Einst blickte die Welt voller Neid in Sachen Effizienz und Verwaltung auf Deutschland, heute jedoch bietet sich mehr und mehr ein Bild des Grauens. Egal ob Elbphilharmonie, Flughafen BER oder jetzt das bundesweite Sperrsystem für das Glücksspiel, nichts wird wie geplant und verkündet fertig. Wie das Regierungspräsidium Darmstadt mitteilte, bundesweit zuständig für Sportwetten und das Sperrsystem OASIS, wurde nämlich die Antragsstellung zum Anschluss an letzteres System auf Anfang August verschoben. Dadurch können werden die Spielhallen und Spielbanken außerhalb Hessens noch die Online Casinos und Buchmacher pünktlich wie eigentlich geplant den Spielerschutz einhalten. Ein Armutszeugnis nach all den vollmundigen Ankündigungen.
Anschluss ans Sperrsystem OASIS auf August verschoben
Eigentlich sollten bereits zum Start des neuen Glücksspielstaatsvertrags am 1. Juli sämtliche Veranstalter von Glücksspielen in Deutschland die Möglichkeit haben, ihren Antrag zum Anschluss an das neue bundesweite Sperrsystem abzugeben. Daraus wird nun leider nichts, denn der groß angekündigte Start des Sperrsystems OASIS wurde auf Anfang August verschoben. Anstatt auf die Gründe der Verzögerung einzugehen oder wenigstens sich zu entschuldigen, preist das Regierungspräsidium lieber sein tolles, „modernes Bearbeitungssystem“, welches nur eben dummerweise gar nicht fertig ist. Diese Verzögerung führt natürlich zu einem ganzen Rattenschwanz an Auswirkungen sowohl für die Glücksspielbetreiber wie auch für deren Kunden. Tatsächlich können nämlich nun sämtliche Glücksspielunternehmen ihrem gesetzlich verordneten Auftrag zum Spielerschutz überhaupt nicht nachkommen. Kunden, die beispielsweise bislang in Hessen womöglich im Sperrsystem erfasst waren, können weiterhin ohne Problem in einem anderen Bundesland ungestört in den Spielhallen, Wettshops und Spielbanken ihre Taler einsetzen. Dies gilt ebenso für die Online Casinos im Internet, die mindestens bis Anfang August aufgrund der Verschiebung des Sperrsystems OASIS im Blindflug agieren. Wäre dieser Lapsus einem privaten Unternehmen aus der Glücksspielbranche passiert, kann davon ausgegangen werden, dass der Staat ernsthafte Konsequenzen angedroht hätte. In diesem Fall jedoch preist das Regierungspräsidium Darmstadt halt die Vorzüge und stellt das Ganze sogar noch als eine Art digitaler Revolution dar. Dies mag für Deutschland zwar stimmen, würde jedoch wohl außerhalb des Landes, wo Internet kein Neuland ist, kaum jemanden hinter dem Ofen hervorlocken.
Diese Betreiber und Veranstalter müssen sich in Zukunft an OASIS anmelden:
- Online Casinos
- Live Casinos
- Spielbanken
- Spielhallen
- Gaststätten mit Geldspielgeräten
- Buchmacher offline und online
- Lotterien (mehr als zweimal pro Woche)
- Gewerbliche Spielvermittler
- Pferdewetten im Internet
So soll die Anmeldung ablaufen
Noch steht in den Sternen, ob womöglich auch der Termin am 2. August erneut verschoben wird und das neue bundesweite Sperrsystem gar noch später seine Arbeit aufnehmen kann. Im besten Fall jedoch heißt es für sämtliche Betreiber und Vermittler möglichst gleich Anfang August alle wichtigen Unterlagen bereitzuhalten, die dann bei der Beantragung auf Anschluss hochgeladen werden müssen. Darunter fallen beispielsweise aktuelle Erlaubnisse für Spielhallen, Spielbanken oder Wettshops. Online Casinos wiederum können diese noch nicht vorlegen, da die geplanten Lizenzen erst noch vergeben werden müssen. Des Weiteren muss ebenfalls eine aktuelle Geeignetheitsbestätigung vorgelegt werden. Ist dies erledigt und sämtliche weiteren verlangten Felder im Online-Beantragungsformular ausgefüllt, kann die berüchtigte deutsche Bürokratie endlich loslegen. Trotz digitaler Revolution ist natürlich eine digitale Signatur zum Vertragsabschluss nicht vorgesehen, aber immerhin werden die Vertragsunterlagen und Zertifikate ans angegebene E-Mail-Postfach gesendet und nicht mehr physisch über die Post. Diese kommt jedoch nicht zu kurz, denn schließlich darf sie die so wichtigen Passwörter und unterschriebenen Verträge ausliefern. Werden hier für deutsche Behörden Schnelligkeit und Fleiß vorausgesetzt, dürfte dann wohl dem Anschluss an das bereits verschobene Sperrsystem OASIS im September nichts mehr im Wege stehen. Natürlich nur, sofern das eigene Unternehmen zu den ersten Nutzern des Online-Formulars gehört, schließlich ist in Deutschland die Chance sehr hoch, dass der Server wegen des Ansturms zu Beginn den Geist aufgibt.
Im Zuge der Ankündigung über den verschobenen Start des Sperrsystems OASIS hat das Präsidium ebenfalls eine Preisliste für die Veranstalter und Betreiber von Glücksspielen veröffentlicht. Gestaffelt nach der Zahl der Abfragen werden die Unternehmen kräftig zur Kasse gebeten und erst ab rund 250.000 Abfragen an das System gibt es dann ein wenig Rabatt. Die komplette Preisliste hierzu als PDF zum Download!
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