Bet365 nach MaltaAm vergangenen Sonntag veröffentlichte die „Times of Malta“ einen Artikel, der den Eindruck erwecken konnte, dass mit bet365 eines der größten Glücksspielunternehmen im Bereich Online Casinos und Sportwetten Gibraltar verlassen könnte. Als neues Ziel für den Unternehmenssitz brachte das Blatt die Insel Malta ins Gespräch und unterfütterte diese Spekulation mit allerlei Details, die das Nachrichtenmagazin aus diversen Quellen erfahren haben will. Nur einen Tag später reagierte der Minister Albert Isola, der im britischen Überseegebiet für das Glücksspiel zuständig ist und gab bekannt, dass bet365 weiterhin seinen Hauptsitz auf Gibraltar haben wird. Die verschiedenen, zum Teil recht widersprüchlichen Aussagen sorgten deshalb nun für jede Menge Verwirrung über einen möglichen Umzug des großen Betreibers von Online Casinos und Sportwetten. Doch was ist tatsächlich dran an dieser Geschichte?

Die Behauptungen der „Times of Malta“ über den möglichen Umzug von bet365

Gerade einmal rund drei Jahre ist es her, dass bet365 seinen Hauptsitz von Großbritannien nach Gibraltar verlegte, um möglichst viel an Steuern zu sparen. Und wenn es nach dem am vergangenen Sonntag erschienen Artikel der „Times of Malta“ ginge, könnte im nächsten Jahr dieses Kapitel schon wieder geschlossen werden und ein Umzug nach Malta stattfinden. Für diese mögliche Verlegung führte das Blatt einige Details an, die von anonymen Quellen im Umfeld des Betreibers von Online Casinos und aus Geschäftsunterlagen auf Malta selbst stammen sollen. So ist die Rede davon, dass rund 1.000 Mitarbeiter aus Gibraltar nach Malta verlegt werden sollen, was rund 30 Prozent der weltweiten Belegschaft entsprechen würde. Hierfür soll bet365 schon Kaufversprechen für Büros und anderweitige Immobilien abgeschlossen haben, die dann in Kraft treten würden, wenn Großbritannien im nächsten Jahr aus der EU austreten würde. Weiterhin untermauerte die „Times of Malta“ den möglichen Umzug des Glücksspielunternehmens nach Malta mit dem Fakt, dass bet365 kurz nach dem Votum für den Brexit auf der Insel einen neue Tochterfirma gegründet hatte. Und genau diese fungiert als Immobilienverwaltungsgesellschaft, was zu den Plänen über den Erwerb neue Büros in Malta passen würde. Zusätzlich gründete bet365 über seine Tochter Hillside, die hauptsächlich für sämtliche Geschäfte mit Online Casinos und Sportwetten zuständig ist, im vergangenen Monat eine weitere Gesellschaft in Malta.

Hillside Ltd ist die wichtigste Tochterfirma von bet365 und ist hauptverantwortlich für die Geschäftsfelder mit Spielautomaten, Live Casino und Sportwetten im Internet. Ebenfalls besitzt sie die wichtigen Online Casino Lizenzen von Schleswig-Holstein, Gibraltar und Malta.

Bet365 reagiert und bestätigt einige Behauptungen der „Times of Malta“

Wenn die Nachricht durch den Blätterwald geistert, dass eines der größten Glücksspielunternehmen im Bereich der Online Casinos und Sportwetten möglicherweise seinen Hauptsitz verlegen will, bleiben sofortige Reaktion natürlich nicht aus. So sah sich der Minister für Glücksspiel von Gibraltar, Albert Isola, dazu genötigt, ein sofortiges Statment zu verfassen. So sagte er nur rund 24 Stunden nach dem Bericht der „Times of Malta“ folgendes: “Bet365 hat uns direkt bestätigt, dass sie sich weiterhin ganz Gibraltar und seiner gesamten Belegschaft verpflichtet fühlen. Sie verlassen Gibraltar nicht weil irgend jemand sich das so vorstellt.“ Und tatsächlich tendieren die Chancen, dass bet365 seinen Standort in Gibraltar komplett aufgibt, nahezu gegen Null. Denn wenn der Brexit nächstes Jahr tatsächlich vollzogen werden sollte, benötigt das Unternehmen diesen Standort immer noch für seine Geschäfte in Großbritannien, dem Hauptmarkt. Doch dies spricht nicht gegen ein Verlegung von Personal im größeren Umfang nach Malta, was im Umfang von tatsächlich 1.000 Mitarbeitern Gibraltar deutlich herabstufen würde.

Bet365 selbst äußerte sich nun ebenfalls zu den berichten und bestätigte zum Teil einige aufgestellte Behauptungen des Nachrichtenmagazins aus Malta. Gegenüber der Zeitung erklärte das Unternehmen: “Aufgrund der regulatorischen Entwicklungen in verschiedenen Rechtsräumen und dem sich verändernden globalen regulatorischen Umfeld für Online-Wetten und -Spiele haben wir uns entschieden, unsere bestehende Präsenz in Malta zu erweitern. Die Insel bietet ein ausgereiftes und robustes regulatorisches Umfeld für die Branche.” Zugleich bestätigte der Online Casino Betreiber weiterhin, dass „zusätzlich Flächen und Personal in Malta gesucht werden und die infrastrukturellen Fähigkeiten auf der Insel ausgebaut werden sollen“. Allerdings bezeichnete bet365 die veröffentlichte Zahl von 1.000 Mitarbeitern, die von Gibraltar auf die Insel verlegt werden sollen, als „ungenau“, was auch immer dies am ende tatsächlich bedeuten wird.

Zu weiteren Details, beispielsweise ob tatsächlich ein Kaufversprechen von Immobilien in Tigne in der Stadt Sliema auf der Insel existiert, wollte das Unternehmen keine Auskünfte erteilen. Laut der „Times of Malta“ soll der Deal rund 70 Millionen Euro schwer sein. Laut dem Nachrichtenmagazin sollen zudem bereits Mitarbeitern Angebote für Arbeitsplatzverlagerungen nach Malta angeboten worden sein. Auch hierzu bezog der Online Casino Betreiber keine Stellung. 

Bereits jetzt zeigt der nahende Brexit Wirkung auf den Glücksspielsektor in Gibraltar

Für Malta, nach all den letzten Skandalen um die Verbindungen zur italienischen Mafia, muss der bestätigte Ausbau der Aktivitäten von bet365 auf der Insel, wie ein Geschenk des Himmels wirken. Und an all dem Schuld, aus der Sicht Gibraltars betrachtet, trägt der nahende Brexit. Denn eines ist für Unternehmen noch schlimmer als negative Entscheidungen, nämlich politische Unsicherheiten. Niemand weiß bisher ob es ein harter Brexit wird oder ein weicher? Bleibt die Dienstleistungsfreiheit erhalten oder nicht? Laut einem Urteil des europäischen Gerichtshof vom 13. Juni vergangenen Jahres, wird Gibraltar, trotz des Status als Überseegebiet, für die EU als verbundener Teil von Großbritannien eingestuft. Dies bedeutet, dass mit dem Ausscheiden des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union sämtliche, negativen Faktoren voll auf das kleine Gebiet südlich von Spanien durchschlagen. Grenzkontrollen den Angestellten die Arbeit erschweren, doch noch viel schlimmer ist, dass die Online Casino Lizenz von Gibraltar in der EU wertlos wird. Der große Gewinner heißt deshalb, wie jetzt am Fall bet365 aufgezeigt wird, Malta. Denn bis auf Zypern, deren Online Casino Lizenz aufgrund der negativen Vergangenheit ebenfalls so gut wie wertlos ist, hat die EU nur ein Land, welches grenzüberschreitende Konzessionen hierfür anbietet. Zusätzlich kann die Insel ihre angeschlagene Reputation mit dem Buchmacher wieder ein wenig aufpolieren. Und der Ausbau des Geschäfts von bet365 auf der Insel, zusammen mit dem immer noch nicht geklärten Status Großbritanniens nach dem Brexit, dürfte Signalwirkung entfalten. Denn auch Firmen wie die 888 Holdings haben in diesem Überseegebiet hier ihren Hauptsitz und zahlreiche andere Konzerne, wie beispielsweise Bet-at-home oder William Hill, haben hier große Tochtergesellschaften. Für Gibraltar wäre eine massive Reduzierung der Aktivitäten ein ungeheurer Verlust, denn wie in Malta, trägt dieser Wirtschaftszweig mehr als 10 Prozent zur Gesamtleistung bei.

 

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