Die vier Casino der Westdeutschen Spielbanken GmbH & Co. KG, die sich alle in NRW befinden, sollen bekanntlich privatisiert werden, wobei hier Gauselmann als größter Interessent für die geplante Privatisierung gilt. Aus diesem Grund warten nicht nur die Öffentlichkeit auf die Geschäftszahlen aus 2019, sondern ebenso die Politik, hier vor allem die Oppositionsparteien, die den geplanten Verkauf der vier Casinos kritisch sehen. Noch immer ist die Bilanz des letzten Jahres nicht auf der Seite von Westspiel zu finden und so ist es der SPD-Fraktion in NRW zu verdanken, dass die Zahlen im Haushalts-und Finanzausschuss endlich ans Licht kamen. Hierbei zeigte sich, dass es Westspiel erstmals seit 2014 gelang, im letzten Jahr einen Gewinn einzufahren.
Der erste Gewinn von Westspiel seit 2014 auf dem Rücken der Spielhallen
Wie aus dem neusten Geschäftsbericht von Westspiel herauszulesen ist, war 2019 ein ausgesprochen gutes Jahr für die vier Casinos in NRW, was nach eigenen Aussagen vor allem der verbesserten Angebot an Glücksspielen zu verdanken war. Dies hatte schon der DSbV, der Deutsche Spielbankverband, für den enormen Anstieg von rund 25,6 Prozent bei den bundesweiten Bruttospielerträgen im letzten Jahr als Hauptgrund benannt. Allerdings dürfte die politisch verordnete Ausdünnung bei den Spielhallen wohl eher der Wahrheit näher kommen. Mit einem Plus in Höhe von rund 27 Prozent bei den Bruttospielerträgen lagen die vier Casinos von Westspiel in NRW leicht über dem bundesweiten Trend im vergangenen Jahr. Hier ging es von zuvor rund 92,3 Millionen Euro auf nun 117,2 Millionen Euro ordentlich nach oben. Werden hiervon sämtliche Umsatzsteuern sowie die Spielbankenabgabe abgezogen und die Erlöse aus der Gastronomie hinzugerechnet, ergab sich ebenfalls beim Nettoumsatz ein kräftiges Plus von immer noch 21 Prozent. Während hier noch in 2018 rund 59 Millionen Euro in den Büchern standen, gab es in 2019 schon 71,5 Millionen Euro zu feiern. Diese starke Entwicklung bei den Bruttospielerträgen in Duisburg, Aachen, Dortmund-Hohensyburg und Bad Oeynhausen sorgte erstmals seit 2014 dafür, dass Westspiel endlich wieder einmal einen Gewinn präsentieren durfte. Gegenüber einem Verlust in 2018 in Höhe von rund 3,8 Millionen Euro gab es nun hingegen fast 3,2 Millionen Euro in dicken Schwarzen Zahlen.
Beeinflusst wurde der erste Gewinn von Westspiel seit 2014 durch zwei Sonderposten. Zum einen wurden Kunstwerke von Westspiel an die NRW Bank verkauft, um diese vor der Privatisierung zu sichern. Hieraus ergaben sich Einnahmen von rund 5,8 Millionen Euro. Zum anderen mussten mit 9,6 Millionen Euro die Rückstellungen für die Pensionen erhöht werden, was den Gewinn von Westspiel negativ beeinflusste und zu Mutmaßungen führte, ob vor dem Verkauf der Gewinn künstlich gedrückt werden sollte.
Das Automatenspiel war der große Wachstumstreiber im letzten Jahr
Wie extrem positiv sich der Kahlschlag bei den Spielhallen auf das Geschäft der Casinos im letzten Jahr ausgewirkt hat, wird auch in den Zahlen der Westdeutschen Spielbanken GmbH & Co. KG mehr als deutlich. Denn es war vor allem der enorme Zuwachs an Bruttospielerträgen beim Automatenspiel, welches Westspiel und seinen vier Casinos erstmals seit 2014 wieder einen Gewinn ermöglichte. Hier stieg der Wert um unglaubliche 38,7 Prozent gegenüber 2018 an. Gegenüber den 60,6 Millionen Euro bedeutete dies einen Anstieg auf nun starke 84,1 Millionen Euro. Damit entfielen fast 72 Prozent aller Bruttospielerträge auf die Spielautomaten, nachdem politisch der terrestrischen Konkurrenz zuvor die Flügel gestutzt wurden. Diesen so wichtigen Sachverhalt bei der Beweihräucherung der eigenen Leistung einfach unter den Spieltisch fallen zu lassen, gleicht einem Schlag ins Gesicht Tausender Angestellter von Spielhallen, die ihre Arbeitsplätze verloren hatten. Demgegenüber wurden gerade einmal 9 Stellen mehr bei Westspiel und seinen vier Casinos in NRW geschaffen. Hunderte Arbeitslose, nur damit Westspiel endlich einmal einen kleinen Gewinn vorweisen darf, könnten böse Zungen hierzu behaupten.
Die Bruttospielerträge der Tischspiele:
- Das Klassische Spiel insgesamt erhöhte sich von 31,7 Millionen Euro um 4,6 Prozent auf nun 33,1 Millionen Euro
- Das Amerikanische Roulette kletterte von 18,1 Millionen Euro um 2,3 Prozent auf 18,5 Millionen Euro
- Das Französische Roulette stieg um 131,3 Prozent von zuvor 0,1 Millionen Euro auf jetzt 0,3 Millionen Euro
- Blackjack verbesserte sich von 6,9 Millionen Euro auf nun 7,8 Millionen Euro um 12,6 Prozent
- Poker erhöhte sich von 5,6 Millionen Euro um 4,5 Prozent auf 5,8 Millionen Euro
- Andere Glücksspielgenre fielen um 27 Prozent von zuvor 1 Million Euro auf nun nur noch 0,7 Millionen Euro
Vor allem die kleinen Spielbanken profitierten überproportional
Neben dem langersehnten Gewinn konnte Westspiel erfreulicherweise für alle vier Casinos in NRW positive Entwicklungen im letzten Jahr vermelden. Auch dies war hauptursächlich dem Kahlschlag bei der Konkurrenz zu verdanken, welche das Automatenspiel in Aachen, Bad-Oeyenhausen, Duisburg und Dortmund-Hohensyburg beflügelte. Das mit Abstand größte Casino von Westspiel in Duisburg trug mit einer Steigerung der Bruttospielerträge in Höhe von 23 Prozent von zuvor 44,4 Millionen Euro auf nun 54,6 Millionen Euro maßgeblich zum Gewinn bei. Hier sorgten 7,5 Prozent mehr an Besuchern für ein Plus an den Spielautomaten von insgesamt 33,8 Prozent. Im zweitgrößten Casino eine ähnlich Entwicklung. Die Bruttospielerträge in Dortmund-Hohensyburg kletterten um starke 30 Prozent von ehemals 24,77 Millionen Euro auf stolze 34,9 Millionen Euro. Auch hier war vor allem der Zuwachs beim Automatenspiel in Höhe von 41,7 Prozent neben dem Anstieg der Besucherzahlen in Höhe von 8,6 Prozent der Wachstumsmotor.
Prozentual gesehen hingegen konnten die beiden kleineren Spielbanken in Bad Oeyenhausen und Aachen sogar noch deutlich stärker wachsen. Für Erstere betrug der Anstieg bei den Bruttospielerträgen, die sich von 11,5 Millionen Euro auf 15,1 Millionen Euro verbesserten, gehörige 31 Prozent. Hierbei kamen in 2019 insgesamt 20,5 Prozent mehr Gäste, die zu einem Anstieg beim Automatenspiel von 43,1 Prozent führten. Trotz der geringsten Bruttospielerträge, die von 9,7 Millionen Euro um 30 Prozent auf nun 12,6 Millionen Euro kletterten, belegte das Casino in Aachen den Spitzenplatz bei der Entwicklung der Spielautomaten. Hier ging es gleich um 49,8 Prozent rauf, was auch der Zunahme der Gästezahlen in Höhe von 15 Prozent zu verdanken war.
Insgesamt betrachtet konnten die vier Casinos von Westspiel in NRW rund 10,3 Prozent mehr Gäste im letzten Jahr begrüßen als noch in 2018, was einer der Faktoren für den erstmaligen Gewinn seit 2014 darstellte. Strömten in 2018 noch rund 788.000 Besucher an die Tische von Roulette, Blackjack sowie die Spielautomaten, waren es in 2019 bereits rund 896.000.
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