Andreas P. Michi DorfmeisterMit Spannung und großem medialem Interesse wurde der Prozess gegen Andreas P., den Ex-Lebensgefährten des ehemaligen österreichischen Ski-Stars Michi Dorfmeister, vor dem Landesgericht in St. Pölten erwartet. Um seine Spielsucht zu finanzieren, ergaunerte der Vater der gemeinsamen Tochter der zweifachen Olympiasiegerin über Jahre Millionen von Euro bei Bekannten seiner damaligen Lebensgefährtin. Dafür gab es nun als erstinstanzliches Urteil 4,5 Jahre Haft, welches allerdings erst rechtskräftig wird, wenn sowohl Staatsanwaltschaft wie auch die Verteidigung das Strafmaß anerkennen.

Nicht Spielautomaten sondern das Roulette führte Andreas P. in die Spielsucht

Gemeinhin gelten Spielautomaten unter den Glücksspielen als das Produkt mit dem höchsten Gefährdungspotential an einer Spielsucht zu erkranken. Allerdings waren es nicht die Slots, die Andreas P. in den Teufelskreis der Spielsucht führten, sondern das gute, alte Roulette, wie der Verurteilte beim Prozess in seinem Geständnis darlegte. Über 10 Jahre hinweg zockte er dabei mit immer höheren Einsätzen, was bei Spielsüchtigen typisch ist, da sie immer versuchen den nächsten Kick zu steigern und über die Zeit ein gewisser Gewöhnungseffekt auftritt. Allerdings war ihm über diesen langen Zeitraum Fortuna längst von der Seite gewichen und so verlor er deutlich mehr als er gewann. Die Schulden türmten sich mehr und mehr auf und brachten ihn letztendlich dazu, mit windigen Versprechen die Bekannten von Michi Dorfmeister um Millionen von Euro zu erleichtern.

Der Anfang der Geschichte um Andreas P. Handelt von einem regelrechten Glückspilz, dem es tatsächlich gelang, innerhalb kurzer Zeit 2010 gleich zweimal einen Sechser im Lotto zu gewinnen. Allerdings nutzte der Ex von Michi Dorfmeister bereits in dieser Zeit die rund 5 Millionen Euro aus den beiden Gewinnen, um hauptsächlich die damals schon erstmals aufgelaufenen Spielschulden zu tilgen.

Über die Jahre nutze Andreas P. die Gier nach Rendite bei zahlreichen Prominenten aus, die immer auf der Suche sind, ihr Vermögen noch weiter zu vermehren. Ausgediente Maschinenanlage wollte der Verurteilte billig ankaufen und diese später im Ausland wiederum verkaufen, so zumindest beschrieb er den Geschädigten seine Geschäftsidee. Wer hier dabei kräftig investieren würde, bekäme dafür eine saftige Rendite am Ende ohne großes Risiko ausgezahlt. Was natürlich niemand wusste, auch der ehemalige österreichischen Fußballnationalspieler Paul Scharner nicht, der rund 1 Million an Andreas P. verlor, dass der Ex von Michi Dorfmeister hierüber seine Spielsucht finanzierte. In diesem Jahr jedoch brach das ganze Schneeballsystem zusammen und spätestens als Andreas P. Privatinsolvenz einreichte, wurde selbst dem letzten klar, dass das gesamte, ergaunerte Geld verschwunden war. Das gesamte ehemalige Vermögen von 5 Millionen Euro aus den Lottogewinnen, die ergaunerten rund 3,7 Millionen Euro von Bekannten und die aufgenommen Kredite landeten alle in den Taschen der Casinos. Wie es jedoch sein kann, das eine einzelne Person über Jahre fast 10 Millionen Euro verzocken kann, wirft ein ziemlichen Schatten auf den sonst von der Politik so gepriesenen Spielerschutz gegen Spielsucht bei den österreichischen Casinos.

Das Höchststrafmaß für Andreas P. hätte bis zu 10 Jahre Haft betragen können. Allerdings kamen ihm zu Gute, dass er ein vollumfängliches Geständnis ablegte und bereits versucht hatte einen Teil des ergaunerten Geldes zurückzuzahlen. Zusätzlich wurden die Forderungen der Geschädigten vor Gericht abgewiesen, da sich der Verurteilte in Privatinsolvenz befindet.

Aussagen von Andreas P. könnten einen großen Schatten auf den Umgang der CASAG mit der Spielsucht werfen

Besonders interessant im recht kurzen Prozess waren die Aussagen von Andreas P. Zum Umgang der Casinos mit der Spielsucht in Österreich, genauer einer Spielbank in der Stadt Linz. Und da in Österreich nur die CASAG offiziell Casino betreiben darf, kann es hiermit eigentlich nur um eine Spielbank dieses Unternehmens handeln. Hier im Casino Linz soll nach eigenem Bekunden der Ex von Michi Dorfmeister Stammkunde gewesen sein und wahrscheinlich den Löwenanteil durch seine Spielsucht beim Roulette verloren haben. Zwischen 7 bis 9 Mal pro Monat soll er hier gezockt und dabei an einem Abend sogar rund 220.000 Euro verloren haben. Sogar einen Kredit vom Casino soll er bekommen haben, den er innerhalb von 5 Tagen zurückzahlen durfte, nur um danach schon wieder am Roulettetisch platz zu nehmen.

Wie das Nachrichtenportal vom Prozess wegen der Spielsucht von Andreas P. berichtet, soll der zuständige Richter sich nicht gerade positiv zur Rolle der Casinos in dem Fall geäußert haben. So ist es für ihn “kaum nachvollziehbar, dass man zuschaut, wie jemand Millionen verspielt“.

Genau wie der Richter auf das fragwürdige Verhalten der Casinos und der Spielbank der CASAG in Linz einging, sah ebenfalls der Rechtsanwalt des Verurteilten eine gewisse Teilschuld bei ihnen. Denn wo bitte war hier der oft zitierte, so viel besser Schutz gegen Spielsucht bei den Spielbanken gegenüber den Online Casinos? Wie kann es sein, das ein einzelner Zocker Millionen Euro verspielen kann, ohne dass ein Alarmsystem anspringt, der Zocker gesperrt wird oder wenigstens versucht wird herauszufinden, ob derjenige spielsüchtig ist? All diese Fragen müssen sich die Verantwortlichen der CASAG ebenso gefallen lassen, die je bekanntlich gerade den angeblich besseren Spielschutz gegen die Online Casinos immer wieder ins Feld führen. Hierüber könnten sich ebenfalls einmal der Casino Direktor in Linz, Mag. Martin Hainberger oder der für den Spielschutz in dieser Spielbank verantwortliche Manager Rudolf Salfinger äußern. Natürlich steht erst einmal nur die Aussage von Andreas P. im Raum und es ist noch nicht klar, wie viel davon tatsächlich stimmt, doch letztendlich muss etwas schiefgelaufen sein. Denn ohne diesen Umstand hätte der Verurteilte nun einmal nicht Millionen Euro in den österreichischen Casinos der CASAG verzocken können. Bevor sich nun also die Casinos Austria bei der nächsten Diskussion über angeblich mangelnden Spielerschutz in den Online Casinos auslassen, sollten sie zuerst einmal Licht in diesen Vorfall bringen.

Besonders pikant ist, dass der Staat Österreich über seine Beteiligungsgesellschaft ebenfalls Eigentümer der CASAG ist. Und so stellt sich die Frage, warum auf der einen Seite die Politik so hart gegen die Online Casinos mit dem Argument Kampf gegen Spielsucht ins Felde zieht. Schließlich zeigt der Fall Andreas P. dass nicht einmal ein teilstaatliches Unternehmen wie die CASAG anscheinend in diesem Bereich alles im Griff hat.

 

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