Crown CasinoManipulierte Spielautomaten und Geldwäsche?

Im fernen Australien braut sich gerade eine handfester Skandal in der Glücksspielbranche zusammen, denn mehrere Whistleblower haben vor kurzem über das Crown Casino in Melbourne ausgepackt. Dabei geht es um nichts geringeres als manipulierte Spielautomaten und zahlreiche Verstöße gegen die australischen Gesetze zur Anti-Geldwäsche. Hinter dem Crown Casino steht die Crown Resort Limtited des Milliardärs James Packer, die zu den größten Betreibern von Spielbanken in der Welt gehört. Allein im Jahr 2015 konnte das Unternehmen mit seinen weltweiten Casinos einen Umsatz von 4,7 Milliarden Australischen Dollar erwirtschaften.

Whistleblower fürchten laut Wilkie um ihr Leben

Vor einigen Tagen brachte der Abgeordnete Andrew Wilkie, der in Australien für seinen Kampf gegen das Glücksspiel bekannt ist, ein brisantes Video in den Senat ein. Darin erhoben gleich drei, angeblich, ehemalige Mitarbeiter des Crown Casinos in Melbourne massive Vorwürfe gegen den größten Betreiber von Casinos des Landes. Darunter waren beispielsweise, dass Mitarbeiter und Führungskräfte Spielautomaten zu Ungunsten der Zocker manipulieren würden, um so die Gewinnchancen nach unten zu drücken. Ebenfalls sollen Knöpfe mit kleinen Stöckchen fixiert worden sein, um das in Australien verbotene automatische Spielen zu ermöglichen. Noch gravierender jedoch ist der Vorwurf durch die drei Whistleblower, dass das Crown Casino in Melbourne die Gesetze zur Geldwäsche gebrochen haben soll. So sollen bei Geldtransaktionen von über 10.000 Australischen Dollar, gern ab und an Personalausweise fremder Personen benutzt worden sein. Aufgrund der Angst der Whistleblower ins Fadenkreuz zu geraten, waren im Video, welches Andrew Wilkie dem Senat vorlegte, sowohl die Gesichter, als auch die Stimmen der drei möglichen, ehemaligen Mitarbeiter verfremdet worden.

Mittlerweile hat sich laut den Aussagen von Andrew Wilkie bereits ein vierter Whistleblower bei ihm gemeldet, der ebenfalls über die zwielichtigen Gebaren des Crown Casinos in Melbourne auspacken will.

Wie Andrew Wilkie, der bei dieser Kampagne vom Senator Nick Xenophon unterstützt wird, weiterhin ausführte, fürchten einige der Whistleblower sogar um ihr Leben. Aus diesem Grunde hat der Abgeordnete bisher ebenfalls ihre wahre Identität nicht offenbart. Zusätzlich forderte er das Parlament auf, eine Untersuchungskommission einzurichten, die den Informanten besondere Privilegien einräumen könnte. Dies würde den Schutz für die betreffenden Personen, die gegen das Crown Casino aussagen, deutlich stärken. Daraufhin warfen Andrew Wilkie zahlreiche Abgeordnete vor, das Parlament für seinen Feldzug gegen die Glücksspielindustrie zu missbrauchen. Schließlich wäre der Senat nicht der richtige Ansprechpartner in diesem Fall und die betreffenden Whistleblower sollten sich vielmehr an die Polizei und die Glücksspielbehörde “Liquor & Gaming NSW“ wenden. Das Gaze eskalierte dabei so weit, dass es bei der letzten parlamentarischen Fragestunde Wilkie verboten wurde, ein Video des vierten Informanten vorzulegen. Gerade so, als hätte keiner der großen Parteien in Australien ein Interesse daran, diesen Fall zu stark in die Öffentlichkeit zu rücken.

“Ich habe mehrere Gespräche mit ihnen geführt”, sagte Wilkie. “Sie sind so nervös, weil sie auspacken und ich werde bei niemandem die Identität offenbaren. Ich werde sie weder ermutigen noch dagegen argumentieren, ob sie sich an die Behörden wenden wollen. Es liegt an diesen Männern oder an anderen Leuten, die im Crown Casino gearbeitet haben, ob sie zu den Behörden gehen.”

Wilkie wirft den großen Parteien vor, mit den Casinos unter einer Decke zu stecken

Den vorläufigen Höhepunkt im australischen Senat, um die Vorwürfe zu den manipulierten Spielautomaten im Crown Casino, erreichte die Auseinandersetzung im Parlament vor wenigen Tagen. Denn die Forderung von Wilkie nach einem Untersuchungsausschuss wurde durch Premierminister Malcolm Turnbull kurzer Hand abgebügelt. Ebenfalls erlaubte Turnbulls Ministerpräsident Christopher Pyne ihm nicht, weiteres, belastendes Material gegen das Crown Casino vorzulegen. Dabei begründete er dieses massive Vorgehen damit, dass das Parlamentsprivileg nicht dazu gedacht wäre, „verleumderische“ und „ diffamierende“ Dokumente vorzulegen. Dies führte wiederum dazu, dass Wilkie sich dazu hinreisen lies, zu spekulieren, dass die großen Parteien wohl alles dafür tun, um die Glücksspielbranche zu schützen.

Wilkie sagte zu dem Abschmettern seiner beiden Vorschläge: “Es scheint, als würden die Parteien der Liberalen und der Labour Party nichts schneller vereinen würde, als die Glücksspielindustrie vor der öffentlichen Kontrolle abzuschirmen.“

Was im ersten Augenblick wie purer Populismus durch Wilkie erscheinen mag, wenn er den großen Parteien zu starke Nähe zur Glücksspielindustrie bescheinigt, sieht auf den zweiten Blick schon ganz anders aus. Denn tatsächlich sind die Verbindungen von Ex-Politikern und amtierenden Abgeordneten zur Crown Resorts Limited frappierend. So zeigt ein Artikel in der Zeitung „The Sydney Morning Herald“ recht deutlich auf, wie verstrickt die Politik und die Glücksspielindustrie in Australien tatsächlich sind. So war beispielsweise der amtierende Geschäftsführer von Crown Resorts Limited, Karl Bitar, früher der nationale Sekretär der Labour Party. Mark Arbib wiederum, ein ehemaliger Mitarbeiter der Glücksspielbehörde NSW und Gillard-Minister, gehört heute zum Führungspersonal der Consolidated Press Holdings, die James Packer gehört. Zusätzlich befindet sich diese Firma fast zur Hälfte im Besitz von Crown. Und die Liste lässt sich fast beliebig erweitern. So ist die frühere Howard-Ministerin Helen Coonan jetzt Non-Executive Director bei Crown. Peta Credlin wiederum, Stabschef des ehemaligen Premierministers Tony Abbott, sitzt heute im Vorstand des Casinos in Melbourne, welches Ausgangspunkt des ganzen Skandals. Allein diese Verbindungen zeigen, dass die Vorwürfe von Wilkie und die Angst der Whistleblower, dass die Glücksspielaufsicht und Politik sich für die Probleme nicht interessiert, nicht von der Hand zu weisen sind.

Zusätzlich kommt im ganzen Fall noch erschwerend hinzu, dass Crown allein in den letzten 10 Jahren mehr als 1 Million Dollar an die großen Parteien gezahlt hat. Dies ist jedoch keine Seltenheit, die nur in Australien stattfindet. Denn sowohl in Deutschland, als auch in Österreich, waren Gauselmann und der Glücksspielkonzern Novomatic ebenfalls in Fälle verwickelt, die mit versteckter Parteienfinanzierung zu tun haben sollten.

Im vergangenen Jahr wurden bereits Mitarbeiter der Crown Casinos in China verhaftet

Der jetzige Skandal um die manipulierten Spielautomaten im Crown Casino in Melbourne wirft weiteres Licht auf das zwielichtige Geschäftsgebaren der Crown Resorts Limited von Milliardär James Packer. Denn bereits im vergangenen Jahr stand das Unternehmen in China im Fokus, was schlussendlich in der Verhaftung zahlreicher Mitarbeiter der Firma gipfelte. So hatten Beschäftigte von Crown, zusammen mit einheimischen Chinesen, zahlreiche High-Roller Touren nach Australien in die Casinos des Unternehmens angeboten, geplant und durchgeführt. Dies ist nach chinesischem Recht verboten, da dies ein Bewerben und eine Unterstützung von unerlaubten Glücksspiel darstellt. Denn anders als in der Sonderverwaltungszone Macau, sind Casinos und das Bewerben dieser auf dem gesamten Festland strengstens verboten. Nachdem dieses Geschäftsgebaren aufflog, wurden insgesamt 19 Personen verhaftet, davon vier australische Staatsbürger, die alle zu mehrmonatigen Haftstrafen verurteilt wurden.

Der damalige Fall wurde von der gesamten Casino-Branche außerordentlich genau beobachtet, denn es ist davon auszugehen, dass ebenfalls andere Spielbanken chinesische High-Roller angelockt haben. Finanzkräftige Spieler aus China wurden dabei nicht nur angeworben, sondern teilweise direkt mit Privatjets zu den Casinos geflogen.

Dieser vorangegangene Fall in China und der neue Skandal um die manipulierten Spielautomaten im Crown Casino Melbourne, könnten massive Auswirkungen auf die Lizenzen des Unternehmens haben. Denn alle Konzessionen im heimischen Australien werden aller fünf Jahre überprüft, bevor entschieden wird, ob diese verlängert werden. Dabei ist wichtig bei der Vergabe, dass der Lizenznehmer als geeignet Person oder Firma eingestuft wird, die Glücksspiele anbieten darf. Nach den beiden Vorfällen in nur 12 Monaten bei Crown Resorts Limited dürfte dies wohl äußerst fraglich erscheinen. Für das Unternehmen kommt der neuerliche Skandal zur Unzeit, denn gerade für das Crown Casino in Melbourne steht die nächste Überprüfung ausgerechnet im nächsten Jahr an. Und so liegen nun bei der zuständigen Glücksspielaufsicht NSW gleich zwei brisante Fälle auf dem Tisch, bei dem an der Seriosität von Crown erhebliche Zweifel bestehen. Zudem ist das Geschäftsgebaren des Unternehmens Wasser auf die Mühlen der Gegner des Glücksspiels. Und leider reicht nur ein Schwarzes Schaf in der Branche aus, um so viel Schaden anzurichten, dass alle anderen seriösen Casinos in Mitleidenschaft gezogen werden.

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