Casino-Sterben in Großbritannien

Seit dem 1. April sind die Einsätze an Spielautomaten in Großbritannien auf 2 Pfund pro Runde begrenzt und dies führt nun zu einem gewaltigen Casino-Sterben. (Bild von Bidyut Das auf Pixabay)

Der Glücksspielsektor in Großbritannien steht vor enormen Veränderungen. Während die Online Casinos sich immer größerer Beliebtheit erfreuen und immer noch wie Pilze aus dem Boden sprießen, ziehen bei den klassischen Spielhallen dicke, schwarze Wolken auf. Durch die Herabsetzung der maximalen Einsätze an Spielautomaten im vergangenen Jahr wollen nun sowohl William Hill wie auch die GVC Holdings mit Ladbrokes zahlreiche Etablissements schließen. Großbritannien steht deshalb vor einem gewaltigen Casino-Sterben.

Während Deutschland untaugliche Abstandsregeln verwendet, geht Großbritannien an den Geldbeutel

In den vergangenen zwei Jahren haben sich sowohl Deutschland wie auch Großbritannien dazu entschlossen, das Glücksspiel an Spielautomaten massiv einzudämmen. Die Bundesrepublik nutzte zur Reduzierung des Bestands an kleinen Casinos im ganzen Land sogenannte Abstandsregelungen, die einige der Betreiber dazu zwingen, ihre Geschäfte zu schließen. Stehen diese zu nahe an Schulen oder zu anderen Konkurrenten, müssen diese theoretisch dichtmachen. So einfach wie der Plan jedoch erdacht wurde, so schwierig war und ist dieser allerdings umzusetzen. Fast sämtliche Betreiber zogen wegen diverser Losentscheidungen vor Gericht und bis heute hat tatsächlich nur ein Bruchteil der kleinen Casinos aufgeben müssen. Anders jedoch in Großbritannien. Hier ist die Politik andere Wege gegangen, die konträr zu Deutschland, bei der Reduzierung der kleinen Spielhallen, wohl wirklich das Ziel erreichen wird. Um die Anzahl der kleinen Casinos im Land zu begrenzen, entschied die Regierung im vergangenen Jahr die maximalen Einsätze an der FOBT’s, wie die Spielautomaten auf der Insel bezeichnet werden, nach unten zu begrenzen. Anstatt maximal 100 Pfund können Kunden seit April dieses Jahres nur noch maximal 2 Pfund pro Runde ausgeben.

Während Deutschland somit über Abstandsregeln versucht, das Glücksspiel in den kleinen Casinos an den Slots über diese recht untauglichen Maßnahmen einzudämmen, wählte Großbritannien den Ansatz über den Umsatz und die Einnahmen. Dies hat für die Regierung beim Erreichen einer Reduzierung mehrere Vorteile. Aufwendige und langjährige Gerichtsprozesse, welche Spielhalle den nun dichtmachen muss, wurden zum einen vermieden und zum anderen führt die nachlassende Wirtschaftlichkeit ganz allein zu betriebsbedingten Schließungen. Denn nicht jeder Standort wird sich nach der Reduzierung von 100 Pfund auf nur noch 2 Pfund für die großen Betreiber rechnen. Allerdings werden nun, nachdem die ersten großen Glücksspielfirmen Ankündigungen über zahlreiche Schließungen getroffen haben, bereits die ersten Stimmen laut, die meinen, dass mit der neuen Regulierung womöglich ein wenig über das Ziel hinaus gestoßen wurde. Denn so ein massives Casino-Sterben hat wohl niemand in der Höhe zuvor erwartet.

Schon vor der neuen Regulierung der FOBT’s, gingen die Umsätze in den kleinen, terrestrischen Casinos in Großbritannien zurück. Immer mehr Kunden stiegen in den letzten beiden Jahren vermehrt auf Online Casinos um. Zusätzlich ist die zunehmende Konsolidierung des britischen Glücksspielmarktes ein weiterer Faktor, der zum Casino-Sterben beiträgt.

Unzählige kleine Casinos stehen in Großbritannien vor dem Aus

Seit dem 1. April dürfen an den Automatenspielen in Großbritannien in den kleinen Casinos nur noch maximal 2 Pfund pro Runde von den Kunden eingesetzt werden. Dies führt zu einer deutlichen Reduzierung der Einnahmen bei den Betreibern. Aus diesem Grund haben deshalb gleich zwei der größten Besitzer von kleinen Casinos in Großbritannien angekündigt, zusammen fast mehr 1.500 Etablissements zu schließen. Zum einen ist dies William Hill. Der Buchmacher und Betreiber mehrerer Online Casinos will seinen Bestand um bis zu 700 Stück reduzieren. Vor allem die durch die veränderten maximalen Einsätze unwirtschaftlich gewordenen Glücksspieltempel sollen aufgegeben werden. Der zweite große Player ist die GVC Holdings, die mit Ladbrokes ebenfalls in diesem Bereich in Großbritannien dick im Geschäft ist. Hier stehen laut Unternehmensangaben rund 900 Läden zur Disposition. Wie beide Firmen bereits deutlich machten, sind die Pläne für das Casino-Sterben bereits recht fortgeschritten und die meisten nun unwirtschaftlich gewordenen Etablissements sind identifiziert. Über die nächsten ein bis zwei Jahre dürfte dann der Großteil der angekündigten Schließungen auch vollzogen werden.

Mit der geplanten Reduzierung des eigenen Bestands bei William Hill sowie bei Ladbrokes von der GVC Holdings, stehen ebenfalls eine ganze Reihe Arbeitsplätze auf dem Spiel. Sollte William Hill tatsächlich wie geplant rund 700 Casinos dichtmachen, würden hier bis zu 4.500 Angestellte sich nach einem neuen Job umsehen müssen. Bei der GVC Holdings wiederum stehen mit rund 5.000 Mitarbeitern noch deutlich mehr Personen vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes. Allerdings haben beide Glücksspielunternehmen angekündigt, die Ausdünnung beim Personal möglichst schonend über die Bühne zu bringen. William Hill will dabei vor allem auf Abfindungen bei freiwilligen Kündigungen setzen sowie einige Mitarbeiter in noch wirtschaftlichen Spielhallen unterbringen, die nicht geschlossen werden sollen. Die GVC Holdings wiederum kündigte an, mit weit über den gesetzlich notwendigen Unterstützungsmaßnahmen Anreize für freiwillige Kündigungen zu setzen. Dadurch sollen betriebsbedingte Kündigungen möglichst gering gehalten werden. Während William Hill bereits zum Ende des Jahres mit dem Abbau beginne will, sieht die GVC Holdings für Ladbrokes einen Zeitrahmen von zwei Jahren zum Stellenabbau vor.

Ebenfalls bereits einen Stellenabbau und die Schließung von kleinen Casinos hat Betfred bekannt gegeben. Hier stehen rund 500 Spielhallen vor dem Aus, was den Verlust von circa 2.500 Arbeitsplätzen bedeuten könnte. Zusammen mit den Plänen der GVC Holding und von William Hill bedeutet dies rund 2.100 kleine Casinos und 12.000 Jobs. Anders ausgedrückt könnten rund ein Viertel aller Wettshops mit Spielautomaten auf der Insel vor dem Aus stehen und rund 12 Prozent aller Angestellten in diesem Sektor ihre Arbeit verlieren.

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