WestspielVor Monaten legte die neun Landeregierung aus CDU und FDP in NRW ihre Pläne vor, die sich noch im staatlichen Besitz befindliche Westspiel und deren 6 Casino zu verkaufen und zu privatisieren. Nachdem dieses Vorhaben durch den Landtag gebracht wurde, zeigt recht schnell der ebenfalls in Nordrhein-Westfalen ansässige Glücksspielkonzern Gauselmann Interesse an einer möglichen Übernahme. Nun jedoch sind der Presse vorab bereits die Bilanzzahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr 2017 von Westspiel zugespielt worden, die sich nur als verheerend bezeichnen lassen. Diese könnten den Hersteller der Merkur Spielautomaten durchaus zum Umdenken veranlassen.

Die Verluste bei Westspiel weiten sich um mehr als 150 Prozent aus

Bei der Vorstellung der Bilanzzahlen im vergangen Jahr für 2016 herrscht bei der staatlichen Firma Westspiel so etwas wie eine gedämpft optimistische Grundhaltung vor. Immerhin gelang es dem Unternehmen, welches sich über die NRW Bank im Besitz des Bundeslandes befindet, endlich einmal die ausufernden Verluste zu begrenzen. Immerhin ging es von vormals 8,5 Millionen Euro in 2015 auf nur noch 2,9 Millionen Euro in 2016 herunter. Mit Spannung wurde deshalb auch nun die neusten Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2017 erwartet. Dies könnten nämlich zeigen, ob es der Führungsetage bei Westspiel um Geschäftsführer Steffen Stumpf gelungen war, eine Trendwende einzuleiten oder ob es sich nicht vielmehr eher um Eintagsfliege handelte. Leider scheint wohl eher Letzteres der Fall zu sein, wie beispielsweise verschiedene Zeitungen berichten. Obwohl die Bilanz für 2017 noch nicht offiziell veröffentlicht wurde, liegen diese anscheinende der Presse bereits vor und sind erschreckend. Der Verlust bei Westspiel hat sich um mehr als 150 Prozent ausgeweitet.

Im vergangen Jahr soll Westspiel mit seinen 6 Casinos, davon vier in NRW und 2 in Bremen, rund 7,6 Millionen Euro an Verlust erwirtschaftet haben. Damit würde fast wieder der alte Stand von 2015 erreicht werden und die kurze Erholung in 2016 als Makulatur erscheinen lassen. Vor dem Hintergrund dieser erschreckenden Entwicklung, dauerte es natürlich nicht lange, bis sich die ersten Stimmen aus der Politik zu Wort meldeten. Vor allem Ralf Witzel, der finanzpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion in NRW machte keinen Hehl daraus, dass dieser Entwicklung endlich Einhalt geboten werden müsse. So erklärte er: „Die Talfahrt beschleunigt sich. Wir erwarten, dass die Westspiel-Privatisierung zügig vorangetrieben wird.“ Ob dies jedoch so schnell gelingen wird, ist von zahlreichen Faktoren abhängig. Zudem werden sich jetzt potentielle Interessenten wie Gauselmann genau überlegen, ob bei diesen miesen Zahlen und Strukturen bei Westspiel ein Übernahme überhaupt noch wirtschaftlichen Sinn ergibt. Und so soll, laut Presse, aus dem Umfeld des Merkur Spielautomatenherstellers der Betreiber der 6 Casinos bereits als „Sanierungsfall“ bezeichnet worden sein.

Als Ursachen für die neuerliche Ausweitung der Verluste bei Westspiel werden diverse Ursachen benannt. Zum einen wären da die Abschreibungen auf das geplante Projekt eines neuen Casinos in Köln, welches aber bis heute nicht einmal die Startphase erreicht hat. Weder wurde bisher der Standort festgemacht, noch ein entsprechendes Gelände gekauft. Des weiteren belasten hohe Versorgungsansprüche ausgeschiedener Mitarbeiter, was eben nur dann passiert, wenn eine staatliche Firma sich keiner privatwirtschaftlichen Konkurrenz stellen muss und zur Not das Geld aus Steuermitteln über den Landeshaushalt fließt.

Wie wird es nach den desaströsen Zahlen mit der Privatisierung von Westspiel weitergehen?

Mit dem Bekanntwerden der desaströsen Bilanzzahlen von Westspiel für 2017 dürfte zwar das Interesse von Gauselmann nicht komplett verschwunden sein, doch bleibt dies sicherlich nicht ohne Konsequenzen. Die erste die daraus folgt ist, dass sich die Landesregierung von NRW wohl von einem angestrebten guten Preis bei einer europaweiten Ausschreibung verabschieden kann. Zudem müsste sie klare Zugeständnisse an den neuen Eigentümer machen, wobei hier Merkur Gauselmann und Novomatic am stärksten gehandelt werden. Dies könnte beispielsweise eine Senkung der Spielbankenabgabe sein, die momentan bei 40 Prozent liegt und bei 50 Prozent wenn ein Casino mehr als 15 Millionen Euro an Bruttospielerträgen erwirtschaftet. Eine weiter Möglichkeit wäre dem neuen Eigentümer dahingehend entgegenzukommen, dass nicht alle 6 Casinos erhalten werden müssen und ebenfalls bei den rund 1.000 Mitarbeitern Entlassungen vorgenommen werden dürfen. Die erste Variante würde zwar die Einnahmen im Landessäckel deutlich reduzieren, allerdings würden gleichzeitig Gelder eingespart, da die defizitäre Westspiel dann nicht mehr ständig finanziell unterstützt werden müsste. Sozialpolitisch wäre dies wohl im Sinne der Mitarbeiter noch die erträglichste Variante.

Sollte jedoch die schwarz-gelbe Regierung bei einer Senkung der Spielbankenabgabe keinerlei Entgegenkommen zeigen, wäre ein wirtschaftlicher Betrieb der 6 Casinos nur mit massivem Stellenabbau möglich. Denn kein Unternehmen wie Gauselmann oder Novomatic wird Westspiel übernehmen, wenn jährlich Verluste zu erwarten sind. Das wäre wirtschaftlich vollkommener Unsinn. Möglicherweise werden aber auch all diese Möglichkeiten durch Gewerkschaften wie Verdi, die bereits eine Demonstration mit 100 Mitarbeitern vor der Zentrale der CDU wegen den Privatisierungsplänen organisierten, komplett verhindert. Zusammen mit der SPD, die bereits im Landtag versucht die Pläne mit einer Abstimmung zu Fall zu bringen, aber scheiterte, könnte diese mit Kampagnen mögliche Übernahmekandidaten abschrecken oder Zugeständnisse der Landeregierung erschweren. Sollte dies tatsächlich geschehen, könnt schlussendlich sogar eine Liquidierung von Westspiel ins Haus stehen und damit würde alle rund 1.000 Mitarbeiter ihren Job verlieren. Genau so lief es damals in Sachsen-Anhalt. Das Bundesland hatte ebenfalls mit defizitären, staatlichen Casinos zu kämpfen und schloss kurzerhand sämtliche Casinos. Am Ende wurde Jahre später neue Lizenzen vergeben, die sich Gauselmann sicherte betreibt nun bald 3 eigenen Standorte. Dies sind zudem wirtschaftlich gut aufgestellt und as unternehmen zahlt jedes Jahr eine immer höher ausfallende Spielbankenabgabe. Allerdings sollten es die Verantwortlichen aller Parteien und der Gewerkschaften in NRW gar nicht erst soweit kommen lassen. Denn es dauert viele Jahre um auch nur halbwegs wieder auf die Zahlen an Mitarbeitern und bei der Spielbankenabgabe zu kommen, wie sie einmal unter staatlicher Schirmherrschaft waren.

 

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.