Sazka GruppeNur wenige Monate herrschte „Friede, Freude, Eierkuchen“ zwischen den beiden großen Glücksspielunternehmen Sazka Gruppe und Novomatic. Nachdem sich beide Konzerne zuerst einen harten Übernahmekampf um die lukrative Beute, die Casinos Austria, geliefert hatten, schien nach geglücktem Einstieg beider Firmen das Kriegsbeil begraben zu sein. Diese Burgfrieden ist nun allerdings schlagartig vorbei und die tschechische Sazka Gruppe zerrt Novomatic (Novoline Casinos), den Miteigentümer der CASAG, nun vor ein internationales Schiedsgericht.

Die Sazka Gruppe wirft Novomatic Vertragsbruch vor

Nach mehrmaligen Verschieben kam Ende Juni endlich die so wichtige Hauptversammlung bei der CASAG zustande, doch lief diese völlig anders ab als erwartet. Überfallartig legte die tschechische Sazka Gruppe Pläne zu einer Abstimmung vor, die den Aufsichtsrat völlig neu ordnen sollte. An sich ein normaler Vorgang, wenn sich die Aktionärsstruktur verändert. Doch die Pläne der Tschechen sahen keine reine Anpassung der Posten im Aufsichtsrat der CASAG anhand der Anteile vor, sondern quasi ein Übernahme diese Gremiums unter eigene Kontrolle. Besonders heikel an dem Vorgehen war, dass die Sazka Gruppe nicht nur den Aufsichtsrat kontrollieren, sondern zusätzlich noch die staatliche ÖBIB, den zweitgrößten Anteilseigner, komplett ausschließen wollte. Dieser überfallartige Coup, der den Tschechen trotz gerade einmal rund 38 Prozent an den Casinos Austria, die fast vollumfängliche Kontrolle über den österreichischen Glücksspielkonzern ermöglicht hätte, hätte sogar gelingen können. Der Novoline Spielautomatenhersteller Novomatic, der etwas mehr als 17 Prozent an der CASAG hält, hätte nämlich eigentlich wegen einer Stimmrechtsbindung zu diesem Coup seinen Segen geben müssen. Doch der Konzern weigert sich auf der Hauptversammlung den Plänen der Tschechen zuzustimmen und bildete zusammen mit der ÖBIB eine österreichische Front gegen die Sazka Gruppe.

Durch die Weigerung vonseiten Novomatics, sich an die vertraglich geregelte Stimmrechtsbindung mit der Sazka Gruppe zu halten, haben die Österreicher den Tschechen sprichwörtlich den Fehdehandschuh vor die Füße geworfen. Deren Reaktion darauf fällt nun dementsprechend aus und die Sazka Gruppe ist gewillt den abtrünnigen Partner nun vor ein internationales Schiedsgericht zu zerren. Hier würde dann geklärt werden müssen, ob die Novomatic, wider besseren Wissens, die Pläne für den Aufsichtsrat hätte unterstützen müssen. Dabei weichen die Positionen beider Konzerne voneinander ab. Die Tschechen behaupten Novomatic hätte sich an die Stimmrechtsbindung halten müssen, der Hersteller der Novoline Spielautomaten wiederum meint, dass dies in dem Falle nicht greife. Denn wenn eine Entscheidung oder ein Plan klar gegen das Wohl der Firma, hier die CASAG, zielt, muss der österreichische Konzern diesen nicht folgen. Bis hierauf jedoch ein Antwort gefunden ist, werden wohl noch Monate oder gar Jahre vergehen, den auch die Entscheidungsfindung bei einem internationalen Schiedsgericht kann sehr lang dauern. Eines steht allerdings bereits jetzt schon fest, dass die Sazka Gruppe gerade dabei ist, sich sämtliche österreichischen Miteigentümer zum Feind zu machen.

Die tschechische Sazka Gruppe ist einer der größten Anbieter von Lotterien in Europa. Sie kontrolliert mehrere Firmen oder ist an den Glücksspielunternehmen in zahlreichen Ländern beteiligt. In Österreich an der CASAG, in Kroatien an SuperSport, in Griechenland an der OPAP und in Italien an der Lottoitalia. Im heimischen Tschechien wiederum tritt er Konzern unter eigenem Namen auf.

Es scheint keine gute Idee zu sein, sich gegen den Staat Österreich zu stellen

Schon zu Beginn, als die Übernahmeschlacht zwischen Novomatic und der Sazka Gruppe um die CASAG im vollem Gange war, zeigten sich viele österreichische Politiker nicht gerade erfreut über einen möglichen Einstieg der Tschechen. Immer wieder war zu hören, dass die Casinos Austria mit ihren 12 Spielbanken und dem Lotteriegeschäft in österreichische Hand bleiben sollen. Allerdings bekam die Sazka Gruppe, durch das Verbot des obersten Kartellgerichts, welches Novomatic eine Übernahme der CASAG untersagte, ihren Fuß in die Tür. Mit dem völlig unsensiblen Vorgehen, erst die staatliche ÖBIB aus dem Aufsichtsrat werfen zu wollen und auch noch den zweiten Miteigentümer vor ein internationales Schiedsgericht zu zerren, könnte eine enorme Eskalation in Gang gesetzt werden. Während Novomatic wenig Mittel hat um hart gegen die Tschechen vorgehen zu können, sieht dies bei der ÖBIB, aber vor allem beim dahinter stehenden Staat Österreich, ganz anders aus. Denn die Glücksspielbranche ist nicht irgend ein Wirtschaftsbereich, sondern hier gelten deutlich andere Regeln. Selbst wenn die Sazka Gruppe vor dem internationalen Schiedsgericht gewinnen sollte und Novomatic in einigen Monaten oder Jahren den Plänen zum Aufsichtsrat zustimmen müsste, könnten die Tschechen am Ende verlieren.

Was der Vorstand der Sazka Gruppe anscheinend bei ihrem aggressiven Vorgehen vergessen haben, ist der Umstand, dass der Staat Österreich die Konzessionen sowohl für die Casinos, wie auch für das Lottogeschäft vergibt. Zudem kommt  noch hinzu, dass die Glücksspielgesetze im Land ebenfalls von der Politik gemacht werden. Deshalb ist es sogar durchaus wahrscheinlich, wenn die Eskalationsspirale weitergedreht wird, dass die Sazka Gruppe am Ende alles gewagt, aber schlussendlich verloren hat. Der Staat könnte Ihnen beispielsweise das Leben schwer machen mit den Konzessionen. Hier hält nämlich die CASAG die Lizenzen für die 12 Casino und das Lottogeschäft und diese könnte Österreich einfach auslaufen lassen und diese danach an ein neues Unternehmen vergeben. Hier dürfte es nicht besonders schwierig werden, passende Firmen im Land davon zu überzeugen in das lukrative Geschäft einzusteigen. Allerdings wäre dieser Plan äußerst langfristig angelegt, da die Lizenz für das Lotto bis September 2027 und die Konzessionen für die 12 Casinos noch bis Dezember 2027, beziehungsweise 2030 gültig sind. Ein anderer Weg wäre über den Spielerschutz, da nur Unternehmen in Österreich legal im Bereich Glücksspiel agieren dürfen, die über eine hohe Reputation verfügen und diese ist die Sazka Gruppe gerade dabei zu verspielen. Ebenfalls als letzte und wahrscheinlich ultimative Waffe, wären Änderungen in der Glücksspielgesetzgebung möglich, die die Sazka Gruppe aus dem Land werfen könnten. Denn als hochsensibler Bereich der Wirtschaft, können Staaten auch in der EU hier deutlich restriktiver vorgehen, als in der freien Wirtschaft. Vor diesem Hintergrund erscheint langfristig der Eskalationskurs der Tschechen gegenüber dem Staat Österreich und Novomatic zusammen, keine besonders kluge Idee zu sein.

Der Hauptgrund für das aggressive Vorgehen der Sazka Gruppe liegt im geplanten Börsengang der Tschechen, mit dem neues Kapital für weite Einsteige und Übernahmen freigemacht werden soll. Dabei spielt die äußerst lukrative CASAG eine Schlüsselrolle. Könnte die Sazka Gruppe hier ein vollständige Kontrolle vorweisen, würde dies enormen, positiven Einfluss auf den Aktienwert und die Beurteilung des Konzerns als Ganzes haben. Deutlich wird dies daran, dass nach dem Scheitern des Coups über die Veränderung des Aufsichtsrates bei der CASAG die Börsenpläne der Sazka Gruppe auf Eis gelegt wurden.

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