Was führt zum Scheitern der 888 Holdings?

Ein Aktienrückgang von über 70 Prozent, FTSE 250 Auslistung, ein ausgeschiedener CEO mit zwei Jahrzehnten Betriebszugehörigkeit und eine britische Rekordstrafe: Welche Probleme gibt es bei 888 Holdings? (Bildquelle: viarami auf Pixabay)

Kursverfall, Rekordstrafe, CEO weg: Das Unternehmen 888 Holdings erlebt einen unglücklichen Auftakt ins Jahr 2023. Dies ist teilweise bedingt durch die Übernahme der Aktivitäten von William Hill außerhalb der USA sowie auch dessen Schulden. Die Milliardenübernahme setzt dem Glücksspielriesen zu, zusätzlich begünstigt durch die am Kreditmarkt vorherrschenden ungünstigen Bedingungen für Anleihen. Mittlerweile ist der Abschwung des Unternehmens voll im Gang und selbst der über lange Zeit starke Mann an Führungsspitze, Itai Pazner, musste im Zuge einer VIP-Kunden-Affäre im Nahen Osten nach über 22 Jahren von seinem Amt als Vorstandschef zurücktreten. Der Tiefpunkt der Talsohle scheint offensichtlich erreicht zu sein, denn das Unternehmen hat mit rund 22 Millionen Euro die höchste Geldstrafe in der Geschichte des britischen Glücksspiels erhalten.

Heftiger Aktienrückgang, CEO tritt zurück und Rekordgeldstrafe

Alles nimmt seinen Anfang, als der britische Glücksspielkonzern die Vermögenswerte von William Hill, damals noch im Besitz von Caesars Entertainment mit Schulden kaufte. Jetzt soll die 888 Holdings für Verstöße gegen Richtlinien für Online Casinos im Vereinigten Königreich eine Rekordstrafe für seine neue Tochtergesellschaft zahlen, zu der unter anderem Mr Green Casino und William Hill gehören. Schlampige Anti-Geldwäschepraktiken und Verstöße beim Umgang mit verantwortungsvollen Spielen und den entsprechenden Spielerschutzbestimmungen hat ein sehr teures Nachspiel. Der Wett- und Casino Anbieter William Hill muss sich nach dem Prüfverfahren und erdrückender Beweislast verantworten und wird dafür in einzigartigem Ausmaß bestraft.

Damit bekommt die 888 Holding in weniger als einem Jahr in Großbritannien durch eigene Verletzungen der britischen Glücksspielgesetze mit 888casino sowie für Vergehen der neuen Tochter aus deren Vergangenheit von den Wettbewerbshütern der UKGC übergreifend Bußgelder von rund 40 Millionen Euro aufgebrummt. Rückläufige Umsatzzahlen belasten in dieser Situation zusätzlich die Liquidität des Branchenpioniers. Dafür sind unter anderem Nahostprobleme verantwortlich, die letztlich zur Einstellung des 888 Casino VIP-Geschäfts führten und zum Ausscheiden des CEOs Itai Pazner.

888 Holdings eben noch Spitze, jetzt ist Feuer im Dach

Die 888 Aktien sind im freien Fall und haben in nur einem Jahr rund 73 Prozent an Wert verloren. Allein im ersten Quartal 2023 haben die Wertpapiere um beinahe 50 Prozent nachgegeben. Ein so drastischer Verfall eröffnet Raum für Spekulationen. Kommt die 888 Holdings unter den Hammer? Schließlich erhöht der Vertrauensverlust der Aktionäre die Gefahr, dass zunehmend mehr Entscheidungen des Vorstands angezweifelt werden und mit Itai Pazner fehlt ein gestandener Vorstand, dem die Leute allein aufgrund der Erfahrungen im Unternehmen Glauben schenken. Fairerweise ist zu sagen, dass 888 Holdings bereits jetzt ein Jahr 2023 erlebt, dass es zu vergessen gilt.

Der Anbieter von Online Casinos und Sportwetten schlägt sich seit mehr als 12 Monaten mit einer Reihe von Herausforderungen herum, was dazu führte, dass die Aktie kürzlich ihren Platz im FTSE 250 Index der Londoner Börse (LSE) verloren hat. Der Kurs der 888 Aktie ist auf nur noch 52,46 Pfund (Schlusskurs 30.3.23) gefallen. Der Name FTSE 250 setzt sich aus 250 britischen Unternehmen mit mittlerer Marktkapitalisierung zusammen. Demnach gehört der Glücksspielanbieter 888 nicht mehr dazu, nachdem die Wertpapiere innerhalb von einem Jahr um etwa 73 Prozent gefallen sind, in den vergangenen drei Monaten sogar um 49 Prozent.

Die Marktkapitalisierung von etwas mehr über einer Viertelmilliarde Pfund lässt eine solche desaströse Kursentwicklung nicht besser dastehen. Das bringt die Aktionäre zum Zittern. Wieso? Die Zinswende lässt auf sich warten und in der Folge ist auf absehbare Zeit keine Finanzierung mit annehmbaren Konditionen in Sichtweite und die Milliardenübernahme von William Hill hat für zahlreiche Verbindlichkeiten gesorgt. Dabei hat der Konzern mit Caesars Entertainment sogar einen günstigeren Kaufpreis verhandelt, nachdem eine Untersuchung wegen Verstößen gegen gesetzliche Vorgaben im Vereinigten bekannte wurde.

888 Aktie bricht ein

Entgegen den Zusagen von 888 und der getroffenen Gegenmaßnahmen zeigen sich die Analysten weiterhin besorgt angesichts der Verschuldungssituation des Unternehmens. Der Schuldenstand lag im letzten Quartal 2022 bei 1,8 Mrd. £. Ein Blick auf die Kursentwicklung des börsennotierten Konzerns in der Zeit von September 2021 bis März 2022 wird deutlich, mit welcher Besorgnis die Anleger den Analysten bei der Sache zustimmen. Lesen Sie in diesem Artikel mehr darüber.

Milliardenschulden belastet den Glücksspielkonzern

Mit der Aufnahme in den FTSE 250 im Juni 2020 erweckte die 888 Holdings den Eindruck, dass es ein Glücksspielbetreiber ist, der sich mitten im Aufbruch befindet und kaum Anzeichen einer Verlangsamung aufweist. Der Aktienwert erreichte im September 2021 mit 458 Pfund einen historischen Höhepunkt und notierte 89 Prozent über dem Kurs vom 30. März 2023. Im Anschluss daran kam es also zu einem schwerwiegenden Kurssturz, dessen Auslöser offensichtlich darin bestand, dass der Konzern eine große Übernahme vorgenommen hatte.

Der zündende Funke sprang im September 2021 über! Im September 2021. sicherte sich der Glücksspielkonzern die Rechte an den nicht in den USA beheimateten Unternehmensteilen des britischen Sportwetten- und Casino-Anbieters William Hill für 2,9 Milliarden Pfund. In einem Bieterkampf um die im Besitz von Caesars Entertainment befindlichen Vermögenswerte, zu denen neben den Online Casinos wie Mr Green auch über 1.400 niedergelassene Wettbüros in ganz Großbritannien gehören, setzte sich das Unternehmen gegen das Private-Equity-Unternehmen Apollo Global sowie ein Konsortium um Tipico (GVC) durch.

Die Schulden belaufen sich auf satte 1,76 Milliarden Euro. Für einen globalen Glücksspielanbieter on internationaler Tragweite klingt das zunächst nach einer soliden Investition, tatsächlich aber hat die Gruppe diese Vermögenswerte mit nicht vorhandenem Kapital erworben. Wie der Konzern im letzten Finanzbericht öffentliche machte, belaufen sich die Verbindlichkeiten im Zuge des William Hill Geschäfts auf 1,76 Milliarden Pfund. Das führt zu einem Anstieg der Zinssätze und das vor dem Hintergrund, dass die Nettoverschuldung deutlich über den Prognosen des Unternehmens liegt.

888 Holdings entlässt Mitarbeiter in Israel

Eine Reaktion auf die missliche wirtschaftliche Lage war eine Verschlankung bei den Beschäftigten. Ende Januar 2023, also im selben Zeitraum, wie die VIP-Casino-Geschäft dem Konzern um die Ohren flog und Itai Pazner seinen Rücktritt bekannt gegeben hat, kam die Meldung am Standort Israel von den rund 600 Mitarbeitern eine nicht unerhebliche Anzahl zu entlassen. Alles über diese Personalentwicklung lesen Sie in diesem Beitrag.

Als Reaktion auf die damit verbundenen Unsicherheiten der Anleger hat das Unternehmen angekündigt, die Verschuldung bis Ende 2025 mit einem äußerst strikten Konzept auf das 3,5-fache der Gewinne zu senken. In diesem Zusammenhang entschieden die Verantwortlichen, in den USA keine neuen Märkte zu erschließen, in denen nur legal Sportwetten online erlaubt sind und sich stattdessen auf US-Staaten zu konzentrieren, wo Online Casinos und Wetten lizenziert werden.

Krise spitzt sich zu: 888 fährt Affiliate Programm runter

Der erste Zwischenfall ereignete sich im Zusammenhang mit dem VIP-Geschäft im Nahen Osten. Dabei kam heraus, dass der Online-Glücksspiel-Anbieter möglicherweise nicht die optimalen Standards in Bezug auf die Bekämpfung von Geldwäsche und die Systeme zur Überprüfung der Identität von Kunden eingehalten hat. Inzwischen hat 888 seine VIP-Aktivitäten in der Region auf Eis gelegt. Die Krise im Nahen Osten kostete das Unternehmen nicht nur Geld, sondern auch seinen Chef. Es war Itai Pazner (ehem. CEO), der kurz nach Bekanntwerden der Nachricht von seinem Posten als Geschäftsführer der 888 Holdings zurücktrat, was vermuten lässt, dass die Verantwortung auf ihn übergegangen ist.

Zuvor hatte Pazner mehr als zwei Jahrzehnte für das Unternehmen gearbeitet und war in den letzten vier Jahren als CEO tätig. Die nächste Hiobsbotschaft folgte am 28. März 2023, am selben Tag, an dem William Hill zu einer Rekordstrafe der Gambling Commission (UKGC) verurteilt wurde. Im Zuge dessen kündigte der Glücksspielkonzern 888 Holdings an, dass alle auf dem britischen Markt operierenden Affiliate-Partner für Online Casinos und Wettangebote am 3. April 2023 pausieren müssen.

In einem Anschreiben an die Partner heißt es unter anderem: „Da wir die Integration von 888 und William Hill fortsetzen, ist die Gruppe bestrebt, die Aktivitäten in Großbritannien zu optimieren. In dieser Zeit werden wir Ihre Sport- und Casino-Kampagnen in Großbritannien ab dem 3. April pausieren (nur 888Poker bleibt davon unberührt). Ihre UK-Geschäfte von 888Sport und 888Casino werden auf 0 gesetzt. Das UK-Team wird sich mit Ihnen in Verbindung setzen, um die zukünftigen Geschäfte für Q3 zu besprechen.“

888 stoppt Affiliate Marketing in Großbritannien

(Bildquelle: google.com)

Die Partnerprogramme (Affiliate) sind ein wichtiger Eckpfeiler der Online Casinos und Wettanbieter, um ihre Marken an den Konsumenten zu bringen. Ein Aussetzen dieses Vertriebskanals suggeriert, dass es nicht und läuft im Unternehmen 888 Holdings.

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