dass das zuvor erwähnte private Essen in den Räumlichkeiten von Thomas Schmidt, bei dem auch Gernot Blümel anwesend war, bereits im März 2016 stattfand. Pikanterweise gibt es zudem Nachrichten aus dem Oktober 2017, in dem Thomas Schmid klar und deutlich gegenüber Glatz-Kremsner ausspricht, dass Werner Hoscher, damals wie Glatz-Kremsner ebenfalls einfacher Vorstand bei der CASAG, wegmuss. Später kam dies auch so und Hoscher ging, während Peter Sidlo kam und Glatz-Kremsner Generaldirektorin wurde.

Während die WKStA erst seit 30. September gegen die CASAG-Chefin ermittelt, gilt Thomas Schmid als Chef der ÖBAG schon deutlich länger als Beschuldigter. Hierbei untersucht die Behörde seine Rolle im Bundesfinanzministerium in der Zeit, als Peter Sidlo auf Vorschlag von Novomatic zum Finanzvorstand der CASAG berufen wurde. Abseits der Causa rund um den Novoline Spielautomatenhersteller, der CASAG, der FPÖ und ÖVP fiel Thomas Schmidt noch durch zwei weitere Sachverhalte negativ auf. Zum einen wurde gegen ihn wegen möglichen Kokainkonsums ermittelt, allerdings wurde das Verfahren wegen Verjährung eingestellt. Zum anderen legen Indizien nahe, dass Thomas Schmidt massiven Einfluss auf die Stellenausschreibung für den Alleinvorstand bei der damals noch zu gründenden ÖBAG nahm und diese seinem Lebenslauf anpasste. Später wurde er zum Alleinvorstand der ÖBAG ernannt.

Die ominöse Hauptversammlung bei der Casinos Austria AG vom 20. Juni 2018

Ein weiterer Aspekt um mögliche Falschaussagen wegen den die WKStA gegen die CASAG-Chefin ermittelt, dreht sich um die denkwürdige Hauptversammlung der Casinos Austria AG vom 20. Juni 2018. Damals plante die tschechische Sazka Gruppe, die zwar größter Anteilseigner war, jedoch nicht die volle Kontrolle hatte, den großen Coup. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion sollte keiner der 12 Aufsichtsratsposten mehr mit Vertretern des Staates Österreich besetzt werden, immerhin der damals und heute noch zweitgrößte Anteilseigner. Bei diesem Plan verließ sich die Sazka Gruppe auf die Schützenhilfe von Novomatic, die eigentlich hätte wegen der Stimmrechtsbindung mit den Tschechen und somit gegen Österreich stimmen müssen. Novomatic jedoch verweigerte die Gefolgschaft und schlug sich auf die Seite des Staates und handelte sich später hierfür eine Klage vor dem Schiedsgericht ein. Genau zu dieser Hauptversammlung und den damaligen Abläufen und Hintergründen hatte die WKStA am 29. Juni 2020 einige Fragen an Glatz-Kremsner. Diese jedoch behauptete, dass der damalige Vorstand und damit auch sie keine Ahnung davon gehabt hätten, um was es bei dem Konflikt zwischen Sazka, Novomatic und Österreich ging. Ebenso gab sie an, dass sie keinerlei Gespräche über diesen Sachverhalt mit Vertretern des Staates geführt gehabt hätte.

Die WKStA allerdings glaubt dies nicht und ermittelt auch in diesem Sachverhalt aufgrund der Chatprotokolle zwischen Glatz-Kremsner und Thomas Schmidt gegen die CASAG-Chefin. Gerade einmal einen Tag vor der ominösen Hauptversammlung chattete Bettina Glatz-Kremsner, damals noch Vorstand der CASAG mit Thomas Schmidt, der zu diesem Zeitpunkt Generalsekretär im Bundesfinanzministerium war. Genau das Ministerium, welches zum einen für das Glücksspiel zuständig ist und zum anderen die Oberhoheit über die ÖBIB hatte, die Beteiligungsgesellschaft, aus der später die ÖBAG wurde und Anteilseigner der CASAG war. Einen größeren Vertreter Österreichs lässt sich abseits von Thomas Schmid somit kaum finden. Die Chatprotokolle zeigen zudem, dass sich beide Personen intensiv über die Hauptversammlung der CASAG sowohl davor wie auch danach unterhielten. Glatz-Kremsner gab Schmidt sogar Tipps im Umgang mit der Sazka Gruppe. Interessanterweise wusste schon vor der Abstimmung, bei der Novomatic die Tschechen auflaufen ließ, dass diese mit ihren Plänen scheitern und überstimmt würden. Nachdem vereitelten Coup schrieb Schmid noch an Glatz-Kremsner, dass nun der Zeitpunkt zum Feiern gekommen sei und bedankte sich für ihre äußerst gelungene Koordination des Ganzen. Die CASAG-Chefin, gegen die nun die WKStA ermittelt und meinte, von all dem keine Ahnung gehabt zu haben, antworte an Schmid nur mit den Worten: „Viribus unitis“. Dies bedeutet nichts anderes als „Mit vereinten Kräften!“

Wenn Vertreter der CASAG in Zusammenhang mit Vertretern Österreichs von vereinten Kräften gegen die Sazka Gruppe sprechen, wird das gesamte Ausmaß der Verflechtungen in der Alpenrepublik zwischen Managern und Politik deutlich. Pikanterweise hat all dies jedoch nichts genutzt und heute besitzt die Sazka Gruppe die Kontrolle über die CASAG, während Novomatic ausgestiegen ist und den Schwarzen Peter zugesteckt bekam. All dieses mutmaßliche Postengeschachere wurde auf Kosten des Steuerzahlers sowie den Rücken der Mitarbeiter ausgetragen und obendrein ein gewaltiger Imageschaden für die Casinos Austria AG angerichtet. Während die Manager wie Bettina Glatz-Kremsner oder Thomas Schmidt weiter ungeschoren ihre üppigen Gehälter beziehen, stehen im gleichen Atemzug huderte Mitarbeiter bei der CASAG vor ihrer Entlassung.

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