Unibet zahlt Gewinn nicht ausMomentan sorgt ein Fall einer nicht ausgezahlten Wette für Schlagzeilen. Dieser wirft dabei nicht nur Fragen über den Buchmacher Unibet und seine Zahlungsmoral auf, sondern zeigt ebenfalls mehr als deutlich, dass eine vernünftige Regulierung im Glücksspielsektor in Deutschland schon lange überfällig ist. Denn Dank der AGB`s, die klar zum Nachteil der Kunden sind, platzte nun der Traum eines Mannes vom großen Gewinn wie eine Seifenblase.

Unibet zieht sich auf den schwammigen Passus „Fehler bei Quoten“ zurück

Trotz des blamablen Ausscheidens der Deutschen Nationalmannschaft als Gruppenletzter, hätte die Fußballweltmeisterschaft für Alexander K. ein voller Erfolg werden können. Denn mit einem Gewinn von fast 30.000 Euro, bei 60 Euro Einsatz, gelang ihm ein Kunststück, von dem fast jeder unter uns schon einmal geträumt hat. Gleich siebenmal lag Alexander K. in seiner Kombi-Wette damit richtig, vorherzusagen, welches Land nach der Gruppenphase nach Hause fahren muss. Die 60 Euro setzte er dabei auf Ägypten, Nigeria, Costa Rica, Peru, Iran, Tunesien und Südkorea, die allesamt bereits in der Vorrunde genau wie Deutschland die Segel streichen mussten.

Über die gesamten ersten 2 Wochen der WM lief es für Alexander K. hervorragend und es zeichnete sich gegen ende Vorrunde ab, dass er bald um fast 30.000 Euro reicher sein würde. Doch leider hatte der in der Bodenseeregion beheimatet Kunde die Rechnung ohne Unibet gemacht. Denn der Buchmacher und Online Casino Betreiber stornierte kurzerhand am 25. Juni, dem letzten Spieltag der Gruppen A und B die Kombi-Wette und überwies nur den zuvor getätigten Einsatz in Höhe von 60 Euro. Dies wollte natürlich Alexander K. nicht auf sich sitzen lassen und kontaktierte den Kundendienst von Unibet, um den in seinen Augen rechtmäßig erlangten Gewinn einzufordern. Ebenfalls drohte er rechtliche Schritte gegen das Unternehmen an, sollte dieses die Auszahlung verweigern.

Unibet jedoch interessierte dies herzlich wenig und zog sich auf das Argument zurück, das bei den Quoten ein Fehler passiert wäre und deshalb sämtlichen Wetten storniert wurden. Hierzu verwies der Online Casino Betreiber auf die eigenen AGB’s, die genau diesen Passus enthalten. Wie das Nachrichtenmagazin tz in dem Fall spekuliert, es hatte als erstes darüber berichtet, könnte es sich hier mutmaßlich um die Quoten von Ägypten und Iran handeln. Diese waren nämlich deutlich höher angesetzt, als die Quoten der anderen fünf Mannschaften und waren möglicherweise für das weiterkommen gedacht.

Neben der Kombi-Wette, die Alexander K. Hätte 27.904,64 Euro hätte einbringen können, schloss er ebenfalls noch vier weitere ab, wovon er zwei zusätzlich gewann. Dies wurden jedoch von Unibet aus dem selben angegebene Grund storniert, so dass Alexander K. insgesamt ein potentielle Gewinn von 30.342 Euro wohl durch die Lappen geht.

Der Fall Alexander K. gegen Unibet zeigt deutlich wie überfällig eine Regulierung in Deutschland ist

Trotz der Androhung von rechtlichen Schritten, um den ausstehenden Gewinn in Höhe von fast 30.000 Euro von Unibet zu erhalten, stehen die Chancen tatsächlich an das Geld zu gelangen für Alexander K. ziemlich schlecht. Denn zum einen bewegen sich Sportwetten, genau wie Online Casinos mit Lizenz eines EU-Staates, in Deutschland im rechtlichen Graubereich. Dadurch ist vonseiten deutscher Justiz wohl nur wenig Unterstützung zu erwarten. Zum anderen ist der Passus, bei fehlerhaften Quoten Wetten zu stornieren, nicht nur bei vielen Anbietern gängige Praxis, sondern zudem auch noch rechtlich legal. Nur wenn nachgewiesen werden könnte, dass es sich um eine Fehleinschätzung bei der Quote durch das Unternehmen selbst handeln würde, gäbe es hier gute Chancen dagegen vorzugehen. Dies würde jedoch einen kostspieligen, womöglich recht langwierigen Prozess mit offenem Ausgang für Alexander K. bedeuten, der ihn finanziell ruinieren könnte.

Genau hierin zeigt sich nun das ganze Dilemma in Sachen Glücksspiel in Deutschland. In der Bundesrepublik besteht kein wirklicher, rechtlicher Schutz für Kunden in Online Casinos oder im Bereich der Sportwetten. Denn erste sind nach deutschem Recht verboten und letztere werden nur aufgrund der gescheiterten Lizenzvergabe geduldet. Obwohl seit Jahren die Politik nicht müde wird, den Spielerschutz bei sämtlichen restriktiven Maßnahmen gegen das Glücksspiel heranzuziehen, ist in diesem Feld jedoch bis heute rein gar nichts passiert. Lieber wird versucht mit untauglichen Regularien aus der Vor-Internet-Ära das staatliche Glücksspielmonopol aufrechtzuerhalten.

Gäbe es jedoch bereits einen EU-konformen Glücksspielstaatsvertrag, den nun CDU/CSU und einige Bundesländer fordern, könnte dieser Praxis, sich auf Fehler bei den Quoten zurückzuziehen, endlich Einhalt geboten werden. Zum Wohle des Verbrauchers wäre es nämlich möglich sich am Handel zu orientieren. Fast jeder unter uns hat dies in einem Supermarkt schon einmal erlaubt, dass der ausgewiesen Preis eines Produktes am Regal nicht mit dem in der Kasse übereinstimmt. In diesem Fall gilt jedoch der ausgewiesene Preis, auch wenn dieser deutlich unter dem liegt, der beim Einscannen der Ware erscheint. Hier könnte beispielsweise der neue Glücksspielstaatsvertrag klar vorgeben, dass die Anbieter der Sportwetten und von Online Casino Spielen dafür sorge zu tragen haben, dass die Quoten richtig sind. Und sollten ihnen dabei Fehler passieren, müssten sie diese trotzdem auszahlen. Dies würde zum einen die Rechte der Verbraucher deutlich stärken, zum anderen dieser windigen Praxis endlich einen Riegel vorschieben und die Unternehmen würden dazu erzogen, mehr Sorgfalt walten zu lassen. Denn es ist ein Unding von einem Kunden zu erwarten, bei hunderttausenden angebotenen Quoten immer selbst zu bemerken, ob einen Quote eventuell falsch sein könnte. Zudem ist es ein leichtes für ein Unternehmen wie Unibet zu behaupten, dass diese tatsächlich falsch wären oder man einfach nicht den Gewinn auszahlen will. Nach der jetzt gängigen Praxis müsste Alexander K. beweisen, dass es kein Fehler war, sondern der Buchmacher sich einfach nur verspekuliert hatte, was fast ein Ding der Unmöglichkeit darstellt, schließlich sind hier die Grenzen fließend. Wenn der deutschen Politik das Wohl der von uns Kunden in den Online Casinos und bei den Buchmachern tatsächlich am Herzen liegt, dann sollte ein neuer Glücksspielstaatsvertrag sich dieses Thema ebenfalls zur Brust.

Mit einem neuen Glücksspielstaatsvertrag wäre es ein leichtes diese gängige Praxis zu unterbinden. Denn mit der Vergabe von Online Casino Lizenzen würden die betroffenen Unternehmen unter das deutsche Recht fallen. Hier könnten beispielsweise AGB’s, die so ausgestaltet sind, verboten werden und Betreiber haftbar gemacht werden. So lange dies jedoch nicht geschieht, wird Alexander K. wohl nicht der letzte sein, dessen Träume vom großen Gewinn wie eine Seifenblase zerplatzen.

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