Spielbanken Boom in Liechtenstein

Nach dem erfolgreichen Coup gegen ausländische Online Casinos jammern nun die Schweizer Casinos über die Konkurrenz im kleinen, benachbarten Liechtenstein. (Bild von Markus Baumeler auf Pixabay)

Nach mehr als 170 Jahren beendete das kleine Fürstentum in 2017 das restriktive Verbot in Sachen Glücksspiel und öffnete seinen Mark für Casinos. Mit Novomatic und der Casinos Austria AG lieferten sich gleich zwei große Player der Branche aus Österreich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, wer schlussendlich nach mehr als einem Jahrhundert das erste waschechten Casino im Fürstentum eröffnen würde. Am Ende hatte der Hersteller der bekannten Novoline Automatenspiele, der momentan mit schweren Vorwürfen und Razzien in der Heimat zu kämpfen hat, die Nase vorn. Schnell zeigten die ersten Zahlen bei den Bruttospielerträgen, dass Liechtenstein tatsächlich eine wahre Goldgrube zu sein scheint. Allerdings stellt sich im Gegenzug die Frage, ob der losgetretene Boom im Fürstentum auf Kosten der Schweizer Casinos geht?

Zuerst lobbyierten die Schweizer Casinos erfolgreich im heimischen Markt

Im Jammern sind die Schweizer Casinos wahre Weltmeister. Erst waren es die Online Casinos und jetzt die neuen Spielbanken in Liechtenstein, die angeblich die heiß geliebten Bruttospielerträge schrumpfen lassen. Dass mit dem Aufkommen der Online Casinos weltweit die klassischen Spielbanken unter Druck geraten sind, ist unbestritten, genau wie der Einzelhandel durch Amazon sowie anderen Online-Shops und dem veränderten Kundenverhalten ebenso Einbußen hinnehmen musste. Der technologische Fortschritt hat schon immer zu großen Veränderungen geführt und heute würde wohl niemand verstehen, warum Autos nur von Firmen angeboten werden dürfen, die zuvor mit Kutschen ihr Geld verdient haben. Das ständige Gejammere und der Druck durch die Schweizer Casinos auf die heimische Politik hat jedoch dafür gesorgt, dass zumindest in der Schweiz alle Online Casinos in Zukunft aus dem Markt verschwinden, außer die virtuellen Spielhallen der Schweizer Casinos. Ein riesiger Glücksspielmarkt frei Haus auf dem Silbertablett serviert. Als Hauptargumente für die Marktabschottung wurden wie immer der angeblich fehlende Spielerschutz sowie die Reduzierung der Bruttospielerträge angeführt, welche auch zu verminderten Einnahmen für den Staat führen würden. Wären dies tatsächlich die wahren Gründe gewesen, hätte ein Geldspielgesetz in der Schweiz, in dem alle Betreiber, ob nun heimisch oder aus dem Ausland, sich an die gleichen Regeln halten müssen, problemlos Abhilfe schaffen können.

Mit großer medialen Aufmerksamkeit versehen, wiederholten die Schweizer Casinos immer wieder das Mantra der sinkenden Bruttospielerträge, die auch tatsächlich bis 2017 immer weiter zurückgingen. Allerdings zeigte dann die Auswertung für 2018, die erst nach dem Referendum veröffentlicht wurde, dass im vergangenen Jahr die Bruttospielerträge wieder recht deutlich anstiegen. Von insgesamt rund 681 Millionen Franken in 2017 auf circa 704 Millionen Franken in 2018. Gut das dies positiven Zahlen erst nach der Abstimmung der Bürger bekannt gemacht wurden und dadurch die Schweizer Casinos weiterhin auf der Geige des Jammerns ihr altbekanntes Liedchen spielen durften. In den kommenden Jahren dürften sich durch die Aufteilung des gesamten Schweizer Glücksspielmarktes im Internet die Bruttospielerträge bald wieder in die Sphäre von weit über einer Milliarde Franken bewegen. Die Rückgänge der letzten Jahre wären somit wieder ausgeglichen, wenn nicht sogar überkompensiert. Den angekündigten Netzsperren sei dank.

Jetzt wird auch über die Casinos in Liechtenstein gejammert

Trotz der deutlich gestiegenen Bruttospielerträge in 2018 wird nun auch nach erfolgreichem Feldzug gegen Online Casinos in der Schweiz nun auch noch wegen den wenigen Casinos in Liechtenstein gejammert. Von Beginn an war klar, dass mit den neuen Spielbanken im Fürstentum natürlich die grenznahen Schweizer Casinos wohl einen Teil ihrer Bruttospielerträge an die neue Konkurrenz verlieren würden. Dazu gehören beispielsweise das Casino in St.Gallen mit einer A-Lizenz und das Casino in Bad Ragaz mit einer B-Konzession. Tatsächlich haben die beiden Spielbanken von Novomatic in Rugell und von der Casinos Austria AG in Schaanwald den beiden grenznahen Etablissements ein wenig das Wasser abgegraben. Gegenüber der Zeitschrift „Vaterland“ behauptete Hermann Bürgi, der Präsident der Eidgenössischen Spielbankenkommission, in diesem Zusammenhang, dass die Bruttospielerträge im Casino St. Gallen regelrecht eingebrochen wären.

Ein Blick auf die Zahlen von 2018 zeigt jedoch, dass die Erträge im Casino St. Gallen gerade einmal von rund 30,9 Millionen Franken in 2017 auf nun 28,7 Millionen Franken im vergangenen Jahr gesunken sind. Bei gerade einmal 2,2 Millionen Franken weniger von einem Einbruch zu sprechen, ist fast schon absurd, aber gehört halt zum Jammern dazu. Ebenfalls recht moderat fiel der Rückgang der Bruttospielerträge im Casino Bad Ragaz aus. Diese fielen um 2,7 Millionen Franken von vormals 19,9 Millionen Franken auf nur noch 17,2 Millionen Franken. Allerdings war zuvor das Casino Bad Ragaz als Anteilseigner beim Casino von Novomatic im Rugell in Liechtenstein eingestiegen und konnte hier im vergangenen Jahr durch seine Beteiligung 3,9 Millionen Franken verdienen. Am Ende stand hiermit sogar ein Plus 1,2 Millionen Franken zu Buche. Die Wahrheit über den Boom in Liechtenstein und den Schweizer Casinos müsste somit vielmehr etwas anders lauten. Es gab zwar punktuell bei Spielbanken in Grenznähe fallende Bruttospielerträge, allerdings fielen die zum einen recht moderat aus und zum anderen konnte sogar eines davon, nämlich Bad Ragaz, sogar von der Entwicklung profitieren.

Hermann Bürgi hatte natürlich ebenso nicht das zweite Lieblingsargument der Schweizer Casinos vergessen, den Spielerschutz. So wies er im „Vaterland“ darauf hin, dass Liechtenstein nicht die Sperren der Spieler in der Schweiz und in Österreich berücksichtigt. Gegenüber rund 12.000 gesperrten Personen im Fürstentum sind dies in der Schweiz circa 55.000 und in Österreich derer rund 60.000. Dieser Einwurf mag zwar berechtigt sein, allerdings handelt es sich bei Liechtenstein nun einmal um ein eigenständiges Land mit einem ganz eigenen Glücksspielgesetz. Sperren in der Schweiz haben zum Beispiel genauso in Österreich oder Deutschland überhaupt keine Relevanz. Vielmehr ist dies wieder ein typisches Strohmann-Argument.

Bislang profitiert Liechtenstein enorm vom Boom beim den Casinos

Möglicherweise entspringt das momentane Gejammer über die sehr gut laufenden Casinos in Liechtenstein einem gewissen Neid und dem Eingeständnis, den Sprung auf den Boom im Fürstentum völlig verpasst zu haben. Während die beiden großen österreichischen Player Novomatic und CASAG mit ihren Casinos die Erwartungen weit übertroffen haben und bereits jeweils eine weitere Spielbank planen, ist von den Schweizer Casinos nichts zu hören. Der Siegestaumel über den geglückten Coup bei den heimischen Online Casinos hatte hier wohl den Blick auf Liechtenstein vernebelt. Der Zug für eine nachträgliche Expansion ins Fürstentum dürfte wohl mit den bald 5 Casinos wohl abgefahren sein. Die Millionen an Bruttospielerträgen machen nun halt Novomatic, die CASAG und in Zukunft auch Psmtech aus Deutschland.

Dass dabei die Entscheidung ins Fürstentum zu investieren goldrichtig war, zeigen wieder einmal die nackten Zahlen. Im vergangenen Jahr konnten allein die beiden bislang im Betrieb befindlichen Casinos von Novomatic in Rugell und von der Casinos Austria AG in Schaanwald rund 53 Millionen Franken einnehmen. Dies sind rund 8 Millionen Franken mehr, als die beiden grenznahen Casinos in St.Gallen und Bad Ragaz zusammen vorweisen konnten. Ebenfalls profitiert von diesem Ansturm hat auch der Staat selbst. Fast 20 Millionen Franken an Steuern und Abgaben flossen in das Staatssäckel. Eine enorme Summe, wenn dies in Beziehung zu den insgesamt 874 Millionen Euro an Steueraufkommen des gesamten Landes in 2017, letzter Stand, gesetzt wird. Zusätzlich haben bereits jetzt die beiden Casinos in Liechtenstein für mehr als 100 neue Arbeitsplätze gesorgt, die wiederum die Sozialausgaben senken helfen und die Kaufkraft in den Regionen mit Casinos erhöhen. Die zukünftigen drei weiteren Spielbanken, die schon bald ihre Pforten öffnen werden, dürften diese Zahlen noch deutlich anwachsen und somit auch das Gejammere der Schweizer Casinos noch lauter anschwellen lassen.

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