Spielsüchtiger BeamterSpielsucht kann theoretisch jeden treffen und selbst Menschen in gehobenen Positionen sind davor nicht gefeilt. Obwohl die meisten unter uns Zockern kaum Probleme mit Besuchen in der Spielhalle oder dem Online Casino haben, gerät jedoch immer wieder ein kleiner Prozentsatz in den Strudel aus Kontrollverlust und sozialem Abstieg. Wie der jetzige Fall in Österreich zeigt, muss es nicht immer der Status einer öffentlichen Person ein, wie in den Fällen Boris Becker oder dem Lebensgefährten von Michael Dorfmeister, um mediale Aufmerksamkeit zu erregen. Denn nun wurde ein ehemaliger Wiener Magistratsbediensteter zu 21 Monaten Haft verurteilt, von denen er 7 Monate tatsächlich hinter Gittern muss. Die restliche Zeit wurde auf 3 Jahre als Bewährung festgesetzt. Das Straflandesgericht hielt den Mann, der bei der MA 35 tätig war, für schuldig, über mehr als 3 Jahre fast 247.000 Euro veruntreut zu haben. Besonders pikant daran ist, dass dieser in der besagten Zeit bei der Magistratsabteilung für Einwanderung und Staatsbürgerschaft beschäftigt war.

Der nun Verurteilte gab vor dem Straflandgericht an, dass sich hinter seiner Veruntreuung keinesfalls ein Masterplan verbarg, sondern reine Spielsucht. Er sagte aus: “Es war kein Plan von mir, den ich zu Hause ausgearbeitet habe. Es sei durch Zufall, beziehungsweise aus dem Bauch heraus passiert.“ Ebenfalls schilderte er seinen Kontrollverlust über seine Leidenschaft für das Glücksspiel: “Es war ein Teufelskreis, in dem ich gesteckt bin und aus dem ich nicht mehr rausgekommen bin.”

Stress mit der Ehefrau und im Job rissen ihn in den Abgrund

Seit 2009 war der Verurteilte bei der MA 35 für Einwanderung und Staatsbürgerschaft beschäftigt, bevor gegen Ende des Jahre 2013 die Probleme für ihn so richtig losgingen. Zunehmende Schwierigkeiten mit der eigenen Partnerin und der Stress im Job setzten ihm so zu, dass er sich zunehmend in die Spielhalle flüchtete. Dies half ihm, so schilderte der Verurteilte Spielsüchtige vor Gericht, sich von den eigenen Problemen abzulenken. Eine klassische Suchtgeschichte, die sich ebenfalls bei Alkohol und Drogen immer wieder auffinden lässt. Um die immer stärker werdende Spielsucht zu finanzieren, die ihn fast täglich an die Spielautomaten trieb, begann der Mann sukzessive Geld bei seiner Arbeit zu veruntreuen. Denn jede Person, die eine österreichische Staatsbürgerschaft beantragt und dann erhält, muss hierfür eine gewisse Gebühr entrichten. Und genau diesen Obolus steckte er sich in mehr als 172 Fällen in die eigene Tasche. So kamen über die drei letzten Jahre eine gewaltige Summe von 247.000 Euro zusammen, die am Ende komplett in den Spielautomaten landeten. Damit das Ganze nicht auffiel, denn schließlich musste jede Gebühr zu jeder Verleihung der Staatsbürgerschaft theoretisch weitergeleitet werden, ließ er kurzerhand die entsprechenden Akten einfach verschwinden. Dafür mietete er extra ein Abteil eines Ladens, dass kleine Lagerparzellen zur Verfügung stellt. Und so wanderten heimlich sämtliche Akten der neuen österreichischen Staatsbürger nicht bei den entsprechenden Stellen, sondern in einem privaten Kleinlager im Nirgendwo.

Vor dem Gericht gab der Verurteilte einige Details seiner damaligen Situation und der Spielsucht bekannt. So sagte er selbst: “Mit der Zeit wurde es immer schlimmer und schlimmer. Ich war in der Situation komplett mit meinem Leben überfordert.” Gerade private Probleme und das Versuchen, sich hiervon mit Spielautomaten ablenken zu wollen, führen in den Strudel der Abhängigkeit. Denn die Probleme verschwinden nicht einfach, sondern werden durch die Spielsucht sogar noch größer.

Erst Ende 2016 fiel alles auf

Sicherlich liegt die Schuld im diesem Fall um Spielsucht und veruntreuten Gebühren für die Staatsbürgerschaft bei dem ehemaligen Mitarbeiter von MA 35. Doch müssen sich die Behörden ebenfalls fragen, warum dies so lange unentdeckt blieb und der Mann fast 3 Jahre lang hierdurch seine Spielsucht finanzieren konnte. Immerhin waren mehr als 172 Akten über einen äußerst langen Zeitraum einfach wie vom Erdboden verschluckt. Hier sollte mindestens eine interne Untersuchung über die Abläufe und Sicherheitsstandards innerhalb der entsprechenden Behörde eingeleitet werden. Der Verurteilte ehemalige Amtsträger hatte die Zeit bis zum Gerichtsurteil immerhin dazu genutzt, sein Leben wieder in einigermaßen ruhigere Fahrwasser zu leiten. So unterzog er sich nach seiner Kündigung beim Magistrat einer zweimonatigen stationären Therapie, um endlich von der Spielsucht loszukommen. Diese wird bis zum finalen Abschluss zudem weiterhin ambulant fortgesetzt. Auch in Sachen Berufstätigkeit geht es nun wieder aufwärts, denn mittlerweile hat der Verurteilte eine Anstellung in einem Autohaus gefunden. Zusätzlich arbeitet er noch nebenberuflich als Lagerarbeiter um die veruntreuten Gelder aus den Staatsbürgerschaften zurückzahlen zu können. Sicherlich ist dies bei der Gesamtsumme kein leichtes unterfangen, doch zeigt es, dass er tatsächlich gewillt ist, das Vergangene wiedergutzumachen. Genau dieser Ansporn, Fehler aus der Welt zu schaffen, sorgten für das recht geringe Strafmaß. Denn mit den Anklagepunkten Veruntreuung unter Ausnutzung einer Amtsstellung sowie Urkundenunterdrückung hätte die Haftstrafe noch deutlich höher als 21 Monate liegen können. Zwar wurden nur 14 der insgesamt 21 Monate zu einer dreijährigen Bewährung umgewandelt, doch hat der Verurteilte durch seinen neue Lebenssituation gute Karte sie weiter abzumildern. Denn mit seinen neuen zwei Jobs könnten die 7 Monate tatsächlicher Haft noch in einen Hausarrest mit elektronischer Fußfessel umgewandelt werden.

Mehr über das Thema Spielsucht und wie viele Menschen in Deutschland davon betroffen sind, finden Sie in unserer zweiteiligen Artikelserie zum Drogen- und Suchtbericht 2017.

Quelle: OE24.at

 

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